Sonntag, 17. März 2019

Irritationen: Glauben wir an einen toten Gott?

"Vor Zeiten sprach jeder, welcher zu fragen ging, in Israel so: Kommet, und laßt uns zum  Seher gehen;denn die, welche heutzutage Propheten heißen, wurden  einst Seher genannt." (1. Samuel 9,9) Man nannte sie auch "virum dei" (V 7): ein Mann Gottes. Müßten wir nicht heutzutage ergänzen: "Nachdem Gott aber oftmals und auf viele Weisen in den Propheten gesprochen hatte, >hat er zuletzt in diesen Tagen zu uns gesprochen im Sohn<(Hebr 1,1f)," um danach nur noch zu schweigen? Hat sich Gott sozusagen ausgesprochen, das Zeugnis seines Wortes als die Bibel nun der Kirche in die Hand gegeben, daß sie sie recht auslege, Gott aber nun schweige, da er uns nichts mehr zu sagen hat? Er hat sozusagen sein Testament gemacht, sein letztes Wort, und nun ist da nur noch Schweigen.
Wenn wer jetzt Gott befragen will, dem bleibt nur noch die Bibel in ihrer Auslegung durch die Kirche. Schweigt Gott zwar, aber regiert die Welt noch? Wer hieraufhin das Gerede zeitgenössischer Theologen und die Verkündigung der Kirche sich vergegenwärtigt, kommt zu einem erstaunlichen Ergebnis. Gott ist eigentlich nur noch präsent wirkend als die Liebe, die jedem ihr: "Dich liebe ich!" zuspricht  und als moralischer Imperativ: Lebet anständig, moralisch, sittlich- und das dann in vielfältigsten  Variationen, auch wenn jetzt das Lieblingskind der zu praktizierenden Nächstenliebe eindeutig der Asylant ist und die wichtigste ethische Aufgabe der Kampf gegen die Klimakatastrophe. Nur, ist dieser Gott noch ein Lebendiger, wirklich die Welt Regierender? Oder hat er nicht- nachdem er sich in seinem letzten Wort offenbart hatte- zur Ruhe gesetzt, um Alles nun uns Menschen zu überlassen? 
An den Rändern der Kirche rumort es, da spricht man von Gottes aktuellem Reden zu uns (etwa in Marienerscheinungen), aber die Kirche läßt da die Vorsicht walten, nicht zu unrecht. Aber was, wenn aus Angst vor einem Irren man nur noch von dem jetzt nur noch schweigenden Gott spricht, daß sein Reden nur noch ein plusquamperfektisches ist? Erfüllt sich da nicht auf ganz eigntümliche Weise Nietzsches: "Wir haben Gott getötet"? Tötbar ist nur etwas, was einmal gelebt hat. So gibt auch Nietzsches Votum nur einen Sinn, wenn er etwas Lebendes präsumiert, das dann getötet worden ist.Ist vielleicht die Vorstellung eines sich ausgesprochen habenden Gottes, der uns jetzt nichts mehr zu sagen hat, eine besonders raffinierte Version des Gotttötens?   

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