Dienstag, 31. Oktober 2017

Luther ist tot

Kath net meldet passend zum evangelischen, Reformationsfest :"Evangelischer Prediger: Man wolle niemanden verletzen oder verlieren, deshalb spreche man in der evangelischen Kirche nicht mehr über Sünde, Hölle, Gericht und Bekehrung."  Aber das ist eigentlich gar keine  Meldung wert, zudem praktiziert dies die Katholische Kirche genauso. 
Aber wie steht es denn nun um Luther in der EKD? Luther war in erster Linie Theologe und kein Kirchenreformer, der Mißstände in der Kirche beseitigen wollte- nein, zuvörderst wollte er eine neue Theologie, ein neues Evangelium hervorbringen und erst, als die Altgläubigen, so bezeichnete  man gern die, die an dem Glauben, so wie ihn die Kirche immer gelehrt und praktiziert hatte , festhielten, gründete Luther seine Kirche. Sie heißt nicht zu Unrecht die lutherische Kirche, kürzer: die Lutherkirche. 
"Allein aus Glauben, allein durch Jesus Christus, allein auf dem Fundament der Bibel, das kann als das Kurzprogramm der neuen Theologie angesehen werden, die dann auch das Herzstück der Lutherkirche bildete. Die spannendste Frage lautet nun: Wann ist der Lutherkirche die lutherische Theologie abhanden gekommen? Etwa schon, als Immanuel Kant zu dem Philosophen des Protestantismus avancierte, wie das für den Philosophen Aristoteles für die scholastische Theologie galt?  Kant widerlegte in seiner aufklärerischen Philosophie diese lutherische Trinität von: sola fide, sola gratia und sola scriptura. Die Bibel ist für uns nur noch verbindlich, insoweit sie mit der Vernunft kompatibel ist, Jesus Christus ist uns nur noch ein verzichtbares moralisches Vorbild und der lutherische Vertrauensglaube ist ersetzt durch die Gesinnung, in der Pflichterfüllung den Sinn menschlichen Lebens zu sehen, wobei der Begriff der Heiligkeit dann nur noch besagt, daß ein Mensch ewas rein aus der Pflicht heraus will- also pflichtgemäß will. 
Heutzutage finden wir in der EKD nichts Lutherische mehr. Seine Rechtfertigugslehre ist ersetzt durch den Glauben an einen Gott, der jeden Menschen liebt, egal ob und was er glaubt. So ist Luthers Frage, wie komme ich zu einem gnädigen Gott?, zu einer sinnlosen Frage geworden, weil Gott immer nur der mich Bejahende ist. 
Um des interreligiösen Dialoges willen ist das "allein durch Jesus Christus" ersetzt worden durch, daß jeder in jeder beliebigen Religion Gott wohlgefällig leben kann, ja das Jesus Christus, der Messias für die Juden ohne Bedeutung ist, sodaß die EKD jetzt die Judenmission ablehnt. Daß dieser Jesus selbst erfolgreich Juden zum christlichen Glauben bekehrte, verdrängt dann die EKD. Aber man ist schon noch antilutherischer geworden, indem man jede Mission ablehnt, weil der Glaube an Jesus Christus, der nach Luther der einzig selig machende ist, jetzt für das Heil der Menschen irreleant ist, denn man kann genauso gut mit Mohammed und jedem anderen Religionsstifter selig werden.
Die Bibel hat nun Luther selbst schon entwertet, indem  er sie zuerst zensierte und dann nur noch die so von ihm bereinigte Bibel anerkannte, aber auch da nicht alle Teile der Bibel. Jetzt hat die historisch-kritische Methode die einstige Autorität der Bibel völlig beseitigt. Das meiste in ihr ist eben für einen evangelischen Bibelleser überholt, nicht mehr auf der Höhe unserer Zeit, sodaß man sie nur noch als Dekorationsmittel für politisch-korrektes Lehren und Predigen benutzt.   
Luther lebt nicht mehr in der Lutherkirche, er ist ihr völlig abhanden gekommen. Theologiegeschichtlich ist der heutige Protestantismus eher im "linken Flügel" der Reformation beheimatet als im genuin Lutherischen. Die größte Zäsur erfolgte aber in der Selbstbeheimatung des zum Protestantismus mutiertem Luthertum in die Moderne: Man wollte nur noch aufgeklärt glauben und reduziere so die christliche Existenz auf eine moralisch anständige Lebensführung. Die postmoderne Version ist der Gutmensch als Ideal evangelischer Existenz. 
Hält man sich die große Kontroverse zwischen Luther und dem Humanisten Erasmus von Rotterdamm vor Augen, die Luther selbst für seine wichtigste theologische Kontroverse erachtete, ging es hier doch endlich um das Herzstück seiner Rechtfertigungslehre, daß der Mensch über keinen freien Willen verfügt, sodaß er nur allein aus Gnaden- ohne eine eigene Mitwirkung erlöst werden kann, dann lebt in der heutigen Lutherkirche nicht Luther sondern einer seiner besten Kritiker: Erasmus, der mit seinem Humanismus das Lutherische in der Lutherkirche jetzt endgültig besiegt hat. War es doch schon Erasmus wichtigstes Anliegen, die christliche Religion auf das Streben nach einem sittlichen Leben zu konzentrieren- wir könnten auch sagen, zu reduzieren und das genuin  Religiöse als unnütz abztuen. So siegt im evangelischen Gutmenschen Erasmus Humanismus gegen Luthers Gnadenreligion! 
Nein, Luther ist im heutigen Protestantismus tot, ein ganzes Jahr der Reanimation war da völlig vergeblich, den diesen Toten kann man nicht mehr zum Leben auferwecken. Aber wozu bräuchte man auch noch Luthers Bibel und seine Theologe, lebt doch die EKD vortrefflich im Zeitgeist- denn die Kirchensteuereinnahmen stimmen und das "solus Geld" hat auch hier schon alles andere als Nebensächlich entwertet, auch das Christus allein! 

        

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