Montag, 4. März 2019

"Die Gesellschaft komme gut ohne Kirche aus."

"der Rektor der Jesuitenhochschule Sankt Georgen, Ansgar Wucherpfennig, der Generalvikar des Bistums Essen, Klaus Pfeffer, der Chefredakteur der Zeitschrift "Christ in der Gegenwart", Johannes Röser, und die Dogmatikerin Johanna Rahner aus Tübingen - überraschend einig: Die Gesellschaft komme gut ohne Kirche aus." Katholisch de am 1.3.2019.
Nur, was bedeutet hier die Aussage: gut auskommen? Meint das das, was auf die Frage: "wie gehts" obligatorisch geantwortet wird: "gut"? Oder soll das heißen, daß die Gesellschaft- auch ohne eine Religion- gut funktioniert? Geht es den Bürgern der Gesellschaft einfach gut ohne die Kirche? Oder soll das nur heißen, daß es keinen gesellschaftlichen Bedarf an der Kirche und der christlichen Religion mehr besteht? 
Diese Aussage wird, je mehr sie befragt wird, immer nebulöser, ja sie scheint nur ein Gefühlsausdruck zu sein einer allgemeinen Resignation: Was die Kirche anzubieten hat, das interessiert keinen (mehr). Und das braucht auch Niemand.
Nur, was ist dann eigentlich mit der Gesellschaft gemeint, die da ohne die Kirche auskäme? Mit Ferdinand Tonnies könnte geurteilt werden, daß die Gesellschaft ein Zerfallsprodukt der Gemeinschaft ist, die einem Auflösungsprozeß unterworfen ist durch die Entkräftung der Bindungskräfte, durch die Tendenz zur Atomisierung: Es gibt nur noch Einzelsubjekte, die im  Geiste des Utilatarismus Nützlichkeitsbeziehungen zu Anderen unterhalten, die aber sonst durch nichts mehr sich verbunden fühlen, wie etwa durch eine gemeinsame Volkszugehörigkeit. Meint also die Aussage, daß die Gesellschaft ohne Kirche gut auskäme, daß nur eine Gemeinschaft eine sie verbindende Religion bräuchte, ein Gesellschaft atomisierter Menschen aber nicht, da sie sich hinreichend über reine Nützlichkeitsbeziehungen aufbaut? 
Nun bedeutet gut zu leben aber auch noch etwas anderes als nur, daß die Bürger zufrieden leben, ihre Bedürfnisse befriedigt sehend. Es meint auch, daß im moralischen Sinne gut gelebt wird. Der Mensch ist nicht nur zum Überleben bestimmt sondern auch zum  moralisch guten Leben.. "Aristoteles unterscheidet den Grund der Entstehung des Staates von seinem Zweck. Der Staat entsteht zum Zweck des Überlebens, des Lebens an sich, sein Zweck aber ist das gute Leben".(Wikipedia, Aristoteles). Wenn eine Gesellschaft ohne Kirche gut auskommt, dann müßte der Staat ohne die Kirche die Aufgabe erfüllen, zu einem guten Leben zu führen, und das meint hier nicht nur die Wohlfahrt des Volkes sondern auch sein sittliches Leben.Kann diese Aufgabe aber der Staat ohne die Kirche erfüllen? Nach Platon wäre das dann die Aufgabe der Philosophie als die Erkenntnis vom Wahren und Guten, die den Staat zu führen hätte. Das christliche Abendland wies diese Aufgabe der Kirche zu als dem Ort auch der wahren Philosophie. 
Aber was wird daraus, wenn weder die Religion noch die Philosophie diese Aufgabe übernimmt? Kann dann das soziale Gemeinwesen noch gut sein? 
Der erste Zweck jeder Vergemeinschaftung von Menschen, auch und gerade der elementarsten von Mann und Frau ist das Überleben. Schon an dieser Elementaraufgabe scheitern die postmodernen Gesellschaften ohne Kirche: Es sterben mehr Menschen als neue geboren werden- das Aussterben der Völker Europas steht tatsächlich auf der Tagesordnung der Welt. Negativer kann ein Urteil über eine Gesellschaftsformation nicht ausfallen, daß sie schon an der Primärfunktion scheitert. Wir leben wirklich in einer Kultur des Todes. Wie kann dann noch von einem Gutauskommen der Gesellschaft gesprochen werden?  Das ist eine Unmöglichkeit. Und wie steht es um das sittliche Leben in der postmodernen Gesellschaft? Darüber etwas zu schreiben, erübrigt sich. 
Könnte nicht gerade diese Morbidität der postmodernen Gesellschaften auch eine Folge des Experimentes sein, ohne die Kirche und die Religion leben zu wollen?       

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