Sonntag, 1. März 2015

AfD-Politikerin von Storch: weniger Staat heißt mehr Familie

Jetzt wissen wir es, die einstige FDP-Politikerin und jetzige AfD-Aktivisten bringt es in wohlbekannter Manier des Liberalismus auf den Punkt: der Staat ist schuld an dem zu wenig an Familie. Aber eigentlich hätte sie auch sagen können, daß die Institution Staat an allen Übeln der Welt die Schuld trägt, denn wenn man Alles der freien Initiative der Unternehmertumes überließe, dann liefe alles wie von selbst! Aber, was soll man sich bei dieser Parole denn denken? Zuvörderst orientiert sich diese Parole an der Märchenerzählung vom Primat der Familie, die vor dem Staat gewesen sein soll! Das ist eine Absurdität, denn die Institution der Familie, weil es nicht nur eine sondern eine Vielzahl von Familien gibt, setzt die wechselseitige Anerkennung der Familien voraus und die Garantie dieser wechselseitigen Anerkennung ist eine staatliche Funktion. Wo sich Familien nicht wechselseitig als Familien anerkennen, den Binnenraum der Familie als einen allein durch die eine Familie zu gestaltenden Raum anerkennen, dort existiert im strengen Sinne noch keine Familie, denn sie existierte nur als eine jederzeit durch Familienfremde auflösbare Ordnung. Man möge sich das am Lieblingskind der liberalen Weltanschauung veranschaulichen, ihrem Götzen, dem Privateigentum, für das der Liberalismus alles andere, auch Menschen opfert. Solange jedes Privateigentum permanent gefährdet ist, von einem Mitmenschen geraubt zu werden, sodaß es sein Privateigentum wird, bis ein noch Stärkerer es auch ihm wieder raubt (der Staatsphilosoph Hobbes begreift dies als den Krieg Aller gegen Aller, die das Wesen vorstaatlicher Zeit ausmacht!, solange existiert das Privateigntum noch nicht-es wird es erst in und durch eine staaliche Ordnung, durch und in der jeder Privateigentum Besitzender das Privateigentum des Anderen anerkennt und sich das seine so auch anerkennen läßt! Das ist aber erst durch eine staatliche Ordnung. So ist auch die Familie erst durch die staatliche Ordnung. 
Wer die staatliche Ordnung aufhöbe, in anarchistisch-libertärem Überschwang, zerstörte damit sofort auch die Institution der Familie. Denn erst durch die staatliche Anerkennung wird ein sonst rein privates Beziehungsgeflecht, das der Familie zu einer Institution-auch durch Heiratsregeln, wer wen heiraten darf, durch Erbschaftsregeln, durch die Regelung der Rechte und Pflichten der eine Ehe Eingehenden; gäbe es all das nicht, gäbe es keine Familie, sondern nur private intersubjektive Abmachungen, die jederzeit auch privat geschlossen privat wieder aufkündbar wären. 
Es mag historische Sonderfälle gegeben haben, wo dies alles etwas anders war. Das leuchtendste Beispiel ist dafür der Wilde Westen, oder besser der Mythos vom Wilden Westen, wo der Privatmann, seinen immer schußbereiten Colt in der Hand, per Privatgewalt alle Probleme löste! Der schußbereite Revolver ersetzt da den Staat, aber er setzt damit auch das Recht des Stärkeren als einziges Recht! Die Glorifizierung des Rechtes des Stärkeren ist so nichts anderes als die radicale Bejahung der Auflösung aller Sozialordnungen zugunsten des Ideales des Privatmenschen, der per Privatgewalt sein Interesse durchsetzt! 
Aber so radical wird es diese liberale AfD-Politikerin wohl nicht meinen! Was dann? In einem sind sich alle Liberalen einig: der Mensch ist für die Wirtschaft da. Die Institution Familie ist aber nicht einfach kompatibel mit dieser Bestimmung des Menschen. Sie entzieht zu viele Menschen durch ihre Bindung in der Familie sie dem freien Arbeitsmarkt. Das schlimmste: Die Nur-Hausfrau. Sie entzieht sich dem Nützlichsein für den Arbeitsmarkt durch ihre "Vollzeitbeschäftigung" in der Ordnung der Familie, besonders schlimm, wenn sie gar ihre Kinder selbst erziehen will!  Ganz schlimm ist es dann gar, wenn Mütter, deren Einkommen nicht zur Finanzierung des Lebensunterhaltes für sich und ihre Kinder ausreicht, dann staatlich finanzielle Unterstützung bekommt-das sind dann die Auswüchse des Sozialstaates, Auswüchse, weil nun die Steuerzahlenden diese Armen finanzieren. Das ist "sozial" und das ist dem Liberalen etwas zutiefst Verabscheuungswürdiges! Die einfache Lösung: nur Paare, die so reich sind, daß die Ehefrau-oder eventuell auch der Mann-die Erziehung selbst übernehmen kann, wenn der andere Partner arbeitet und genügend Geld verdient, sollen Kinder bekommen. Wenn der Staat stattdessen Frauen ein Muttersein ermöglicht, die finanziell das nicht stemmen könnten, dann ist das ein Zuviel an Sozialstaat.  Für Arme dagegen soll kein Anreiz zum Kinderkriegen durch den Staat gegeben werden, denn man müsse auch die Folgekosten berücksichtigen. Bei armen Kindern müßten dann ja auch die Erzihungs-und Ausbildungskosten "sozialisiert" werden und das heißt: die Besserverdiener bezahlen die Kosten für familienfremde Kinder! Das ist natürlich familienfeindlich, denn familienfreundlich ist, wenn die Eltern aus ihrem Privatvermögen die Ausbildung ihres Nachwuchses bezahlen, und Arme eben nicht auszubilden sind. So ließt sich das in einem FDP-Papier zum Thema, weniger Staat und mehr Familie! (Vgl: FDP Hochberg, Thesen zu: mehr Familie und weniger Staat, viele andere FDP-Statements gleichlautend)  Auch sollte dann die Altersabsicherung der privaten Familie als Aufgabe zukommen-auch hier mit dem Kollateralschaden, daß die Armen auf der Strecke bleiben! 
Mehr Familie meint hier einfach gesagt den Privategoismus, daß ich für meine Familie allein sorgen will und Sozialabgaben für Andere als Verlust meines Privatvermögens ablehne. 
Aber, wieso gefährdet dann der Staat die Familie? Jetzt läßt es sich erklären! Indem der Staat die wechselseitige Anerkennung der Familie anordnet, verpflichtet er auch die Einzelfamilie zu einer Solidargemeinschaft mit den anderen Familien. Genau dies ist auch eine Einschränkung der Freiheit der Einzelfamilie, wenn unter der Freiheit Willkür verstanden wird. Jetzt soll die besser verdiende Familie, statt ganz eigenbverantwortlich ausschleißlich für ihren Lebensabend und ´die Ausbildung ihrer Kinder zu sorgen, eine staatlich eingeforderte und einforderbare Solidarität mit den anderen Familien leben-und zwar im Regelfall für Ärmere. Jetzt zahlt der Familienvater für das Studium des Studenten, dessen Mutter von Hartz4 lebt. Das ist skandalös!  
Ob die Afd Politikerin solche FDP- Anliegen nun in die AfD einbringen will?  Selbstredend ist eine so antisoziale Einstellung mit dem christlichen Glauben unvereinbar, da hier die Nächstenliebe auf den Kreis der eigenen Familie limitiert gelebt wird! Gerade der Sozialstaat ist ja die Gestaltgewordene Praxis der Nächstenliebe, oder wir könnten auch sagen: die Institutionalisierung der Nächstenliebe.

Aber diese institutionalisierte Nächstenliebe ist nun auch gefährdet. Dem freien Markt ist sie nämlich ein Hindernis: sie entzieht zu viele Menschen dem freien Markt  und ist, wenn in ihr Kinder gezeugt und heranwachsen, zu teuer! Man denke dabei jetzt nicht nur an die Ausbildungskosten im engen Simne (Kindergärten und Schulen), die staatlich finanziert werden und so als Steuern die Staatsbürger belasten, sondern an alle Aufwendungen, die in die Familie "investiert" werden und so nicht in den Arbeitsmarkt. Die beste-rein ökonomisch gerechnet- Lösung ist nämlich die Auslagerung der Erzeugung und Ausbildung der zukünftigen Arbeitskräfte in die 3.Welt und der Import dieser als dann billiger kommenden Arbeitskräfte. So ist es kein Zufall, daß von liberaler Seite weniger oder gar keine staatliche Förderung für arme Familien gefordert wird-die sollen keine Kinder bekommen-und gleichzeitig die Liberalisierung des Zuganges zum freien Arbeitsmarkt, damit jeder, egal wo er geboren ist, seine Arbeitskraft hier zum Erwerb anbieten kann, wobei die deutsche bzw. europäische Gemeinschaft die Kosten zur Ausbildung den Ländern überläßt, von wo her man sie dann importiert, statt teuren Nachwuchs hier zu fördern!   Die freie Marktwirtschaft zerstört so die Möglichkeit zur Familie in den hoch entwickelten kapitalistischen Ländern und ermöglicht sie für viele, die Nicht-besser-Verdiener-nur als Sozialstaat. Das will der Liberale beenden, indem das Projekt Familie ein Privilegium für die Besserverdiener wird und die Masse der gebrauchten Arbeitskräfte dann importiert werden soll. Und darum kann in Deutschland und Westeuropa die Institution Ehe und  Familie auch als Auslaufmodell abgewickelt werden, denn die Arbeitskraftreproduktion überläßt man den armen Exportländern, die ihre Arbeitskräfte exportieren wie einst auch ihre Rohstoffe!  Aber da einem liberal Denkenden der Zusammenhang von freier Marktwirtschaft und der Auflösung der Institution der Familie unerkennbar ist, ob seiner diesbezüglich blinden Augen, wird der Popanz Staat versus Familie aufgebaut, um mal wieder das Greuel aus liberaler Sicht, den Sozialstaat zu bekämpfen im Namen des heiligen Privategoismus, dem alles Soziale nur ein Angriff auf den Privatbesitz ist, ein Angriff auf das Privateigentum, dem Heiligtum des Liberalismus!     

Corollarium 1: Aus Beute wird erst Privateigentum, wenn das Besitzte durch den Staat als Privateigentum anerkannt wird und zwar so, daß jeder Staatsbürger den Besitz des Anderen anerkennen muß und dies wechselseitig. Fehlt diese staatliche Ordnung ist der Besitz etwas, das jederzeit geraubt werden kann und das auch dem Besitzer nur eine Beute ist, weil er es nicht rechtmäßig, durch den Staat garantiert, besitzt.      

1 Kommentar:

  1. Gut geschrieben!
    Es ist ein Skandal, daß manche "Christen" überhaupt mit rechtspopulitischen Gruppierungen wie "AfD" sympathisieren und küngeln.
    Mit dem Riechsalz des Hasses auf Randgruppen wie Homosexuelle berauscht die "AfD" manche Rechtsreligiösen und treibt gerissene Bauernfängerei in einer Gesellschaftsschicht eher einfältigen Gemütes.
    Die wunderschöne Idee einer christlichen Haltung zum Nächsten wie zum Fernsten wird so nach und nach aus unserem sozialen Leben vertrieben. Beängstigend.

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