Montag, 9. März 2015

Kirche in Not-oder Seltsamkeiten westlicher Politik

"Wir Christen sind die Verlierer des Arabischen Frühlings" resümiert S. Faddoul, Katholischer Priester, früherer Präsident der Caritas Libanons. (Kirche in Not, Christen in großer Bedrängnis, Diskriminierung und Unterdrückung, 2013, S.151) Die Frage: "Welche Zukunft sehen Sie für Syrien und den Nahen Osten ((S.153), respondiert dieser Priester so: " Ich sehe ehrlich gesagt ziemlich schwarz. In Syrien setzt sich ein Dominoeffekt fort, der bereits im Irak und in Ägypten stattgefunden hat, und von dem ich hoffe, dass er nicht noch augfJordanien und den Persischen Golf übergreift. Ich glaube, dass da draußen die Landkarte des Nahen Ostens ohne Rücksicht auf Menschenleben und Schicksale neu zeichnet." (S.153f) Den obligatorischen Einwand: "Das klingt ja beinahe nach einer Verschwörungstheorie. Wer würde denn von so einer Neuordnung profitieren" (S.154) respondiert der Priester: " Ich weiß nicht [...]Aber was ich feststellen muss, ist, dass wir Christen die größten Verlierer und Sündenböcke dieser ganzen Entwicklung im Nahen Osten sind."
Es soll nun versucht werden, angesichts der Komplexität und Vielschichtigkeit ein Grundschemata in dem Phänomen des "Arabischen Frühlings" zu rekonstruieren. Als erstes ist da ein politisches System in einem Land, daß durch eine Mehrzahl von religiös und teilweise auch ethnisch verschiedenen Staatsbürger"gruppen" sich zusammensetzt, wobei der Staat mehr oder wenig diktatorisch-reppressiv die Einheit des Landes sicherstellt. Das gemeinsame aller vom Arabischen Frühling infizierten Staatswesen war-außenpolitisch-eine Distanz zum Block des freien Westens und innenpolitisch -auch wenn zusehens verblassend- ein arabischer Sozialismus, mehr oder weniger einst von der Sowjetunion unterstützt mit einer stark laizistischen Tradition: die Trennung von Staatspolitik und Religion. So konnte im  mehrheitlich islamisch geprägten Irak ein bekennender Christ das wichtige Amt des Außenministers innehaben! Allerdings gab sich in der jüngerer Zeit nicht nur der lybische Staatschef öffentlich zusehens islamisch frömmer wohl der zunehmenden Islamisierung der Bevölkerung Tribut zahlend. 
Dann setzte eine Opposition auf den Sturz des jeweiligen Regimes, deren Einheit erstmal nur im Nein zum Bestehenden bestand. Dank mehr oder weniger tatkräftiger Unterstützung durch den freien Westen siegte dann die Opposition, in Lybien nur dank massivster Bombardierung durch den Westen, im Irak erst nach dem militärischen Sieg über S. Hussein, und Sadat verteidigt immer noch sein Regime gegen die vom Westen unterstützte Opposition. 
Oberflächlich betrachtet: Dem Westen nicht hundertprozentig wohlgesonne Regime werden weggeputscht und sollen durch prowestliche Regierungen ersetzt werden. A. Dugin (Die vierte politische Theorie)benennt das die Globalisierung des Westens mit ihrem ideologischen Konzept von freiem Markt, Demokratie und Menschenrechten. Daß dies von den Medien als "Verschwörungstheorie" gern abgetan wird, spricht nicht gegen diesen ersten Leseeindruck, sondern spricht nur dafür, daß eben die Massenmedien den Willen zur Macht des freien Westens propagandistisch uneingeschränkt unterstützen! 
Ein Kollateralschaden ist dann aber nicht zu übersehen:die Nutznißer des Sturzes der bisherigen repressiven Staatsführungen vom Irak bis zu Lybien scheinen radicale Islamisten zu sein. Überall stehen sie, gut ausgerüstet, hoch motiviert vor den Toren der Macht, von der Errichtung islamischer Staaten träumend. Und die Staaten, die bisher als repressive Staaten, als wäre ihr Grundgesetz direkt von dem Staatstheoretiker Hobbes verfaßt worden, den Krieg aller gegen alle unterdrückten, gehen nun im Bürgerkrieg zugrunde. Einen Verlierer gibt es überall in den in der Auflösung sich befindenden Reststaaten: das dortige Christentum! Es profitierte ja auch von der Repression der autoritären Regime, indem sie die Christen vor der Intoleranz des sich radicalisierenden Islam schützten, gerade durch ihre arabisch-sozialistisch geprägte Neigung zur strikten Trennung von Staat und Religion.
Der Westen und der Islam, das sind auf den ersten Blick zwei Konkurrenzunternehmungen im Kampf um die Weltherrschaft, westlich Globalisierung genannt und islamisch: der islamische Weltstaat. Ernst Nolte wird man dabei recht geben, daß der freie Westen die progressiv aggressive Partei des Weltkonflktes ist und daß der islam den Part einer Widerstandsform gegen die Globalisierung darstellt. (Vgl die sehr gediegene Studie von Ernst Nolte:Die dritte Widerstandsbewegung : der Islam" 2009. Als erste und zweite bezeichnet Nolte den Kommunismus und den Nationalsozialismus). Aber das Verhältnis dieser beiden Weltbeherrschungskonzptionen ist doch komplexer. Man erinnere sich an die Unterstützung islamischer Bewegungen und Tendenzen in der gesamten Arabischen Welt durch die USA als "Gegengift" zu prosowetisch-kommunistischen Bewegungen dort. Das beste Bollwerk gegen den atheistischen Kommunismus sei die Religion des Islam. Das wurde dann ja auch sehr tatkräftig in der Unterstützung der islamischen Freiheitskämpfer gegen die prosowjetische Regierung in Kabul praktiziert bis zum Endsieg des Islam dort über den Kommunismus. Afghanistan stand so für die Unbesiegbarkeit  des frommen Islams über den bolschewistischen Imperialismus Rußlands, bis die USA die Talibans zum Feind Nr. 1 deklarierten! Vorher waren sie die besten Freunde des Westens! Man erinnere sich doch noch der wunderschönen Bilder aus dem Freiheitskampf Afghanistans, als "wilde Männer" irgendwie eine Neuauflage von Robin Hood  und den Seinen gegen die Kommunisten Kabuls kämpften, ein Schrotgewehr in der Hand gegen die russische Panzerübermacht, allein stark durch ihr Gottvertrauen-so damals nicht nur das "ZDF-Magazin" ! Aber dann stürzten in den USA Türme zusammen und da avancierten die afghanischen Freiheitskämpfer zu den schlimmsten Feinden von Freiheit und Menschenrechten!  
Befremdlich: sollen nun mehr oder weniger starke islamistisch geprägte Staaten das Wunschprogramm der USA sein als die Alternative zu den relativ stabilen repressiv geführten Staaten davor? Einerseits wird offiziell zum Kampf gegen den islamischen Terror aufgerufen und andererseits verhilft gerade das amerikanische Engagement überall in der Welt Islamisten zum Machtantritt! 
Und man denke an die Rede des amerikanischen Präsidenten zum Islam, in der er sehr engagiert jede Mitverantwortung der Religion des Islam am islamistischen Terrors bestritt! So viel Liebe zum Islam! 
Eines ist-bei dieser verwirrenden Lage nicht übersehbar: das Christentum droht in der gesamten arabischen Welt ausgelöscht zu werden- und das wäre nicht möglich, wenn nicht vorher der Westen die das dortige Christen
tum schützenden Regime mitgestürzt hätten!
"Was ist der Sinn in diesem Spiel?" könnte nun in Anlehnung an die große Sängerin Alexandra gefragt werden! Sollte dem doch irgendeine Verschwörung wider das Christentum zugrunde liegen? Das darf man natürlich nicht denken, will man sich nicht sofort aus der Gemeinschaft der ernst zu nehmenden Disputanten ausschließen! Alles eben nur eine Reihe von Zufällen in der Geschichte und der aktuellen Gegenwart.
Und wie war das noch im Fall Jugoslawiens? Da gab es diesen Staat, in dem laut sozialistischer Weltanschauung es keine ethnisch-religiösen Spannungen zwischen Serben, serbisch-.orthodox, Kroaten, römisch-katholisch  und den Albanern (islamisch) gebe, weil alle sozialistische Brüder und Schwestern waren. Die föderalistische Struktur erleichterte dann die Islamisierung und Albanisierung des Kosovo: die Serben, dort einst die Mehrheitsbevölkerung wurden zur Minderheit im eigenen Lande, durch die Mehrgeburten der dortigen Albaner und den Zuzug aus dem Staate Albanien. Man nannte das wohl die sozialistische "Willkommenskultur", bis die islamischen Albaner, im Kosovo die Mehrheit geworden die Minderheit der Serben dort anfing zu unterdrücken, was auch möglich war ob der föderalistischen Struktur des jugoslawischen Staates. Als diese der damalige Staatspräsident, ein Serbe beseitigen wollte zum Schutze der Serben im Kosovo begann der "Freiheitskampf" der islamischen Albaner gegen das serbische Jugoslawien. Der Westen intervenierte und führte Krieg gegen den serbischen Teil Jugoslawiens. Und der Staat Jugoslawien ging unter, Kroatien wurde selbstständig und die Albaner bekamen faktisch ihren Kosovo, nachdem die Restserben dort von ihnen vertrieben wurden! Auch hier ein Sieg des Islam! Aber auch ein Sieg des katholischen Kroatiens, das aber heuer wider zu den Pariavölkern zählt, weil man ihm Nationalismus vorwirft, statt sich ganz dem freien Westen zu unterwerfen! (Man erinnere sich des kroatischen Fußballnationalspielers, der in Freude ob der Qualifikation zur letzten Fußball-WM von der Teilhabe ausgeschlossen wurde vom Weltfußballverband, nur weil er gerufen hatte: Bereit fürs Vaterland!) Also auch hier eine massive Unterstützung des Islam gegen das orthodoxe Serbien-nur Deutschland unter dem Kanzler Kohl unterstützte mehr die katholischen Kroaten! Alles nur Zufälle? 
Der Islam marschiert voran in der arabischen Welt. Aber eines muß dazu gesagt werden: ohne die massive Unterstützung durch die USA und ihre Verbündeten könnte der Islam nicht so erfolgreich dort sein!                     

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