Samstag, 3. Oktober 2015

Feind und Freund in der Weltsicht eines Deutschen Kardinals

Kardinal Marx weiß, wer sein Feind ist. ( Wir leben in Zeiten der lau gewordenen Liebe, in der, wenn man einen Menschen kennen lernen möchte, ihn besser nach seinem Feindbild frägt, als nach dem, was er liebt.)   Aus dem "Syballus errorum" Papst Pius IX zitiert er als von der Kirche verurteilte Lehre:" Der Römische Bischof kann und soll ich dem Fortschritt, dem Liberalismus und mit der modernen Kultur versöhnen und anfreunden." (Kardinal Marx, Kirche überlebt, 2015, S.23)  Aber nur die Oberen, isb. das Lehrmt irrte hier, denn der Kardinal geht davon aus, daß auch damals schon die Basis der Kirche progressiver als ihre Führung war: " Man kann aber sicher davon ausgehen, dass ein Großteil der gläubigen Menschen, wahrscheinlich sogar die Mehrheit in eine freie Gesellschaft mitgehen wollte." (S.23). Woher weiß Marx dies? Er sagt selbst, daß das nur seine Vermutung ist- aber es ist leicht zu erraten, wie er zu dieser Vermutung kommt. So wie es jetzt ist, ist es eben damals auch gewesen: der rückständigen conservativen Kirchenführung steht die große Mehrheit der fortschrittlich-liberal eingestellten Basis der Kirche gegenüber- von der radicalen: "Wir sind Kirche" mit ihren Millionen Unterschriften bis zum Dialogprozeß in Deutschland- nur daß es leider in Afrika noch Bischöfe gibt, die der Liberalisierung und Modernisierung der Kirche reaktionär auf der Familiensynode entgegenstehen als letzte Überreste dieser antimodernistischen Theologie der vorkonziliaren Kirche. Aber der Kampf der vorkonziliaren Kirche "gegen jeden theologischen >Modernismus< ging "letzlich mit großem  Schaden verloren", (S.29), aber auch "der Krieg gegen die Moderne". (S.23). Aber es verwundert nun nicht, daß Marx die Anerkenntnis der Kirche, diesen doppelten Kampf verloren zu haben, das war das 2. Vaticanum nach Marx umdeutet als den Sieg der Einsicht der Kirche in das Gute der Moderne und der Notwendigkeit der Kirche, sich somit auch modernisieren zu haben. Lefebvre und mit ihm alle Traditionalisten werden hier jubeln: endlich ein Würdenträger der Kirche, der uns in Gänze recht gibt, daß im 2. Vaticanum der Modernismus die Kirche besiegte! Aber für Marx ist das erst der eigentliche Anfang der Kirche, der sie herausführte aus den vorherigen Irrwegen de Kirche, und dem fürchterlichen Antimodernismuskampf! 
Kardinal Max bekennt- modernistisch: "Ich glaube, dass die Entwicklung hin zu einer offenen, pluralen, freien Gesellschaft, in der sich die Demokratie als Staatsform entwickelt hat, positiv ist, auch vom Glauben her die richtige Entwicklung war und von den Grundoptionen des Evangeliums gedeckt wird." (S.13). Das, was der Papst Pius kraft seines Lehramtes verurteilte, ist diesem Kardinal das Gute und gar Evangeliumsgemäße! 
Nun kommt das große Anliegen des Kardinals, daß die Kirche: "Auf dem Weg zu einer neuen Sozialgestalt" (S.13-18) sich aufmachen muß, ihre vorkonziliare "Sozialgestalt" aufgeben muß, damit sie wirklich ein anerkannter Partner und Teilnehmer in der pluralischen, freien und demokratischen Gesellschaft werden kann. Und diesem großen  notwendigen Umwandlungsprozeß stehen nun conservative und traditionalistische Kräfte entgegen- und eben auch in Deutschen Landen conservative Blogger und so abscheuliche Internetseiten wie Kath net (von Kath info und dem inzwischen stumm gemachten Kreuz net gar nicht zu reden) entgegen. Inflationär häufig tritt uns so in dieser "Ecclesiologie", die aber keine sein will, Wortbildungen mit "neu" entgegen: irgendwie muß aller neu und moderner werden in der Kirche, damit sie so alle oder doch möglichst viele Menschen erreichen kann.Und was soll dann die modernisierte Kirche positiv einbringen in die plurale Gesellschaft? Marx sagt das-neben recht formelhaft daherkommenden Aussagen, daß sie Menschen den Weg zu Gott aufzuzeigen habe- "Vom Menschenbild her, von der universalen Botschaft und von der Fähigkeit her, durch die eine Kirche viele Nationen und Kulturen miteinander zu verbinden. hat das Christentum alle Chancen,in diese Zukunft prägend und kritisch hineinzuwirken.Das Potential ist da: Der christliche Glaube befähigt zur wirklichen Freiheit, setzt den gebildeten und verantwortlichen Menschen voraus und verteidigt die Würde der Person." (S116) Und das ist für Kardinal Marx "das Evangelium", das "in eine solche Welt" der modernen gehört. (S.116)  Die Grundwerte der christlichen Religion sind also der Glaube an die Würde der Person, an Freiheit und Verantwortlichkeit! Diesem Evangelium könnte jeder  atheistische Freimaurer auch vollen Herzens zustimmen! Marx kann das dann auch so etwas konkretisieren: Die Kirche habe "auf der Seite der Freiheit,der Menschenwürde, der Verteidigung der Rechte der Frauen, der Trennung von Kirche und Staat und auch der Demokratie" zu stehen. (S.117)        
Aber diesem aufgeklärtem liberalen Christentumsverständnis drohen nun auch Gefahren und zwar aus dem eigenen Lager! "Umso mehr muss uns mit Sorge erfüllen, dass es auch im kirchlichen Bereich in allen Konfessionen und Gemeinschaften Tendenzen gibt zum Populismus, zur Schwarz-Weiß-Malerei, zur Kritik am Pluralismus, der ja eine Konsequenz der Freiheit ist." (S.117). Klare Feindbilder sind eben die Stärke jedes Kirchenrealpolitikers. Deutlich sagt er dann den Conservativen:" Ja, wir kommen aus einer reichen Tradition und Geschichte, und darüber dürfen wir uns freuen, aber für die kommenden Herausfordeungen reicht das nicht." (S114). Die Kirche muß sich eben modernisieren im Geiste des Modernismus, den die vorkonziliare Kirche so unrecht perhorresziert hat. "Es geht in den nächsten Jahren um einen epochalen Wandel, einen Neuanfang, der möglich und nötig ist." Und die Familiensynode soll dabei der erste Schritt sein, dürfen wir als Konkretion dabei mithören! Dabei fühlt er sich ganz eins mit  Papst Franziskus: "Dann wird die Kirche zu einer>wohltätigen NGO<". (S.106) Merke: Klarer kann der Kirche nicht der Krieg erklärt werden! 

        

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