Montag, 13. April 2015

Papst Franziskus: keinen Proselytismus!

Auf Kath net las sich das (13.4.2015) so:


"Und dieser Mut zur Verkündigung ist es, der uns von einem einfachen Proselytismus unterscheidet. Wir machen keine Werbung, sagt Jesus Christus, um mehr ‚Mitglieder’ in unserer ‚spirituellen Gesellschaft’ zu haben, nicht? Das nützt nichts. Das nützt nichts, das ist nicht christlich. Das, was der Christ tut, ist, mutig zu verkündigen, und die Verkündigung Jesu Christi ruft durch den Heiligen Geist jenes Staunen hervor, das uns weitergehen lässt“.Der wahre Protagonist von all diesem „ist der Heilige Geist!“. Wenn Jesus über die neue Geburt spreche, lasse er uns verstehen, dass es der Heilige Geist sei, „der uns verändert, der wie der Wind von überall her kommt: wir hören seine Stimme“. Allein der Heilige Geist sei fähig, unsere Haltungen zu ändern, die Geschichte unseres Lebens, unsere Zugehörigkeit.Der Geist „gibt diesen einfachen Männern ohne Bildung wie Petrus und Johannes jene Kraft, Jesus Christus bis zum letzten Zeugnis zu verkündigen: dem Martyrium“


Das klingt alles irgendwie fromm und schön, aber es evoziert doch beim zweiten Lesen ein grummelndes Unbehagen. "Einfache Männer ohne Bildung"-das klingt romantisch: der arme Fischer Petrus, ein Mann aus dem Volke, ungebildet und einfach. Fischeridylle- aber ist das auch historisch realistisch? Beim genauen Nachlesen kommt uns Petrus eher wie ein- modern formuliert- mittelständischer Unternehmer vor. Ihnen gehörten die Boote, mit denen sie zum Fischen herausfuhren, Petrus konnte damit seine Familie und seinen Bruder ernähren. So ist es wohl nicht ein Zuviel an Phantasie, wenn man Petrus verglichen mit den zeitgenössischen Tagelöhnern eher zur Mittelschicht, denn zu den Armen zählt. Und wenn mit Johannes der Verfasser des Johannesevangeliums und der Johannesbriefe und der geheimen Offenbarung gemeint sein sollte, dann erübrigt sich wohl jedes Gerede von: einfach und ungebildet!
Solche Werke setzen einen gebildeten Autoren voraus. Auch und gerade Paulus Aussage, 1. Kor 15, 10: "nicht ich, sondern die Gnade Gottes zusammen mit mir" sagt ja gerade aus, daß die Gnade und somit auch der hl. Geist mit dem natürlichen Vermögen des Menschen mitwirkend das Werk hervorbringt! Ungebildet haben so weder Petrus noch Johannes sein können, sonst hätten sie nicht so mitwirken können! Aber der Text des Papstes evoziert geradezu den Eindruck, als wirke hier die Gnade allein ohne ein Mitwirken des natürlichen Vermögens des Menschen! Aber der Christ ist Cooperator Gottes und so nimmt Gott ihn ganz mit seinen natürlichen Begabungen in den Dienst der Verkündigung! 
Auch die Betonung der "Einfachheit" klingt sozialromantisch verklärt, als gäbe es da "unten" die guten und einfachen Menschen und "oben" die reichen aber komplizierten und vielschichtigen Menschen.Aber "unten" gibt es auch die Verschlagenheit und den Neid auf die Besserverdiener und "oben" gibt es auch die Wohltätigkeit des Reichen- und es gibt auch den einfachen oberflächlichen statt des tiefsinnig komplex veranlagten Menschen. Aber hier wird wohl Rousseau Pate gestanden haben mit der Mär vom natürlich einfach guten Menschen und dem verkultivierten Gesellschaftsmenschen, als wäre der Mensch, je näher der Natur der gute und je kultivierter der schlechte Mensch! Vielleicht ein Schuß zu viel an sozialromantisch influenzierter Befreiungstheologie- oder einfach nur zeitgenössischischer Antiientellektualismus? Sollte sich vielleicht mit so derb vorgetragenem Antiintellektualismus dieser neue Papst gegen Papst Benedikt, den Theologenpapst profilieren wollen? 
Mission als Mitgliederwerbung für einen spirituellen Verein  zu bezeichnen ist wohl nicht gerade das Glanzstück feinsinniger Kritik des Missionsauftrages der Kirche, aber wohl rhetorisch effektvoll! Nur, was soll dann die Verkündigung sein ohne die Zweckbestummung, daß der so Angesprochene sein Ja zur verkündeten Wahrheit sagt? Und hier wird es dann wirklich problematisch!Soll man das nun so verstehen, daß die Verkündigung ihren Zweck allein in dem Aussagen der Wahrheit habe, wohingegen der Zweck der Zustimmung zur so verkündeten Wahrheit allein das Werk des hl. Geistes wäre? Aber das würde dann dem paulinischen: "zusammen mit mir" strikt widersprechen, denn nun hieße es: ohne mich wirkt der hl.Geist, daß die Wahrheit erkannt wird vom Hörer des Wortes! 
Auch muß die Kaprizierung auf den Begriff der Verkündigung Fragen evozieren! Ist nicht gerade das Amt des Petrus das der Lehre? Setzt denn nicht das Verkündigen die wahre Lehre der Kirche voraus, damit recht verkündet werden kann? Hält man sich die Interviews Papst Franziskus vor Augen, scheint er zu "verkündigen" ohne eine Rücksicht auf die Lehre der Kirche zu nehmen, so ganz authentisch spontan. Und so fallen dann auch diese Interviews aus: die Welt klatscht Beifall und die Gläubigen erstarren vor Grauen! Und lehrte denn nicht gerade Jesus selbst! Heißt es nicht schon im Markusevangelium: "Und die Menschen waren sehr betroffen von seiner [Jesu]Lehre" (Mk 1,22)? Wie kann man da das Lehren, die Dogmatik und damit auch das Dogma so gering achten, daß man das Ideal in einfachen ungebildeten Menschen sieht, die einfach aussagen: "So glaub ich das!"? 
Ja in dieser Idealsierung des einfachen und ungebildeten Menschen- man vergleiche dazu mal Thomas Bernhards Beschreibung dieses Menschentyps in seinem Werk: " Frost", sagt mehr über den am Intellektualismus leidenden Akademiker als über das einfache Volk aus-das ist leider wahr! 
Und damit wird völlig die Aufgabe der Kirche verkannt, dem heutigen Menschen die Wahrheit zu lehren und zu verkündigen, denn der ist nun mal nicht "einfach" und "ungebildet"- oder sollte Papst Franziskus Vorliebe für die am Rande der Gesellschaft Lebenden die Resignation vorausgehen, daß dem Normalbürger die Wahrheit nicht mehr vermittelbar ist, einfach weil der nicht einfach und ungebildet ist?
Vielleicht hat der Papst das Alles aber auch nur viel "einfacher" gedacht- aber das ist eben das Problem: Probleme verschwinden nicht einfach dadurch, daß sie ignoriert werden! Unser Schicksal ist es nun mal, nach der Aufklärung zu leben und daß die Kirche aufgeklärten Menschen die Wahrheit darzubringen hat und aufgeklärte Menschen sind nun mal nicht einfache und ungebildete! Und die sind nicht erreichbar durch ungebildete Verkündigung! Man erinnere sich doch des Niveaus der altkirchlichen Apologetik den gebildeten Verächtern der christlichen Religion gegenüber! 
                         

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