Samstag, 6. Juni 2015

Darf Jesus Christus am Evangelischen "Kirchen"tag teilnehmen?

Mit Verlaub gesagt, evangelische Christen haben zu ihrem Jesus ein ähnliches Verhältnis wie manches AfD- Parteimitglied zu ihrem Vorsitzenden Lucke. In der Öffentlichkeit der Massenmedien gilt er als das Aushängeschild, der Kopf der Partei, aber viele können mit dem, was er inhaltlich vertritt wenig, wenn nicht gar nichts anfangen. Aber geht das, diese Partei ohne ihren Kopf?, frägt man sich dann besorgt- aber die Inhalte, wofür er steht- oh Graus! 
Ist das Handtuch zwischen dem evangelischen "Kirchen"tag  und ihrem Kopf, Jesus auch völlig zerschnitten, sodaß da nichts Verbindendes mehr ist?
1.Fangen wir mit dem urchristlichen Bekenntnis an, daß Jesus von Nazareth der Messias, der Christus ist. Kaum ist das daniedergeschriben, kommt uns die Erinnerung an den EKD-Präses Schneider, jetzt außer Dienst, der zum christlich-jüdischen Dialog erklärte: das Nein! zu jeder Art von Judenmission ist theologisch nur zu rechtfertigen, wenn wir Christen die Frage, ist dieser Jesus der Messias?, offen lassen. Denn wäre Jesus der Messias, der Christus, dann müßten wir Christen ihn den Juden gegenüber als ihren Messias verkündigen! Das geht aber auf keinen Fall, denn jede Art von Judenmission ist antisemitisch!So dürfen ja auch missionarisch ausgerichtete Judenchristen offiziell nicht an den Kirchentagen der EKD teilnehmen, weil jede Art von Judenmission mit dem Geiste des "Kirchen"tages unvereinbar sei. (Vgl dazu: Uwe C Lay, Die protestantische Aufkündigung des urchristlichen Glaubensbekenntnisses, in "Theologisches" 9/10 2011)
Kann dann Jesus als Christus an diesem "Kirchen"tag teilnehmen? Zumindest müßte er seine Messiamnität den anwesenden Juden gegenüber verschweigen, damit nicht der Eindruck entstehen könne, diese Jesus betriebe Judenmission!
2. Damit sind wir schon beim zweiten Punkt. Jesus verführte eindeutig gläubige Juden dazu, ihn als den Messias der Juden und der ganzen Welt zu glauben. Er war so der erste Judenmissionar, denn wer glaubt, daß Jesus der Messias ist, ist im religiösen Sinne kein jüdisch Gläubiger. Dies urchristliche Bekenntnis exkommuniziert jeden Juden aus der Synagoge. Bedauerlicherweise hat Jesus nicht seine Haupaufgabe in der Bekehrung der Heiden gesehen, sondern sich primär an die Juden gerichtet- und er führte dabei leider keinem Dialog der Religionen, sondern der Zweck seiner Zuwendung an die Juden war der Ruf zur Umnkehr und zum Glauben an ihn! Das ist unvereinbar mit dem evangelischen Nein! zu jeder Art von Judenmission.
Jesus legte so selbst das Fundament zu einem jesuanischen Antisemitismus, den Paulus dann auf die Spitze trieb mit seiner Aussage, daß die Juden Gott mißfielen und Feinde aller Menschen seien. (1.Thesalonicher,2,15)  Zudem widerspricht es den elementarsten Standarts des interreligiösen Dialogisierens, daß es niemals das Ziel sein darf, den Andersgläubigen zu bekehren.
3. Daß Jesus Christus sich als die Wahrheit bekannt hat, als der einzige Weg zum Vater, ist unzumutbar. Diese Selbstverabsolutierung der christlichen Religion ist einfach inkompatibel mit unserer liberalen Religiösität, daß es so viel Wege zu Gott gibt, wie es Menschen und Religionen gibt. Ein solcher Fundamentalismus des Irrglaubens, daß es nur eine Wahrheit gäbe und daß die in Jesus offenbar sei, ist unvereinbar mit der Christlichen  Religion auf der Höhe der Zeit. 
3. Jesus war in inakzeptabler Weise frauenfeindlich. Unverzeihbar ist es, daß er bei der Berufung in den 12er Kreis, später auch Apostel genannt, keine Frauen mitaufnahm. Nicht einmal eine Frauenquote ließ er zu! Das legte den Grundstein zur Frauendiskriminierung, die in der Katholischen Kirche noch bis heuer praktiziert und gelehrt wird, während der Protestantismus hier sich theoretisch schon weit von den patriachalistischen Lebens-und Denkgewohnheiten Jesu emanzipiert hat, aber trotzdem doch noch Realisierungsdefizite der vollen Frauenemanzipation nicht zu übersehen sind. 
4. Die Verkündigung Jesu kann auch nicht mehr in allen Punkten  für uns evangelische als verbindlich angesehen werden. Es seien nur die Hauptpunkte erwähnt: der rigoristische Rückfall Jesu, indem er die gut liberale Praxis Mose, daß es erlaubt sei, Ehen zu scheiden, wieder revidierte und zur unbarmherzigen Lehre der Unauflöslichkeit der Ehe zurückkehrte- aber wir Protestanten folgen hier wieder Mose- und lassen den Jesus auf sich beruhen!- Furchtbar und völlig indiskutabel seine Gerichtspredigten, sein Gerede von Strafe, ewigem Feuer und der Verdammnis- alles nicht vereinbar mit unserem Liebesgott, den wir allein verkünden!
Peinlich, daß Jesus gar so abergläubische Vorstellungen wie die eines Teufels, von Daimonen in seine Lehre und Praxis aufnahm - man denke nur an die unseligen Exorzismen! Leider legte Jesus mit diesem Mangel am Mut zur Aufklärung den Grund dafür, daß die Katholische Kirche heuer noch so Abergläubisches vertritt und praktiziert. Gott, sei es gedankt, hat der Protestantismus diesen Aberglauben völlig von sich abgestreift! Aber wie viel Mühe bereitet es unserer Zunft de Bibelausleger, immer wieder aufs Neue all diesen abergläubigen Unsinn, den Jesus nun mal praktizierte und vielleicht sogar selbst glaubte, hinwegzuexigetisieren! Ein besonderes Ärgernis bilden da all die Wunder, die Jesu begangen haben soll- aber hier sagen wir ja jetzt, daß das alles bedauerliche Erfindungen wundersüchtiger Urgemeinden sind, die eigentlich nichts mit unserem Jesus zu tun haben. 
Aber was bleibt dann von Jesus als für uns Relevantes? Eigentlich nur: Gott ist die Liebe, seid lieb zueinander! Alles andere ist zu streichen bzw als Explikation dieses Basiscredos neu zu konstruieren. Aber läßt sich der Jesus auf das Wenige reduzieren? Käme er zum "Kirchen"tag, wollte und würde er da denn doch nicht viel mehr sagen wollen als nur: "Ich hab euch alle lieb!"? 
Vorsichtshalber ist deshalb ein Antrag des Herrn Jesus von Nsazareth, auf einen der Podien oder Foren des evangelischen "Kirchen"tages mitauftreten zu wollen, abzulehnen, lautet so der einstimmige Beschluß des Kirchentagsleitungsgremiums. Das Politbureau des Laien-ZK signalisierte sofort, daß es diesen Beschluß als vorbildlich für den nächsten Katholikentag übernehmen wird!  

Eigentlich ist unter einer Jesus-Verkündigung auf der Höhe der Zeit zu verstehen, daß Jesus die Inkarnation der Politischen Korrektheit ist und er so und nur so unser Vorbild sein kann! Wie das geht, das wird der heurige "Kirchen"tag wieder aufs glanzvollste demonstrieren!

Corollarium 1

Wenn der Katholizismus um das Wie seiner Subordination unter die Vorgaben der Politischen Korrektheit ringt, schlägt der Protestantismus den Weg der Identifizierung ein: Jesus und Politische Korrektheit sind eins!             
Corollarium 2:
Das Christliche Informationsforum berichtet am 1.6. 2015: "Offenheit beim Evangelischen Kirchentag in Stuttgart nur eine Farce":

"Die Bruderschaft des Weges hat wegen ihrer Ausgrenzung in einer Presseverlautbarung vom 28.05.15 an die Kirchentagsverantwortlichen appelliert, echte Toleranz und Offenheit zu zeigen und sie nicht länger zu diffamieren. Vergeblich war die Bruderschaft bemüht, beim Kirchentag in Stuttgart präsent zu sein, doch sie stieß auf taube Ohren. Dazu stellt die Bruderschaft fest:
"Wir, die Bruderschaft des Weges, wurden als Gruppierung nicht zum Deutschen Evangelischen Kirchentag in Stuttgart 2015 zugelassen, wo wir uns beim Markt der Möglichkeiten gern anderen Christen vorgestellt hätten. In der Ablehnung, die über die Presse veröffentlicht wurde, hat sich der Kirchentag von uns mit der Behauptung distanziert, wir würden Menschen mit einer anderen Haltung zur Homosexualität ablehnen und würden, „die Abänderlichkeit dieser sexuellen Orientierung“ bewerben. Daher passten wir laut der Studienleiterin des Kirchentages Silke Lechner „nicht zur Toleranz des Kirchentages“.
Wie sehr die Begründung der Kirchentagsleitung an den Tatsachen vorbei geht, zeigt die ausführliche Stellungnahme der Bruderschaft zur Homosexualität, die im Anhang beigefügt ist. Die Bruderschaft stellt mit großer Deutlichkeit fest, dass die Vorwürfe der Kirchentagsleitung unberechtigt sind und sie von der Kirchentagsleitung diskriminiert wird. Dazu sagt sie in ihrer Pressemitteilung weiter: "Wer wir sind, was uns bewegt und was wirklich unsere Haltung zur Homosexualität ist, wurde dabei weder gehört, noch gewürdigt."
Messianisch-jüdische Gemeinde unerwünscht
Auch die messianischen Juden passen nicht zum Evangelischen Kirchentag. Im Februar 2015 hatte das Kirchentagspräsidium entschieden, dass messianische Juden (wie bei vorherigen Kirchentagen) nicht zum "Markt der Möglichkeiten"  zugelassen werden, obwohl die gastgebende Landeskirche eine Teilnahme für wünschenswert hielt. Dagegen hatte insbesondere die Bewegung "Lebendige Gemeinde" in der württembergischen Landeskirche protestiert. Die Ausgrenzung dieser Gruppe hält die "Lebendige Gemeinde" für falsch. Das stellte der Vorsitzende der Bewegung, Ralf Albrecht, fest, wie evangelisch.de gemeldet hat."

Erwünscht aber:
Homosexveranstaltungen aller Art!


        

1 Kommentar:

  1. Jetzt überkommt mich doch die Frage ob ich dann als Katholik überhaupt ein Bett für einen Protestanten anbieten durfte.

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