Freitag, 27. Mai 2016

Lesefrucht: Humanität und christliche Religion

"Die Humanität hat sich als Kult aufgetan; die >Freimaurerei< ist ihre >Kirche<. Diese Kirche ist eine Weltkirche. Sie reicht, wie die römische es tut, über alle Grenzen hinweg. Indem sie, diesseitsgerichtet, die >edle Menschlichkeit< in den Mittelpunkt ihrer Anbetung rückt, sucht sie die christliche Kirche niederzukonkurrieren: es gibt keine göttliche Ordnung; es gibt nur die Harmonie menschlich-bürgerlicher Ordnung; die selbsttätig aus dem freien Spiel der Kräfte hervorgeht. Das trifft den ordnungsschaffenden ewigen Römer [jetzt die Römisch-Katholische Kirche]: er wird verdrängt, wo die Freimaurerei, bei der man bequemer fährt, Einlaß gefunden hat." Ernst Niekisch, Die dritte imperiale Figur, 1935/2005 S.56. 

"Die Liberalität des Denkens vertreibt die theologische Vernunft aus ihren Stellungen; sie kann es alsdann nicht verhindern, daß sogleich die ökonomische Vernunft nachdrängt und sich darin heimisch macht." Niekisch, S.49. Das bedeutet, daß das ökonomische Denken selbst in der Kirche das maßgebende wird. Aus Gläubigen werden Kunden, deren Nachfragebedürfnisse den Kurs der Kirche bestimmen sollen als "menschennnahe" Kirche. 

Die liberale Weltsich nach Ernst Niekisch:
"daß es der Sinn der Welt sei, dem Bürger Profit und Rente abzuwerfen. Die mittelalterliche Gesellschaft war auf ein überirdisches höchstes Gut, auf das >Seelenheil< ausgerichtet; so mußten auch alle Dinge des Alltags irgendwie eine übersinnliche Seite hervorkehren, um vor dem alles beherrschenden Wertmaßstab bestehen zu können. Die revolutionäre Leistung des Liberalismus beruht darauf, einen neuen Wertmesser aufgestellt zu haben: der >Profit< wurde auf den Platz erhoben. den bisher das >Seelenheil> angenommen gehabt hatte." S.69)
Merksatz: Die Welt, für die der Profit das höchste Gut ist, das ist die Welt, die sich als die humane, die humanitäre im Geiste des Liberalismus versteht. Für diese Welt ist die Religion nur akzeptabel, wenn sie das Geschäftemachen nicht stört!  Das ist das verbürgerlichte Christentum, zuörderst in der Gestalt des Protestantismus und jetzt auch in der Gestalt des sich modernisierenden Katholizismus.   

P.S. Es ist wohl davon auszugehen, daß der neue Bundespräsident van Belen nicht nur Freimaurer war, wie er selbst zugibt, sondern es immer noch ist. Und dieser Logenbruder wurde von maßgebenden Kreisen der Katholischen Kirche Österreichs unterstützt!     

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