Samstag, 25. Juli 2015

Die Tugend der Postmoderne- die Toleranz

Einst galt die Parole: "anything goes" als das Markenzeichen postmoderner Kultur. Unbegrenzte Vielfalt und das Nein zu jeder Ausgrenzung, daraus bildete sich das postmoderne Leitbild. Im Hintergrund des Denkens der Postmoderne steht eine eigentümliche Auseinandersetzung mit den Erfahrungen totalitärer Systeme, die alle im Namen der jeweiligen von ihnen allein erkannten Wahrheit die Ausgrenzung allen von dieser Wahrheit Abweichenden vollzog. Wenn die Moderne- versimplifiziert- dargestellt im Namen der Aufklärung die vernünftige und somit entkirchlichte Religion forderten (Kant)oder radicaler gleich die Abschaffung der Religion, damit die Gesellschaft rein vernünftig und somit wahr gestaltet werden kann (Robespiere), so fordert die Postmoderne, das Ende der Herrschaft der Vernunft und der Ausrichtung auf den Wert der Wahrheit (so schon bei Nietzsche), um der Freiheit willen, damit unbegrenzte Pluralität möglich wird.
Weil der Besitz und eine erkannte Wahrheit zum Ausschluß des Unwahren führt, bis hin zu dessen psychischer Eliminierung, gelte es nun, Abschied zu nehmen von der Autorität des Wahren und Vernünftigen, weil sie zu viel an Leben ausschließt. (Man denke hier z.B. an die Studien M. Foucault über "Wahnsinn und Gesellschaft".) 
Und findet nicht in den letzten Jahren fast überall in Deutschen Landen Toleranzkundgebungen engagierter Bürger statt, die eine bunte und vielfarbige,nichts ausgrenzende Leitkultur einfordern! Wer aber da die Ohren öffnet, hört dann ganz Erstaunliches. Von "Nazis raus!" über Keine Meinungsfreiheit für- Verbietet..." schallen einem da die Parolen entgegen, alle eines Inhaltes: wer darf im Namen der Toleranz und der lebendigen Vielfalt nicht mehr öffentlich und privat seine Meinung sagen.
In München will sich nun eine große Gastronomie im Kampf gegen Rechts besonders profilieren und erklärte kurzerhand alle studentischen Verbindungen für unerwünscht, weil die ja alle irgendwie rechts sind! Und so wurde nun gar die katholische Verbindung Alemania der Zutritt verwehrt: Rechte werden hier nicht bedient! (Vgl Junge Freiheit vom 23.7.2015).Preisfrage: wann wird an der ersten Münchner Straßenbahn das Plakat prunken: Rechte werden nicht befördert! 
Das Zeitalter der Toleranz, für das Esoteriker die jetzige Epoche des Wassermannzeitalters ansehen, Philosophen die Toleranz für das Signum der Postmoderne hielten- sie alle müßten eigentlich verblüfft zur Kenntnis nehmen, daß der Wille zur Intoleranz unsere deutsche Kultur jetzt bestimmt.
Ja, ganz Wesreuropa scheint geradezu die Lust auf Intoleranz zur höchsten Blüte zu treiben. 
Wer nur im Weltnetz aufmerksam liest: irgendwo in der westlichen Welt wird täglich ein Christ wegen seiner kritischen Haltung zur Homosexideologie diskriminiert, ob es Hotelbesitzer sind, die ein Homopaar nicht aufnehmen wollen- ob es Standesbeamte sind, die keine Homopaare standesamtlich verehelichen wollen oder Bäcker, die keine Torte für eine Homosexehe herstellen wollen.. Daß christliche Prediger sich in Gefängnissen wiederfinden, weil sie die Homosexualität als Sünde bezeichneten, ist fast schon zum Routinefall in England geworden! 
Ja, selbst das Strafgesetzbuch soll geändert werden, um Straftaten,die "ideologisch" motiviert seien, härter zu bestrafen, indem nun die politisch inkorrekte Einstellung des Täters mitbestraft werden soll! Falsche Gesinnung soll so bestrafbar werden. 
In diesen Kontext gehören in unserem Lande auch die Antirauchergesetze, in denen die Intoleranz Triumphe feiert. Gab es einst in Zügen Nichtraucher- und Raucherabteile, sodaß jeder so reisen konnte, wie es ihm behagte, wurden jetzt die Raucherabteile verboten- ohne daß das zum Schutz der Nichtraucher vor den potentiellen Schäden des Passivrauchens förderlich wäre.  Nur aus dem Geiste der Intoleranz sind die Antirauchergesetze zu erklären. 
Wendet man sich der Lage der Kirche in Europa zu, stößt man übersall auf daa selbe Phänomen:man versucht, die christliche Religion hersauszudrängen und gleichzeitig wird der Islam hofferiert!
Es sollen hier nun nicht weitere Beispiele dieses eigentümlichen Phänomens der Postmoderne zitiert werden, sondern gefragt werden: wie ist das zu begreifen?
Meine Verdachtsthese: mit dem Ende der Moderne ist auch der Werte- und Normenhimmel der Moderne in  der Auflösung sich befindend. Die Postmoderne ist die Epoche danach (post), die sich noch nicht selbst begriffen hat. Sie fordert nun für das Danach die Tolerierung durch die Vertreter der alten Werteordnung, während sie selbst die alten Werte bekämpft, um einen neuen Werte- und Normenhimmel über uns zu installieren Und die neuen Werte und Normen sind, da sie noch um die künftige Vorherrschaft kämpfen gegen die alten Werte höchst intolerant. Die Phase der Toleranz ist nämlich genau der Zeitraum, in dem die alten Werte entwertet und neue um ihre Vorherrschaft kämpfen, sodaß keine die Herrschaft innehaben, sondern um die Vorherrschaft noch gekämpft wird.  

Eines läßt sich aber leider jetzt schon prognostizieren: das Christentum gehört zu den Verlieren dieses Machtkampfes und mit ihm die abendländische Kultur.
Dabei zeichnen sich schon einige Sieger ab die Verabsolutierung des Sex als höchsten Wert, die Unterwerfung aller Sphären des Lebens unter die Ordnung der Ökonomie, des freien Marktes und die Auflösung aller natürlichen Ordnungen zugunsten frei aushandelbarer Vertragsbeziehungen. Der große Gegenentwurf ist der politisierte Islam, dessen Kraft man nicht unterschätzen sollte.Aber eines ist wohl gewiß: das Christentum steht in Europa auf einem Abstiegsplatz! Wenn die Moderne als säkularisierte Gestalt des Christentums noch ein Kind des Christentums war, so verlöscht in der Postmoderne das abendländische Christentum endgültig, wenn es sich nicht einfach der Postmoderne unterwirft und politisch korrekt sich verweltlicht.  

Corollarium 1
Tolerant ist der Mensch nur in den Fragen, die ihm gleichgültig sind- oder die Parole der Toleranz ist eine Kampfparole zur Entmachtung der alten Werte-und Normenordnung, um eine neue intolerante wieder zu installieren.                               

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen