Sonntag, 17. Mai 2015

Der zensierte Gott (Teil 2)

Aufklärung- das ist doch mehr Licht- ein Mehr an Erkenntnis, wenn wir den Begriff rein quantitativ deuten würden oder wenn qualitativ, dann der Ausstieg aus der selbstverschuldeten Dunkelheit in das Licht der Erkenntnis. Es kann dann die Differenz eingeschrieben werden in den Diskurs der Aufklärung zwischen dem aufklärerischen Denken und der Wirklichkeit, wie nun mal die Gesellschaft und die Menschen in ihnen sind als unaufgeklärte Verhältnisse, die trotz der Aufklärung im Denken blieben, wie sie waren.
Auf die Gottesfrage appliziert hieße dies, daß wir Dank der Aufklärung zu einem angenesseren oder erst wirklich angemessenem Gottesverständnis gekommen sind. 
Aber es kommen einem da Bedenken! War nicht die Erkenntnis der Dreieinigkeit Gottes die Vollendung der Gotteserkenntnis, um die die Kirche so lange gerungen hat, um sich dann in der "Nachfolge Christi" des Thomas von Kempen, sagen zu lassen: "Was nützt es dir, tiefgründig über die Dreieinigkeit zu reden, wenn die die Demut fehlt?" (Kapitel 1) und es ist wohl keine Fehldeutung, wenn wir hier lesen, daß eigentlich die Dreifaktigkeitslehre mit der Demut nicht im Einklang sich befände, weil hier der Mensch mehr zu erkennen und zu wissen beansprucht, als ihm ziehmt! Können wir von hier aus nicht einen roten Faden spinnen zu der antischolastisch sich inszenierenden Theologie mit ihrem Vorwurf, daß diese Art des Theologisierens nicht zur Hebung der allgemeinen Moralität und Sittlichkeit beitrüge. Und stehen Zwingli und Callvin, aber auch Melanchthon und Luther nicht in dieser Tradition: den theologischen Diskurs zu reduzieren und zu konzentrieren auf das die allgemeine Moralität Fördernde? Wie häufig kann man von Erasmus von Rotterdamm lesen, daß doch im Zentrum die moralischen Vorschriften Jesu zu stehen haben und daß die ganze scholastische Theologie davon doch nur abhielte. In heutigen Predigten tönt das dann so. Die Trinitätslehre sei zwar etwas fast Unbegreifliches, aber eigentlich wolle sie doch nur sagen, daß Gott die Liebe sei und das sei die Aufforderung an uns: liebt einander- alles andere wären dann spekulative Überspanntheiten, zu nichts nütze, außer daß sie ein Kopfweh hervorrufen, grübele man zu viel über sie nach!
Und die Aufklärung? Man stand in den Trümmern des 30 jährigen Religionskrieges, auf von Blutströmen getränktem Boden und frug: wie muß die christliche Religion geändert werden, damit sie nicht mehr den Grund für Religionskriege böte. (Daß im 30 jährigen Krieg die christliche Religion nur mißbraucht worden sei zur ideologischen Rechtfertigung des Krieges setzt die Pazifizierung der christlichen Religion voraus und will bestreiten, daß die Religion je einen oder den Gund zu Kriegen geliefert hat) 
Eine Umformung der christlichen Religion begann also, damit sie negativ nicht mehr Gründe zur Gewaltamwendung lieferen könne und positiv ganz ihre Aufgabe in der Hebung der Moralität sähe. Solange Kirchen die jeweils ihrige Ausdeutung des Christentumes als die einzig wahre lehrten, war der Konflikt vorprogrammiert. Die absoluten Geltungsansprüche der verschiedenen Kirchtümer präfiguruerte den Religionkrieg und darum wurde als erster Schritt die wahre (christliche) Religion von den Christentumsauffasungen der Kirchen abgetrennt. Nicht was die Kirche lehre, sondern das, was die Vernunft an Grunfwahrheiten der Religion erkennen könne und erkenne, seien nun die allein wahren Erkenntnisse- der Kirchenglaube dagegen überflüssig.
Das verdankte sich nun keiner vertieften Gotteserkenntnis sondern allein dem Bedürfnis, die Religion und ihren Gott so umzuformen, daß die Religion nicht mehr konfliktträchtig ist. Der Gott der Kirche, der Gott der Schrift und der Tradition wurde gemäß dem menschlich-allzumenschlichen Sehnen nach Frieden umgeformt. Der Grundtenor, versimplifiziert ausgedrückt: Gott ist der Appell an uns, moralisch gut zu leben und was das Moralische ist, das kann allein aus der praktischen Vernunft erkannt werden.Der Glaube an den Menschen, daß er kann, was er soll, daß er so Freiheit ist, bildet dann die Basis des modernen aufklärerischen Christentumes. Dagegen stünde das kirchliche Christentum als eine Verfälschung oder als hinzunehmende Ausschmückung dieser Vernunftwahrheiten.
Es kann hier jetzt nicht die Mannigfaltigkeit der Umformkonzeptionen der nachaufklärerischen Theologie rekonstruiert werden- es reicht uns, dies Basisprogramm zu verstehen! Gott wird domestiziert, damit die christliche Religion zu einer pazifizierten wird. Das inkludiert immer auch, daß es wichtigeres als die Religion gibt, nämlich den weltlichen Frieden und daß sich die Religion dem unterzuordnen hat. 
Daß Gott kein zorniger mehr sein darf, gehört dann zu den ersten Einsichten diese Umformung. Gott muß gedacht werden als ein Gott, dem das, was die Theologie über ihn denkt, als gleichgültig ansieht. Gott käme es allein auf die Moral an, nicht auf das, was der Mensch glaube. Und das soll dann die vertiefte Gotteserkenntnis auf der Höhe der Aufklärung sein! Wozu eine spekulative Trinitätslehre- es reiche doch-links gedacht- mein Engagement für den Regenwald und für Asylanten und -konservativ gedacht- daß ich keine voreheliche Intimität lebe..  
Der Moralisierung der Religion korreliert der Reduzierung Gottes auf das  das Liebesein Gottes Und die Moral hat dann als Gehalt nur noch das, was man als das moralisch Vernünftige ansieht. Denn die Bedeutung der Kirchengebote herbzuwürdigen, darin sind sich die Reformstoren und die Aufklärer eins!
Opfer,Priester, die hl. Sakramente, der Gottesdienstkultus, alles eigentlich unewichtig- denn der wahre Gott, der, so wie ihn die Aufklärung sich erdichtete, hat für all dies keinen Sinn. Wie weit hat sich so der aufgeklärte Gott von dem wahren der hl. Schrift und der Tradition emanzipiert! Er wurde so umgeformt, um ein den Menschen nützlicher Gott zu sein. Feurerbachs Religionskritik, der Mensch schüfe sich seinen Gott nach seinen Wünschen und Intetressen trifft so gerade den aufgeklärt konstruierten Gott!   
Der domestizierte Gott ist so einer ohne göttlichen Zorn, dem die Religion gleichgültig ist, Haiptsache der Mensch lebe anständig (die Morallehre der Kirche ist dafür überflüssig, weil das Gewissen als Kompaß für das rechte moralische  Leben ausreiche).            
   

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