Freitag, 26. August 2016

Die Welt, ein in sich geschlossener Kosmos- ein religionspädagogisches Problem

Wenn die Welt als ein in sich geschlossener Kosmos vorgestellt wird, dann beinhaltet das, daß jedes mögliche Ereignis in dieser Welt ein aus der Welt erklärbares ist, daß nichts sich in ihr ereignen kann, das überweltliche/übernatürliche/jenseitige Ursachen hat. Wird die christliche Religion, oder jede andere Religion in dieses Weltbild eingezeichnet, reduziert sich die Religion notwendigerweise auf eine Morallehre und Moralpraxis, die ihren letzten Grund in Gott hat. Aber auch diese reduzierte Gottesvorstellung als moralischer Gesetzgeber ist noch problematisch, denn dann gäbe es ja in dem Faktum der gegebenen Moral ein nicht durch die Welt allein Gegebendes. Selbst die Moral müßte noch als autonome konzipiert werden (vgl Kant), sodaß für die Religion nur noch übrigbliebe, daß der wahre Gottesdienst im Streben nach einem sittlichen Leben sei. 
Aber wenn diese Weltansicht eines in sich abgeschlossenen Raumes, in dem nichts Jenseitiges mehr einwirken kann, dann ist das der Tod jeder Religion. Die Vorstellung eines offenen Kosmos ist nun noch nicht selbst notwendig eine religiöse, sie ist aber die denknotwendige Voraussetzung  jeder gelebten Religion. Denn das Fundament jeder Religion ist a) daß jenseitige Kräfte in unsere Lebenswelt einwirken in für uns bedeutsame Weise und daß b) diese Kräfte personalistisch gedacht werden, sodaß der Mensch mit ihnen kommunizieren kann. Das Opfer, das Gebet, die Beschwörung, und das Orakelwesen und vieles andere sind dann die spezifisch religiösen Formen der Kommunikation mit diesen jenseitigen Wirkmächten. 
Die Preisfrage lautet nun: Wie kann heute Schülern im Religionsunterricht als Präparation für das eigentlich Religiöse ein Verständnis für einen offenen Kosmos geweckt werden? So befremdlich es auch klingen muß, aber ich fand dafür in einer recht bekannten amerikanischen- aber  gut gemachten- Unterhaltungsserie einen Hinweis: X-Faktor- Das Unfaßbare. (Im Internet unter diesem Titel leicht findbar). Pro Folge werden circa 5 Kurzgeschichten erzählt, meist filmisch recht ansprechend inszeniert. Ein paar von ihnen sind unwahre reine Phantasiegeschichten, die anderen beruhen auf wahre Begebenheiten. Der Moderator enthüllt am Ende: wahr oder falsch. Jede erzählte Geschichte ist eine Wundergeschichte, daß Jenseitiges/ Überirdisches auf unbegreifbare Weise in unsere Lebenswelt dramatisch eingreift! Die Pointe: Der Zuschauer wird aufgefordert, nun nicht einfach die Kurzfilme zu konsumieren, sondern sich zu befragen, welchen der Filme halte ich für wahr, wen erachte ich als ersponnen? Was sind eigentlich meine Kriterien, mit denen ich die Unterscheidung treffe- wie klar und gewiß sind sie, ließe sich weiterfragen. Diese Konfrontation mit Geschichten des Einwirkens jenseitiger Kräfte in unsere Alltagslebenswelt und die Reflexion über die Kriterien, was erachte ich für möglich und was für unmöglich, ist eine hervorragende Einübung in die Weltsicht eines offenen Kosmos als Voraussetzung für jede gelebte Religion! Man denke daran: Im Zentrum der christlichen Religion steht das Ereignis des Einwirkens des Jenseitigen in die Welt schlechthin, daß Gott ein bestimmter Mensch wurde, und daß das schlechthin Jenseitige, Gott als Gottes Sohn in jeder Kirche in dem Tabernakel gegenwärtig ist. Wenn aber das geschlossene Weltbild dominiert, dann wird der christlichen Religion ihr Herzstück entrissen, daß das Jenseitige ins Dieseits einging, ohne aufzuhören, das Jenseitige zu sein.  
Die wirklich gut gemachte Serie X-Faktor-  Das Unfaßbare lädt ein, es so mal zu versuchen!    
  

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