Samstag, 2. Mai 2015

Grundzüge liberaler Liturgie

Der Pfarrer hat  die Gemeinde zum Gottesdienst zu begrüßen, Kinder, Jugendliche werden extra betont angesprochen. Wichtig auch der Augenkontakt; stets zur Gemeinde hin ausgerichtet sein. In Maiandachten ist die Marienfigur nicht zentral aufzustellen, sondern randständig, um so die nachkonziliare Stellung der Marienfrömmigkeit auch sichtbar zum Ausdruck zu bringen. Die Gebete sind selbstverständlich vom Ambo her zu lesen, in Deutscher Sprache und durchs Mikrophon, damit sie gut bei der Hörergemeinde ankommen. Da die Predigtkanzel, wenn sie nicht einer Modernisierung zum Opfer gefallen ist, nicht mehr zu benutzen ist, damit der Prediger eben (fast) auf gleicher Augenhöhe mit und zur Gemeinde spricht und nicht sie "von oben herab" belehrt, wird der Ambo zum Ort der Verkündigung (Schriftlesung, Predigt) und das Gebet ist so eine weitere Verkündigungshandlung. Wichtig, auch Gebete zur Mutter Gottes werden, gerade dann, wenn eine Marienfigur aufgestellt wurde, stets mit dem Rücken zu Maria verlesen. Das gilt auch für den Fall einer Aussetzung des Allerheiligsten. Auch dann sind die Gebete zur Gemeinde hin in Abwendung vom ausgesetzten Allerheiligsten  zu sprechen. Denn der Adressat des Betens ist ja die Gemeinde. Damit die Pfarrerveranstaltung nicht zu einer Ein-Mann-Unterhaltung wird, ist darauf zu achten, daß möglichst viele Laien um den Altar herum mitwirken. Kommunionaushilfsverteiler, eigentlich nur vorgesehen für den Fall, daß so viele Kommunikanten zur Kommunion gehen, daß für sie unzumutbar lange "Wartezeiten" entstünden,üben ihre Austeilfunktion immer aus, denn das ist ihr Recht, egal wie viele kommen. Sollte der Pfarrer mit dem Austeilen an seiner Reihe fertig sein, aber der Laienausteiler noch nicht, setzt der Pfarrer sich zur Ruh und läßt den dazu beauftragten Laien allen weiter austeilen. Denn er darf dem Volke dies erstrittene Recht der Austeilung  nicht bestreiten. 
Auch ist eine Laienbeteiligung an der Predigt sehr gemeindeorientiert. So kann der Pfarrer Teile der Predigt  Kinder- oder Jugendgruppen und auch anderen Hauptamtlichen überlassen. Das stärkt den Teamgeist. Die Kommunikation zwischen Pfarrer und Gemeinde ist nun leider eine asymetrische, auch wenn der Pfarrer durch Fragen an die anwesenden Kinder/Firmlinge/Erstkommunikanten das Monologisieren etwas unterbrechen kann. Um so wichtiger ist deshalb die Orientierung auf die Gemeinde. Zum Schluß sollte auf keinen Fall der Dank an besonders aktiv Beteiligte nicht vergessen werden. "Herzlichsten Dank für die musikalische Mitgestaltung durch den Chor ...unter Leitung von ..und Dank für den Sologesang von ...." Wichtig, die Pause, in der dann die Gemeinde den Künstlern dann ihren wohl verdienten Applaus darbringen kann- denn die Gemeinde soll ja aktiv am Gottesdienst sich beteiligen und sich einbringen können. 
Als Grundhaltung empfiehlt sich für den Pfarrer ein aktives Wahrnehmen der Gemeinde: wie komme ich an?, wo läßt die Aufmerksamkeit der Hörer nach?...wie die Konzentration wieder auf mich, den Pfarrer erwecken?...als Grundfragen liturgischen Agierens. Gut sind auch häufige Positionswechsel des Pfarrers im Raum um den Altar herum, damit er von allen mal gut wahrgenommen werden kann. Die wichtigste und grundlegendste  Frage der praktischen Liturgie ist: kommt das gut an bei der Gemeinde? 
Merksatz:
Wie wir Liturgie, Gottesdienste feiern, wie wir in ihnen beten, das bestimmt dann auch unsere Theologie: wie sollte die Kirche was lehren, damit sie besser ankommt bei den Menschen? Das theologische Grundaxiom dieser Konzeption liberaler Liturgiegestaltung: die Gottesliebe realisieren wir in der Nächstenliebe. Religiösität ist somit eine besondere Ausrichtung auf den Mitmenschen. Es kann keine Gottesliebe geben, die nicht Nächstenliebe ist- und somit ist das Christentum praktizierte Humanität. Das soll auch den Gottesdienst prägen als "Feier unseres Glaubens". Hier kann der Mensch Ruhe und Besinnung erleben, um dann so gerüstet besser den Alltag zu bewältigen. Auf keinen Fall solle man von einer Pflicht zur Sonntagsmesse sprechen! Die "Glaubensfeier" soll Spaß machen und ist keine Pflichtveranstaltung. Sie gehört zur  Freizeitgestaltung in Konkurrenz zu den vielen anderen Angeboten und muß so auch konkurrenzfähig ansprechend angeboten werden. Die oberste Maxime jedes Servicepersonales: immer lächeln, immer freundlich dem Kunden begegnen, die gilt gerade auch für alle Aktiven der Glaubensfeier! Und dann darf und sollte auch ruhig ein schöner Sonntag und eine gute neue Woche gewünscht werden als Alternative zu theologisch überlasteten priesterlichen Segensspendungen .   Aber nicht zu salopp: High, schön daß Ihr da seid,könnte Senioren abschrecken, deshalb nur bei Jugendveranstaltungen anwenden. Aber nun nicht so steif und förmlich- man orientiere sich da an dem Auftreten von beliebten Showmastern des Fernsehens. Liberale Liturgie ist eben menschenfreundlich. Ach, und Gott...?War da noch was mit dem? Dem ist doch  alles wurscht! 

P.S.: Nach der erfolgreichen Befragung des Kirchenvolkes: was für eine Morallehre es wünsche?, könnte doch das Volk befragt werden: wie kommt die Gottesdienstfeier an? und was sollte sich ändern?             

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