Donnerstag, 8. Dezember 2016

Mißbrauch der Bibel? "Was ihr einem meiner geringsten Brüder..."

"Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihrmir getan" (Mt, 25,40)hat Hochkonjunktur, seit dem man ihn zugunsten von Asylanten, Flüchtlingen auslegt. Ganz bedeutsam wird da die Bibel plötzlich, sie spricht mitten in unser Leben hinein mit einer klaren Handlungsanweisung. 
Aber ist das denn so klar und eindeutig? Die Frage, mit der diese aktualistische Deutung steht und fällt, ist die, ob denn Jesus Christus sich als Bruder aller Menschen verstand oder ob er exclusiv unter den Brüdern (und Schwestern) nur die Christgläubigen meinte! Das Neue Testament gibt darauf die Antwort, daß nirgends Jesus jeden Menschen als seinen Bruder bezeichnete, sondern nur die Christgläubigen bzw die, die gemäß seiner Lehre den  Willen des Vaters tuen- also doch nur die Christen oder ein Teil von ihnen, die die ihm wahrhaft nachfolgen. 
Wenn wir nun der Bedeutung dieser Aussage Jesu näher kommen wollen, könnte uns der Apostel Paulus da in seiner Lebensweise als Apostel weiterhelfen. Auch als Apostel hörte er nicht auf, sich seinen Lebensunterhalt durch seine Hände Arbeit zu verdienen, sodaß er sagen konnte, daß er den Gemeinden nicht zur Last gefallen sei. Sie brauchten nicht für seinen Lebensunterhalt zu sorgen.Andere Wanderprediger praktizierten das nicht so. Von Gemeinde zu Gemeinde ziehend predigten sie und wurden dann von der Gemeinde mit dem Lebensnotwendigen versorgt. Mit welchem Recht konnten sie diese Versorgung von der jeweiligen Gemeinde, wo sie gerade wirkten, einfordern? Mit dem, daß wie einst Christus nicht selbst durch seine Händearbeit seinen Lebensunterhalt sich verdiente, so auch seine Nachfolgewanderprediger: Was ihr als Gemeinde ihnen gewährt, das ist so, als wenn ihr es Jesus Christus selbst gewährt! 
Über die Mühsal eines Wanderpredigerlebens weiß Paulus viel zu sagen, auch und gerade von seinen Verhaftungen und Auspeitschungen um seiner christlichen Verkündigung willen. Die geringen Brüder sind so gerade die Wanderprediger, die ohne einen eigenen Gelderwerb sich ganz auf die Wohltätigkeit der christlichen Gemeinden vertrauen. Sie nehmen Kälte und Hunger auf sich bei ihren Reisen von Gemeinde zu Gemeinde und auch die Kerkerhaft, wenn sie um ihrer Predigt willen angezeigt und verhaftet wurden, wie es ja auch der Apostel Paulus erlitt. 
Gering ist dann wohl am ehesten als religiöse Selbstdeutung zu verstehen: die, die sich als gering vor Gott erachten, die nicht hochmütig auf ihr Amt schauen, die wissen, daß ihr Tun nur  Frucht bringt, wenn Gott es segnet. 
Es kann aber auch den Beiklang haben von: Es gibt die wortgewaltigen charismatischen Wanderprediger und die verglichen mit ihnen schwach Auftretenden, zu denen sich Paulus selbst zählte (vgl 1. und 2.Korintherbrief). Dann meinte Jesus Christus damit: Auch den schwach Auftretenden ist von den Gemeinden das ihnen Notwendige zukommen zu lassen. 
Also: Was ihr denen gewährt, die in meinem Namen predigen, das gewährt ihr mir, und so wird es euch Gott im Endgericht als gutes Werk anrechnen!  
Dazu paßt dann ja auch die Aussage Jesu: "Wer euch hört, der hört mich!" (Lk 10,16). Man beachte das Verb "hören", das hier das Predigthören meint. Seine Prediger identifiziert Christus hier so sehr mit sich, daß er sagt, wer sie hört, hört mich. Und wer sie verachtet, verachtet mich. Die Parallelität zur Mt-Stelle ist unübersehbar: Wer sie speist, kleidet und im Kerker besucht, der speist, kleidet und besucht mich!  
Wem dies immer noch zu spekulativ erscheint, der lese Mt 10,40: "Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat". Auch die Wanderprediger sind wie der Sohn Gottes zur Verkündigung Ausgesandte!  
Nicht ist hier ein allgemeiner Humanitarismus gelehrt, sondern es ist die Aufforderung an die Gemeinden, zuvörderst die zu unterstützen, die im Vertrauen auf die Mildtätigkeit der Gemeinden ganz auf eine Broterwerbstätigkeit verzichteten, um sich ganz der Evangelisation zu widmen. Es wäre auch sehr befremdlich, warum die urchrislichen Gemeinden sich generell etwa um Strafgefangene kümmern sollten, wenn es Christen gab, die um ihres Glaubens willen eingekerkert wurden, wie es gerade auch Paulus geschah!  Und die Armen, das waren die Hilfsbedürftigen in der Urkirche, die auf jeden Gelderwerb Verzichtenden um des Evangeliums willen! Für einen allgemeinen Humanitarismus finden wir dagegen kein Indiz im Urchristentum.
Das Urchristentum war in erster Linie an einer innergemeindlichen Ethik interessiert und wollte noch nicht die ganze Welt durch einen Humanitarismus beglücken! Die Weltbeglückungsökumene ist erst ein Produkt des 20.Jahrhundertes, des ÖRK- und nichts Urchristliches!        

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