Mittwoch, 5. Juli 2017

Über das Ende der Kunst

"Kunst ist Macht- in diese Formel löst sich der gesamte aktuelle Kunstbetrieb auf; sie enthüllt das Geheimnis eines sonst rätselhaften Geschehens." Rolf Peter Sieferle, Finis Germania, 2017, S.60.
"Künstlertum ist Definitionsmacht", (S.60), das ist das Mysterium des zietgenössischen Kunstbetriebes. 
Der große ästhetische Diskurs über das Schöne endete so in der Feststellung, daß Kunst sich reduziert auf die Dezision, das ist Kunst und das ist keine und die Macht, diese reine Dezision in Geltung zu setzen, daß sie im öffentlichen Diskurs anerkannt wird.Daß es noch Kriterien gäbe des Unterscheidens von Kunst und Nichtkunst, des Bewertens des Niveaus eines Kunstwerkes, alles nur metaphysische Vorurteile. Wer als Künstler anerkannt werden will, muß als Künstler vom Kunstbetrieb als Künstler affirmiert werden und dann ist er Künstler. Jeder könnte sich selbst als Kunstwerke Hervorbringender bezeichnen, aber er ist es nur dann genau, wenn er vom etablierten Kunstdiskurs als Künstler bestimmt wird. 
Anerkennen hätte ich beinahe geschrieben, aber das setze ja das Künstlersein und eine künstlerische Qualität voraus, die dann vom Kunstdiskurs affirmiert wird. Nein, erst durch das Urteil, das ist ein Kunstwerk,wird das so Qualifizierte zum Kunstwerk, das ist die Pointe von Sieferles Erkenntnis über das Funktionieren des Kunstbetriebes: Es gibt keine Kunst mehr! 
Der gute Geschmack ist dann eben nichts anderes, als daß man den Kunstdefinitionen des Kunstbetriebes zustimmt, sie teilt und im persönlichen Geschmacksurteil übernimmt. Läuft Bourdieus: "Die feinen Unterschiede" nicht letztlich auch darauf hinaus, daß der gute Geschmack der besseren Kreise nur die Partizipation an dem ist,  was man, der Kunstbetrieb als guten Kunstgeschmack definiert hat?    

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