Donnerstag, 4. August 2016

Liberale und die Lust an der Zensur

"Die FDP-Politiker Gerhart Baum und Burkhard Hirsch haben die ARD aufgefordert, die Verfilmung des Theaterstücks „Terror“ nicht zu zeigen. Darin geht es um einen Bundeswehrpiloten, der trotz gegenteiliger Befehle ein von Terroristen gekapertes Flugzeug abschießt, bevor es in ein vollbesetztes Stadion fliegt." (Junge Freiheit vom 3.8. 2016) Ein Vorurteil besagt, daß Liberalen die Freiheit das höchste Gut sei, ja, sie gelten gar als die Erfinder der Meinungsfreiheit. Aber was nun? Da arbeitet sich ein Theaterstück an einem hochkomplexen moralischen Problem ab: Darf ein Soldat gegen den ausdrücklichen Befehl Vorgesetzter handeln, wenn er der Überzeugung ist, so handeln zu müssen nach seinem Gewissen und es geht um das Problem: Dürfen Unschuldige getötet werden, um vielen andren Unschuldigen das Leben zu retten? Das besondere moralische Problem des hier zu behandelnden Falles liegt ja in dem Umstand, daß Terroristen ein Flugzeug gekapert haben, sodaß in dem Flugzeug Schuldige und Unschuldige in ihm sich befinden und daß die Tötung von vielen Menschen in dem Stadion nur dadurch verhinderbar ist, daß der Soldat das Flugzeug abschießt, bevor es sich in das Stadion stürzt und so viele tötet.  
Warum soll die  Verfilmung des Theaterstückes nun nicht in der ARD gezeigt werden? Weil der Film das Handeln des Soldaten in ein positives Licht setze und damit gegen die Menschenwürde und die Menschenrechte verstieße. Aber verstieße ein Nichthandeln und somit das Zulassen der Tötung von vielen Stadiumbesuchern nicht auch die Menschenrechte und Menschenwürde dieser dann zu Tode Kommenden? Niemand wird hier sagen können, daß es für diesen Fall eine eindeutig moralisch richtige Antwort gibt. Das Tragische ist eben, daß der Soldat hier, wie immer er auch handelt, sich schuldig macht: Entweder, daß er, indem er das gekaperte Flugzeug abschießt unschuldige Menschen tötet  oder indem er das Abschießen unterläßt durch sein Unterlassen mitverantwortlich ist an dem Tod der vielen Stadienbesuchern. 
Für den Soldaten galt bisher die klassische Lösung, daß er, wenn er Befehlen seiner Oberen gehorcht, die dann für sein Tun und sein Unterlassen verantwortlich sind. Aber seit der Aufarbeitung der Geschichte des 3.Reiches soll nun gelten, daß Soldaten sich auch schuldig machen können, wenn sie auch nur  Befehle ausgeführt haben. (In der Beurteilung der sog. Mauerschützen an der einstigen DDR Grenze ist diese Verschiebung wieder von aktueller Relevanz.)  Jetzt kann der Soldat nicht mehr einfach urteilen: So wurde es mir befohlen, so handelte ich- die Verantwortung trägt nun der Befehlshaber! 
Es spricht für das Niveau dieses Theaterstückes, daß es die tragische Dimension im menschlichen Leben hier so pointiert entfaltet. Es zeigt aber auch die Niveaulosigkeit Liberaler, die hier einfach nur nach Zensur rufen, um das Tragische auszublenden, daß es Situationen gibt, in denen der Mensch notwendigerweise schuldig werden muß, weil es keine rein gute Entscheidung in diesem Falle geben kann. Aber das ist eben eine Einsicht, die kein Heimatrecht im Liberalismus hat: Hier darf es nichts Tragisches mehr geben. 

Zusätze:
Könnte geurteilt werden, daß die Intention des Soldaten die Tötung der Terroristen ist, um das Leben vieler Unschuldiger zu verhindern und daß er dabei nur billigend in Kauf nimmt, daß er Unschuldige, die auch im Flugzeug sich befinden, dabei mittötet? Wäre das vergleichbar mit der Situation eines Arztes, der ein Kind aus dem Mutterleibe herausoperiert, um sein Leben zu retten, auch wenn er damit den Tod der Mutter billigend in Kauf nimmt, weil sonst das Kind stürbe? Aber es bleibt auch dann das Tragische, daß hier Menschen zwangsläufig schuldig werden müssen. Die Moraltheologie stößt hier an ihre Grenzen und kann und muß dann aber auch auf das Sakrament der Buße verweisen!   

Corollarium 1
In einem liegen diese Liberalen aber voll im Zeitgeisttrend: Es gibt in Deutschland ein Zuviel an Meinungsfreiheit- wir brauchen mehr Zensur!      

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen