Sonntag, 17. August 2014

Probleme mit dem kirchlichen Liebesgerede

Gott ist die Liebe, er liebt Dich, mich, uns alle und eigentlich tut er sonst nichts, außer unaufhörlich zu lieben. Das könnte als die Summa moderner katholischer Gotteslehre bezeichnet werden. Und dann folgt die Moralpredigt: liebet also...euch, alle, jeden und vor allem natürlich die Liebenswürdigen gemäß den Vorgaben der Politischen Korrektheit. Der Mensch sehne sich nämlich nach nichts so sehr wie danach, zu hören: Ich liebe Dich! Und darum ist das auch der Hauptsatz jeder ordentlichen Predigt.

Aber, nehmen wir das mal ernst, zu ernst? Da tritt die Chefsekretärin zum Bureauleiter, schaut ihn an, und bekennt: "Ich liebe Dich!" Der verheiratete Chef,. er schaut seine Sekretärin an-und was wird er antworten?
Was auch immer, eines ist gewiß: er hat jetzt ein ernstes Problem, weil er seine Ehefrau liebt und diese Frau nicht! Von seiner Frau und seinen Kindern hört er gerne: "Ich liebe Dich!", aber nicht von seinen weiblichen Angestellten und schon gar nicht von seinen männlichen Mitarbeitern; er ist nämlich nicht homosexuell.  Aber es soll für jeden Menschen doch nichts Schöneres geben als zu hören, wenn es ehrlich gemeint ist: Ich liebe Dich!

Offenkundig  stimmt hier was nicht: Nur von denen, die ich liebe, möchte ich auch hören, daß sie mich lieben! Liebt mich jemand, den ich nicht liebe, dann haben wir ein echtes Problem miteinander!

Weil Gott mich liebt, kann ich Ja zu mir selbst sagen! Haben Sie diese Phrase auch schon in Sonntagspredigten gehört? Also: dann müßte der Bureauleiter antworten: Liebe Chefsekretärin: Weil Du mich liebst, liebe ich mich selbst. Deine Liebe, Dein Liebesbekenntnis zu mir befähigt mich zur Selbstliebe!
Nicht nur unsere Sekretärin würde völlig irritiert den Kopf schütteln. Das Bekenntnis, ich liebe Dich, verlangt nur eines: die Antwort auf die damit indirekt gestellte Frage: liebst Du mich auch?
Gottes Liebe dagegen soll als Antwort das Bekenntnis haben: Also kann ich mich jetzt selbst lieben!
Das ist absurd!

Die These, daß das Geliebtwerden die Voraussetzung für die Selbstliebe ist, und daß ein Mangel an entgegengebrachter Liebe zu einer defizitären Selbstbejahung führe, stammt aus der Entwicklungspsychologie und bezieht sich auf die Mutter-Kind-Beziehung. Da stimmt das. Aber die göttliche Liebe ist nicht wie die mütterliche zum eigenen Kinde eine permanent erfahrbare, sondern sie muß uns Menschen erst offenbart werden als etwas, was uns nicht dauerhaft erfahrbar ist. Wir glauben an Gottes Liebe zu uns und das heißt eben auch, weil wir im Glauben und noch nicht im Schauen leben, daß sie uns oft verborgen und gar nicht erfahrbar ist. Diese uns offenbart werdende Liebe ist so nicht eine, die uns zur Selbstbejahung befähigt, sondern sie ruft uns auf, zu antworten auf die indirekte Frage, ob ich Gott auch liebe.
Und: weil ich von jemandem geliebt werde, ist kein hinreichender Grund dafür, daß ich den mich liebenden auch liebe. Jeder, der einmal unglücklich geliebt hat, weiß, daß Liebe nicht die Gegenliebe erwecken kann, wenn der Geliebte meine Liebe nicht will.

Wer sich einmal mit depressiv Erkrankten beschäftigt hat, weiß zudem, daß gerade der Sich-selbst-Nichtliebende die Ansprache: "Ich liebe Dich!" nicht hören kann. Zutiefst von seiner eigenen Unwürdigkeit zum Geliebtwerden überzeugt, kann der Depressive das nicht als wahr für ihn hören. Ihm fehlt die Antenne für diese Aussendung, das Empfangsteil.

Aber viel wichtiger ist unseren modernen Predigern: weil Gott mich und alles liebt, soll ich auch alles lieben!
Ja, Gottes Liebe befähigt mich dazu, jetzt alles von Gott Geschaffene zu lieben. Das klingt richtig schön in einer Friede-Freude-Eierkuchen Ökopredigt!  Nur, wenn Sie gemein sind, denken Sie jetzt nicht an süße liebe Kinder, nicht an Hauskatzen und den Nachbarhund sondern an: Maden, Kakerlaken, Spinnen und Ratten....Aus ist es mit der Liebe zu allen Geschöpfen Gottes! Auch der ökologischte Prediger wird dann-blamiert einräumen, daß er an so eklige Tiere natürlich nicht gedacht habe, sondern....Eigentlich nur an Menschen und Tiere, die wir sowieso lieben, die lieben und guten Menschen und die Tiere, die uns gefallen.
Auch alle Menschen wollen wir natürlich nicht lieben: politisch korrekt dressiert lieben wir vor allem Menschen mit Migrationshintergrund und Asylanten, aber so unmoralisch Verwerfliche wie Rechte, Rassisten, Fundamentalisten und  Traditionalisten natürlich nicht- und noch viele mehr!

Im Religionsunterricht ruft die Lehreraussage: "Gott liebt Dich,Gott liebt uns alle, alle Menschen und Tiere..."
nur ein müdes Gähnen hervor. Die Jungens lesen halt lieber Western und andere Actionromane, wenn sie denn noch überhaupt was lesen und den Mädchens ist diese göttliche Liebe auch zu abstrakt. Liebesromane sind da doch anregender. Wer liest dann noch die Bibel als Liebesroman? Und wie dafür ein Interesse erwecken, wenn es da nur um Liebe geht? Den Jungen ist das "Mädchenkram" und Madels lesen dann doch lieber richtige Liebesromane!

Der Ausruf: "Ich liebe Dich", "Du wirst geliebt!", als Summa der christlichen Religion, irgendwie kommt das nicht an! Und dabei ist ja gerade diese Aussage erst nachkonziliar zu der einen Aussage  der christlichen Religion avanciert, weil gemeint wurde, so das Christentum heutigen Menschen interessant zu machen.

Aber von wem möchte ich denn hören, daß er mich liebe? Doch nur von dem, den ich selbst liebe!
Wie greußlich sind Scarlett O Hara all ihre sie liebenden Verehrer, die alles für sie täten, nur für ein Lächeln von ihr-aber sie liebt nur den, der sie nicht liebt. Nachzulesen in: M. Mitchell: "Vom Winde verweht"!

Wenn mir die Bedeutung von Gott nicht klar ist, kann ich dem Satz, Gott ist der.der mich liebt, weil er die Liebe ist, nicht viel abgewinnen. Und diese Einsicht impliziert, daß Gott erstmal etwas anderes ist als die Liebe und daß er mich als dieser Andere dann liebt. Aber davon weiß die modernistische Theologie und Verkündigung nichts mehr.

So wird die Liebe Gottes zur nichtssagenden Phrase, so wie wir es jetzt sonntäglich in den Predigten erleiden.








Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen