Mittwoch, 27. Februar 2019

Irritationen: Feindesliebe

"Liebet eure Feinde", das ist nach der Meinung vieler die Substanz christlicher Ethik, ja das Spezificum unserer Religion. Nur, daß dann bedauernd hinzugefügt wird, daß dies Ideal uns eben oft überfordere, sodaß Gott schon mit uns zufrieden wäre, bemühten wir uns um eine Feindesliebe. Das klingt gut, auch wenn moderne philosemtische Kreise darauf wert legen, daß die hebräische Bibel das so auch schon gelehrt habe, denn der Reformrabbi Jesus habe doch nie etwas gelehrt, was über die hebräische Bibel hinausginge.
Augenfällig ist nun, daß die Klärung, wer denn unser Feind sei, eigentümlich unbestimmt bleibt. Der erste Feind des Menschen ist unbestreitbar der Satan (sofern nicht modernistisch seine Existenz verneint wird- Papst Franziskus redet erfreulicherweise angemessen oft von diesem wahren Feind jedes Menschen!) Eines ist somit klar: Wenn Jesus von der Feindesliebe spricht, kann er auf keinen Fall damit den Teufel, den wahren Feind mit seinen abgefallenen Engeln meinen. Also sagt hier Jesus nicht, daß jeder Feind zu lieben ist, sondern nur bestimmte. Welche dann? 
Alle menschlichen? Carl Schmitt verdanken wir  hierzu eine wirklich überzeugende Klärung, wenn er in seinem Essay: "Der Begriff des Politischen" feststellt:"Die deutsche Sprache unterscheidet nicht zwichen dem  privaten und dem politischen "Feind". (1963, S.29).Das Gebot: Liebet eure Feinde (Matth 5,44) meint den privaten Feind, inimicos und nicht hostes. Als Erläuterung fügt er hinzu, was bei unseren Gutmenschristen das pure Entsetzen hervorrufen muß: "Auch ist in dem tausendjährigen Kampf zwischen Christentum und Islam niemals ein Christ auf den Gedanken gekommen, man müsse aus Liebe zu den Sarazenen oder den Türken Europa, statt zu verteidigen, dem Islam ausliefern." (S.29) Das schrieb Carl Schmitt im Jahre 1932, heute fast 100 Jahre danach ist das die Doktrin der liberalen Katholizismus geworden, dem der Papst zustimmt.Jesus wolle damit auch nicht lehren, "daß man die Feinde seines Volkses zu lieben und gegen sein eigenes Volk unterstützen soll." (S.30)  So so: Wilhelm Stapel, Der christliche Staatsmann, 1932, S.40ff.
Nur für die Sphäre des Privaten soll dieses Gebot gelten. Würde diese Limtierung nicht beachtet, zeitigte das die schlimmsten Folgen: Die Kirche würde vor ihren öffentlichen Feinden kapitulieren und durch sie zu Grunde gerichtet werden. So hatte die Katholische Kirche Spaniens recht, als sie den militärischen Kampf Francos unerstützte, um Spanien und die Kirche vor dem Bolschewismus zu retten.
Auf Wikipedia lesen wir, wen wunderst, zum Thema: Feindesliebe völlig anderes: "Als Feindesliebe wird ein individuelles und soziales Verhalten bezeichnet, das Feindschaft und Hass durch Wohltaten für Feinde und den Verzicht auf Rache und Gewalt an ihnen zu überwinden sucht. Ziel dieses Handelns ist je nach Tradition die Versöhnung, das beiderseitige Glück oder dauerhafter Frieden miteinander."  Ginge es in der realen Welt so zu, wie in den Liebsomanen von Rosamunde Pilcher oder der talentierteren Hedwig Courths-Mahler, könnte dem zugestimmt werden, aber in der Realwelt hätte solch eine Feindesliebe nur eine Folge: Die Bösen würden immer böser und die Guten rotteten sie aus. Hätte Jesus diese Illusion gelehrt, tuet den Bösen Gutes, damit sie so auch gut werden, müßte Jesus als gemeingefährlicher Utopist beurteilt werden, der nämlich das Reich des Teufels auf Erden durch seine Feindesliebe den Weg bereitet.
Aber, und das ist die Pointe von Jesu Bergpredigt: Sie ist kein Programm zur Weltverbesserung, zur Befriedigung der Welt sondern eine große Explikation der Frage des Psalms 15: Wie muß der Mensch sein, damit er eintreten darf in Gottes Heiligtum- also in das Reich Gottes, in das ewige Leben! Nicht ist also der noch näher zu bestimmende Feind zu leben, weil es die berechtigte Hoffnung gäbe, daß er durch die praktizierte Feindesliebe zum Freund wird, sondern nur deshalb, weil seine Freunde zu lieben nicht verdienstvoll sei, das täten auch die Heiden, sondern weil nur das Außergewöhnliche der Feindesliebe verdienstvoll ist. Es geht also um das Seelenheil, um dessentwillen der Feind zu lieben ist. Jesu Christi Lehre vom Verdienst, vom himmlischen wäre hier also einzuzeichnen, um dieser Aussage: Liebet eure Feinde gerecht zu werden.
Nur, daß ist eine Lehre, die nachkonziliar völlig verdrängt worden ist durch die modernistische Lehre von der bedingungslosen Liebe Gottes zu allen Menschen mit ihrer Tendenz zur Allversöhnung. Erst ob dieses modernistischen Hintergrundes konnte dann die Lehre von den Einlaßbedingungen in das Reich Gottes, in das ewige Leben umgeformt werden zu einer Weltbeglückungslehre, wie unser Leben, privat wie im Politischen friedlicher und humaner werden könnte: Sei lieb zu den Feinden und auch sie werden lieb werden. Realistischer ist dagegen Folgendes: Ein Mann versucht eine Frau zu vergewaltigen. Die sagt zu ihm: Ich liebe Dich, weil Jesus mir die Feindesliebe gebietet. Der darauf: Wunderbar, dann werde ich dich jetzt vergewaltigen und du wirst mich nicht anzeigen, weil du mich liebst. Ach, wenn alle Frauen doch die Bergpredigt so ernst nähmen- es wäre paradisisch für mich. Der Teufel- er würde nur noch triumphieren, denn so siegte sein Reich! 
Nun wird es leider noch vewirrender: Was heißt denn, den Feind zu lieben?Heißt das, daß wenn er Böses tuen will, ihn nicht daran zu hindern? Oder heißt das, ihn aus Liebe zu ihm, am Bösestuen zu hindern? Hat ein Terrorist schon  ein paar Geiseln erschossen und will nun eine weitere töten, könnte dann die Liebe zu diesem Feinde darin bestehen, daß ein Polizist ihn erschießt, um ihm am weiteren Töten zu hindern, wenn nicht anders das Leben der anderen Geiseln zu retten ist? Aber ist das nicht absurd, daß dann das Töten ein Akt der Feindesliebe wäre?
Die Feindesliebe ist wirklich ein äußerst  schwieriges Gebiet und so bleibt es leider bei diesem sehr Frsgmentarischen.   

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