Donnerstag, 18. August 2016

Desinteresse an der Kirche-Desinteresse an der Theologie (Teil 1)

Wenn es nicht gerade um Sex and Crime in der Kirche und um das Thema: Sexualität in der Kirche geht, interessiert Kirche und Theologie kaum noch wen. Nur ein paar alt gewordene Liberale kämpfen immer noch um die Modernisierung der Kirche, daß sie endlich das kulturelle Niveau der heutigen Zeit erreiche, also sich der Welt einpasse. Ein paar Conservative protestieren dagegen, aber mit wenig Aussicht auf Erfolg. Aber eines fällt auf: Theologische Fragen interessieren weder die Liberalen noch die Conservativen besonders- nur auf dem Schlachtfeld der Moraltheologie wird noch leidenschaftlich gekämpft, wenn es irgendwie um das Thema: Sex geht. 
Gab es nicht Zeiten, in denen das Denken seine Vollendung im Denken Gottes fand, in denen die Philosophie und die Theologie mit ihrem Objekt als die höchste Wissenschaften galten? Nicht nur für Hegel war Philosophieren das Denken Gottes! Ja, der Mensch wurde begriffen als das Wesen, das nur in seinem Denken auf Gott hin seine eigenste Erfüllung fand. Als der protestantische Schleiermacher dann im Gefühl der schlechthinnigen Abhängigkeit das religiöse Urerlebnis situierte, protestierte Hegel, daß dann wohl der Hund das religiöse Wesen schlechthin sei. Als das Christentum sich herausbildete aus seinen drei Quellorten: Jerusalem, Athen und Rom, wie es Papst Franziskus einmal sagte, da stand der prophetisch- jesuanischen Tradition die griechische des philosophischen Denkens zur Seite, geformt durch den römischen Ordnungs- und Gestaltungswillen. 
Jetzt aber scheint die Kirche sich von all diesen drei Quellen zu verabschieden, um nur noch eine Serviceagentur für praktizierte Nächstenliebe sein zu wollen. Darüber zu jammern und zu klagen, bleibt eine rein nostalgische Beschäftigung, wenn nicht nach der Klage ein Bemühen um ein Begreifen dieses Wandels stattfindet. Georg Lukacs rekonstruiert den Niedergang der Philosophie nach ihrem Höhepunkt im Denken Hegels und Marx als den Prozeß der Selbstzerstörung der Vernunft, daß  irrationale Erkenntnistheorien das Denken die Fähigkeit zu einem realistischen Begreifen der Realität absprechen, sie dabei aber die Erkenntnisgewinne und den technischen Fortschritt nicht verleugnen können, aber trotzdem dem Denken die Wahrheitsfähigkeit absprechen. Horkheimer konkretisiert dies durch seine Unterscheidung  der Vernunft zur instrumentellen Vernunft, die nicht mehr begründen kann, warum lieben besser als töten ist, die aber unendlich viele Wege zur Verbesserung des Liebens wie des Tötens hervorbringt als gleichwertige Erkenntnisse. Die Vernunft fing an, an sich selbst zu zweifeln und verzichtete auf ihre höchste Aufgabe, dem Denken Gottes. 
Aber das sind nun doch noch sehr fragmentarische Punkte, die bei weitem noch nicht ein Gesamtbild des Niederganges der Kultur des Denkens und somit auch der Theologie schaffen. In der Katholischen Kirche setzte dieser Niedergang offenkundig mit der Abkehr von der Neoscholastik und dem Siegeszug des Modernismus ein. Aber außerhalb der Kirche hatte dieser Niedergang ja schon viel früher eingesetzt, im Protestantismus etwa und in der säkularistischen Umwelt der Kirche. 
Eines ist aber gewiß: Wenn Theologie die Lehre von Gott ist, wenn es das Denken Gottes ist, gespeist aus den zwei Quellen der natürlichen wie der übernatürlichen Gotteserkenntnis, dann wird die Frage: Was trauen wir dem Denken an Erkentnisvermögen zu, zur Schicksalsfrage der Theologie und der Kirche. Das Desinteresse an der Kirche wie an der Theologie wäre ja vollkommen berechtigt, wenn man begründet zu der Erkenntnis käme, daß die Fundamente der Kirche wie der Theologie ein Aussagenkomplex wären, denen man keinen Wahrheitswert zuerkennen könne. Einfach gesagt: Wenn es nur noch subjektivisch beliebige Vorstellungen wären, ob es einen Gott gibt, der der Schöpfer, Richter und Erlöser des Menschen ist, dann bleibt von der christlichen Religion nur noch die prakizierte Humanität- als allgemein anerkannte Praxis- und alles ureigen Religöse dann nur noch als vernachlässigbare Binnenmotivation für so eine humanitäre Praxis ohne Religion.  
In meinem Buch: "Der zensierte Gott. Wie uns Gott in den Zeiten der Verdunklung der Wahrheit  abhanden kam " Patrimonium Verlag, versuchte ich darauf erste Antworten zu geben. Hier will ich nun versuchen, nach und nach, einige Gedanken des Buches zu vertiefen- eine Denkabenteuerreise durch den Niedergang des Denkens zu versuchen: Warum kam das Denken in Mißkredit? Und warum leitete das das Ende der Theologie als Denken Gottes ein?                   

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