Dienstag, 26. Mai 2015

Lesefrüchte- Barth: Katholischer Glaube und Patriotismus

Ein paar bemerkenswerte Aussagen aus: Barth, Die christliche Liebe zum ewigen und zum irdischen Vaterland, in: Civitas, 21/2014

Vor vielen Jahren hat der engagiert katholische Politiker Rocco Buttiglione,dessen Karriere später in der EU wegen seiner christlichen Ansichten ein jähes Ende fand, in einem Sammelband mit dem Titel „Patriotismus in Europa“die natürliche und gesunde Liebe zum Vaterland in einen größeren Rahmen eingeordnet: „Jeder Mensch muß einer menschlichen Gemeinschaft angehören,um seine eigenen menschlichen Fähigkeiten entfalten zu können. Es gehört zum Wesen der menschlichen Person, daß sie ihren inneren Reichtum nur im Verhältnis zu anderen Personen entdecken kann.

 CDU-Politiker Manfred Wörner vorgetragen hat und die in eine ähnliche Richtung zielen: „Vaterland und Nation sind in der Geschichte gewachsen. Sie sind keine künstlichen Erfindungen oder Schöpfungen von irgendwelchen Romanschreibern oder von Illusionisten. Vaterland und Nation entsprechen ganz offenkundig der Natur und den Bedürfnissen des Menschen.Der Mensch braucht Wurzeln, Geborgenheit, Mitmenschlichkeit, Gemeinschaft. Er braucht sie nicht nur im kleineren Lebensbereich, er braucht sie auch im größeren Verbund. Er kann nicht ohne Verwurzelung in der Heimat und ohne Anbindung an das Vaterland auskommen.“12 Ganz recht hatte der CDU-Politiker, der auch eine Zeit lang das Amt des Verteidigungsministers bekleidete, mit dieser seiner Mahnung


b) das Christentum gestattet nicht nur, sondern gebietet dem Menschen, sein Vaterland zu lieben. Diese natürliche Liebe wird in die Ordnung der übernatürlichen Liebe hineingenommen und von ihr christlich überformt.Christliche Vaterlandsliebe im strengen Sinne ist deshalb nichts anderes als die übernatürliche Nächstenliebe, insofern sich diese dem eigenen Volke zuwendet. Die christliche Sittenlehre kennt zudem die Tugend der Ergebenheit oder Ehrfurcht (pietas); sie macht den Menschen bereit, die Pflichten an seinem Vaterlande treu zu erfüllen (der dem Vaterlande geschuldete Dienst;die Treue zum Vaterland). Die Vaterlandsliebe ist vorzüglich Sache des Willens,nicht des Gefühls (Empfindens), obwohl sie dessen belebende Kraft keineswegs ausschließt.
Schlußfolgerung:
Es gibt also eine menschliche wie christliche Pflicht der vaterländischen Erziehung; es gibt einen echten Patriotismus, als sittliche Haltung fern sowohl aller Verstiegenheit wie aller falschen Selbstunterschätzung.“
Während Deutschland lange genug, und nicht nur zur Zeit des Nationalsozialismus,an ersterer Krankheit, der Verstiegenheit, litt, tendiert man heutzutage, und dies schon seit Jahrzehnten, zu letzterem Fehler, der Selbstunterschätzung,ja manchmal sogar Selbstverachtung

Pius X:
"Wäre der Katholizismus vaterlandsfeindlich, so wäre er keine göttliche Religion mehr. Vaterland ist ein
heiliger Name, der unsere teuersten Erinnerungen wachruft und unser Herz höher schlagen läßt. Da sind wir ja geboren und daran binden uns Bande des Blutes und edle Gesinnung und Überlieferung. Darum verdient es nicht nur unsere Liebe, sondern unsere Vorliebe. Wenn das überall zutrifft, so muß es noch viel mehr so sein, wo unser Vaterland durch unlösbare Bande verknüpftest mit jenem Vaterland, das weder durch Ozeane noch durch Gebirgsketten abgegrenzt ist, wo man nicht eine, sondern alle Sprachen spricht, mit jenem Vaterland, das in seinem weiten Raum die sichtbare und jenseitige Welt umspannt: mit der katholischen Kirche"

Pius XII:
„Man fürchte nicht, daß das Bewußtsein des umfassenden brüderlichen Bandes,wie es die christliche Lehre nährt, und die ihr entsprechende Gesinnung in Gegensatz zur Anhänglichkeit an das Erbgut und an die Größe des eigenen Vaterlandes treten; man fürchte ebensowenig, daß dies alles sich hindernd in den Weg stellt, wenn es um die Förderung des Wohls und der berechtigten Anliegen der eigenen Heimat geht. Dieselbe Lehre zeigt nämlich, daß es bei der Übung der Liebe eine von Gott gefügte Ordnung gibt und nach dieser
muß man mit gesteigerter Liebe und mit Vorzug diejenigen umfassen und bedenken, die besonders eng mit einem verbunden sind. Auch der göttliche Meister zeigte durch sein Beispiel, daß er der Heimat und dem Vaterland in besonderer Weise zugetan war; er weinte ob der drohenden Verwüstung der Heiligen Stadt.


Eine kleine Anmerkung zu diesem Thema:
Zu den gottgewollten Ordnungen des Lebens gehört die der Differenz von Frau und Mann, die dann ihre Einheit in der Ehe findet, als aufgehobene und nicht genichtete Differenz- und so gehört auch die Differenz des Individuums zum anderen Individuum zu der Ordnung des Lebens- ich bin nur ich, weil ich nicht Du bin, und diese Differenz wird aufgehoben im Wir des Volkes, aber auch nicht einfach genichtet Wo die Differenzen einfach genichtet werden, entsteht ein totalitärer Kollektivismus, der das Besondere dem Allgemeinen gegenüber nichtet, wo es aber keine Einheit als Aufhebung der Differenz gibt (Aufhebung im hegelischen Sinne), da löst sich alles im atomistischen Individualismus auf. Ehe und Volk sind nun nicht einfach natürliche Ordnungen- sondern kulturelle Hervorbringungen des Menschen, der aber von seiner Natur aus zum kulturellen bestimmt ist, weil er Geist ist, dem die Natur als Aufgabe zur Vergeistigung gegeben ist: wo Natur ist, soll Kultur sein. Das Volk, die Nation fußt dabei auf einer natürlichen Basis, der Blutsverwandtschaft und vergeistigt dies dann zu einem Volkstum.  Im Nationalstaat bildet sich dann das Selbstbewußtsein eines Volkes, es wird aus dem An-Sich-Sein zum Für-Sich-Sein- zum Selbstbewußtsein seiner selbst. Gerade in der Differenz zu anderen Volkstümern begreift sich das eigene als das Besondere in seiner Differenz zu dem anderen. Gerade die Geschichte des Volkes Israels, die Geschichte Gottes mit diesem Volk zeigt, wie durch die Religion gerade das Besondere des jüdischen Volkstumes zum Leben gebracht wird. Der universale Gott nichtet nicht das Besondere der Völker sondern bejaht das Leben in seiner Differenziertheit. Denn wo alle Differenzen genichtet werden, da löst sich das Leben auf und stirbt.
Dort, wo unter der Menschheit die pure Nichtung der Nationen verstanden wird im Rahmen von Einer-Welt-Ideologien, da droht das Leben, das aus seiner inneren Differenziertheit lebt, zu Grunde zu gehen im uniformen Einerlei. Dagegen fehlt der Einheit der Menschheit ein Gegenpol, zu dem hin sich die Menschheit als Einheit begreifen kann- denn wie ich mich als Einheit konstituiere in der Differenz zu dem Nicht-Ich, dem Du, so konstituiert sich das Volk zur Einheit zum anderen Volk- aber für die Einheit der Menschheit fehlt diese zur Einheit notwendige Differenz.           

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