Sonntag, 30. November 2014

Der hl. Thomas ist nicht unfehlbar

Ist das Töten eines unschuldigen Menschen ein „malum in se“?
Oder wie ein kleiner Anfangsfehler schlimmste Folgen zeitigt!

Es gibt conservative katholische Theologen, die aus sehr berechtigter Abneigung gegen die weitestgehend modernistisch-häretisch lehrende zeitgenössische Theologie ein einfaches:Zurück zum hl. Thomas fordern, als wäre diesem Theologen und nicht dem päpstlichen Lehramt die Zusage der Unfehlbarkeit gegeben worden. Nun kennt jeder die Ausnahme, Thomas Position zur Frage der unbefleckten Empfängnis der Gottesmutter Maria-hier irrte dieser große Theologie sehr. Aber Thomas Votum, daß jede Tötung eines Unschuldigen ein malum in se sei, das wird wie eine ewige Glaubenswahrheit verkündet. Der Begriff des „malum in se“ soll dabei sagen, das eine so gewertete Handlung, egal von wem und zu welchem Zweck und unter was für Umständen auch immer, immer eine schwere, eine Todsünde ist. Nur die Zurechenbarkeit dieser Handlung kann durch die Umstände der Handlung in Frage gestellt werden, nicht das moralische Urteil über diese Tat.
Das riecht nach moralischem Rigorismus. Der große Philosoph Kant war nicht ganz frei von so einer-letztendlich immer inhumanen Haltung. So gilt nach Kant: Zu lügen ist immer eine moralisch unerlaubte Handlung. Gesetz den Fall, daß jemand in mein Haus eindringt, ,mit gezogener Pistole und mich frägt: „Ist dein Vater im Hause?, sag!, ich will ihn erschießen“, dann dürfte ich nach Kant nicht lügen und sagen, daß mein Vater nicht da ist, auch wenn das zur Folge hat, daß der Mörder dann meinen Vater erschießt. Denn selbst der Zweck, das Leben meines Vaters zu retten, erlaube es nicht, etwas zu tun, was ein Übel an sich ist, das Lügen. Kein noch so heiliger Zweck, also auch nicht die Intention, das Leben meines Vaters zu retten, erlaubt mir, eine an sich verwerfliche Handlung zu vollziehen. Diesem Moralismus wohnt ein Rigorismus inne: Hauptsache moralisch richtig handeln, auch wenn die Welt dann daran zugrunde geht! Die Moral ist wichtiger als das Leben.
Nehmen wir an, es wäre wahr, daß jede Tötung eines Unschuldigen immer ein Übel an sich sei, so deduzieren einige daraus, daß sich ein Christ auch nicht töten lassen darf, um anderen das Leben zu retten. Nicht nur das Töten eines anderen, sondern auch jede Selbsttötung wäre ein malum in se und so auch jedes freiwillige Sichtötenlassen. Das klingt erstmal gut in den Ohren aller, die bei der Vorstellung, sich zugunsten von Anderen zu opfern oder auch nur aufzuopfern Nein! Sagen; der natürliche Egoismus rebelliert gegen ein solche Zumutung und auch der vernünftig durchdachte Egoismus, dem das Gebot der Nächstenliebe nur das Produkt der Einsicht ist, daß es mir nützt, wenn ich human mit meinen Nächsten umgehe, aufdaß die dann auch sich mir gegenüber so verhalten. Darum spricht man heuer ja auch selbst in der Kirche lieber von gelebter Solidarität statt von der Nächstenliebe oder gar dem Mitleid. Also, wir können also mit dem hl. Thomas und seinem Votum die Organspende bei der Diagnose des Gehirntodes ablehnen, wie es just wieder Raphael E.Bexten in seinem Artikel: Hirntod (Theologisches 11/12 2004, Sp.561-570 ) darlegt.Denn wenn derTod des Gehirnes diagnostiziert wird, ist noch nicht der ganze Mensch tot, einige Organe leben noch, sodaß der Ganztod erst durch die Entnahme der lebenswichtigen Organe einträte und somit wäre die Einwilligung der Entnahme bei der Diagnose des Gehirntodes eine Einwilligung in ein Sichtötenlassen, um anderen Menschen ihr Leben zu retten. Aber auch der Zweck der Rettung anderer Menschen mache diese moralisch verwerfliche Tat des Sichtötenlassens nicht zu einer moralisch erlaubten. Deshalb darf der Christ nicht seine Organe so zur Transplantation freigeben, auch wenn deshalb andere Menschen sterben müssen. Hier schimmert die Ähnlichkeit durch: das eine mal wird die Ermordung des eigenen Vaters in Kauf genommen, um ja nicht zu lügen, das andere mal wird der Tod anderer Menschen in Kauf genommen, um statt an den Folgen einer Organentnahme an den Folgen des Gehirntodes zu sterben.
Aber was sind die weiteren Folgen dieser These des hl. Thomas? Jesus Christus ließ sich töten-am Kreuze-um das Leben vieler zu retten! Jetzt haben wir ein ernstes Problem. Wir können nämlich jetzt nicht umhin, zu folgern, daß Jesus eine schwere Sünde begann, als er sich zugunsten vieler Menschen töten ließ! Wenn das Sichtötenlassen immer eine schwere Sünde ist, egal um welches Zweckes willen sich jemand töten läßt, dann war Jeu Kreuzgang eine Sünde! Er hätte urteilen müssen: jede Tötung eines Unschuldigen ist eine Sünde. Und deshalb ist auch jedes sich freiwillige Tötenlassen eine Sünde. Da ich unschuldig bin, darf ich mich nicht töten lassen. Der Zweck, daß ich so und nur so die vielen Menschen retten kann von der ewigen Verdammnis, kann eine solche Tat, die ein malum in se ist,nicht rechtfertigen! Zudem kann mein heiliger Vater nicht von mir eine Handlung verlangen, die eine Sünde ist. Also will mein Vater auch nicht, daß ich mein Leben opfere, um das vieler Menschen zu retten. Mein göttlicher Vater kann von mir nicht verlangen, daß ich sündige.

Zwischeneinwand: man könnte einwenden, daß die Tötung des eigenen Kindes auf jeden Fall ein malum in se wäre. Deshalb hätte Abraham sich nie berreit erklären dürfen, seinen Sohn zu opfern-denn schon das, die bloße Bereitschaft wäre schon eine Sünde im Denken und Wollen und Gott hätte nie gebieten dürfen, daß Abraham seinen Sohn zu opfern hätte,weil das eine Aufforderung zu einer Sünde ist und das wäre selbst eine Sünde,Wenn es war wäre, daß jede Tötung eines Unschuldigen eine Sünde ist, dann müßte man unbedingt dem zustimmen: Abraham sündigte schwer, weil er bereit war, seinen Sohn zu töten, und Gott sündigte, weil er eine Sünde befahl. Wenn aber nicht das Töten an sich ein malum in se ist, sondern nur das Morden, dann sieht es ganz anders aus: Gott zu opfern ist und kann keine Sünde sein, weil das Opfern eine Gott wohlgefällige Tat ist. Nur, wenn man aus der Opferhandlung den Zweck wegnimmt und die Beweggründe des Opfernden übersieht, kann einem das Opfer und auch das Lebensopfer als eine Sünde vorkommen. Daß das Opfer aber Gott wohlgefällig ist, das lehrt uns gerade das Kreuz Christi.
Also: alles was die Kirche lehrt über den Kreuztod Christi ist ein grauenhafter Irrtum. Es war und kann kein Sühnopfer gewesen sein, er ist nicht für unsere Sünden gestorben, er war kein Priester und somit kann auch die hl. Eucharistie kein Meßopfer sein und die Priester keine Priester:Summa summarum: die Katholische Kirche ist abzuschaffen, weil das Opfer und das Meßopfer und somit das Priestertum abzuschaffen sind.
Ein kleiner Fehler im Anfang des Denkens und am Ende steht die völlige Nichtung der Katholischen Kirche. Worin besteht denn nun der Anfangsfehler? Einfach in der Eskamotierung der Differenz von Töten und Morden Jedes Morden ist ein malum in se, aber nicht jedes Töten! Damit eine Tötungshandlung als eine Mordtat zu qualifizieren ist, gehört unbedingt dazu, daß die Tötungshandlung aus niederen Beweggründen vollzogen wird. Zur Veranschaulichung: tötet jemand seine Mutter, um an das Erbe zu kommen, ist das ein Mord und wird strafrechtlich als Mordtat bestraft. Tötet jemand seine Mutter aus Mitleid als Tötung auf das Verlangen der Mutter, weil sie die Schmerzen ihrer schweren Erkrankung nicht mehr ertragen will, so ist auch das eine unerlaubte Handlung und wird bestraft-aber nicht als Mord!. Es ist eigentlich einsichtig, daß ein Mensch, der um sich zu bereichern, tötet schwerer sündigt als der, der aus Mitleid jemandem den „Gnadentod“ gewährt, indem er ihn auf Verlangen tötet. Das Strafrecht sieht beides als unerlaubte Handlungen an, aber es unterscheidet sinnvoll zwischen Morden und Töten.
Wer einen Menschen tötet, um viele zu retten, mordet so nicht. Wenn Jesus sich töten ließ, um viele zu retten und weil die vielen nur so zu retten waren, war sein Sichtötenlassen ein Sichopfern, das in Gottes Urteil ein Werk der Liebe zu den Menschen und zu Gott war. Und so urteilt der Heiland selbst: „Niemand hat größere Liebe als die, daß er sein Leben läßt für seine Freunde.“ (Joh. 15, 13).

Auch ein großer Theologe kann sich einmal in einem Punkte irren, hier das Vergessen der Unterscheidung von Morden und Töten. Der hl. Thomas zog daraus nicht die an sich notwendigen Konsequenzen, sodaß schlußendlich Jesus wir zum Sünder machen müßten, weil er sich freiwillig töten ließ, um vielen das Leben zu retten. Wir aber können diesen Anfangsfehler nicht unkritisch wiederholen, bloß weil wir als Conservative gern in jedem Punkte dem hl. Thomas Recht geben möchten wider den Modernismus-gerade weil die Folgen dieses Irrtumes so verhängnisvoll sind, auch wenn sie der Lehrer der Kirche selbst nicht zog!        

Samstag, 29. November 2014

Die Kirche und der Islam

Der Papst und der Islam
Irritationen und Verwirrungen

Befremdliches hören und lesen wir. Der hl. Vater sprach in der Türkei in eigentümlicher Weise über und zum Islam. Da erwähnt er „Extremisten“ und „Fanatiker“, die Andersgläubige um ihres Glaubens willen umbringen, aber er erwähnt mit keinem Worte, daß es islamische „Extremisten“ und „Fanatiker“ sind. Er meinte damit den Terror des „Islamischen Staates“ und anderer Islamisten, aber er sagt es nicht. Stattdessen spricht er als Oberhaupt einer Religion zu den Führern anderer Religionen, insbesondere des Islam,daß Gewalt kein Mittel der Religion sein dürfe. Aber wie nun, wenn andere Religionen das anders sehen, wenn für sie die Gewalt ein legitimes Mittel ist?
Angefangen haben die Irritationen ja schon mit der konziliaren Erklärung: „Nostra aetate“ zu den nichtchristlichen Religionen. Mit einem Paukenschlag beginnt die Darlegung des Verhältnisses der Katholischen Kirche zur islamischen Religion. „Mit Wertschätzung betrachtet die Kirche auch die Muslime, die den einzigen Gott anbeten, den lebendigen und für sich seienden, barmherzigen und allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde“. (DH 4179) Eine Frage drängt sich uns hier geradezu gewaltsam auf. Warum urteilte hier Jesus Christus so völlig anders? Geben wir ihm das Wort : „Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt auch den Vater nicht, der ihn gesandt hat“.
(Joh. 5, 23b) Eindeutiger kann es der Heiland doch nicht sagen.Es ist nicht so, daß wir Christen, so wie die beiden anderen monotheistischen Religionen Gott anbeten und ehren, den Gott Abrahams und dann in Differenz zu ihnen noch zusätzlich den Sohn und den Hl. Geist, als Zusatzprogramm, sodaß wir urteilen könnten: in der Sache sind wir eins, wir wie ihr seid Monotheisten und unser Zusatzprogramm ist nicht so wichtig. Nein, es ist geradezu ein Herzensanliegen des Heilandes, klar das Verhältnis der christlichen Gottesverehrung zu der jüdischen, und damit zu allen anderen rein monotheistischen Gottesverehrungen zu bestimmen. Sie beten in ihren Synagogen Gott nicht an, sie ehren ihn da nicht, lautet das eindeutige Urteil des Lehrers der Wahrheit.
Religionsphänomelogisch könnten wir das ganz anders sehen: alle Religionen ehren und beten irgendwie Götter an und damit sind sie immer auch wahr, weil in ihnen Götter angebetet werden. Wahrer dagegen sind alle monotheistischen Religionen, weil sie die Erkenntnisstufe, daß es nur einen Gott gibt, schon erstiegen haben. Die volle Wahrheit wäre dann erst die christliche Gottesverehrung, aber vom Polytheismus bis zum Monotheismus gäbe es eben Stufen, die immer näher zur wahren Gottesverehrung hinaufführten! Aber dies Stufenmodell würde immer noch die Intention in sich tragen, daß alle, auf welcher Stufe sie auch sich befinden, daß sie emporsteigen zur höchsten Erkenntnis Nur in der Vemittelung der höchsten Erkenntnis würde die Mission immer anknüpfen an dem Erkenntnisstand der schon erreichten Stufe. Aber nichts davon. Stattdessen lesen wir: „fordert das Hochheilige Konzil alle auf, daß sie sich,[...]aufrichtig um wechselseitiges Verstehen mühen und gemeinsam soziale Gerechtigkeit, sittliche Güter und auch Frieden und Freiheit für alle Menschen schützen und fördern.“ (DH 4179).
Nicht das Ringen um die wahre Gotteserkenntnis soll das Ziel und der Inhalt des Dialoges zwischen dem Islam und dem Christentum sein-nein, man solle sich darauf beschränken, wechselseitig sich zu verstehen! Und dann schauen wir auf auf das große Ziel des interreligiösen Dialoges: Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit und sittliche Güter. Offenkundig haben diese hehren Ziele mit dem Besonderen der christlichen Religion nichts zu tun-es reiche die Gemeinsamkeit eines monotheistischen Glaubens aus, um gemeinsam für Frieden und Gerechtigkeit und Freiheit zu arbeiten. Das höchste Ziel der Religionen ist somit der weltliche Friede in Freiheit und Gerechtigkeit. Und dazu ist die christliche Religion als christliche eigentlich überflüssig-es reichte ein auf einen einfachen Monotheismus reduziertes Christentum.
Warum hat das die Kirche nicht schon immer gewußt, daß das höchste Ziel die Humanisierung der Welt die Aufgabe der christlichen und aller nichtchridstlichen Religionen ist und daß man dies hehre Ziel auch mit Atheisten zusammen erstreben könne, denn das wäre ja das summum bonum des Menschen.
Ach, wie wunderbar hätten da doch die Urchristen, statt Juden zu missionieren sagen können: Wir glauben als Christen und Juden an den einen Gott und nun wollen wir uns gemeinsam für eine friedliche und gerechte Lösung des Problemes der Unterdrückung des Volkes Israel durch die Römer einsetzen-gemeinsam Frieden und Gerechtigkeit hier erwirken! Und der Apostelfürst Paulus hätte, statt den Gott Jesu Christi den Athenern zu verkündigen, ausgerufen: Laßt uns gemeinsam Athen und die Römische Welt humanisieren, auf daß in ihr Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit erblühe. Was für Sternstunden gelebter Humanität sind uns entgangen, weil da so „Fundamentalisten“ Jesus Christus als die Wahrheit verkündeten, statt Beiträge zur Humanisierung der Welt zu liefern, daß jeder in seiner Religion bleibe und alle gemeinsam die Welt optimieren.
Das böse Wort der „Weltbeglückiungsökomene“ drängt sich da unvermeidlich auf! Und mehr hat der hl. Vater in der Türkei über und zu dem Islam auch nicht zu sagen.Einfacher gesagt: irgendwie glauben wir doch alle an den selben Gott und jetzt machen wir „Weltbeglückung“. Seltsam nur, daß der Heiland von diesem Projekt gar nichts wußte, daß es die vorrangigste Aufgabe der Kirche sei, in Cooperation mit den allen anderen monotheistischen Religionen Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit universal zu verwirklichen! Und daß um dieses großen Zieles willen so Belanglosigkeiten wie die, daß Jesus Christus die Wahrheit ist, ruhig bei Seiten gelegt werden kann. Ja, ich frage mich, wozu wir denn überhaupt die Offenbarung Gottes in Jesus Christus gebrauchen, wenn es uns als Christen nur noch um so rein weltliche Belange geht, wie das der Humanisierung der Welt?
Verbildete eingefleischte Verschwörungstheoretiker würden hier wohl ein oder das Projekt des Freimeurertums wittern: alle Religionen für gleichgültig zu erklären und sie, alle Religionen dem großen Ziel der Welteinheit mit einer Welteinheitsregierung und einer Welteinheitsreligion unterzuordnen. Aber solche Spekulationen wollen wir hier auf sich beruhen lassen.Wir wenden uns einfacheren Fragen zu. Meinen die Oberen der Katholischen Kirche mit ihren Experten für den interreligiösen Dialog wirklich,was sie da so von sich geben? Klingt es nicht irgendwie wie eine Lobrede auf den Vegetarismus, von Schafen vorgetragen im Angesichte hungriger Wölfe, um es mal bildlich auszudrücken? Daß da nicht eine Realität beschrieben wird, sondern herbeibeschwört werden soll, könnte die Wahrheit solcher performativer Sprechakte sein. Der König sagt: „Du bist mein Minister!“, nicht weil der so Angesprochene es ist, sondern damit er es durch diesen ausgesprochenen Satz wird! Denn zu offenkundig ist es doch, daß der Islam seine eigene Vorstellung von der zukünftigen Weltgetaltung hat, daß eben die ganze Welt islamisch werden soll. Von diesem Ziel scheint der Islam noch weit entfernt zu sein, ja er erscheint ja uns eher in Anlehnung von Ernst Noltes Islamstudie eine reaktive Widerstandsform gegen den westlichen Imperialismus zu sein, dem unbedingten Willen, die ganze Welt zu verwestlichen.( Ausdrücklich möchte ich hier auf die sehr feinsinnige Studie von Ernst Nolte: Dritte radikale Widerstandsbewegung: der Islamismus verweisen!) Man verwechsele Verwestlichung nicht mit Verchristlichung der Welt-das war die Idee des konstantinischen Zeitalters, des Thron-und Altarbündnisses, theologisch grundgelegt in der Bulle: Unam Sanctam“ Papst Bonifatius VIII. (DH 870-875).Andere Mächte erstreben jetzt die Weltherrschaft: bis zur Implosion 1989 der Kommunismus und jetzt der angloamerikanische Imperialismus in der Gestalt des Globalisierungskonzeptes .Die Katholische Kirche dagegen gehört zu den Verlieren: sie versucht nur noch, sich zu bewahren gegen die Anstürme ihrer vielen Feinde. Dem Islam gegenüber würde so eine klassische Appeasementpolitik betrieben: nachgeben und nachgeben und so viel wie möglich zu retten vor dem sich revitalisierenden Islam.
Um diese komplexe Konzeption mal etwas allgemeiverständlich auszudrücken:man stelle sich einen Senioren im Zugabteil vor, er hat gerade mühsam seinen Rollator abgestellt und sich hingesetzt, da kommen zwei junge Männer, wohl gerade aus dem Fitnesscenter, vor Kraft kaum noch laufen könnend-sie stecken sich Zigaretten an und rauchen genüßlich. „Meine Herren, das Rauchen ist in Zügen nicht mehr erlaubt!“, äußert unser Rentner, vorsichtig und leise. Die geballte Faust wird ihm darauf entgegengehalten. „Bitte, meine Herren, Gewalt ist doch keine Art, die Probleme zwischen Rauchern und Nichtrauchern zu lösen. Wir könnten doch vernünftig drüber reden!“ Aber was interessiert den Gewaltmenschen die Vernunft? Er vertraut auf die Durchschlagskraft von durchtrainierten Armen und Fäusten. „Halts Maul, sonst gibt’s was...“ Zweifelt wer an dem Ausgang dieses „Dialoges“, daß sich die rohe Gewalt gegen den akademisch gebildeten Senior durchsetzt und der Klügere nachgibt? Ist es wirklich eine völlige Fehlsicht, wenn uns der militante Islam wie diese zwei „Halbstarken“ vorkommt, die sich aber effektiv gegen das Christentum im vergreisten Seniorenalter durchsetzen? Und der moralische Protest, daß man doch bitte Konflikte zwischen Christen und Islamisten nicht per Brachialgewalt lösen möge, sondern durchs vernünftige Dialogisieren, ist er in den Augen der Starken nicht nur ein deutliches Symptom der Schwäche der Christen ? Wir haben die Macht auf unserer Seite!, können sie dann getrost sich zurufen.
Der große Schriftsteller Ernst Jünger schrieb einmal etwas, was wir vielleicht auch auf den radicalen Islam beziehen können:
Jede Haltung, der ein wirkliches Verhältnis zur Macht gegeben ist, läßt sich auch daran erkennen, daß sie den Menschen nicht als das Ziel, sondern als ein Mittel, als den Träger sowohl der Macht wie der Freiheit begreift. Der Mensch entfaltet seine höchste Kraft, entfaltet Herrschaft überall dort, wo er im Dienste steht. Es ist das Geheimnis der echten Befehlssprache, daß sie nicht Versprechungen macht, sondern Forderungen stellt. Das tiefste Glück des Menschen besteht darin,daß er geopfert wird, und die höchste Befehlskunst besteht darin, Ziele zu zeigen, die des Opfers würdig sind.“1 (Hervorhebung durch mich) Macht das die Ausstrahlungskraft des Islam gerade für junge Menschen aus?-während die älter Gewordenen das „Herdenglück“ des friedlichen Miteinandergrasens auf grünen Auen bevorzugen, um es nitzscheanisierend zu sagen. Könnte es sein, daß es Menschen gibt, die lieber ein Raubtier sein wollen, als ein behütetes Schafsleben zu führen?

Dem christlich-islamische Dialog hängt so etwas Dunkles an- als wenn der eine Dialogpartner nur darauf warten würde, daß wenn er stark genug ist, mit seinen Fäusten zu argumentieren und der andere hofft, solange mit ihm zu dialogisieren, bis er auch ermüdet von den vielen Reden für den Frieden in Gerechtigkeit und Humanität votiert, statt um den Kampf um die Macht anzutreten. Und die Wahrheit geht in diese diplomatisch geführten Dialogen als erstes unter. Fing das mit dem 2.Vaticanum schon an, die Vorherrschaft der Sprache der Diplomatie? .

1Jünger, Ernst, Der Arbeiter. Herrschaft und Gestalt, Erstausgabe 1932 , Kapitel 22, Auflage 1982, S.74.

Freitag, 28. November 2014

Irrwege der Ökumene

Über die verlorene Einheit der Kirche

Die Wiederherstellung der Einheit unter den Christen zu fördern ist eines der Hauptziele des Heiligen Ökumenischen Konziles“. Damit wird das „Dekret Unitatis redintegratio“, das „Ökumenismus-Dekret“ eröffnet. „Denn als eine einige und einzige ist die Kirche von Christus, dem Herrn, gegründet worden, und doch stellen sich mehrere christliche Gemeinschaften den Menschen als das wahre Erbe Jesu Christi dar;“. Ist nun die Katholische Kirche unter den „christlichen Gemeinschaften“ subsumierbar, die sich als wahre Erben Jesu Christi präsentieren, oder steht die eine Kirche neben den anderen christlichen Gemeinschaften als die eine und einzige von Jesus Christus gestiftete Kirche?
Eine kleine Unklarheit am Anfang ermöglicht so schon eine „progressive“ Lesart dieses Dekretes: die Einheit der Kirche sei verloren gegangen, es gäbe nur noch Einzelteile der Kirche, aufgelöst in die unübershaubare Vielfalt christlicher Gemeinschaften, so daß es nun gälte durch den ökomenischen Dialog, die Einheit wiederzugewinnen und so erst die eine wahre Kirche neu zu konstituieren. Die „Einheit“ wäre dann etwas noch zu Suchendes-oder sie wäre als die Schnittmenge aller christlichen Gemeinschaften schon Vorhandenes, die aber noch explizit zum Ausdruck zu bringen sei. Vereinfacht gesagt: irgendwie glauben doch alle Christen an Jesus Christus und das müßte doch als Fundament für eine einzige wahre Kirche Jesu Christi ausreichen. Diese Vorstellung würde aber nur stimmen, wenn das Ganze der Katholischen Kirche nicht eine einzige Explikation des eines Glaubens, daß Jesus der Christus ist, wäre, sondern ein Komglomerat verschiedenster Elemente, sodaß ohne Probleme die unter Christen strittigen Elemente von den unstrittigen zu unterscheiden wären und das Bekenntnis zu Jesus Christus plus die unstrittigen Punkte dann die Einheit bildeten, während die strittigen Punkte dann als Nebensächlichkeiten bei Seiten gelegt werden könnten. Der viel diskutierte Begriff der „Hierachie der Wahrheiten“, (DH 4192) könnte dann so ausgelegt werden, daß die unstrittigen Punkte zum Wesentlichen und die strittigen zu den unwesentlichen Punkten gehörten.
Aber diese Deutung ist unvereinbar mit dem Glaubensbekenntnis, „ut unam, sanctan, catholicam et apotolicam ecclesiam“. Diese Kirche ist uns nicht als Aufgabe gegeben, daß wir sie noch erstellen müßten, sondern sie ist uns als göttliche Gabe vorgegeben.
Unsere sinnliche Wahrnehmung sieht viele „christliche Gemeinschaften“, in manchem sich gleich und in manchen verschieden. Nur weil sie untereinander verschieden und gleich zugleich sind, können wir sie unter einem Begriff subsumieren, dem der christlichen Gemeinschaften. Dann könnten wir auch die Katholische Kirche als eine unter vielen wahrnehmen. Es drängte sich uns dann die Frage auf:sind alle wahr oder nur eine? Wenn mehr als eine als wahr angesehen werden soll, dann muß in den als wahr angesehenen unterschieden werden zwischen dem, was zur wahren Kirche gehört und dem, was nicht dazugehört, obgleich es doch zu diesen Kirchen gehört. Zur Veranschaulichung: meinte ich, daß die evangelischen „Kirchen“ gleich wahr mit der Katholischen wäre, müßte ich sagen, daß es zur Wahrheit der Kirche gehört, daß in ihr Sakramente gespendet werden, und daß dies die 2 Sakramente sind, die von der Katholischen wie der Evangelischen Kirche gespendet werden,nämlich das Sakrament der Taufe und das der Eucharistie. Die anderen 5 Sakramente der Katholischen Kirche gehörten dann nicht zum Wahrsein der Kirche dazu, wären aber in der Katholischen Kirche als Dekor akzeptabel. Der Gehalt der „Einheit“ würde so immer mehr reduziert auf wenige Basiselemente, daß Jesus der Christus sei und alles andere wäre dann beliebige Dekoration in den als wahr angesehenen christliche Gemeinschaften.
Der Glaube urteilt hier ganz anders: er sieht die Einheit in der Katholischen Kirche verwirklicht und sieht ein Meer von Abspaltungen von dieser Einheit. Fallen Menschen von der Einheit ab, so geht damit nicht die Einheit der Kirche verloren. Aber um das einzusehen, bedarf es einer Klärung des Begriffes der Einheit. Sonst könnten wir ja sinnlich urteilen: wenn jemand die Kirche verläßt, dann geht die Einheit mit ihm durch seinen Austritt verloren und somit auch nimmt die Einheit der Kirche einen Schaden. Dann wäre jede Abspaltung von der Kirche eine Beschädigung der kirchlichen Einheit. Wenn dann noch alle Abgespalteten eigentlich mit zur kirchlichen Einheit gehören würden, könnte heute nicht mehr von der einen wahren Kirche gesprochen werden, außer im Modus der Aufgabe.
Vergegenwärtigungen wir uns einmal, wie Jesus Christus selbst mit Abspaltungen umging. Schon zu Lebzeiten Jesu gab es Spaltungen, ja die erste bedeutsame Abspaltung! Das 6. Kapitel des Johannesevangelums berichtet darüber. Und es war die jesuanische Eucharistielehre, die zur ersten Abspaltung von Schülern Jesu führte.
Von da an wandten sich viele seiner Jünger ab und gingen hinfort nicht mehr mit ihm.“ Wir kennen alle den Satz: „Nein, er geht nicht mehr mit mir!“ Spontan assoziiert man dazu ein trauriges Mädchengesicht, ein oder mehrere Tränen im Auge, denn ihr Freund hat mit ihr Schluß gemacht: „er geht nicht mehr mit mir“. Wie kam es dazu?
Jesu, ausgehend von seiner wundersamen Brotvermehrung spricht von dem wahren Wunder, dem Brot, das er den Seinen geben will, auf daß sie ewig leben-das Brot der Eucharistie. Dies ist sein Fleisch, das er den Seinen im heiligen Mahl der Eucharistie geben will und sein Blut, das er in diesem Mahle ausschenkt, damit seine Schüler ewig leben. „Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben,“ verkündet der Heiland. (6, 54). Das ewige Leben, das wollten alle seine Schüler erreichen und sie glaubten an ihn, daß er der Lehrer sei, der ihnen den Weg zum ewigen Leben dozieren kann. Der zukünftige Fels der Kirche, Petrus erfaßt dies gerade in diesem Kurzbekenntnis: „ Du hast Worte des ewigen Lebens.“ (6,66). Das Verhältnis seiner „Jünger“ zu Jesus ist das der Schüler zu ihrem Lehrer; gerade dies wird aber leider durch die seit Luther üblich gewordene Übersetzung mit „Schüler“ verdunkelt; der Antiintellektualismus Luthers ist für diese „Übersetzung“ wohl maßgebender gewesen als gute Griechischkenntnisse!
Aber diese Lehre Jesu ist ihnen zu hart: nur wer das Blut Christi trinke, könne eingehen in das ewige Leben-ja es klingt ein wenig nach Magie: daß durch das Trinken von besonderem Blut das ewige Leben sozusagen „ertrunken“ wird. Das war für viele seiner Jünger zu viel. Davon wollten sie nichts hören. Wenn der Lehrer Jesus von Nazareth so abstruse Dinge verkündigt wie, daß man sich das ewige Leben eressen und ertrinken könne, dann kann er nicht ein wahrer Lehrer sein. Und zigtausende von „spiritulistisch“ angehauchten Bibellesern nehmen dann die Aussage Jesu: „Wer glaubt, der hat das ewige Leben“ (6,47) zum Anlaß, zu urteilen, daß es nicht wahr sei, daß wir Menschen sein Fleisch essen und sein Blut zu trinken haben, damit das ewige Leben in uns sei. Damit könne Jesus doch auch nur gemeint haben, daß es allein der Glaube sei, der uns das Tor zum ewigen Leben eröffne. Seine damaligen Schüler waren da aufmerksamere Hörer. Sie verstanden, daß der Glaube, von dem Jesus doziert, daß er das ewige Leben sei, genau diesen Inhalt hat: wer glaubt, daß der, wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, das ewige Leben hat, , der hat es auch. Vielen seiner Schülern war diese Lehre zu hart- und sie erkannten ihn nicht weiter als ihren Lehrer an. „Sie gingen nicht mehr mit ihm“.
Aber was unternahm nun Jesus Christus? Ging er ihnen nach und sagte, eingedenk der Lehre von der Hierachie der Wahrheiten, daß dieser Punkt der Eucharistielehre nicht der allerwichtigste sei, ja er sei da zu einem Entgegenkommen bereit? Vielleicht, daß es ausreiche, wenn sie bereit wären, bei der Kommunion an sein Blut zu denken, daß er für die Vielen vergossen habe, um das ewige Leben zu erlangen, auch wenn sie nur Wein in der Eucharistie trinken würden? Oder lud er zu einem offenen und freimütigen Dialog auf gleicher Augenhöhe ein, um diskursiv eine für alle akzeptable Lehre von der Eucharistie zu konzipieren?
Nichts davon: Der Lehrer der Wahrheit lehrt die Worte des ewigen Lebens-und davon macht er keinen Abstrich, auch wenn das dazu führte, daß viele ihm ihre Gefolgschaft kündigten!
Verstieß der Heiland selbst damit gegen das Gebot, die Einheit der Kirche zu bewahren? Durfte er die Einheit gefährden ob einer Eucharistielehre? Im heutigen „volkskirchlichen Kirchendeutsch“ hätte das gehießen, daß Jesus die Gemeinde spalte durch rigoristisch vorgetragene Lehren und daß wohl eine Versetzung anstehe, um die Einheit in der Gemeinde wiederherzustellen. Die Einheit ist, wenn alle bei der Stange bleiben und daß so Kirchenlehrer und Gemeindepfarrer nichts predigen dürfen, das Gemeindeglieder als störend oder gar als polarisierend empfinden.
(Es drängt sich zuweilen mir der Eindruck auf, daß heuer unter „Einheit“ Kirchenbureaukraten verstehen, daß jeder seine Kirchensteuer zahle und daß niemand Kirchensteuerzahler durch provokannte und Anstoß erregende Lehren zum Austritt aus der Kirche verleiten dürfe. Diese Einheit würde dann durch keinerlei Glaubensdifferenz innerhalb der Gemeinde und Kirche in Frage gestellt, denn sie fuße auf der Einheit des Geldes, dem wahren Lebenselexier aller menschlichen Gemeinschaften.)
Was hat Jesus Christus also unter der Einheit verstanden, wenn ihn der Weggang so vieler Schüler nicht zum Umkehren motivierte? Wie ein roter Faden durchzieht die johaneische Theologie (das Johannesevangelium, die Johannesbriefe und die Johannesapokalypse) die Frage nach der Einheit: wer gehört in sie hinein und wer nicht? Die großen Mysterien des christlichen Glaubens werden dargelegt, die Frage nach der göttlichen Prädestination und die Frage nach dem freien Willen.
Aber in diesem kleinen Essay wollen wir jetzt nicht so abgründig tief fragen, sondern erstmal uns die einfachere Frage stellen: was meint den der Begriff der Einheit? Urteile ich, daß Christen, die sich von der Kirche abspalten , die Einheit der Kirche verletzen oder gar nichten, dann kann ich doch nur so urteilen, wenn ich ein Verständnis von Einheit der Kirche habe, daß den Austritt von Gliedern der Kirche zumindest als eine Gefährdung der Einheit ansieht.
Einheit wäre dann einfach als ein Zusammenbleiben verstanden. Zusammensein ist die Einheit und das Zusammenbleiben bewahrt diese Einheit im Laufe der Zeiten. Das meint erstmal örtlich gedacht das Beieinandersein und zeitlich gedacht das Beieinanderbleiben. Das Entscheidende wäre dann die Art des Miteinanders unter den Gläubigen, daß Einheit eher ein harmonisches Miteinander als ein durch Streiten untereinander gekennzeichetes Gemeinschaftsleben ist. Lehren, gar dogmatische oder moralische stünden dann immer unter dem Generalverdacht, diese Einheit zu gefährden, weil Lehren Gegenlehren evozieren und das führe dann zum Widerstreit zwischen den verschiedenen Lehren. Und gibt uns da nicht der Bericht über diese Abspaltung wegen der Eucharistielehre recht? Hätte Jesus nicht auf eine Lehre ganz verzichten können, und stattdessen eine Mahlgemeinschaft halten können, die Niemanden ausschließt? Das ist wohl der größte Traum (oder besser gesagt Albtraum) aller Ökomeniker!
Nur, dem Lehrer des ewigen Lehrers geht es um die wahre Lehre, denn nur durch sie wird seinen Schülern der Weg ins ewige Leben eröffnet!
Dann kann unter Einheit aber nicht mehr das bl0ße Bei- und Miteinandersein gemeint sein. Was dann?
Was versteht man unter der Aussage der Einheit? Eines ist offensichtlich! Der Begriff wird zwar gern benutzt, insbesondere in allen Arten von Gemeinschaften und Organisationen, von der Einheit der Partei, des Vereines bis zur Einheit des Volkes, der Nation, meist in beschwörendem Tonfall wird geredet aber sollen wir eine Auskunft darüber geben, was denn dieser Begriff bedeute,können wir meist keine rechte Antwort darauf geben.

Ich schlage deshalb diese These zur Diskussion vor:

Unter „Einheit“ sei verstanden, daß Etwas so ist, wie es sein soll. Ich setze die Differenz von dem, wie etwas ist und wie etwas sein sollte als die Differenz von realem und ideelen Sein, wobei unter dem ideelen Sein das Sein verstanden ist, wie es in Gott gedacht ist als seine Idee und unter dem realem Sein das Abbild dieses ideelen Seins in der Welt. Der Begriff der Einheit bedeutet nun, daß das reale Sein gemäß der Idee seines Seins ist und nicht als Abbild ein Zerrbild dieser Idee seines Seins ist. Die Einheit der Kirche ist also die gesetzte Differenz von ideelem und realem Sein und die Aufhebung dieser Differenz in der Identität von dem realen und dem ideelen sein in der Wirklichkeit. Das meint, wenn geurteilt wird, daß etwas eins mit sich ist.
Diese Einheit wird nun nicht gefährdet dadurch, daß Glieder der Kirche sich von der Wahrheit der Kirche absondern und neue kirchenähnliche Gemeinschaften bilden, die wie abgefallene Reben vom Weinstock weiterexistieren. Jesu große Gleichnisrede vom Weinstock und den Reben (Joh 15) beschreibt ja gerade die menschliche Möglichkeit vom Abfall vom Weinstock, vom Abfall von der Wahrheit: nur wer in ihm bleibt, bleibt in der Wahrheit. Da die Kirche der mystische Leib Christi ist, sagt diese Gleichnisrede vom Weinstock, daß wer sich von der Kirche absondert, sich notwendigerweise auch von ihm abwendet. „Er geht nicht mehr mit ihm“.
Phänomelogisch kann die Einheit des Christentumes nur wahrgnommen werden, wenn man die Differenz von wahrer und falscher Christuslehre übersieht und jede Christuslehre, weil sie eine Christuslehre ist, als christliche ansieht. Aber nur diese Abstraktion ermöglicht es, von einem Christentum zu sprechen, das seine Einheit verloren habe und die sie doch zurückgewinnen solle. Das hieße also auf die erste Abspsaltung von Schülern Jesu bezogen, daß die zu harte Lehre Jesu bezüglich der Eucharistie umgeformt werden müßte, bis sie von allen akzeptiert werden könne. Das ist der Weg der Ökomene seit dem 2. Vaticanum!
Theologisch geurteilt ist die Wahrheit und Einheit der Kirche die Vorgabe Gottes, der seine Kirche durch ihr lebendiges Haupt, Jesus Christus in der Wahrheit erhält. Es geht dann nur darum, wie außerhalb der Wahrheit Stehende in die Wahrheit der Kirche hineinzuführen sind!
Die Abspaltungen von der einen wahren Kirche soll es nach Gottes Willen nicht geben. Sie gibt es aber, weil der Mensch sich auch gegen die Wahrheit entscheiden kann und in der Unwahrheit verharren kann kraft seines freien Willens.

Das Ökomene-Dekret setzt hier aber andere Akzente: „ Daher sind diese getrennten Kirchen und Gemeinschaften, auch wenn sie, wie wir glauben, mit jenen Mängeln behaftet sind, keineswegs ohne Bedeutung und Gewicht im Geheimnis des Heiles. Denn der Geist Christi weigert sich nicht, sie als Mittel des Heiles zu gebrauchen[...].“
(DH 4189) Wo die Aufgabe der Kirche die Reintegration wäre, wird über das Wirken des Heiligen Geistes spekuliert, daß er durch die von der Wahrheit Abgefallenen auch das Heil wirke. Wenn der Heilige Geist wie durch die wahre Kirche so auch durch die unwahren christlichen Gemeinschaften das Heil wirkt, dann wird so die Differenz von wahrem und unwahrem Christentum negiert. Aus dem Abgefallensein von der Wahrheit wird nun ein christliches Sein, behaftet zwar mit Mängeln, die aber ihre Heilseffektivität nicht außer Kraft setzen. Denn der Heilige Geist gleicht sozusagen die Defizite der Glaubensgemeinschaften aus.
Wenn der Heiland lehrt, daß der Empfang seines Fleisches und Blutes zum ewigen Leben nötig ist, dann sagt uns das Konzil nun: wer Mitglied einer protestantischen kirchenähnlichen Gemeinschaft ist und so dort nicht das Sakrament der Eucharistie gültig empfangen kann, dem ersetzt der Heilige Geist -wie auch immer.-die fehlende Speisung mit dem Blute und Fleisch Jesu Christi! Die wahre Lehre ist so zum Heil gar nicht nötig, Denn nicht lehrt ja der Geist außerhalb der Kirche so, daß die „Belehrten“ katholisch würden-nein, sie bleiben Nichtkatholiken und können doch so ins ewige Leben eingehen. Damit wird zwar nicht genau das gelehrt, was der Syllabus verurteilt: „Der Protestantismus ist nichts anderes als eine unterschiedliche Form derselben wahren Religion, in der es ebenso wie in der katholischen Kirche möglich ist, Gott zu gefallen.“ (DH 2918), aber die Differenz besteht nur noch darin, daß nun der Heilige Geist das ergänzt, was im Protestantismus fehlt, sodaß nun doch jeder Protestant aus katholischer Sicht ins ewige Leben eingehen wird.

Wenn der Ursatz katholischer Kirchenlehre noch in Geltung stünde, daß es außerhalb der Arche Kirche keine Rettung gibt, dann hieße das nun, daß im Prinzip alle nichtkatholischen Christen auch zu der Kirche gehörten und zwar kraft des geheimnisvollen Wirkens des Heiligen Geistes, der Nichtkatholiken zu Kirchengliedern macht, ohne daß sie aufhörten protestantisch zu sein! Die Einheit der Kirche erstreckte sich so fast grenzenlos auf alle Menschen,insofern der Heilige Geist alle irgrendwie in die Wahrheit führe und sie doch in der Unwahrheit der abgefallenen kirchenähnlichen Gemeinschaften belasse.
So löst sich die Einheit der Kirche auf, denn die Kirche erscheint nur in der Differenz zu den Nichtkirchen die wahre Kirche. Die Katholische Kirche ist als die Einheit von ideeler und realer Kirche die wahre Kirche, aber sie erscheint nur als die wahre Kirche ob ihrer Differenz zu den nicht wahren kirchenähnlichen Gemeinschaften, So können wir ja nur etwas als warm empfinden, wenn es für uns etwas Kaltes gibt und wir können auch das Gute nur erkennen als Gegenpol zum Bösen. In einer rein monistischen Welt, die nur wahr, gut und schön wäre, und die nicht als Differenz dazu das Unwahre, Unschöne und Ungute in sich hätte, wäre das Gute, Schöne und Wahre zwar, aber nicht erkennbar für den Menschen.


So gibt es doch auch einen einsichtigen Grund, daß es neben der wahren Kirche unwahre gibt, damit die wahre in ihrer Differenz zu den unwahren auch als die wahre erscheint und nicht nur ist.

Dienstag, 25. November 2014

Das moderne Weltbild und die christliche Religion

Wo sind Himmel und Hölle?

Naturwissenschaft und Glaube-oder widerspricht Mariae Himmelfahrt dem modernen Weltbild?

Wer hat das noch nicht am Festtage der Feier Mariä Himmelfahrt erlebt, daß der Prediger sich weit und breit dafür entschuldigt, daß in Zeiten der Ökomene die Aufnahme Mariä noch in der Katholischen Kirche gefeiert würde.Sei das nicht ein Affront gegen unsere protestantischen Mitchristen? Und subkutan klingt da noch mit Nietzsches Aufruf zur Treue zur Erde, Heinrich Heines Votum, den Himmel überlassen wir den Spatzen und überhaupt: ist nicht der Himmel als Vorstellung eines Ortes, wo Gott samt den Engeln und Heiligen thront tiefstes Mittelalter. Mariä leibliche Aufnahme in den Himmel, das hieße dann, zeitgeistgemäß übersetzt, daß Gott den ganzen Menschen in seiner Einheit von Leib und Seele bejahe. Das und nur das besage auch dies Fest der Aufnahme Mariä in den Himmel und diese Umformung wäre auch für protestantische Ohren zumutbar, alles andere tiefstes Mittelalter.

Daß Kopernikus das Mittelalter mit seiner Vorstellung von der Erde als Scheibe, dadrunter die Hölle und dadrüber der Himmel und somit auch die christliche Vorstellung von Himmel- und Höllenfahrt ein für alle mal erledigt hätte, das wußte schon A. Rosenberg in seinem „Mythos des 20. Jahrhunderts“ zu verkünden: „Noch immer aber haben es Millionen nicht begriffen,daß Kopernikus, der am die Stelle des statischen Weltbildes von der unbeweglichen Erdenscheibe mit dem Himmel oben und der Hölle unten das dynamische der ewig kreisenden der Sonnensysteme setzte, unsere gesamte kirchliche Zwangsglaubenlehre restlos überwunden, ein für allemal erledigt hat.“1 Viele stimmen heuer dem zu selbst in der Kirche. Es sei hier als Extrembeispiel des Jesuiten Lenaers erinnert, der sogar neben den Glauben an Himmel und Hölle den Glauben an einen welttranszenden Gott verwirft, weil es für ihn nach Kopernikus nur ein Universum gibt, außer dem nichts ist, so daß es keinen Gott über uns und keine Hölle unter uns geben könnte. Ist Gott aber nur in der Welt, dann liegt es nahe, Gott pantheistisch aufzulösen.Das Werk dieses Jesuiten, „Der Traum des Nebukadnezars“ in der Intention, das Mittelalter in der Kirche zu überwinden, kommt dem dann auch erschreckend nahe.

Der schlichten Parole, die Kirche dürfe nicht etwas als verbindliche Lehre erklären, was den Erkenntnissen der Naturwissenschaft widerspräche, ist aber nicht zu widersprechen: nach katholischem Verständnis kann keine Wahrheit des Glaubens Ergebnissen der Naturwissenschaft widersprechen. Wenn sie ortslos wären in der von Gott geschaffenen Welt, dann könnten sie nicht weiter Bestandteil des Glaubens sein. Wo sind Himmel und Hölle, wenn das nicht einfach nur Symbole für positive oder negative Erfahrungen des Erdendaseins sein sollen? Wo wurde Maria aufgenommen, wenn sie in den Himmel aufgenommen wurde? Der Katechismus weiß darauf nur zweierlei zu respondieren: der Himmel sei der Ort Gottes und der geistigen Geschöpfe bezeichne die endzeitliche Herrlichkeit.2Von der Hölle heißt es: daß die Hölle den Zustand der endgültigen Selbstausschließung von der Gemeinschaft mit Gott meint.3 Himmel und Hölle werden so reduziert auf eine bloße Relationsgröße, bei oder entfernt sein von Gott, ohne zu fragen, ob nicht die Vorstellung von einem Bei-oder Abgesondertsein von Gott notwendig die Vorstellung eines Selbststandes des Menschen präsumiert, der nah oder fern von Gott ist und um dieses Seins willen ein Sein eines Raumes präsumiert, damit eine Relation zu Gott sein kann. Aber die Glaubenswahrheit der leiblichen Auferstehung verlangt, daß die Vorstellung einer Relation Gottes zum Menschen auch im ewigen Leben eine räumliche Dimension besitzt, denn Körprerlichkeit verlangt nach Räumlichkeit.

Wir könnten es uns einfach machen, und Himmel und Hölle einfach reduzieren auf die Vorstellung von: einem In -Gott-Sein oder Getrennt-von Gott-Sein. Aber damit reprodiziert sich von selbst wieder die Vorstellung des Raumes als des Ermöglichungsgrundes von einer solchen Relation.Würde von Maria gelehrt, daß sie, wie alle Menschen gestorben wäre, so daß nur ihr Leib begraben, ihre Seele aber zu Gott aufgenommen worden wäre, dann könnte man sich eine Relation ihrer Seele zu Gott raumlos vorstellen, aber ob ihrer leiblichen Auferstehung verbietet sich dies.

Alle biblischen Vorstellungen von einem himmlischen Gottesdienst, dessen Abbild der irdische ist, gar die Vorstellung von einem himmlischen Gastmahl inkludieren die Vorstellung einer Raümlichkeit des Himmels- keine Auflösung in einem In -Gott- Sein, wie etwa ein Regentropfen aufgeht in einem Meer.

Könnte es für uns nach Kopernikus noch eine Möglichkeit geben, Himmel und Hölle als etwas Räumliches zu denken, wobei dieser Raum nicht ein Element des uns bekannten Raumes, des Kosmos wäre?

Da menschliche Vorstellungen sehr zeitgeistbedingt sind, soll hier nun eine Anleihe in einer Wissenschaft gesucht werden, die im Rufe steht im Vergleich zu anderen, ewigen Wahrheiten näher als andere Wissenschaften zu kommen: die Mathematik. Zwei parallele unbegrenzte Linien haben keinen gemeinsamen Schnittpunkt, obgleich sie Element einer unbegrenzt großen Fläche sein können.So können auch zwei unendlich große Flächen parallel zueinander in einem Raum sein.ohne gemeinsame Elemente. Was für eindimenmsionale Gebilde in einer zweidimensionalen Fläche, was für zweidimensionale Flächen in einem dreidimensionalen Raum gilt, das gilt ebenso für zwei dreidimensionale unendlich große Räume in einem „Hyperraum“: in ihm lägen zwei dreidimensionale unendliche Räume so parallel zu einander, daß sie keinen gemeinsamen Punkt aufwiesen. Räume sind als von Gott geschaffene Ermöglichungsbedingungen eines Miteinanders von Geschöpfen zu denken, die auch ein Zusammensein mit dem Schöpfergott ermöglichen. Weil Gott Menschen und Engel schuf als von ihm verschiedene Wesen und die Beziehung Gottes zu ihnen ihr kreatürliches Sein nicht einfach nichtet, ist die Vorstellung eines Raumes adäquat , damit darin eine Geschichte einer Beziehung von Gott und seinen Geschöpfen möglich ist.

Die Frage, wo ist dann „oben“ und wo ist dann „unten“, ließe sich mit diesem der Mathematik entnommenen Gedanken dann beantworten: es ist ein von dem uns bekannten Raum abgetrennter Raum, der uns nicht zugänglich ist, weil die Räume von Himmel und Erde und Hölle durch ihr Sein in dem übergeordeneten Hyperraum getrennt voneinander sind.

Man mag auf solche Vorstellungen verzichten, weil sie einem zu spekultiv klingen. Aber bevor man sich dafür entscheidet, muß konzidiert werden, daß religiöse Vorstellungen, etwa von einem jenseitigen Himmel und einer unterirdischen Hölle verblassen und aus dem religiösen Bewußtsein verschwinden,wenn man sich bei diesen Vorstellungen nichts mehr denken kann. Wenn sie einmal an die anschauliche Vorstellung vom überirdischen Himmel und der unterirdischen Hölle verbunden waren, wobei der Stand der Erde oben von unten unterschied und das geht nur, wenn die Erde als Scheibe vorgestellt wird- für eine Kugel gibt es kein „Oben“ und „Unten“- dann muß der Gedanke eines Himmels und einer Hölle von dieser Anschauung emanzipiert werden, will man nicht dem heutigen Christen zumuten, in seinem religiösen Denken vor Kopernikus zu leben oder aber diesen ganzen Vorstellungskomplex aufzugeben.
Nur, was bleibt dann? Wer aufmerksam heutigen Beerdigungsansprachen zuhört, wird auffallen, daß das Gerede vom: „Nun ruht der Verstorbene im ewigen Frieden Gottes“ und seiner unendlich vielen Variationen kaum noch unterscheidbar ist von der Aussage, daß der Verstorbene einfach tot in der Erde liegt im Sinne von Epikur, daß mein Tod nie sein kann, weil wenn ich bin, mein Tod nicht ist und wenn mein Tod ist, ich nicht bin, sodaß mein Tod nie eintreten kann. Daß das Leben nach dem Tode das wahre ist, zu dem sich unser irdisches höchstens wie ein Vorspiel verhält, davon ist nichts mehr zu hören. Das wahre und eigentliche ist uns das Erdendasein geworden, als wären wir alle Nietzschejünger , und daß danach: nur noch ein blasses : In- Gott-Ruhen,von einem bloßen Nichtsein kaum unterscheidbar.

Wie anders denkt und glaubt die Kirche, wenn sie Mariä leibliche Aufnahne in den Himmel lehrt. Für sie endet das Leben nicht mit dieser Aufnahme in den Himmel, es ist nicht der wohlgeformte Endpunkt eines Gott wohlgefälligen Lebens sondern der Anfang ihrer Regentschaft im Himmel.Sie wird zur Königin des Himmels und somit auch der Erde. Es ist ein arger Mißbrauch der Intention der Ökomene, wenn unter ihrer Flagge vermeintlich Unzeitgemäßes um des Wohlwollens der Protestanten willen aus der Lehre der Kirche entfernt wird.

Für Rosenberg und viele andere ist das ganz einfach: Im Mittelalter und davor hatten die Menschen primitive Vorstellungen von Erde, Himmel und Hölle. Genußvoll weißt Rosenberg darauf hin, daß so mancher an den Konzilien und den dortigen Entscheidungen, den Dogmen Beteiligter nicht mal lesen und schreiben konnte, um die Unzeitgemäßheit dieser Dogmen herauszustreichen. Die Sachgemäßheit der Dogmen immer wieder aufs neue zu ergründen und zur Anschauung zu bringen, ist so eine bleibende Aufgabe der Theologie. Gelingt das nicht, dann darf man sich nicht wundern, daß immer mehr Teile des Glaubensgutes des Kirche erst zu unverstandenen Formeln werden, die dann Schritt für Schritt aus dem Glaubensbewußtsein verschwinden. Erst so werden sie dann zu leichten Opfern der Reformer: nicht mehr zeitgemäß! .

Uwe C. Lay
1Rosenberg, S. 133.
2Katechismus Nr. 326.

3Katechismus Nr. 1033.

Sonntag, 23. November 2014

Eine kleine Anfrage an die Moral-oder über einen subkutanen Text

Christa Meves: „Ic habe ein Problem“-Lebensfragen junger Menschen
Es geht mal wieder um die Sexualmorallehre

Frau Meves schreibt in ihrem Buch: „Ich habe ein Problem“1 unter der Überschrift:“Der einzelne und die Gruppe“ eine so tiefsinnige Geschichte, daß ich sie hier auszugsweise zitieren möchte. Da ist ein Oberflächentext, der sich dem Lesenden auf den ersten Blick erschließt und jedem Conservativen gefallen wird, eine heroische Geschichte vom Einzelnen, der es wagt, wider den Strom zu schwimmen, dafür mißachtet und gedemütigt zu werden von Allen, der aber doch daran festhält, daß er auf dem rechten Wege ist. Ja, gerade weil er dies gar nicht hervorhebt, sondern nur als das Opfer der Intoleranz der Anderen erscheint, gewinnt das Opfer die Sympathie der Leser. Es ist eine Geschichte von der Lebenskunst des Nein-Sagen Könnens in und wider die Fluten der Mitläufer.
Geben wir Frau Meves das Wort2: „Karsten ist mit einer Jugendgruppe in den Skiurlaub gefahren. Er kommt davon verstört zurück. Er kann nicht mehr schlafen, sich nicht mehr konzentrieren, möchte nur noch heulen.“ Der dramatische Auftakt-was war mit Karsten geschehen?. In der Sprechstunde enthüllt er sein Leiden:
Bereits am zweiten Tag [der Skifreizeit]hätten die meist 18-20 jährigen beiderlei Geschlechts beschlossen, sich gegenseitig in den Schlafräumen zu besuchen und Bett und Schlafsack miteinander zu teilen...Die meisten Mädchen seien damit einverstanden gewesen, und so hätte ein ziemlich geräuschvolles nächtliches Treiben begonnen. Karsten (Hervorbegung durch mich) hatte schon bei der anfänglichen Diskussion über diesen Punkt erklärt, daß er da nicht mitmachen würde. Er hätte eine andere Auffassung über Liebe und Sexualität,[...]“.Die Jungens wollten also...und die meisten Mädchen sagten dann: Ja-also die klassische Rollenverteilung des Mannes, der will und der Frau, die dann „nachgibt“. Aber da ist einer, der nicht mitschwimmt. Defensiv gestimmt kündigt er den Gruppenkonsens, der gerade idealtypisch „demokratisch“ erstellt worden ist-als hätten unsere Buben und Madels Habermas „herrschaftsfreien Diskurs zuvor studiert- es wurde diskutiert, argumentiert und basisdemokrstisch die Norm für das Wie des Mitinanderumgehens zwischen Frauen und Männern festgelegt. Er sagt nicht: was ihr da wollt, ist nicht in Ordnung-nur für mich ist es nicht.
Das reicht, um sich ihn in die Rolle des Außenseiters zu kapultieren.
Einer hatte erwidert, das sei dann eben sein Bier“ Das ist die praktiziere Toleranz Dissidenten gegenüber-aber eine seltene Praxis in von Menschen als wichtig angesehenen Fragen-nur in unwichtigen, uns unwichtig erscheinenden schätzen wir die Toleranz- aber: „Die anderen“ [das sind alle Anderen]hatten dazu gelacht und ein paar dreckige Bemerkungen gemacht.“ Das ist der Hordentrieb in Reinkuktur, das ist, daß der Herdeninstinkt jedes abweichende Verhalten als Gefährdung der Einheit der Herde wahrnimmt und so den Abweichler anfängt zu diskriminieren. Daran sehen wir schon, wie treffend Meves diese Geschichte mit dem Titel: „Der einzelne und die Gruppe“ überschrieben hat. Der Titel trifft hier des Pudels Kern!
Das Leiden des Außenseiters beginnt nun: „Aber es wäre ihm nicht möglich gewesen,in einer der folgenden Nächte auch nur ein Auge zuzutun.“
Der Außenseiter reagiert: „Eines Morgens habe er wütend gesagt, daß das doch so nicht weitergehe. Er wolle auch mal seine Ruhe haben.“
Die „Lösung“-die Geschichte spielt noch in den Zeiten des Glaubens an die Demokratie-daß alle vorgegebenen Ordnungen und Regeln im demokratischen Pro-und Contra-Argumentieren in Frage gestellt und durch neue Regeln ersetzbar seien, die sich dann durch ihr demokratisches Zustandegekommensein legitimierten-statt daß sie einfach autorotativ als ewige Norm proklamiert würden.
Die demokratische „Lösung“: „Die Gruppe hätte daraufhin beschlossen, nicht mehr im Jungenschlafraum, sondern den der Mädchen zum Treffpunkt zu machen. „damit Baby auch genug Schlaf bekommt.“, hatte es feixend geheißen. Seitdem sei er faktisch allein im Schlafraum zurückgeblieben und auch sonst in eine verhöhnte Isolation gefallen.“
Das ist wahrlich eine Geschichte wahren Bekennertums-da tritt jemand-auch wenn er es nicht explizite ausdrückt-aber der kundige Leser weiß es sofort-für die christliche Sexualmorallehre ein und wird darum von den Weltkindern verachtet-denn er lebt nicht so wie sie, denn er ist nicht aus der Welt wie sie. Und damit wäre diese Geschichte doch schon zu Ende erzählt-fast eine Märtyrergeschichte,
Nur eines-eine kleine Störung-eine Erinnerung aus meinem Leben: da sitzen Männer und Frauen,jüngere beisammen im Jugendtreff-alle rauchen. Da sagt ein Bub: mich stört das Rauchen! Betretendes Schweigen...bis einer sagt: „Da gibt es nen Nebenraum.da kannst du ungestört vom Tabakqualm deinen Kaffee trinken.“ Der empfindsame Nichtraucher saß dann-allein-ganz allein-im separierten Nichtraucherzimmer. Das hielt er nicht lange aus, er kam zurück und setzte sich wieder zu den rauchenden Freunden. Es ist wohl eine bittere Lebenswahrheit: will ich mit Anderen zusammenleben,muß ich auch Zugeständnisse und Abstriche machen: ich kann nicht von allen verlangen, daß sie auf ihren Tabakgenuß verzichten, bloß weil es mich stört. Und wenn mir der Tabakqualm wirklich so zuwider ist, dann muß ich eben auf die Geselligkeit mit Rauchern verzichten-denn nur allein kann ich leben, wie ich es möchte.
Aber in Christa Meves Erzählung geht es ja um etwas anderes: daß nämlich der Dissident im moralischen Recht ist, weil er Nein zur vorehelichen Liebe und dem voreheliche Sex sagt und daß es bewunderswert ist, daß er an seinem Glauben festhält, der der wahre ist. Trotz der Verachtung der Welt bewahrt er seinen wahren Glauben!. Denn wenn es nur um Karstens subjektive Abneigung gegen die auf dieser Freizeit praktizierten Liebe ginge, dann dürfte er sich doch über die „demokratische“ Lösung nicht mokieren: er kann schlafen, wie er es möchte und alle anderen schlafen -Beischlaf praktizierend-wie sie es möchten. Und er ist isoliert, weil nur er „allein“schlafen möchte und so schläft er dann auch „allein“ im Jungenschlafsaal.

Aber eine kleine Dissonanz bleibt doch: wenn ich so ganz anders leben will als alle anderen, darf ich mich da wundern, wenn die anderen dann auch nicht mehr mit mir zusammenleben wollen? Ist es nicht das Schicksal aller Karstens, als Dissidenten und Steppenwölfe-außerhalb der Herde leben zu müssen, den Massen der Ja-Sager und Mitläufer? Darf man sich darüber beklagen?

Jetzt lesen wir: „Auf der Rückfahrt in der Bahn hätte schließlich auch keins der Mädchen mehr ein Wort mit ihm [dem Dissidenten]gesprochen.“ Seltsam-als ich diesen Satz zum ersten male las, stockte ich-las ihn noch mal und noch mal-immer irritierter werdend...Das gibt es nicht: ein Bub, ein junger Mann, der Nein! sagt, ich will nicht mit Madels intim sein, den ziehen junge Frauen an wie das Kerzenlicht die Motten! Ob frau den nicht erobern und verführen kann? Ja, die Männer, die mit jeder ins Bett gehen, die ...aber so einer, der Nein sagt-Frauen „erobern“ anders als Männer- aber auch sie wissen zu „verführen“! Und keine wollte es mit ihm versuchen? Das kann ich mir nicht vorstellen!
Ein Verdacht entsteht in mir und ich lese die Geschichte noch einmal! Ich zitiere jetzt den Nebensatz,den ich bisher ausgelassen habe, der, der diese ganze Geschichte zum Einstürzen bringt! Oder zeitgenössischer, den Text dekonstruiert und uns eine ganz andere Geschichte erzählt, den subkutanen Text unter dem Oberflächentext!
er hätte auch keine Freundin unter den Mädchen dieser Gruppe.“ (hervorgehoben von mir).
Jeder junge Mann dieser Freizeit hatte ein Madel für die intimen Liebesnächte und jedes Madel einen Buben für die nächtliche Liebe-nur Einer nicht. „Dich will ich nicht!“ sagte zu ihm jede der jungen Frauen. Keine wollte ihn!
Wir denken jetzt an die Klugheit des Fuches: da sitzt er unter dem Kirschbaum, lieblich leuchten die süßen Kirchen, eine appetitlicher als die andere und die Vögel des Himmels delektieren sich an ihnen-nur für den Fuchs hängen die Früchte zu hoch-viel zu hoch-unerreichbar hoch. Da wendet er sich ab zum Fallobst, das da unter dem Baum herumliegt, faulig und angebissen und er ruft aus: Das sind die wahren Genüsse des Lebens-das faulige Fallobst! Plumper Selbstbetrug-oder die Kunst, mit dem, was man erreichen kann, sich zufrieden zu geben:
Hat Karsten von der Klugheit der Füchse gelernt: ich mag die süßen Trauben nicht-ich habe andere Vorstellungen vom Essen-ich bevorzuge das Fallobst?
Die schöne Moral gerät so unter einen Generalverdacht: es ist die (Sexual)Moral der Ewig.Zukurzkommer! Weil keine junge Frau mit ihm wollte, betrügt er sich selbst mit der Moral: ich habe eine moralische Vorstellung von der Liebe -und deshalb will ich gar nicht eine Frau so wie es jetzt hier all die anderen Männer wollen! Boshaft polemisch überspitzt: die einen Männer liebten in der Nacht ihr Madel und Karsten nahm die Moral unter seine Bettdecke. Und auf der Heimfahrt: noch immer wollte kein Mädchen ihn: „Du nicht!“ Das schmerzt-das ist eine schwere Wunde-und der Text erzählt von dieser Herzensverwundung Karstens: „Er kann nicht mehr schlafen, sich nicht mehr konzentrieren, möchte immerzu heulen“. Das „geräuschvolle Treiben“ jener Liebesnächte der Freizeit in den Ohren-jede Nacht nach dieser Freizeit -und er allein mit seiner Moral- jede Nacht. So wird der Text plötzlich-ganz gegen die Intention der Verfasserin zu einer ganz anderen Geschichte: der eines Außenseiters, des „Schmuddelkindes der Klasse, mit dem Niemand will, der sich dann mit der „Moral“ des: ich mag die süßen Trauben ja gar nicht-sie schmecken mir nicht.hinwegzutäuschen versucht und der doch daran scheitert-Nacht für Nacht, in denen auch er von den süßen aber für ihn zu hohen Kirschen träumt.

Und so enthüllt un+ dieser von Frau Meve+ gescriebene Text-fast wie eine freudsce Fehlleistung- eine Gescicte, die ganz und gar der Intention der Autorin zuwiderläuft, al+ Wahrheit dieser Gescicte unterhalb de+ Oberfläcentexte+! Und dieser Tiefentext ist gerade für un+ Conservative auc eine wirklice Anfrage: könnte die cristlice Moral nict auc mißbraucbar sein-oder enthält sie vielleict gar Aussagen, die denen de+ Fuce+ gleicen: weil ic die Kirscen nict bekommen kann, de+halb erkläre ic sie für unmoralisc? Ist da+ nict auc die Anfrage Nietzsce+ an un+ Christen, an unsere Moral, daß sie nur der Vertröstung der „Verlierer“ dient? Man mace e+ sic hier nict zu leict mit dem Nein-Sagen. Gersade weil die hier von Frau Meve+ so gut erzählte Gescicte -gegen ihre Intention-diese bittere Wahrheit selbst au+sprict, sprict da+ für die Wahrheit dieser Anfrage,
So haben wir jetzt ein Problrem mit Frau Meve+!
1Meves, Christa, Ich habe ein Problem. Lebensfragen junger Menschen,1978.

2Meves, Christa, a.a.O. S.25.

Samstag, 22. November 2014

Über das Schicksal abgetriebener Kinder-Fragen ohne letzte Antworten

Fragen zum Schicksal ungetauft gestorbener Noch-Nichtgeborener
leider noch keine endgültigen Antworten



Ein Kind wird abgetrieben-kein Einzelfall in Deutschland und der Welt. Aber dieser Fall wirft theologische Fragen auf, die meinem Kenntnisstand nach noch nicht eindeutig bis ins letzte Detail geklärt sind. Den Ausgangspunkt bildet die Lehre von der Heilsnotwendigkeit der Taufe. Niemand kann in das ewige Leben eingehen, wenn er nicht getauft ist. Nun kann aber die Bluttaufe, das ist der Märtyrertod oder die Begierdetaufe die Taufe ersetzen. Der Ursprung der Vorstellung von der Begierdetaufe war wohl, daß Christen, sich auf den Empfang des Sakramentes vorbereiteten und dann starben, bevor sie das Sakrament empfingen. Hier wurde nun der Wille, das Sakrament zu empfangen schon als Empfang gewertet, weil der Nichtempfang unverschuldet war. Daraus leitete sich die weitergehende Vorstellung ab, daß Menschen, die das Sakrament unverschuldet nicht empfangen konnten, etwa der Philosoph Platon, weil es zu seiner Zeit das Taufsakrament der Kirche noch gar nicht gab, so angesehen werden, als ob sie es empfangen hätten, wenn man annimmt, daß wenn sie es hätten empfangen können und es auch gekannt hätten, sie das Sakrament auch empfangen hätten wollen-nach dem Motto: ein Denker, der so weise über Gott dachte wie Platon und ein Leben gemäß dem Grade seiner (natürlichen) Gotteserkenntnis führte, der hätte, wenn zu seiner Zeit es das Taufsakrament schon gegeben hätte, es auch empfangen.
Also gibt es als Ersatz für die fehlende Taufgnade die Bluttaufe und die Begieretaufe.
Was ist nun aber mit Menschen, die ungeboren abgetrieben werden? Die Bluttaufe als auch die Begierdetaufe können für sie nicht in Frage kommen? Dann bliebe für sie nur der Ort des Limbus, das meint einen Ort, der nicht identisch ist mit dem Himmel und auch nicht mit der Hölle und der auch kein Zwischenstadion sein soll wie das Fegefeuer. Es ist der Ort der Ausschließung vom ewigen Heil, aber auch der Ort, an dem die Dortigen außer dem Ausgeschlossensein vom Reich Gottes kein Strafleiden erdulden müssen wie im Fegefeuer und in der Hölle.
Die Lehre vom Limbus kannte noch nicht das Problem des millionenfachen Kindermordes, der Abtreibung und der Frage des Schicksales dieser ermordeten Kinder. Sie werden so gesehen durch ihre Abtreibung ja nicht nur des endlichen Lebens beraubt, sie werden getötet,bevor sie je das Licht der Welt sahen, sondern auch des ewigen Lebens in der Gemeinschaft mit Gott. So ist jede Tötung ungeborenen Lebens immer auch ein Seelenmord. Aber das Bedrückende dabei: daß diese Kinder völlig chancenlos sind. Nach der Lehre der Kirche, seit dem 2.Vaticanum wird-wohl übertrieben darauf verwiesen, daß jeder Mensch, wenn er nur gemäß seinem Gewissen lebe, und das könnte auch für einen Atheisten gelten, ins ewige Leben eingehen können. Nur die getöteten Kinder wären so ausgeschlossen vom Heil.
Man kann nicht umhin, daß diese Vorstellung schwer vereinbar ist mit der Lehre von Gottes Gerechtigkeit. Im Geiste des Erasmus von Rotterdamm wäre zu fragen, ob das nicht so wäre, als erklärte die Kirche Blinde dafür schuldig, daß sie nicht sehen können, was sie sehen sollen.

Die Urkirche stand schon einmal vor einem ähnlichen Problem. Seit dem Jesus die Taufe als heilsnotwendig erklärte in seinem Nachtgespräch mit Nikodemus, galt: ohne Taufe kein Heil. Nun wurden Heiden Christen-und sie frugen nach dem Heil ihrer Eltern, die schon verstorbenen oder sonstiger lieben schon verstorbenen Verwandten und Freunde! In den Anfängen der Germanenmission soll das auch ein gravierendes Problem gewesen sein. Da wollte sich der Germanenhäuptling schon bekehren und sich und die Seinen taufen lassen, da hatte er noch eine letzte Frage an den Missioinar: Und was ist mit meinen Vorfahren, meinem Vater und meiner Mutter? Da antwortete der Missionar: ohne Taufe kein Heil. Da rief dann so mancher aus: „Lieber mit meinen Vorfahren in der Hölle als ohne sie im Himmel“-und die Taufe fand nicht statt! Die urchristliche Kirche fand im Sakrament der Taufe für dies Problem die Antwort. Paulus berichtet uns davon im 1.Korintherbrief: „Was soll es sonst, daß sich einige für die Toten taufen lassen?“ (15,29) Die dieser Taufpraxis zu Grunde liegende Tauflehre besagte, daß man sich zugunsten von Verstorbenen, einen oder mehrere ist stittig, taufen lassen konnte. Diese Taufe kam dem Verstorbenen so zu gute, daß er von Gott wie ein Getaufter angesehen wurde, Er ging also ins ewige Leben ein. Diese Taufpraxis ist dann später von der Kirche verboten worden. Sie wäre weiterhin gültig, wenn man sie so praktizierte, aber unerlaubt. Man könnte jetzt meinen, daß die Messe für Verstorbene diese urchristliche Praxis ersetzt habe. Aber es stellt sich die Frage, ob eine für einen Verstorbenen gelesene Messe wirklich das Taufsakrament ersetzen kann. Und dafür findet sich leider bis jetzt keine eindeutige Antwort. Man könnte urteilen, daß nur die Bluttaufe und die Begierdetaufe die Taufe ersetzen könnten, aber die Ausschließlichkeit ist gerade nicht die Intention dieser Lehre von den Ersatztaufen: sie will gegen einen unchristlichen Rigorismus sagen, daß es auch noch andere Möglichkeiten gibt,nämlich diese zwei.
Nun ist gewiß die Wirkkraft eines Gebetes und auch eines für einen Verstorbenen aufgeopferten Rosenkranzes geringer als die einer für ihn applizierten Messe, aber die Kraft des Rosenkranzgebetes darf nun auf keinen Fall gering geschätzt werden.
Luther, leider kein zuverlässiger Theologe, riet, wohl mehr als Seelsorger denn als Dogmatikkenner, daß die Eltern für ihr ungetauft verstorbenes Kind kräftig und vertrauensvoll beten sollten, dann werde Gott sie erhören und ihr Kind retten. Aber ist das auch wahr-oder nur eine Vertröstung für die um ihr Kind trauernden Eltern.

In der Praxis der Kirche kennen wir so nur die Taufe zugunsten der ungetauft Verstorbenen, von der es sicher ist, daß sie den Ungetauften zu Gute kam. Warum wurde sie dann von der Kirche verboten? Man halte sich dies vor Augen; noch zu den Zeiten des hl. Augustin war die Spättaufe die Regeltaufe. Man vertraute darauf, daß das Sakrament der Taufe alle Sünden abwusch, sodaß man getauft in den Himmel eingehen werde-es sei denn, daß man nach dem Empfang der Taufe schwer sündigte. Wie werde ich meine Sünden wieder los, wenn ich schon getauft worden bin und es für mich keine zweite Taufe geben konnte. Die pragmatische Lösung: man verzögerte die Taufe bis kurz vor dem Sterben, in der Hoffnung, dann die Restlebenenszeit ohne zu sündigen zu überstehen, um ins ewige Leben so eingehen zu können. Könnte man nun, wenn man verstorben ist, sich taufen lassen durch liebe Freunde und Verwandte, wer würde dann sich noch vor dem Tode taufen lassen? Denn die Taufgnade ist zwar prinzipiell unverlierbar (so die Lehre der Kirche), aber ich kann sie durch mein Sündigen so kontaminieren, daß ich trotz meines Getauftseins nicht ins ewige Leben eingehen kann. Verpflichtete die Taufe den Getauften zu einem christlichen Leben, damit er so ins ewige Leben eingehe, hätte die Verschiebung der Taufe auf nach den Tod den „Vorteil“, daß man weiter wie ein „alter Heide“ leben könnte bis zum Tode, vertrauend darauf, daß die Taufe nach dem Tode dann vollkommen reinwäscht von allen Sünden des prämortalen Lebens. Es gab also gute seelsorgerliche Gründe, diese urchristliche Taufpraxis später zu verbieten.Aber man darf sie nicht als ungültig bewerten, denn dann hätte sie die Alte Kirche nie praktiziert und Paulus sie gutgeheißen sondern den Korinthern gesagt:“So nicht!“
Aber denken wir nicht zu gering von der Wirkkraft der hl. Messe, wenn wir ihr nicht zutrauen, ungetauft gestorbenen Kindern zugute kommen zu können? Das ist für mich das größte Bedenken gegen die These, daß ausschließlich die Bluttaufe und die Begierdetaufe die Taufe vollwertig ersetzen können.
Halten wir uns doch den hl. Text vor Augen, der uns die Praxis der Messe zugunsten von Verstorbenen vor Augen hält. Selbst in der lutherischen Bibel, (1984) lesen wir als Überschrift: „Sühnopfer für Gefallene, die Schuld auf sich geladen hatten“ und das, obwohl doch Luther aufs ernergischste lehrte, daß es nur ein Sühnopfer, das Jesu Christi am Kreuze gebe und alles andere keine sind. Der Text steht im 2.Makkabäer 12, 39-46: es ist kein Zufall, daß Luther mit den beiden Makkabäerbüchern auch gerade diesen Belegtext für die Praxis des kirchlichen Sühnopfers zugunsten von Verstorbenen aus der Bibel entfernte, indem er sie als „apokryph“ diffamierte. Was war der Fall? Krieg war-eine Schlacht galt es zu schlagen. Einige Soldaten hängten sich nun Amulette um, heidnische, mit dem Gottglauben unvereinbare. Diese heidnischen Amulette, die die Soldaten vor dem Tode in der Schlacht bewahren sollten, brachten ihnen nun aber den Tod in der Schlacht. Gott tötete sie in der Schlacht, weil sie so vom Glauben abgefallen waren. Die Kameraden bekannten: Gott ist ein gerechter Gott, darum strafte er sie so.
Aber sie dachten nun auf die große Hoffnung Israels, an die Verheißung der Auferstehung von den Toten. Eines war ihnen klar: ihre gefallenen Kamerden werden am Tage des Endgerichtes nicht ins ewige Leben eingehen-weil sie so schlimm gesündigt hatten. Gott hatte die Sünder ja mit dem Tode bestraft-also kann das keine läßliche Sünde sein!
Was nun? Sie sammelten Geld, brachten es zum Jerusalemer Tempel, damit dort die Priester für die Gefallenen ein Sühnopfer darbringen. Das war das erste Sühnopfer, von dem die Bibel uns erzählt, dargebracht für Verstorbene, damit auch sie, obgleich sie schwer gesündigt hatten, ins ewige Leben eingehen können. Gottes Gnadenordnung wird hier narrativ expliziert: selbst für den schwersten Sünder, der sein Leben einem Götzenbild anvertraute, statt auf Gott zu vertrauen, gibt es eine berechtigte Hoffnung, wenn Priester für ihn ein Sühnopfer darbringen-und das ist das kirchliche Meßopfer für die Verstorbenen. (Wie sich dies kirchliche Meßopfer, das des alten und des neuen Bundes zu dem Kreuzaltaropfer verhält, vgl dazu meine Artikel dazu zu diesem Thema)
Wenn das Opfer der jerualemischen Priester eine Entsühnung für so schwere Sünder erwirken konnte, wie sollte dann das kirchliche Meßopfer nicht auch für ungetauft Verstorbene und gerade für die abgetriebenen Kinder Eintsühnung schaffen, sodaß auch sie ins Reich Gottes eingehen können? Denn die Wirkkraft des Opfers der Makkabäer wie das des kirchlichen Meßopfers ist ja immer nur die eine, das Opfer Jesu Christi selbst.
Aber so wird es nicht offiziell von der Kirche gelehrt-das Gegenteil aber auch nicht,
Und wie steht es mit der Wirkkraft des Rosenkranzgebetes für die ungetauft Vertorbenen, die ermordeten Kinder? Die Antwort steht und fällt mit der Frage, ob Blutttaufe und die Begierdetaufe ausschließlich gemeint sind: nur die, oder ob sie zwei Ersatze benennt, ohne weitere Möglichkeiten ausschließen zu wollen! Eine offene Frage.
Aber eines muß uns Christen beunruhigen: die vielen, vielen Kinder, die, bevor sie zur Welt kommen, umgebracht werden und die so ungetauft vom Reich Gottes ewig ausgeschlossen sind-wenn die Kirche nicht Wege findet, auch für sie das Heil zu erbeten durch Opfer oder durch Beten.





Mittwoch, 19. November 2014

Offener Brief Paul Baddes an den hl. Vater

Lieber Papst Franziskus!
Offener Brief
8 Vatican 11|2014
Im Jahr 1009 ließ der Kalif Hakim die
Grabes- und Auferstehungskirche Christi
in Jerusalem niederbrennen. Es war ein
unerhörter Vorgang. In den Jahrzehnten
darauf baten die Byzantiner die Päpste
verzweifelt und dringend um Hilfe gegen
den Vormarsch der Seldschuken gegen die
Grenzen ihres Reiches. Am 27. November
1095 rief der selige Papst Urban II., Ihr
Vorgänger, danach die westliche Christenheit
dazu auf, die heiligen Stätten im
Heiligen Land militärisch freizukämpfen
und die Pilgerwege nachhaltig zu sichern.
Schon fünf Jahre später – im Jahr 1099 –
wurde Jerusalem erobert. Knapp hundert
Jahre später war es mit dem christlichen
Königreich Jerusalem vorbei. Die
Kreuzzüge sind kein Erfolgskapitel in der
Geschichte der Christenheit. 1187 vertrieb
Saladin die Kreuzfahrer aus Jerusalem,
kurz danach aus dem Heiligen Land. Seitdem
heißen die Europäer im Nahen Osten
nur noch Frandschi, das heißt Franken.
Mit anderen Worten: Kreuzfahrer.
Doch auch der Versuch Ihres Namenspatrons,
des heiligen Franz von Assisi,
einen erstaunten Sultan im Jahr 1219 im
ägyptischen Damiette von der überlegenen
Wahrheit des Christentums zu überzeugen,
war kein Erfolg. In der Folge durften
die Franziskaner zwar als christliche
Wächter im Heiligen Land bleiben. Doch
das war es schon. Wie lange dies heute
noch geduldet wird, ist fraglich. Denn was
die Mordbrenner des neuen Kalifats in
unseren Tagen in Ninive und den Gebieten
anstellen, von denen Abraham einst in
das Verheißene Land aufbrach, ist schlimmer
als ein neuer Brand der Grabeskirche.
Hier werden Gebiete christenfrei gemacht,
die seit den Tagen der Apostel von Christen
belebt und geprägt wurden.
Besuchen Sie deshalb doch bitte, wenn
Sie sich nach Ihren Reisen nach Straßburg
und Konstantinopel im November wieder
in der Basilika Santa Maria Maggiore vor
der Ikone des „Salus Populi Romani“ bei
der Muttergottes bedanken wollen, auch
noch ihren heiligen Vorgänger Pius V. in
der Sixtus-Kapelle gegenüber und halten
Zwiesprache mit ihm.
Denn er war es ja, der die Christenheit
im sechzehnten Jahrhundert noch einmal
zusammenschweißte, um dem drohenden
Terror der Osmanen mit der gesammelten
Kraft des Westens zu begegnen. Er
war es, dem wir den unglaublichen Sieg
der Schlacht von Lepanto am 7. Oktober
1571 verdanken. Es waren allerdings
nicht nur die Waffen und das Kriegsglück
gegen die übermächtige Flotte des Feindes,
die Pius V. dabei mobilisierte, sondern
es war ein Rosenkranzkreuzzug, zu
dem er dafür aufgerufen hatte. Es war
die Kraft des Gebets, zu der er Europa
bekehrt hatte.
An dieses Wunder der Schlacht von
Lepanto mussten aber auch viele Beobachter
denken, die am 8. September 2013 mit
Ihnen auf dem Petersplatz saßen, um mit
Fasten und Beten die Vereinigten Staaten
davon abzubringen, nicht aktiv in Syrien
gegen den Despoten Assad vorzugehen.
Wäre es so gekommen, stände der Islamische
Staat heute schon am Mittelmeer.
Nach diesem Gebetstag kam es anders.
Einen Tag später waren die Angriffspläne
vom Tisch.
Gebete sind stark. Beten Sie Europa
deshalb den Rosenkranz wieder vor, Heiliger
Vater! Rufen Sie wie Papst Pius V.
einen Gebets-Kreuzzug der katholischen
Kirche gegen die Mörderbanden des „Islamischen
Staates“ aus – die ja zuerst die
Islamische Welt selbst bedrohen.
Denn der Westen hat ja keine Mitte
mehr außer der katholischen Kirche.
Das weiß keiner besser als die Islamisten.
Darum rufen sie ja auch schon zur Eroberung
Roms auf und nicht zur Eroberung
Brüssels. Ergreifen Sie diese Führungsrolle.
Denn die Bedrohungen, die sich im
Jahr 2014 vor den Menschen auftürmen,
stehen den bösen Kräften des Jahres 1914
nicht nach.
In Österreich hat es die „Blaue Armee
Mariens“ 1955 in einem Rosenkranz-
Kreuzzug vermocht, dass sich die „Rote
Armee“ der Sowjetunion erstmals ohne
einen Schuss aus einem ihrer besetzten
Länder zurückgezogen hat.
Rufen deshalb auch Sie einen Rosenkranzkreuzzug
für den Frieden aus! Gehen
Sie voran! Zusammen mit Benedikt XVI.
– und mit Johannes Paul II., dem großen
Rosenkranzliebhaber, der noch genau
wusste, wie man ein Reich des Bösen zu
Fall bringt. Wir sind dabei. Gehen Sie
voraus!
Von Herzen Ihr
Paul Badde
Heiliger Vater,
lieber Papst Franziskus!
Offener Brief
8 vatican 11|

Dienstag, 18. November 2014

Der Kampf gegen die wahre Kirche-auch Luther und die Folgen

Siegt der Protestantismus über die Katholische Kirche?
Oder: ein geheimer Masterplan?

Die Kirche, zumindest im deutschsprachigen Raum, sie gleicht einer Fußball-mannschaft,zurückgedrängt in den eigenen Elfmeterraum, sich gegen die Sturmangriffe des zur Höchstform aufspielenden Gegners mit Müh und Not verteidigend. Aber dieser Vergleich hinkt, sehr sogar. In einem Fußballspiel sind Freund und Feind leicht an den Spieltrikots unterscheidbar, Nicht so im Kirchenkampf: so mancher Recke, mit den Vereinsfarben der Katholischen Kirche geschmückt, kaum im Ballbesitz, schießt er aufs eigene Tor, die einen unabsichtlich, im ungeschickten Abwehrkampf, die anderen als Überzeugungstäter: sie wollen das eigene Tor treffen.
Und die Stimmung der Kirchenmannschaft: Resignation, das Spiel ist verloren und statt sich auf den Abwehrkampf zu konzentrieren, spielt man lieber: Schwarzer Peter.Wer hat schuld, daß alles daneben geht und jeder reicht dem anderen die Schwarze-Peter Karte: Du und du und...alle außer mir haben es „verbockt“.Aber das ist nur ein Stimmungsbild- und ein etwas fader Vergleich.
Trotzdem möchte ich in einer Hinsicht an ihm festhalten. Seit man kirchlich vom „wandernden Gottesvolk“ redet und von der „ecclesia militans“ nichts mehr wissen will, scheint der Weg der Kirche durch die Geschichte eine große Picknicktour zu sein, auf der man sich niederläßt, wo es einem gefällt, um dann weiter zu lustwandeln. Ziellos,wie es der Wanderlustige liebt. Ecclesia militans erinnert dagegen so unerfreulich realistisch daran, daß der Auftrag der Kirche ein robuster Kampfeinsatz ist, daß das Reich Gottes eine Kampfansage an das Reich des Bösen ist, und daß der „Endsieg“ noch nicht errungen ist, Er ist der Kirche verheißen, aber sie ist noch nicht in Gänze Ecclesia triumphans. Ihr ist es verheißen, daß die Tore der Hölle sie nicht überwinden kann, aber nicht, daß ihr Weg einer von Sieg zu Sieg ist, einer des kontinuierlichen Wachsens, bis sich zum guten Ende hin die ganze Welt in ihr vereint geborgen und gerettet findet.
Wenn die gegnerische Fußballmannschaft angreift, und geradezu die angegriffene Mannschaft in den eigenen Elfmeterraum einsperrt, dann ist das kein konzeptloses Drauflosrennen und Drauflosschießen auf des Gegners Tor, sondern Taktik und Strategie.
Könnte es sein, daß der jetzigen Offensive des Gegners auch ein Generalschlachtplan zu Grunde liegt, den wir Verteidiger nur noch nicht durchschaut haben? An der „Atheismusfront“ herrscht fast Ruhe-der radicalste Feind des Christentums greift nicht mit dem Schwerte des: „Gott ist tot“ (Nietzsche) uns an-nur wenige Nostalgiker versuchen sich noch auf diesem „Schlachtfeld“nein- der Prophet Mohamed und seine Kampftruppen greifen an. Das Gesamtschlachtfeld ist äußerst schwer zu überblicken, zu verschiedenartig und mannigfaltig ist dieser eine Kampf wider die wahre Kirche , aber das Ziel des Endsieges ist klar.
Von diesem radicalen Angriff. Mohamed oder Jesus Christus, zu unterscheiden ist ein anderer Angriff: der des Willens zur Protestantisietung der Katholischen Kirche. Auch dies ist ein Angriff, aber einer der verheißt: die Kirche soll ja christlich bleiben, sie soll sich nur protestantisieren, damit sie in der (post)modernen Welt besser zu stehen kommt.
Zwei Angriffe und doch ein Ziel, daß die wahre Kirche aufhören soll! Man könnte hier eine Einheit sehen: den eine Angriff trägt Mohamed von Außen her vor und seit dem bekämpft der Islam das Christentum,mal wenig erfolgreich, mal erfolgreicher. Den anderen trägt Luther vor, von innen, sodaß das Christentum sich innerlich spaltet, bis es im 17.Jahrhundert sich gegenseitig blutig bekämpft. Die Entchristlichung des Abendlandes begann eben mit diesem innerchristlichen Religionskrieg. Jetzt war es ein Gebot der Stunde, die christliche Religion zu devitalisieren und zu pazifizieren, damit ein friedliches Miteinander in einem konfessionell zerspaltenem Europa möglich wurde. Dazu diente die Vergleichgültigung der Religion. Religion ist nicht so wichtig und schon gar nicht, ob man katholisch, evangelisch oder orthodox sei. Diesem sich devitalisierendem Christentum steht nun der Islam, vor Vitalität nur so trotzend gegenüber. Aber diese Schwächung des Christentums ist die erste Frucht der verlorenen Einheit durch das Werk Luthers.
Jetzt sieht die aktuelle Kampfsituation so aus, als stünden Heerscharen von Katholischen Reformern Gewehr bei Fuß, um die Kirche nun endgültig Luther zu unterwerfen: je protestantischer die Katholische Kirche wird, desto besser! Zur äußeren Bedrängnis kommt nun der innerchristliche Kampf um und gegen die wahre Kirche. Nicht, daß der Protestantismus nun missionarisch der Kirche entgegentritt, um mit Luther für das wahre Evangelium zu kämpfen gegen die „Hure Babylon“, wie es einst das kämpferische Luthertum tat-nein, man dialogisiert und konferiert ganz im Geiste der Ökomene und weicht so die feste Burg des Katholizismus auf. Was vorkonzilar noch zum eisernen Bestandteil der wahren Kirche gehörte, das Lehramt, die 7 Sakramente, die apostolische Sukzession, das Zölibat..(beliebig ergänzbar), das war jetzt nur noch etwas den brüderlichen Dialog Behinderndes- und eigentlich wollte man doch nur noch Christ sein. Was liegt da näher, als alles Katholische als nicht so wichtig hintenanzustellen, um das Gemeinsame in den Vordergrund zu stellen.
Hat die Kirche 7 Sakramente, ihr Evangelischen nur 2, dann sagen wir eben jetzt-ganz ökomenisch, daß eigentlich nur die zwei gemeinsamen wirklich wichtig sind! Auch für uns Katholiken. Und so verfuhr man in allen Punkten. Der Minimalismus des Protestantismus setzte sich immer gegen die barocke Fülle des Katholizismus durch. Wir hatten vorkonzilar Jesus, Maria und die Heiigen-ihr nur Jesus-also soll auch uns nur noch Jesus wichtig sein! Das Einfallstor war und ist dies Konzept des kleinsten gemeinsamen Nenners-auf diesem Altar opferte die Kirche um der Ökomene willen fast alles Katholische.
Und nun stehen die Reformkräfte an der „Basis“ auf, von „Wir sind Kirche“ bis zur Spitze der „Reformbischöfe“, um das „katholische Tafelsilber“ aus dem Fenster hinauszuwerfen, um eine „arme Kirche“ im Sinne des Franziskus zu werden. Am effektivsten und erfolgreichsten erweist sich hier der Angriff auf die Ehe-und Sexualmorallehre der Kirche und das aus mehren Gründen. Die gegnerische Mannschaft, geht sie in die Offensive, greift immer am schwächsten Punkt der gegnerischen Verteidigung an- und man muß konzedieren, daß die Lehre der Kirche hier wirklich Schwachpunkte aufweist-ich erinnere nur an das Problem der faktischen Nichtlebbarkeit von 16-19 jähriger Enthaltsamkeit,, die aber die Kirche fordert ob der Bestimmung, daß jede praktizierte geschlechtliche Liebe vor der Ehe eine Sünde ist-an die Dürftigkeit der Begründung des Verbotes künstlicher Mittel zur Verhütung- und es ist klar, daß hier der Angriff erfolgreich ist.
Wenn die Kirche im ökumenischen Übereifer den verheirateten evangelischen Pastor, die evangelische Bischöfin und gar den in Homosexehe lebenden Pastoren als gleichwertige Amtsinhaber würdigt, und mit ihnen zusammen amtliche Dienste vollzieht, dann darf man sich nicht wundern, daß nun „Reformkräfte“ auch solche Pfarrer und Bischöfe für die Katholische Kirche fordert! „Was die haben, wollen wir auch!“
Es sind viele Einzelschlachten des „ökomenischen Dialoges“, in denen sich der protestantischge Minimalismus so gegen die Fülle der wahren Kirche durchsetzte. Und jetzt fordern „Reformer“ einen großen Schritt voran in der Selbstprotestantisierung der Kirche. Für den Protestantismus ist die Vorstellung der Nichtauflösbarkeit der Ehe etwas zutiefst Mittelalterliches und Luther legte mit seiner Entsakramentalisierung den Grundstein für die Auflösung der Ehe als der von Gott gewollten Ordnung. Aus ökumenischer Sicht ergeben sich die Probleme der Katholischen Kirche mit „Geschieden-Wiederverheirateten“ allein aus dieser“mittelalterlichen“ vorlutherischen Vorstellung. Wenn erst die Ehe als Sakrament abgeschafft ist, löst sich das Problem von selbst. Die Debatte um den Opfercharakter der hl.Messe ist dagegen ein noch viel gravierenderes Schlachtfeld-und hier obsiegte der Protestantimus schon. Wer spricht in der Kirche noch vom Meßopfer?
Es soll sich jetzt auf zwei außergewöhnlich bedeutsame Schlachtfelder der Ökomene kapriziert werden:die Lehre von der Gewissensfreiheit und die Auflösung der Autorität der hl. Schrift. Beiden ist eines gemeinsam: Das Ich, das subjektive unterwirft sich alle Autoritäten und Traditionen und läßt nur gelten, was ihm gefällt. Gegenüber allen Morallehren soll mein Gewissen die letzte Instanz sein, die für mich bestimmt, was für mich verbindlich ist. Mit der Anerkennung dieses Prinzipes durch die Katholische Kirche im 2.Vaticanum hat im Prinzip Luther die Kirche besiegt. Jetzt kann es keine letztverbindliche Morallehre der Katholischen Kirche mehr geben, da alles der Autorität des Gewissens unterwerfbar ist. Und die Deutschen, wie die Österreichischen Bischöfe nutzten ja auch diese römische Steilvorlage, um -bekanntermaßen-die „Pille“ für erlaubt zu erklären, wenn das Gewissen eines Katholiken das so sieht.
Die letzte Autorität, die Luther noch gegen die Verbindlichkeit der kirchlichen Tradition und Lehre ausspielte, die hl. Schrift, vernichtete das subjektive Prinzip Luthers selbst. Das sogenannte „historisch-kritische Bewußtsein“ entlarvte die Bibel selbst als ein Produkt urchristlicher Gemeindebildungen, als Traditionsbildung, die selbst schon das Ursprüngliche des Jesus von Nazarteth in kirchliche Lehren umformte. Zurück zur Person Jesu, zu seiner Persönlichkeit-“Wer in der Lehre Jeu Christi bleibt, der hat Gott und den Vater“ (2.Johannesbrief, 9) das wird so zu der Verkennung des eigentlich Christlichen. Der historisch-kritischen Zersetzung der Autorität der Schrift entspricht dann die Unterwerfung der Schrift unter die Subjektivität des Auslegers und Lesers. Mit der Anerkennung der auf dem Subjektivismus Luthers ruhenden Methodik der historisch-kritischen Forschung, triumphierte so wiederum Luther in der nachkonziliaren Kirche.
Die Protestantisierung ist so gesehen schon viel weiter progressiert, als es uns auf den ersten Blick auffält. Und darum kann in dieser Kampfphase die Kirche, geschwächt, sich so schwer der weiteren Angriffe des inneren Feindes der Kirche erwehren, die einfach nur die in der Kirche schon lebendige Tendenz zur Entkatholisierung vorantreiben will. Es ist ja augenfällig, daß alle Reformvorschläge, die jetzt das innerkatholische Leben bestimmen und lähmen, im Protestantismus schon längst realisiert sind und daß die radicalsten Reformer eigentlich nichts anderes wollen, wie etwa : „Wir sind Kirche“ als einfach nur eine Protestantische-“katholische“ Kirche. So steht faktisch die Auflösung der Katholischen Kirche auf der Langzeitreformagenda dieser Reformer. Das ist ihr „Masterplan“! Und sie haben dabei schon viel erreicht-mehr, viel mehr, als der Kirche gut tut. Das bedrohlichste ist nun, daß uns außerhalb des Christentums ein Feind gegenübersteht dem die Kirche nur Stand halten könnte, wenn sie in der Wahrheit bliebe. Es gilt so gerade jetzt die Mahnung des 2. Johannesbriefes: „ Wer darüber hinausgeht und bleibt nicht in der Lehre Christi, der hat Gott nicht.“ Der Protestantismus ist eben die Aufgabe der Lehre Christi.
Für spekulativ Denkende: es frägt sich, ob es eine Einheit des Kampfes wider die wahre Kirche gibt in dem scheinbaren Getrenntsein des islamisch äußeren Angriffes und des innerchristlich protestantischen Angriffes auf die Kirche? ,

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