Freitag, 16. Oktober 2015

Der gute Mensch

"Der Glaube, daß Natur und Gott, im Grunde gut sind, ist einer der wirkungsvollsten Mechanismen, über die der Mensch zum Überleben verfügt. Ohne diesen Glauben fiele die Kultur wieder der Angst und Verzweiflung anheim". So steht es geschrieben in : "Die Masken der Sexualität" von der an Nietzsche geschulten Antifeministin Camille Pagilla ((1992, S.12) Sollen wir uns als Christen über dies Kompliment freuen, oder hören wir da nicht zu deutlich die Botschaft mit, daß dies eben eine für die menschliche Kultur wesentliche Vorstellung , die aber doch nur eine Illusion ist? Im Folgenden kapriziert sich die Autorin auf Rousseau: Der "lehnt die Erbsünde ab, die pessimistische Vorstellung vom Menschen als einem Wesen, das von der Sünde befleckt, mit einem Hang zum Bösen auf die Welt kommt.Rousseaus Überzeugung, daß der Mensch von Natur aus gut sei, [...]führte zur Milieutheorie, die sich in den humanitären Aktivitäten, in der Strafgesetzgebung und in den Verhaltenstherapien drr heutigen westlichen Gesellschaften als die herrschende Ethik durchgesetzt hat." (S.12).Einfach gesagt: der gute Mensch wird durch die (schlechte)Gesellschaft korrumpiert. Nun muß aber aufgemerkt werden, denn die Lehre von der Erbsünde gehört zum eisernen Bestandteil des Glaubens der Kirche. Ist so diese Illusion des guten Gottes und des guten Menschen (dafür steht anfänglich der Begriff der Natur)gar nicht die der christlichen Religion- oder wenn, dann einer humanistisch umgeformten? Die große Ursprungserzählung vom Menschen, von seinem Fall in und aus dem Paradiese stellt uns ja vor Augen, warum wir Menschen eben nicht mehr so sind, wie wir erschaffen worden sind und warum wir nicht mehr in der besten aller denkbaren Welten leben! 
Aber Gott ist gut- das ist doch die zentrale Aussage der christlichen Religion. Das ist keine Illusion! Man beachte, daß die Autorin hier nicht einfach plump im atheistischen Sinne das Nichtsein Gottes verkündet, sondern die Vorstellung, daß Gott gut sei, als nützliche Illusion des Menschen demaskiert. Vielleicht darf man hier subkutan einen Anklang an Nietzsches Dionysus mithören, der Vorstellung eines ganz und gar anderen Gottes, der aber auch ein Gott ist-oder?.Bringen wir nun dieses Pagillazitat in ein Gespräch mit einem Blehrung Jesu Christi, die wohl nichts mit diesem Zitat gemein hat. Jesus lehrt: "Und fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, doch die Seele nicht töten können; fürchtet euch viel mehr vor dem, der Leib und Seele verderben kann in der Hölle." (Math 10, 28). Die Lutherbibel überschrieb dies Kapitel noch -sinngemäß- mit "Menschenfurcht und Gottesfurcht" und traf damit den Lehrgehalt. Der ökumenischen Einheitsübersetzung war das eine zu harte Lehre. Darum titelte sie: "Aufforderungen zum furchtlosen Bekennen"  Wo Jesus Christus ex pressis verbis zur Gottesfurcht auffordert, sieht die Einheitsübersetzung nur noch einen pell zum furchtlosen Bekennen. Die Aussage Jesu, fürchtet den, der Leib und Seele verderben kann, könnte ja auch auf en teufel bezogen verstanden werden, aber die Ortsbestimmung: "in der Hölle" macht deutlich, daß es sich nicht um den Teufel handeln kann, denn er wird ja selbst ein Gefangener der Hölle sein und nicht jemand, der in der Hölle die Seele des Menschen maltraitiert, um es mal klar auszudrücken.
Gott ist gut, diese Vorstellung soll uns so, so verstehen wir nun Pagilla, auch vor der Vorstellung der Gottesfurcht befreien. Denn wieso sollte der mensch Gott noch fürchten, wenn er nur gut ist? Und so deutet ja die Einheitsübersetzung diesen Text. Jesus lehrt uns, daß es keinen Grund zur Furcht gibt. Im Ungeiste von "Wir sind Kirche" formuliert: "Das Evangelium ist eine Frohbotschaft und enthält keine Drohbotschaft." Schade nur, daß das der Heiland noch nicht wußte, denn er droht hier seinen Schülern: es gibt nur einen, der eure Seele in das Verderben der Hölle verurteilen kann, und das ist Gott selber. Darum habt ihr nur ihn zu fürchten, denn nur er kann euch das ewige Leben nehmen und euch zum ewigen Leiden in der Hölle verurteilen! Das ist nun aber eine Vorstellung, die mit den Einsichten der von Pagilla zitierten Milieutheorie nicht kompatibel ist, denn die lehrt uns doch, daß jedermann im Prinzip ein guter Mensch ist, nur daß eben einige durch eine schlechte Gesellschaft korrumpiert worden sind, sodaß sie statt einer Strafe einer Therapie bedürfen, um wieder zu guten Menschen zu werden. 
Aber Gott ist doch gut? Nur, das schließt nicht aus, daß der gute Gott Sünder bestraft und zwar gar mit der ewigen Hölle!Gut sein meint somit nicht, daß Gott jedem Menschen gut ist! Denn dem Menschen, den er zur Hölle verurteilt ist der gute Gott nicht gut-oder wollte wer sagen, daß Gott wirklich einem Menschen gut ist, wenn er ihn zur ewigen Verdammnis verurteilt?  Auf den ersten Blick gehört die Aussage, daß Gott gut ist, in die christliche Religion- aber wenn damit im Sinne Willy Millowitsch gemeint ist, daß wir, obzwar wir alle kleine Sünderlein sind, doch alle in den Himmel kommen, dann ist das nicht mehr christlich. Aber dieser  so nur gut seiende Gott, das ist der Gott der westlichen Kultur! Denn gerade die Überwindung der Gottesfurcht ermöglichte es, daß nun der Mensch sich ganz der Weltgestaltung und damit des Willens zur Weltbeherrschung hingeben konnte, weil er die Sorge vor Gott los war. 
Der Mensch ist doch gut, glauben das denn wir Christen nicht doch? Nein, wir glauben,daß es Gottes Wille ist, daß der Mensch gut sein soll! Aber wir verwechseln diesen Imperativ nicht mit der indikativischen Aussage, daß der Mensch gut sei. Und wir unterscheiden den Optativ, o möge der Mensch doch gut sin, von dem, wie er wirklich ist. Der Humanismus lebt eben von der Verwirrung von Indikativ, Imperativ und Optativ! Die Stärke von Camille Pagilla ist einfach ihr gnadenloser Sinn für das, wie der Mensch nun mal wirklich ist, ohne Zuflucht zu nehmen in Wunschdenken, dem Reich der Optative. Und der Lehrer der Wahrheit  mahnt uns, daß wir so auch gute Gründe haben, Gott zu fürchten!                   

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