Sonntag, 17. Januar 2016

Eine wundersame Umwandlung des Wunders der Hochzeit zu Kana

Über Wunder zu predigen, ist nun mal für einen modernen katholischen Pfarrer ein echtes Problem. Was macht man auf der Höhe des Zeitgeistes stehend mit diesem Ärgernis der Geschichte von der wundersamen Wandlung von Wasser in Wein durch den Heiland Jesus Christus? Und wenn dann noch Firmlinge die Messe besuchen, sodaß eine schülerorientierte Predigt verlangt ist! Nun wäre es natürlich niveaulos, sich an der Deutung der Wundergeschichten im Johannesvangelium zu orientieren. Der Evangelist schreibt uns nämlich selbst, in welchem Sinne wir die Wunderberichte des Evangliums zu begreifen haben. Wunder bezeichnet der Evangelist als Zeichen, um damit auszusagen, daß die Funktion des Wunders es ist, von sich auf den Urheber des Wunders zu verweisen, damit er durch das von ihm gewirkte Wunder als Sohn Gottes von uns Lesern erkannt wird. Der Evangelist reflektiert hier also auf das Wozu seines Schreibens.
"Noch viele andere Zeichen, die in diesem Buch nicht aufgeschrieben sind, hat Jesus vor den Augen der Jünger [besser: Schüler]getan. Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, daß Jesus der Messias ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen." (Joh. 20,30f).  
Ganz schülerorientiert wurde die Geschichte in der Predigt nacherzählt- wohl in der Meinung, daß die Schülerohren wohl nicht sehr aufmerksam zugehört haben. Bis zu Jesus sagte den Dienern: Füllet die Krüge mit Wasser wurde so die Geschichte wiedergegeben, um dann aus ihr auszusteigen! 
Der Ausstieg: das, was sich da ereignet hatte vor 2000 Jahren ungefähr, das ereignet sich auch jetzt bei uns mitten unter uns! Wenn nun ein conservativer Katholik eine Hinwendung zum Wunder der Wandlung in der Eucharistie erwartete, wurde er aber bitter enttäuscht.
Vor allem käme es in dieser Geschichte auf die aufmerksame Mutter an, die eben ein Auge für das hat, was den Mitmenschen fehlt! Diese Aufmerksamkeit ist das, worauf es ankäme. Dann taten die Diener, was ihnen anbefohlen wurde. Sie füllten die Krüge mit Wasser- sicher eine sehr mühselige Tätigkeit! Frugen sie sich da nicht: Was soll das, all die Mühe.
Auch wir, wir Predigthörer sollen nun so aufmerksam sein wie die Maria, einen Blick haben für die Sorgen und Nöte unserer Mitmenschen und dann sollen wir wie die Diener das Nötige tuen! Auch wenn das dann ein mühseliges Tuen ist, und wo wir uns fragen: Bringt das denn wirklich etwas? 
Denn, wenn Jesus unser Tuen segnet, dann kann auch die kleinste Tat zugunsten von unseren Mitmenschen etwas Bedeutsames und ihm gut Tuendes werden! 
Das war Alles, was einem Katholischen Prediger zum Wunder zu Kana einfällt.
Aus dem Wunder des Sohnes Gottes wird ein schlichtes Segnen der Werke unserer Hände und der Appell, aufmerksam zu sein und Gutes den Mitmenschen zu tuen, vertrauend darauf, daß Jesus dann unser Wirken segnen wird und es so zu etwas Gewichtigem wird, so klein und unbedeutsam unser Tun auch sein mag!  
Es ist kein Zufall, daß die Theologie des Wunders des Johannesevangliums in einen schlichten Appel zur praktizieren Nächstenliebe umgedeutet wird. Die Wundererzählung ist christozentrisch und soll uns zur Erkenntnis Jesu Christi führen. Die Moderne möchte lieber in der Religion das Moralische in dem Vordergrund sehen- und so wird die Geschichte moralisiert. Das Wichtige ist nun nicht mehr das Wunder der Wandlung, sondern daß Maria die Not der Mitmenschen sah und daß dann die Diener etwas taten zur Linderung der Not. Der obligatorische Einwand: Aber wir können doch angsichts der großen Not in der Welt nicht wirklich effektiv helfen- auch wenn er hier nicht expliziert wird- wird dann durch den Verweis auf Jesu Segnen entkräftet. Auch das allerkleinste und unbedeutsamste ist etwas Gutes, wenn es dann Jesus segnet. Der göttliche Segen kommt so als Beigabe unserem Wirken zu Gute. Tue das Gute und Jesus wird es segnen, sodaß es doch ein hilfreiches Tun wird. Hier steht der zum Guten bereite und befähigte Mensch im Zentrum, dem angesichts seiner Zweifel an der Effektivität seines guten Tuens verheißen wird, daß nichts gut Getanes sinnlos ist, weil es Jesus segnen wird.  

Und wo bleibt das göttliche Wunder? Und warum zu den Firmlingen kein Wort zum Wunder der Wandlung von Brot und Wein in der Eucharistie? Das ist eben alles nicht mehr schülergerecht und wohl auch nicht mehr gemeindegerecht!

Merke: Im Hintergrund dieser Wandlung steht der Prozeß der Umwandlung der christlichen Religion in einen Humanitarismus, mit Gott als Letztbegründung für die geforderte Humanität.               
    

1 Kommentar:

  1. In der Messe, in der ich heute war, war die Predigt „etwas“ anders. Über das Wunder kam man zur Schöpfung und von dort zum Naturrecht. Da angelangt konnte der Prediger dann trefflich gegen die moderne Gender-Ideologie und gegen die Negierung des Naturrechts predigen.
    So geht das!

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