Mittwoch, 7. September 2016

Über das Schmuddelkind der Ökumene

Gehört es eigentlich zum guten Ton der Ökumene, sich selbst kritisierend dieVorzüge des Anderen herauszusreichen, so gilt dies Procedere nicht im Umgang mit der Russisch Orthodoxen Kirche. Spätestens seit dem Rußland unter der Führung von Putin zu dem Feind schlechthin stilisiert wird, ist auch eine Selbstverständlichkeit geworden, der Russisch-Orthodoxen Kirche kritisch, wenn nicht gar ablehnend gegenüber zu treten.  Der Jesuit Pater Mertes brilliert auf Katholisch de, immerhin der offiziellen Netzseite der Deutschen Bischofskonferenz mit beachtlichen "Erkenntnissen".  In dem Artikel: Hinhören für die Einheit der Christen am 6.9. 2016 liest sich das so: "Heute befremden uns - jedenfalls mich - viele Entwicklungen in der russischen Orthodoxie: Die Nähe von Staatsmacht und Kirche, die Verbindung von nationaler und religiöser Identität, die ideologische Unterstützung von kriegerischen Handlungen, die rückblickende Idealisierung Stalins als von Christus oder Maria inspirierter Führer im großen vaterländischen Krieg, und so weiter."

Für einen politisch korrekten Theologen sind das selbstredend alles unverzeihliche Sünden wider den Hl. Geist: Ersteinmal ist Identität sowieso schon etwas Negatives, ist doch das Ideal das der Auflösung aller Identitäten im universalen Einerlei, so ist eine Verbindung von religiöser und nationaler Identität völlig inakzeptabel. Die natürliche Ordnung der Menschheit in Völker mit ihren besonderen Identitäten ist der politischen Korrektheit ein Skandalon, weil es nur noch von aller Identität befreite atomisierte Individuen in der globalisierten Einheitswelt geben soll. 

Der Vorwurf der"ideologischen Unterstützung von kriegerischen Handlungen" bezieht sich wohl auf die Bejahung Putins Politik in der Ukraine durch die Kirche. Bevor hier dieser Vorwurf erhoben wird, hätte der Jesuit zuerst feststellen müssen, daß nach der Lehre der Kirche nicht jede kriegerische Handlung seitens eines Staates etwas Unrechtes ist (vgl die Lehre vom gerechten Kriege) und er hätte darlegen müssen, warum hier Putin unrechtens gehandelt hat. Hält man sich nur das Faktum vor Augen, daß eine vom freien Westen takräftig unterstützte ukrainische Oppositionspolitikerin die russische Minderheit in der Ukraine mittels des Einsatzes von Atombomben ausrotten wollte, dann wird man zumindest Verständnis dafür haben müssen , daß Putin zum Schutz der russischen Minderheit agieren mußte. Die jetzige Lösung des ethnischen Konfliktes zwischen Ukrainern und Russen, daß die russisch besiedelten Gebiete faktisch sich Rußland angeschlossen haben, ist wohl die beste Lösung! Sie  entspricht dem Selbstbestimmungsrecht der Völker, daß die russische Minderheit selbst bestimmen darf, ob sie in einem 2 Völkerstaat als Minderheit leben will oder wieder in die russische Heimat repatriiert werden möchte. 

Aber einem politisch Korrekten interessiert dies Recht eines Volkes nicht. Stattdessen wirft er der Kirche ein zu positives Stalinbild vor! Aber ist es nicht das Vorrecht der russischen Kirche, zu entscheiden, wie sie Stalins Rolle im 2. Weltkrieg beurteilt! Und darf man da nicht daran erinnern, daß Stalin selbst die Russische Kirche zur Cooperation im großen vaterländischen Kriege aufrief, in dem viele Russen ihre politische Abneigung gegen den Kommunismus zurückstellten, weil es nun für sie galt, das russische Vaterland zu verteidigen?

Erheiternd ist nun aber geradezu, daß ein Deutscher Jesuit der Russischen Kirche zu viel Staatsnähe nachsagt, während  Katholische Bischöfe geradezu einen Jubelchor für die Bundeskanzlerin Merkel abgeben und Bischofsworte wie Propagandareden der Bundeskanzlerin tönen! Kardinal Marx tönt ja wie ein Regierungssprecher, ergreift er das Wort.Hier sieht man ob der Dicke des Balkens im eigenen Auge den Splitter im Auge der Russischen Kirche nicht- erblindet vor Staatsnähe!

Der Jesuit steht dabei auf Kath de nicht allein. Ein evagelischer Religionspädagoge durfte auf Kath net auch schon seiner antirussischen Gefühle wortgewaltig zum Ausdruck bringen. Der Zentralvorwurf: Rußland ist nicht bereit, seine Kultur aufzugeben und sich verwestlichen zu lassen. Das unterstütze die Russisch-Orthodoxe Kirche. "Dieses Festhalten an "traditionellen Werten" diene der Abgrenzung gegen den Westen, erklärte Willems. Russland wolle "sich mit den anderen nicht-westlichen 'Kulturen' gegen die westliche Hegemonie zur Wehr zu setzen. Dies gehe aber nur, wenn man an seiner Kultur festhalte und diese nicht verwestlichen wolle."Kath de 8.8.201 "Die orthodoxe Kirche ist nach Ansicht des Religionspädagogen Joachim Willems zu einer "Institution russischer Identitätsbildung" geworden. Eine "politische Orthodoxie" sei die neue Ideologie Russlands." Traditionelle Werte bezüglich der Sexualmoral und der Geschlechterrollen würden dabei von Staat und Kirche verteidigt.

Das sind natürlich für einen Dozenten der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg Unzumutbarkeiten! Und das sich wer erdreistet, gegen die westliche, besser amerikanische Hegemonie Einspruch zu erheben, das ist wohl reine Blasphemie.

Fassen wir zusammen: Die Russisch-Orthodoxe Kirche ist wie Putin eben nicht politisch korrekt ausgerichtet und darum gehört sie an den Pranger gestellt. Die Ökumene hat eben auch ihre Grenzen der Tolerierbarkeit. 

 

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