Sonntag, 24. Februar 2019

Gesundheitsfanatismus- ein paar kritische Anmerkungen

Wir haben nur noch ein Leben, das ist die Folge des Todes Gottes: keine Jenseitswelt mehr, kein jenseitiges Leben mehr, weil es keinen Jenseitsgott mehr gibt. Sicher, der Glaube an ein irgendwie geartetes Leben nach dem Tode, er ist noch vorhanden, aber er schwindet- selbst in der Kirche wird er kaum noch gepredigt. (Mir selbst wurde von meinem Vikariatsmentor gar empfohlen, bei Beerdigungen auf das Thema: Leben nach dem Tode und die Verkündigung der Auferstehung zu verzichten, weil sowieso keiner mehr daran glaube.)
Das Verschwinden des Glaubens an ein Leben nach dem Tode muß als eine Kulturrevolution angesehen werden, denn es ist zweifelhaft, ob es je eine Kultur ohne so einen Glauben gegeben hat. Zumindest existierte in Kulturen die Vorstellung, daß der Einzelne in seinen Nachkommen weiterlebe, in der Familie oder seinem Volkstume. Darum gilt es ja als ein so großes Unglück im Alten Testament, kinderlos zu sterben. 
Aber was zeitigt nun das Verschwinden des Glaubens an ein Leben nach dem Tode für Folgen für das kulturelle Leben?  Gibt es nur noch ein Leben, dann ist es so extensiv und intensiv wie möglich zu leben, denn der Tod ist das Ende aller Lebensmöglichkeiten. Extensiv heißt: so lange wie möglich zu leben, mit der Einschränkung, solange sich das Leben noch lohnt und intensiv: daß möglichst jeder Lebensaugenblick ein erfüllter sein soll.
Für den religiösen Menschen ist der Tod etwas, was nicht sein soll, er gehört nicht einfach zur guten Ordnung, sondern verweist auf einen komplexen Zusammenhang von Schuld und dem Sterbenmüssen als Strafe- der Apostelfürst Paulus erfaßte das in seiner Lehre vom Tode als des Sünde Sold. 
Aber mit dem Verblassen der Vorstellung von der Vorstellung eines postmortalen Lebens änderte sich auch das Verständnis des Todes. Er wurde zu etwas Natürlichem, aber er blieb doch etwas Lebensverneinendes. Wie kann es etwas Natürliches und zugleich doch Naturzerstörendes geben?  Der Begriff der Krankheit löst dies Problem: Krankheiten sind etwas Natürliches und doch sterben Menschen an Krankheiten, wenn sie nicht eines nicht-natürlichen Todes sterben, etwa umgebracht werden. Solange ich gesund bin, lebe ich, aber meine Gesundheit ist stets gefährdet durch mögliche Krankheiten, von denen einige gar den Tod herbeiführen. Die Gesundheit avanciert zum höchsten Gut und ersetzt so die Sorge um das Seelenheil hinsichtlich des ewigen Lebens. Die Krankheit wird zu dem größten Feind des Menschen, denn weil es sie gibt, muß der Mensch sterben.
Nichts ist deshalb so zu fürchten als alles Gesundheitsgefährdende.Was einst die Furcht vor einer begangenen Todsünde war, ist jetzt die Sorge um die Gesundheit. Der Arztbesuch ersetzt den Gang zum Beichtstuhl. Ist erst  die Gesundheit zum höchsten Gut avanciert, dann ergibt sich daraus auch das Phänomen eines Gesundheitsfanatismus. Ein Beispiel dafür? Grünenpolitiker fordern das Verbot der traditionellen Osterfeuer ob der damit verbundenen Feinstaubbelastung. Wüßten sie, daß in Hl. Messen oft Weihrauch eingesetzt wird, auch das würden sie verbieten wollen. Ob der Antiraucherhysterie stirbt in Bayern die  Gaststättenkultur aus, weil nun das Rauchen dort verboten wurde. Und die Antidieselhysterie droht die deutsche Autoindustrie mit vielen Arbeitsplätzen zu vernichten. Hier schaukelt sich die Sorge um die Gesundheit zur Hysterie auf: Alles eventuell Gesundheitsgefährdende wird verteufelt- schon Gerüchte reichen aus, daß etwas krankheitserregend sein könnte, um einen Alarmismus in den Medien hervorzurufen: Zigtusenende sind schon gestorben an....! Das sind Folgen der Verabsolutierung des Wertes der Gesundheit verbunden mit der Vorstellung, daß nur weil es Krankheiten gibt, der Mensch sterben muß. Krankheiten sind so der Feind des Lebens wie vordem dem Religiösen die Todsünde der Grund des Sterbenmüssens war. 
Die Gesundheitspraxis ist so für den (post)modernen Menschen seine religiöse Praxis geworden, die ihren kultischen Höhepunkt im Glauben an die menschengemachte Klimakatastrophe findet, im Kampfe gegen diesen Klimawandel.  
Aber der Tod bleibt: Nicht sterben wir, weil es Krankheiten gibt, sondern weil wir sterben müssen und sollen, gibt es Krankheiten auch zum Tode.    

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