Donnerstag, 21. Mai 2015

Domestizierte Religion? plus Zusatz der letzte-domestizierte Mensch

Wozu sollte die christliche Religion noch domestiziert werden, steht diese Religion doch einfach über Nächstenliebe, oder für die Gottesliebe, die sich gerade in der Nächstenliebe realisiert? Zur Veranschaulichung des Begriffes der Dometikation sei an die Umzüchtung des Wolfes in den Haushund gedacht- man denke an so einen drei Käse hohen Schoßhund mit rosa Schleifchen und Wärmepullunder, da ihm sonst friert, dessen Lieblingsspeise Kekse sind, um es polemisch auf die Spitze zu treiben. Und paßt nicht die christliche Religion auf wunderbarste in die frauliche Dreifaltigkeit von: Kinder,Küche und Kirche? In das Männerleben paßt diese Religion nicht son ganz optimal, da der Mann, hinaus ins "feindliche Leben" muß und da schwerlich etwas mit den Tugenden dieser Religion anfangen kann, aber umso mehr kann und soll sie dann im trauten Daheim gelebt werden. Sind das jetzt alles nur Klischees, oder steckt da doch ein wahrer Kern drinnen? 
Fragen wir einmal anders: war die christliche Religion immer so- oder ist dieses nur die verbürgerlichte Gestalt der chtidstlichen Religion? Unter Verbürgerlichung sei verstanden, daß Leben des Menschen in der Moderne in verschiedene Sphären sich aufteilt. Der Mensch ist Staatsbürger, und existiert so im Raume der Politik, er lebt in der Späre des Berufslebens, des  Erwerbslebens und traditionell in der Sphäre der Familie. Die Moderne emanzipiert den Raum der Ökonomie und des Erwerbslebens von der Religion, wie auch den Raum des Politischen. Übrig bleibt nur noch die Vorstellung von einem christlich geprägten Gewissen, gemäß dem der Christ dann auch in der Sphäre des Berufslebens und der Politik leben sollte- aber so wenig es etwa eine christliche Medizin gibt und somit chridstliche Ärzte, so wenig gibt es eine christliche Politik etwa als christliche Verteidigungspolitik. Wenn also vor Kurzem mal wieder eine religionssoziologische Unterdsuchung den Niedergang der Religion in den modernen (besser postmodernen) Gesellschaften prognostiziert, dann bestätigt das eben nur, daß in den beiden Lebensspären des Menschen, in Beruf und als Staaztsbürger die Religion keine Rolle mehr spielt und so sie an Lebensrelevanz verliert.In der Moderne ist das Wissen um den Zusammenhang von Gottes Segen und dem Erfolg im Beruf, der im Landwirtschaftlichen lange evident war, verlorengegangen und Politiker zitieren die christliche Religion nur noch in Sonntagsreden vor Wahlkämpfen, um C-Stimmen einzusammeln. Diese Reduktion auf das Familienleben als dem Ort gelebter Religion ist somit das erste Merkmal der Domestikation der Religion- sie wird zur Haus-und Heimreligion, die in der Außenwelt ihren Platz aufgibt. Nun verliert aber die Religion auch in der Familie an Wert und Bedeutung-viele Gründe gibt es dafür. Banal, aber wahr: je verschiedener die Einstellung zur Religion unter den Eheleuten ist, desto weniger wird die Religion in der Familie gelebt. Die Selbstverständlichkeit konfesionsverschiedener Ehen führt in der Regel dazu, daß keine der Konfesionen mehr in der Familie gelebt wird. Die Religion wird dann so privatisiert, daß sie nur noch der Einzelne ganz privatissimo -verinnerlicht lebt. Dem korreliert die Institution Kirche, die fast nur moch als organisierte Mächstenliebe sozial- und individusldikonisch wahrgenommen wird.  Und ein bißchen Moral fürs Privsatleben- aber hier regt sich der Widerstand der "Gläubigen"! Die Kirche solle sich aus meinem Privatleben   heraushalten, hier lebe ich nur gemäß meinem Gewissen- ein bißchen Moralpredigt,daß alle netter miteinander umgehen sollten, ist schon akzptabel, aber mehr auch nicht.
Wir haben also das Christentum so als bürgerlich-domestizierte Religion vor Augen.
War die christliche Religion mal etwas anderes? Wie kam es zur Umformug der Religion?
Am Anfang der Verkündigung Jesu Christi stand der Ruf :Das Reich Gottes ist nahe! Der Begriff des Reich Gottes ist weitestgehend aus der verbürgerlichten Religion verschwunden. Statt das Ende der Welt zu erwarten und zu erhoffen, frägt die moderne Theologie, welchen Beitrag sie zum Erhalt der Welt leisten kann und engagiert sich sozialethisch in Fragen des Umweltschutzes. Und aus dem: "Kehret um, tuet Buße" wird höchstens der Appell, nicht so viel Wegewerfplastikflaschen zu kaufen, um die Umwelt zu schonen oder den Kaffee aus dem 3Weltladen  für einen fairen Welthandel!  Die Vorstellung von der Erlösungsbedürftigkeit des Menschen ist zu einer völlig vergessenen Vorstellung geworden und ersetzt durch die Vorstellung, daß Gott zu jedem, so wie er ist, unbedingt Ja! sagt. Hier könnte man nun Beispiele en mass vorführen, die alle nur das eine zeigen, daß von der ursprünglichen Verkündigung des Urchristentumes nicht mehr viel übrig geblieben ist.
Den gößten  Schub zur Umformung der christlichen Religion erlitt das Christentum in Folge des innerchristlichen Religionskrieges im 17 Jahrhundert. Die Religion zu domestizieren, war gerade die Aufgabe, die die Philosophie sich stellte und die dann erst die moderne Religion schuf, erst als Protestantismus und später dann in der Katholischen Kirche, in der nach dem 2.Vaticanum der Modernismus faktisch siegte und so erst die bürgerlich moderne katholische Religion schuf.
Aber man darf die Reformation als Antreiber der Verbürgerlichung der christlichen Religion nicht unterschätzen. Am deutlichsten wird dies in der Abschaffung des Priesters und des kirchlichen Meßopfers zugunsten einer von einm Pfarrer geleiteten religiösen Gemeindeveranstaltung, in der das belehrene Motiv das wichtigste wurde. Aber auch die Abwertung der guten Werke im engen Sinne als den religiösen (Messe lesen lassen, Beten, Opfer darbringen, Wahlfahrten) und die alleinige Betonung des sittlichen Lebenswandels forcierte die Verbürgerlichung der chridstlichen Religion: Christ ist nicht, wer jeden Sonntsg zur Messe geht, fromm betet etc sondern, wer an Gott glaubend "anständig" lebt.  Die eigentlich religiösen Werke gehören dann natürlich nicht mehr zum anständigen Leben dazu. 
Aber dies alles trifft noch nicht das Zentrum: daß Gott selbst domestiziert wurde. (Wie das sich ereignete , dazu arbeite ich selbst an einem Buch mit dem Titel: der zensierte Gott). Die wichtigste Aussage des domestizierten  Gottes lautet, daß ihm die Religion der Menschen gleichgültig sei, es reiche ihm, daß der Mensch anständig lebe und diese Anständigkeit beimhalte kein religiöses Leben:man kann anständig in den Augen Gottes leben, ohne in irgendeiner weise religiös zu sein  Das lehrt sogar das 2. Vaticanum in seiner verhängnisvollen Erklärung zu den anderen Religionen und zum Atheismus!  
Nun stehen wir in der Geburt einer neuen Epoche, der der Podstmoderne  Eine der Grunderfahrungen, die die Podstmoderne konstituiert, ist das Urteil, daß eine erkannte und im Besitz von Menschen sich befindende Wahrheit für die Freiheit des Menschen gefährlich ist. Freiheit verlange, daß es keine absolut verbindlichen Wahrheiten gäbe. Es dürfe nur den Prozeß des Suchens nach der Wahrheit geben, aber nie eine erkannte Wahrheit. Das bedeutet für den intrareligiösen Dialog, daß alle Dilogteilnhmer die Relativität der eigenen Religion anerkennen und nicht die ihrige als die allein wahre bekennen- irgendwie soll alles und somit auch nichts mehr als wahr gelten. Es ginge nur noch um die je eigene Identität und die Bereitschaft, wechselseitig, die Identität der Anderen anzuerkennen. Die postmoderne Gestalt der christlichen Religion ist so ein Christentum ohne einen Wahrheitsanspruch.  Das wäre dann der Endpunkt der Domestikation der christlichen Religion! 

Corollarium 1
Domestikstion beinhaltet immer auch eine Devitalisierung der Religion. Glauben im religiösen Sinne bedeutet immer strukturell die Bejahung von Etwas, daß bedeutsamer und gewichtiger ist als die Existenz  des Glaubenden selbst, sodaß er sich oder andere für dies Höchste zu opfern bereit ist. Domestikation ist nun, wenn das glaubende Subjekt sich als bedeutsamer ansieht als das, was er als das "Höchste "glaubt.  

Corollarium 2 - Eine Lesefrucht
Könnte ein Zusammenhang bestehen zwischen dem domestizierten Gott und dem "letzten Menschen", wie ihn uns Nietzsche in der Vorrede zum "Zarathustra vor Augen stellt?
Nietzsche:
"So will ich ihnen vom Verächtlichsten sprechen: das aber ist der letzte MenschUnd also sprach Zarathustra zum Volke:Es ist an der Zeit, dass der Mensch sich sein Ziel stecke. Es ist an der Zeit, dass der Mensch den Keim seiner höchsten Hoffnung pflanze.Noch ist sein Boden dazu reich genug. Aber dieser Boden wird einst arm und zahm sein, und kein hoher Baum wird mehr aus ihm wachsen können.Wehe! Es kommt die Zeit, wo der Mensch nicht mehr den Pfeil seiner Sehnsucht über den Menschen hinaus wirft, und die Sehne seines Bogens verlernt hat, zu schwirren!Ich sage euch: man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. Ich sage euch: ihr habt noch Chaos in euch.Wehe! Es kommt die Zeit, wo der Mensch keinen Stern mehr gebären wird. Wehe! Es kommt die Weit des verächtlichsten Menschen, der sich selber nicht mehr verachten kann.Seht! Ich zeige euch den letzten Menschen.»Was ist Liebe? Was ist Schöpfung? Was ist Sehnsucht? Was ist Stern« – so fragt der letzte Mensch und blinzelt.Die Erde ist dann klein geworden, und auf ihr hüpft der letzte Mensch, der Alles klein macht. Sein Geschlecht ist unaustilgbar, wie der Erdfloh; der letzte Mensch lebt am längsten.»Wir haben das Glück erfunden« – sagen die letzten Menschen und blinzeln.Sie haben den Gegenden verlassen, wo es hart war zu leben: denn man braucht Wärme. Man liebt noch den Nachbar und reibt sich an ihm: denn man braucht Wärme.Krankwerden und Misstrauen-haben gilt ihnen sündhaft: man geht achtsam einher. Ein Thor, der noch über Steine oder Menschen stolpert!Ein wenig Gift ab und zu: das macht angenehme Träume. Und viel Gift zuletzt, zu einem angenehmen Sterben.Man arbeitet noch, denn Arbeit ist eine Unterhaltung. Aber man sorgt dass die Unterhaltung nicht angreife.Man wird nicht mehr arm und reich: Beides ist zu beschwerlich. Wer will noch regieren? Wer noch gehorchen? Beides ist zu beschwerlich.Kein Hirt und Eine Heerde! Jeder will das Gleiche, Jeder ist gleich: wer anders fühlt, geht freiwillig in's Irrenhaus.»Ehemals war alle Welt irre« – sagen die Feinsten und blinzeln.Man ist klug und weiss Alles, was geschehn ist: so hat man kein Ende zu spotten. Man zankt sich noch, aber man versöhnt sich bald – sonst verdirbt es den Magen.Man hat sein Lüstchen für den Tag und sein Lüstchen für die Nacht: aber man ehrt die Gesundheit.»Wir haben das Glück erfunden« – sagen die letzten Menschen und blinzeln"           

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