Montag, 19. Dezember 2016

Wir hoffen auf einen sich ändernden Islam

Wie schön klingt das doch: Wir hoffen auf einen europäischen, friedfertigen, toleranten, aufgeklärten, humanistischen (beliebig jetzt mit positiven Aussagen ergänzbaren) Islam. Auch Kardinal Schönborn beglückt uns mit seinen vorweihnachtlichen Wünschen an den Islam: Ach möge er doch so und so werden! 
Das Wünschen ist des Menschen Himmelreich: "O, bekäme ich doch 6 Richtige im Lotto", Moralischere: "O , gäbe es doch Frieden auf Erden", und manchem genügt schon der Wunsch nach der Einführung des Frauenpriestertumes in der Kirche bei gleichzeitiger Abschaffung des Zölibates, wohingegen John Lennon von einer Welt ohne Religion träumt. Das Vermögen, Sätze im Optativ zu formulieren, schafft uns unsere Wunschwelt. Nur Optative sind keine Indikativaussagen! Anders gefragt: Wie realistisch ist denn der Wunsch nach einem aufgeklärtem humanistischen Islam? Bloß weil den sich Liberale und Gutmenschen wünschen, gibt es denn noch lange nicht. Und gibt es denn Gründe für den Islam, sich zu modernisieren und zu liberalisieren? Könnte man nicht aus islamischer Sicht zu dem Urteil kommen, daß gerade das Christentum in Europa an seiner eigenen Liberalisierung und Modernisierung nun zu Grunde gehen droht und daß dehalb der Islam sich nicht liberalisieren will? Könnten Vertreter des Islams nicht denken, daß die liberalen Dialogpartner durch das vorgeschlagene Konzept der Liberalisierung den Islam so entkräften und devitalisieren wie sie es schon mit dem Christentum geschafft haben? 
Vielleicht ist der Wunsch nach einem modernisierten Islam gar nicht so unschuldig, wie es unsere liberalen Dialogfreunde so gern darstellen? Und warum sollte der Islam sich denn jetzt verändern wollen, wo er doch gerade überall sich vtalisiert und an Kraft zunimmt? Da steht der Islam nicht mehr vor den Toren Wiens, sondern ist in der Mitte Europas angekommen, und da soll er auf ein Soweitermachen verzichten, jetzt, wo ihm Erfolge winken im Kampf um ein Europa unter dem Banner des Islam, wo ihm ein kampfunfähiges und unwilliges Christentum keinen Widerstand mehr entgegensetzt? Ja, wo man schon Christen sieht, die sich für den Islam einsetzen als den neuen Herren Europas?  
Unser Wünschen ist unser Himmelreich, aber unsere Wunschwelten dürfen wir nicht mit der nüchternen Realität der Indikativsätze verwechseln.   

Corollarium 1
Es ist ein Mangel der Philosophie, sich zu einseitig auf indikativische Aussagen kapriziert zu haben, um dann zu analysieren, wann eine solche Aussage wahr sei und die Frage des wahrheitstheoretischen Gehaltes von imperativischen Aussagen (der Form der Morallehre) und der konjunktivischen und optativischen zu vernachlässigen.    

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