Dienstag, 31. März 2015

Besiegt Luther nun doch noch die Kirche? -ein Supplement

Das Todesjahr der lutherischen Theologie kann man nicht eindeutig angeben-aber die Ursachen, die immanenten und die externen. Somit stehen wir vor einem Rätzel, daß eine Theologie, die Luthers schon abgestorben ist, sie aber die Katholische Kirche als Untote gerade jetzt bedroht, wenn man davon ausgeht, daß das gesamte Reformlager in der Katholischen Kirche de facto die Protestantisierung und Lutheranisierung der Kirche will. All das als Reform Geforderte ist ja längst im Protestantismus realisiert und strahlt von dort so kräftig aus, daß man meinen könnte, daß aus Sicht unserer Reformer das Heil der Kirche darin bestünde, so schnell wie möglich den Weg Luthers einzuschlagen, als hieße es, von Luther lernen, heißt siegen lernen!
Luther wurde im Protestantismus endgültig zu Grabe getragen in Folge der Debatte um: Luther und Hitler! Es kann hier nicht der Gesamtkomplex dieser Kontroverse rekonstruiert werden. Es war von Anfang an ein leidenschaftlicher innerprotrstantischer Kampf zwischen-versimplifiziert gesagt reformierten Barthianern und Lutheranern. Die zentrale Kampfparole lautete, daß die lutherische Theologie aufgrund ihres Herzstückes, der lutherischen Rechtfertigungslehre eine Affinität zur Bejahung des nationalsozialistischen Staates hatten, während die Reformierten unter Führung von Karl Barth hier nicht so anfällig waren, da sie ihre reformierte Theologie davor bewahrte! 
Das Barmer Bekenntnis, nach 1945 zu dem "Widerdstandsbekenntnis" des Protestantismus gegen Hitler hochstilisiert, galt nun als das Bekenntnis, das sich ganz aus der spezifisch reformierten Theologietradition verstünde, auch wenn es von Lutheranern dann mitunterschrieben wurde. Die "rechten" Lutheraner standen aber nicht hinter dem Banner dieses Bekenntnisses sondern sympathisierten mehr oder weniger stark mit dem nationalsozialistischen Staate. 
Der reformierte Vorwurf lautete nun, daß es eine Traditionslinie von Luther zu Hitler gebe, nicht einfach, indem man Luthers Schriften gegen die Juden zitierte und dann feststellte, daß Hitler sich kaum schlimmer über die Juden geäußert hatte als Luther. Sublimer war das Ganze. Nicht ein Nebenplatz lutherischer Theologie, sondern das Zentrum sollte die Ursache für diese Traditionslinie sein! Und dieser Vorwurf im Rahmen der Aufarbeitung der Verstrickung in den Nationalsozialismus erledigte dann tatsächlich das genuin Lutherische! Die Argumentation war theologisch sehr kompliziert-aber trotzdem erfolgreich!  
Luther lehrte, daß es die wichtigste Aufgabe der Theologie sei, Gesetz und Evangelium unterscheiden zu lernen. Das Gesetz Gottes sage: tue und du bist gerecht, das Evangelium dagegen, vertraue, glaube und du bist gerecht. Es sind dies die zwei grundverschiedenen Worte des einen Gottes. Das eine Wort Gottes gibt es immer nur entweder als Gesetz oder als Evangelium. Das Gesetz Gottes klagt den Menschen an, weil er das, was er tun soll, nicht erfüllen kann, sodaß es ihn als Sünder erweist. Aber das Evangelium rettet nun den Menschen, wenn es ihm verheißt, glaube an Jesus Christus, daß er für deine Sünden am Kreuze gestorben bist, und wenn und nur wenn du darauf vertraust, bist du auch gerettet. Das Gesetz treibt den Menschen in den Tod und das Evangelium rettet ihn dann aus diesem Tod, wenn er an es glaubt.
Das Gesetz Gottes wurde nun nicht nur in der Kirche verkündet, sondern das Gesetz Gottes vertrat nun gerade auch der Staat, jetzt aber primär in dem Sinne, daß das Gesetz Gottes-in Hinsicht auf die Sündhaftigkeit der Welt, diese einzudämmen hatte. Das war der politische Gebrauch des Gesetzes, während der theologische, daß das Gesetz Gottes den Menschen zum Sünder macht, damit ihn das Evangelium rette, in der Kirche zu verkünden sei.Der Staat sei so freizuhalten vom Evangelium und solle und dürfe auf keinen Fall Politik im Geiste des Evangeliums machen, sondern für ihn gelte nur das Gesetz. Und aus lutherischer Sicht sei der Staat, frei vom Evangelium,der ganz Gesetzesstaat sei, der wahre und gute Staat. Und den erkannten lutherische Theologen weniger in der liberalen Weimaraner Republik als im totalitären Hitlerstaat! Er entsprach als Law and Order-Staat dem lutherischen Staatsverständnis mehr als der liberal-demokratische Staat! Der Einwand, daß dieser Staat doch wahrlich nicht christlich war, erwiderte man, daß das eben das Gute an ihm war, denn der Staat solle und dürfe nicht mit dem Evangelium die Welt regieren wollen und daß er nur das Gesetz praktiziere, zeichne ihn so als guten Staat aus! Dabei konnten dann besondere Anliegen des nationalsozislistischen Staates, etwa das Anliegen der Rassenhygene auch als angemessene Deutung des Gesetzeswillens Gottes gedeutet werden, insofern nun unter dem Gesetz Gottes nicht nur die 10 Gebote verstanden wurden. sondern als Alternative zur katholischen Konzeption des Naturrechtes auch Schöpfungs-und Erhaltungsordnungen Gottes, zu denen dann neben der Familie auch das Volkstum  und der Erhalt der Rasse zählen konnte.
Das die lutherische Theologie diese 2 Worte Gottes, das des Gesetzs und das des Evangeliumes lehrte, machte sie anfällig für den totalitären Staat, weil sie von ihm nur eine Entsprechung zum Gesetz Gottes einforderte und ihn freihalten wollte von allem Evangelischem im strengen Sinne des Evangeliumes! Das hätte nach Karl Barth das Luthertum subkutan heindnisch werden lassen, weil es den Staat außerhalb des Evangelumes ansieht und so auch den neoheidnischen NS-Staat bejahen konnte. Aber als Christ, der auf das Evangelium hört,könne man das gerade nicht! Barmen tötete dann diese lutherische Unterscheidung von Gesetz und Evangelium mit seiner Lehre, daß es nur das eine Wort Gottes gebe, Jesus Christus, der diese Differenz in sich aufhebe!  Faktisch-pragmatisch entwickelte sich daraus da Indikativ-Imperativ- Verkündigungsschema der nachlutherischen Theologie: Weil Gott dich und alle liebt, müssen wir nun...! Gott liebt dich!, ist der Indikativ (nicht mehr das Evangelium, das nur dem gilt, der es glaubend annimmt) und der Imperativ (nicht mehr das den Menschen  als Sünder überführende Gesetz) ist das die Konsequenzen aus dem Indikativ aufweisende Wort. Das ersetze die lutherische Unterscheidung von Gesetz und Evangelium und ersetzte so auch die lutherische Rechtfertigungslehre. Denn die kaprizierte sich auf den durch das göttliche Gesetz Angeklagten, der durch das Evangrlium freigesprochen wurde, während nun der Indikativ, der Mensch wird von Gott geliebt, die Voraussetzung dafür ist, daß er nun so oder so leben soll. Das Wie des nun Lebens wird dabei zusehens nicht mehr aus den Geboten Gottes eruiert, sondern aus theolohgishen Deduzierungen aus dem Indikativ heraus- etwa so: weil alle Menschen von Gott Geliebte sind, darf Niemand mehr diskriminiert werden.   
Der Kampf gegen Hitler in uns endete also mit der Totalniederlage der lutherischen Rechtfertigungslehre in ihrem Zentrum der Unterscheidung von Gesetz und Evangelium, indem sich nun ein vulgarisierter Barthianismus reformierter Tradition in der EKD durchsetzte! Die innerprotestantische Ökumene bereitete so Luther den Tod! Das Reformiertentum setzte sich gegen Luther durch- allerdings auch nur in verwässerter Gestalt. Die Ökumene ist keine harmlose Anglegenheit-es gibt in ihr immer Sieger und Verlierer-der eine setzt sich durch, der andere gibt auf! Und die Katholische Kirche ist in der Ökomene sicher der größte Verlierer! 
Daß Luthers Rechtfertigungslehre nun äußerlich so erfolgreich bekämpft werden konnte, hatte auch Gründe im Inneren dieser Lehre. Versimplifiziert: der Gott der Gnade, glaubt an das Evangelium und ihr seid gerechtferigt, auch wenn das Gesetz Gottes den Menschen weiter anklagt,besiegte so sehr das anklagende Gesetz, daß dies Gesetz nicht mehr glaubwürdig verkündet und gelehrt werden konnte. Die Gestzespredigt verblaßte und es blieb nur das Evangelium übrig. Zudem konnte die Aussage, daß das Evangelium nur dem gelte, der auf Jesus Christus vertraue, dauerhaft nicht in Einklang gebracht werden mit dem: Allein aus Gnade, denn wenn mein Glaube die Bedingung meines Heiles ist, dann ist eben mein Heil nicht nur Gnade! Darum negiert das postlutherische Luthertum das: aus Glauben und ersetzt es durch, daß Gott alle Menschen liebe und der Glaube das Vertrauen darauf sei. 
(Das ist ja auch der Grund für den Willen der Katholischen Bischöfe-gegen Papst Benedikts Willen-  an der falschen Übersetzung: für Alle in der Eucharistie festzuhalten!) 
Luther ist mit dem, was er positiv lehrte schon längst in der Lutherischen Kirche gestorben-er starb an seiner Rechtfertigungslehre, die ihm die Reformierten als anfällig für totalitäre Staaten zum Vorwurf machten und die heuer das Luthertum ad acta gelegt hat! Es bleibt nur noch lebendig sein antikatholisches Anliegen, das der Zerstörung  der kirchlichen Gnadenordnung!
                             

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