Montag, 15. Juni 2015

Bergpredigt und amerikanischer Pragmatismus



Selig, die Frieden stiften, denn sie werden Söhne Gottes genannt werden- so lehrt es uns Jesus Christus als Lehrer der Gerechtigkeit in seiner Bergpredigt. Der Psalm 15, überschrieben in der Einheitsübersetzung mit: "Die Bedingungen für den Eintritt ins Heiligtum" bildet den alttestamentlichen Hintergrund der Bergpredigt. "Herr, wer darf Gast sein in deinem heiligen Zelt, wer darf weilen auf deinem heiligen Berge ?"  (Psalm 15,1)Der Psalm antwortet, daß es auf die moralische Qualität ankommt. Eintreten darf, wer makellos lebt, das Rechte tut, die Wahrheit sagt, nicht verleumdet, seinem Freunde nichts Böses antut, seinen Nächsten nicht schmäht, der sein Versprechen hält, der keinen Wucher betreibt, wer sich nicht bestechen läßt (V1-5). Aus dem Rahmen fällt dann aber: "der den Verworfenen verachtet, doch alle, die den Herrn fürchten, in Ehren hält" (V.4). Mit den "Verworfenen" sind natürlich die von Gott Verworfenen gemeint-und nicht etwa die, die einem Menschen irgendwie zuwider sind. 
Jesus entfaltet nun als der Lehrer der Eintrittsbedingungen in das Reich Gottes, wie wir Menschen beschaffen sein müssen, wenn wir in das ewige Leben eingehen wollen. Selig, die Frieden schaffen, wörtlicher übersetzt, heißt so: wer Frieden schafft, der darf eingehen in das Reich Gottes. Pacem facere hieße das im Lateinischen. Und so manch friedensbewegter Christ interpretierte dann in den Blütenzeiten der Deutschen Friedensbewegung  : wer Pazifist ist, geht ein ins Reich Gottes! Nur Pazifist meint eine Gesinnung, das pacem facere meint aber etwas Resultatives. Nicht wer friedlich gesonnen ist, sondern wer effektiv den Frieden schafft, ist ein Kind Gottes.
Gegenüber uns Deutschen zeichnet sich der Amerikaner durch schlichten Pragmatismus aus. und so übersetzt er Pasem facere mit "Peacemaker," Friedensmacher, und was versteht er dadrunter? Wikopedia gibt uns da die passende Antwort(unter dem Stichwort: Colt Single Action Army):     "Der Colt Single Action Army, auch bekannt als Peacemaker, Colt 1873, SAA und Colt 45, ist der erste von der Colt’s Patent Firearms Manufacturing Company hergestellte großkalibrige Patronenrevolver mit geschlossenem Rahmen. Die sechsschüssige Trommel wird wie bei allen Single-Action-Revolvern durch das Spannen des Hahns weitergedreht."
Der sechsschüssige Trommelrevolver ist dem Amerikaner der Friedensstifter der Bergpredigt. Wie das? Wenn ich all meine Feinde erschossen habe, und der letzte erschossen daniederliegt, dann ist Friede.Irgendwie empfindet ein Deutscher bei so viel Pragmatik mehr als ein Unbehagen! Wenn man dann noch gut amerikanisch die Feinde des Friedens, die man zu erschießen gedenkt, identifizieren kann mit den von Gott "Verworfenen", die uns der Psalm 15 zu verachten lehrt (V 4), dann ist man wohl ein wahrer amerikanischer Pragmatiker. Und jeder Blick in ein Geschichtsbuch konfirmiert uns dies  so geht amerikanische Friedenspolitik. 
Aber wie die "Verworfenen" erkennen? Dazu muß man sich eines erinnern. Amerika ist calvinistisch geprägt. Die Ursprungsfrage Calvins hieß: wie erkenne ich, ob ich ein von Gott Erwählter und nicht ein Verworfener bin! Zu beachten ist dabei das Verb: erkennen! Nicht lautet die Frage, was muß ich tuen, um ein Erwählter zu werden! Gott erwählt und verwirft vor aller Zeit, er erwählt den Einen zum ewigen Leben und den Anderen zum ewigen Unheil. (Die Katholische Kirche verwarf diese doppelte Erwählungslehre Calvins.) Der Mensch steht nun nur vor der Aufgabe, zu erkennen, ob er ein Erwählter oder ein Verworfener ist. Zu glauben, erwählt zu sein, gilt dem Calvinismus nicht als sicheres Zeichen des Erwähltseins- der Glaube kann trügen! Im Angelsächsischen Kulturraum setzte sich als modifizierter Calvinismus die Lehre durch, daß weil Gott mit seinen Erwählten ist, die Erwählten Erfolg im Leben haben Nicht, weil sie erfolgreich sind, sind sie Erwählte, sondern weil sie Erwählte sind, sind sie erfolgreich. So und nur so gilt: Gott ist mit den Erfolgreichen. Die Engländer beziehen das dann, da sie eine Nation der Händler sind, mehr auf den ökonomischen Erfolg, die Amerikaner, da in jedem von ihnen doch ein Cowboy steckt mehr auf die militärischen Erfolge. Im amerikanischen Revolverduell siegt so immer der Richtige, denn der Sieger ist immer der Richtige, weil Gott mit den Siegern ist. 
Daß es in Amerika so wenig an Sozialstaat gibt, ist so gesehen auch eine Folge dieser angelsächsischen Prädestinantionslehre: mit wem Gott ist, der hat Erfolg und mit wem Gott nicht ist, mit dem ist Gott eben nicht. Und warum sich um die von Gott Verworfenen kümmern? Und im kriegerischen Konflikt gilt das auch: wer siegt, zeigt damit, daß Gott mit ihm ist, daß er von Gott erwählt ist und die Verlierer?- mit denen ist Gott eben nicht! Und darum kann man getrost mit dem Revolver in der Hand den Frieden schaffen- der Peacemaker ist so völlig legitimiert für den amerikanischen Pragmatismus! 
Wem das zu oberflächlich ist, ist eben ein zur Metaphysischem neigender Deutscher, darin den Griechen geistesverwandt, während der Amerikaner immer im Römer sein Vorbild sieht, jetzt wo diese Nation mit ihrer pax americana die ganzen Welt per Peacemaker  beglücken will. Das nennt man "Globalisierung"!     

2 Kommentare:

  1. ich habe auch über die bergpredig in meinem buch geschrieben http://workupload.com/file/wXuYH8t

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  2. Hallo ich habe mein Buch überarbeitet, und um 7000 wörter gekürzt und überarbeitet link siehe unten und ein Inhaltsverzeichnis habe Ich auch der übersichtlichkeitshalber gemacht, ich hoffe es ist jetzt nicht mehr so zäh http://workupload.com/file/2ntjTsF


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