Sonntag, 29. März 2015

Besiegt Luther nun doch noch die Kirche? Teil 1

Luther ist tot, auch wenn die EKD ihn nochmals würdig feiern möchte, aber in der Evangelischen Kirche Deutschlands ist Luther schon längst entsorgt und ad acta gelegt. Was er positiv wollte, das gehört nur noch der Kirchengeschichte an als plusquamperfektisches Ereignis. Nur in Katholischen Kirchengeschichtsbüchern und Darstellungen der Kirchengeschichte lebt er noch als vertane Chance der Kirche-so viel positiver Reformwille, dem sich die Kirche leider verschlossen  und erst im 2. Vaticanum geöffnet habe. Das Grundschema der modernistischen Kirchengeschichtsdeutung ist uns allen ja nur zu vertraut: den Anfang bildeten urchristliche Gemeinden, die in ihrer anarchisch-freiheitlichen "Struktur" ein wenig wie das berühmte Gallierdorf sich ausnahmen, dann begann die Korrumpierung-spätestens mit der Konstantinischen Wende, es entstand die hierachisch priesterlich zentralistische Kirche, und trotz aller Umkehrrufe, (hier können jetzt beliebig viele Ketzer und Häretikernamen eingefügt werden und ein paar antikatholisch ausgedeutete Heilige) unter besonderer Wertschätzung Luthers, und das hielt an bis zum 2. Vaticanum, als das wahre Christentum sich dort gegen die Kirchenhierachie durchzusetzen schaffte und alles wäre gut gegangen, wenn dann nicht die finsterste Konterrevolution     die Errungenschaften des Konziles wieder beseitigen wollte. Der schlimmste war da der Deutsche Theologenpapst, aber jetzt ist die Stunde der Modernisten, da einer von ihnen Papst wurde! 
Und was nun? Der in der EKD schon längst begrabene Luther-in der Katholischen Kirche revitalisiert er sich, um hier sein Destruktionswerk zu vollenden. Ist das so?, soll nun gefragt werden.  Luthers Angriff zielte auf die Zentren der göttlichen Gnadenordnung, wie sie sich in der Kirche realisiert hatte. Luther eröffnete seinen Kampf mit seinem Nein zur Gnadenordnung der Ablässe, dann kämpfte er gegen die Messe, daß die Eucharistie kein kirchliches Meßopfer mehr sein soll und daß darum auch das Priestertum abzuschaffen sei. Wo es keine kirchlichen Opfer mehr gibt, da kann es auch keine Priester mehr geben. So fiel auch das Zölibat, indem die Priester zu weltlichen Leitern von religiösen Gemeinden wurden. Von zentralster Bedeutung war Luther sein Kampf gegen die "guten Werke"mit seiner Sonderlehre, daß der Glaube ohne Werke den Menschen vor Gott rechtfertige. Selbstverständlich war Luther kein Amoralist, auch der lutherischer Christ muß moralisch anständig leben; er wurde nur befreit von allen Kirchengeboten, weil nun in letzter Instanz nur noch sein Gewissen ihm zu sagen hat, was er zu tun hat und was nicht. Und die "guten Werke", von denen nun der Christ befreit war, das waren hauptsächlich dann die spezifisch religiösen Handlungen, als da wären: Wahlfahrten, Fasten, Beichten, Messe lesen lasen, das Beten, das Almosengeben usw..Der Christ konnte und durfte jetzt rein säkular weltlich leben und seine Pflichterfüllung in Beruf und Familie als den wahren vernünftigen Gottesdienst ansehen, während ihm alles spezifisch Religiöse als Abergläubisches zuwider wurde!   Zur Messe ging man nur noch, um sich belehren zu lassen und so konnte der Gebildete und Ausgelernte auch guten Gewissens den Gottesdiensten fern bleiben, weil er sich hinreichend genug gebildet hatte. Zur Kirche gehen nur Katholiken!, konnte man so aus evangelischem Munde stolz hören! Luther beseitigte außer der Taufe alle Sakramente und von der Eucharistie ließ er nur einen Torso übrig- eine Feier ohne Priester und Opfer, in der man nur noch an das Kreuz Christi sich erinnert und dann die Frucht des Kreuzesopfers -allerdings wirklich sakramental- austeilte. 
Wenn man nun verblüfft darüber auf das heuer praktizierte Christentum der Katholiken in Deutschland schaut,  kann man nicht umhin, feststellen zu müssen, daß wir Katholiken uns dem Lutherischen kontinuierlich annähern! Wer die Reformvorschläge der aktuellen Debatte mitliest, wird auf eine Einsicht unweigerlich stoßen: all das von katholischen Reformkräften Geforderte ist längst in der EKD realisiert, ja, man kann sich des Eindruckes nicht erwehren, als wäre man sich eigentlich einig: Auch wir wollen nun Lutherisch werden!
Das 2. Vaticanum hat ja auch, wenn man auf conservative Kritiker hört, in seiner Liturgiedeform schon den ersten machtvollen Schritt zur Lutheranisierung der Katholischen Kirche vollbracht und nun wollen die Kinder und Enkel diese Lutheranisieung weiter vorantreiben. 
Läse Luther die Reformvorschläge heutiger katholischer Modernisten, müßte er nicht sagen, daß er all diese begrüße, aber daß ihnen das theologische Fundament fehle, daß man doch SEINE Theologie als Grundlage dieser Reformen mitübernehmen müsse! 
Erleben und erleiden wir jetzt im aktuellen Kampf um die Kirche subkutan eine Wiederauferstehung Luthers, der nun, mitten in der Katholischen Kirche angekommen, den Umsturz der Kirche versucht? Luther beseitigte das Sakrament der Ehe und ermöglichte so die moderne Ehe, jederzeit scheidbar und auch die Homosexehe geht dann! So radical sind die heutigen Modernisten (noch) nicht, aber sie schreiten hin auf dies Endziel! Stehen wir vor dem letzten Triumpf Luthers in der Katholischen Kirche, während man ihn im Luthertum schon längst als überholt ins Kirchengeschichtsmuseum abgestellt hat? 
Das Einfallstor dieser befremdlichen Lutherwiederbelebung war und ist das Konzept der modernen Ökomene, der Verzicht auf den Versuch der Repatrierung der von der Kirche Angefallenen zugunsten eines Dialogprojektes, daß man doch im Prinzip das selbe meine und nun gemeinsam in der Welt wirken wolle!Dies führte zur Schwächung des Immunsystemes der Katholischen Kirche-man rezipierte Inkompatibles, das nun von innen die Katholische Kirche auffrißt-man denke an die historisch-kritische Methode zur Dekonstruktion der Hl. Schrift, und auch an die Aufnahme der liberalen Dogmenkritik bis hin zum Glauben an das unfehlbare Gewissen, das anstelle der päpstlichen Lehramtes tritt! Wenn man Übersputzungen liebt, könnte man meinen, daß es heuer nur noch Lutherjünger in der Katholischen Kirche gibt- während die EKD kaum noch etwas mit ihrem Gründungsvater anzufangen weiß! Ja, eigentlich müßte sie ihn sogar sofort exkommunizieren, wenn man auch nur einen Blick in seine Schriften wider die Juden täte. Aber warum wollen unsere Modernisten so gerne lutherisch werden? Warum ist ihnen die heutige Lutherkirche  die wahre Kirche, zu der sie die Katholische umformen wollen?                      

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