Dienstag, 19. Juni 2018

Papst Franziskus zum Thema Ehebruch

"Ausgangspunkt der Predigt war die Warnung Jesu im Evangelium, wer eine Frau auch nur lüstern anschaue, habe schon Ehebruch begangen. Jesus habe scharfe Worte gewählt, um klarzumachen, dass Frauen nicht weniger wert seien als Männer, so Franziskus. Frauen seien "jener Teil, der den Männern insgesamt fehlt, damit sie Gottes Ebenbilder sein können". So rapportiert Katholisch de eine Papstpredigt:  "Objekte der Begierde und des Gebrauchs": Papst Franziskus hat in einer Predigt die Missachtung und Ausbeutung von Frauen scharf kritisiert."
Was soll man angesichts solcher theologischen Höchstleistungen noch sagen! Was sagte der Papst nicht?, fragen wir unter der Prämisse, daß katholisch de angemessen diese Predigt wiedergibt.
Dem göttlichen Lehrer geht es um die Heiligkeit der Ordnung der Ehe. Die Ehe soll geschützt werden vor der Begierlichkeit anderer Männer. König Davids Ehebruch und die anschließende Ermordung des Ehemannes durch den König, damit er so die so "Verwitwete" ehelichen kann, zeigt drastisch auf, wie gefährlich dies unerlaubte Begehren ist: Die verheiratete Frau soll für alle anderen Männer tabu sein um der Ordnung der Ehe willen. 
Jesus lehrt nun, daß schon das Begehren nach einer verheirateten Frau ein Ehebruch ist. Hier kann nur eine schon verheiratete Frau gemeint sein, denn mit einer unverheirateten kann kein Mann einen Ehebruch begehen, es sei denn, daß er selbst verheiratet ist.  Dem gemäß muß auch das Verb:lüstern anschauen gedeutet werden. Nicht kann gemeint sein, daß es ein erlaubtes liebesvolles Anschauen einer fremden Ehefrau gibt, dem dann ein unmoralisches lüsternes Anschauen gegenübergestellt werden kann. Gemeint ist, wenn die Augen eines Mannes eine Verheiratete, nicht mit ihm Verehelichte, also fremde als seine Frau ersehnen oder begehren,dann begeht der Mann einen Ehebruch mit ihr. Nicht die Qualität des Anschauens macht dies Tuen zur Sünde des Ehebruches sondern die Wahl des Objektes, daß begehrt wird, was nur noch von dem Ehemann begehrt werden darf. 
Eines muß nüchtern realistisch festgehalten werden: Wenn nicht gerade eine reine Vernunftehe angenommen wird, geht jeder Eheschließung ein Begehren und Ersehnen der Frau durch den Mann voraus. Es kann unter Menschen keine geschlechtliche Liebe ohne Begierde und Ersehnung des Objektes der Liebe geben. Das ist in der Natur des Menschen als fester Bestandteil des Fortpflanzungswillens enthalten. "Natürlich" begehrt der Mann kultiviert und das ist immer eine Domestikation der natürlichen sexuellen Gelüste. Kultiviertes Begehren ist so die Form der Galanterie als kulturelle Hochform. Aber das so Natürliche ist nicht schon die Sünde, sondern dies Begehren wird erst zur Sünde, wenn es gegen die Kulturordnung der Ehe verstößt, indem ein Mann eine schon Verheiratete begehrt.  
Und hier stehen wir vor einem echten Problem: Angefangen in der Hochliteratur wird das Ideal der Liebe gegen die Ordnung der Ehe ausgespielt. Man denke an: Goethes Wahlverwandtschaften, Flauberts Madame Bovery, an Fontanes Effi Briest, um nur die allerbekanntesten zu nennen. Einfach gesagt: Kann den Liebe Sünde sein? Wenn eine Frau ihren Ehemann nicht mehr liebt und dafür ihren Geliebten um so mehr, wer spricht dann noch von einem Ehebruch, wenn die sich so Liebenden intim miteinander werden? Das gilt dann auch für den Ehemann, der plötzlich seine wahre Liebe in einer anderen Frau findet. Kurz gesagt: Spätestens seit der Romantik ist die Ordnung der Ehe gefährdet durch ein anderes moralisches Ideal, daß der Liebe mit dem Urteil: Liebe kann keine Sünde sein und so kann auch der Ehebruch erlaubt sein. 
Hier müßte nun die Ordnung  der Liebe, die der Ehe gegen das Ideal der freien Liebe verteidigt werden, daß die Liebe zu einem Verheirateten Sünde ist. Natürlich nicht die Nächstenliebe, sondern die geschlechtliche, die den Anderen zur Frau oder zum Mann begehrt, auch wenn der Andere schon mit wem anders verehelicht ist. 
Aber was macht der Papst daraus? Er kritisiert die Mißachung und Ausbeutung der Frau. Damit wird er bei jeder Feministin Beifall bekommen und bei jedem Humanisten, der für Gerechtigkeit sich engagiert! Nur, was hat das mit der Ehelehre Jesu Christi zu tuen? Nichts! Aber da die unpopulär ist, predigt der Papst eben lieber frauenfreundlich feministisch! 
Noch was: Die Frau dürfe nicht zum Objekt des Mannes werden. Auch auf diese Parole scheint der Papst in seiner Predigt anzuspielen. Diese Parole klingt immer gut, sie bekommt überall Beifall in den Medien. Nur, was soll sich man dabei denken? Denken wir nach! "Ich sehe dich!", "Ich kenne dich!" Formal: Ich plus Prädikat, durch das ich mich auf etwas beziehe, macht das Ewas immer zu einem Objekt. Es ist keinem Subjekt möglich, sich auf etwas zu beziehen, ohne daß durch dies Sichinbeziehungsetzen das so in Beziehunggesetzte zum Objekt des Subjektes wird. 
Jean Paul Sartre zieht daraus beachtliche Konsequenzen:
„Ich befinde mich in einem öffentlichen Park. Nicht weit von mir sehe ich einen Rasen und längs des Rasens Stühle. Ein Mensch geht an den Stühlen vorbei. Ich sehe diesen Menschen, ich erfasse ihn gleichzeitig als einen Gegenstand und als einen Menschen. Was bedeutet das? Was will ich sagen, wenn ich von diesem Gegenstand behaupte, daß er ein Mensch sei?“„Im Blick des Anderen erfahre ich den Anderen als Freiheit, die mich zum Objekt macht.zitiert nach https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Sein_und_das_Nichts
  
So seltsam befremdlich das auch beim ersten Lesen erscheinen mag: So ist es. Es ist so in jeder Beziehung etwas zu tiefst Problematisches innewohnend, daß ich durch den Anderen zu seinem Objekt werde wie ich auch jeden anderen zu meinem Objekte mache.Das gilt selbst für die Liebe, den in dem: "Ich liebe Dich!" ist das Du Objekt meiner Liebe. Es ist ein ontologisches Problem, das nicht durch eine moralische Qualifizierung des Sichinbeziehungsetzens gelöst werden kann.   

 

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