Mittwoch, 27. März 2019

Presse- und Meinungsfreiheit- ein nicht unumstrittenes Gut

Journalisten müssten sagen und schreiben, was ist – nicht, was sie sich wünschten, meint Ulrich Bobinger, Programmchef von "katholisch1.tv", im Gespräch mit der "Tagespost".(Tagespost am 25.3.2019). Der große Historiker Leopold von Ranke sagte, daß es die Aufgabe der Geschichtswissenschaft sei, es so darzustellen, wie es wirklich wahr. Aber nur zu gut ist bekannt, daß die Geschichtsschreibung die der Sieger ist, daß das, was sich durchsetze auch das Wahre sei, weil es sich durchsetzte. Aber wie verhält es sich hierzu im Journalismus?„Pressefreiheit ist die Freiheit von zweihundert reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten.“,lautet wohl die bekannteste und zutreffendste Definition der Pressefreiheit. 
Wie steht denn nun das journalistische Ethos, zu sagen und zu schreiben, was ist, zu der Meinungsfreiheit? Wo die Meinungsfreiheit hoch gehalten wird, da gilt die Prämisse, daß das, was wahr ist, nicht für den Menschen erkennbar sei, sodaß es nur menschliche Meinungen über etwas gäbe. Dies Meinen sei nun das Himmelreich menschlicher Freiheit. Dies Verständnis von der Meinungs- und Pressefreiheit muß nun notwendigerweise mit jeder Weltanschauung und Religion in einen Konflikt geraten, in der die Erkennbarkeit der Wahrheit behauptet und als in ihr präsent ausgesagt werden.Denn es wäre ja absurd, wollte die Wahrheit neben sich die Unwahrheit tolerieren.
Veranschaulichen wir uns das an einem Beispiel ausgelebter Intoleranz: Da frägt die Lehrerin im Rechenunterricht, was 6 x 7 ist und akzeptiert nur 42 als wahre Antwort. Nur 42 dürfen dann die Schüler in ihr Rechenheft schreiben: 6 x7 = 42. Alle anderen Zahlen werden nicht toleriert. Es gibt also Bereiche des Lebens, in denen klar die wahre Aussage von allen falschen unterschieden werden kann und wo  unwahre diskriminiert werden. Nur, daß soll nicht für alle Bereiche gelten. Es gäbe eben Bereiche, in denen nicht wahr von falsch zu unterscheiden sei. Als erster Kandidat, von dem ausgesagt wurde, daß hier nicht so wahr und falsch distinguierbar sei, trat dann die Religion ins Visier der Kritik, nicht der plump atheistischen, daß es keinen Gott gäbe, sondern der, daß alle Aussagen der Religion weder als wahr verifizierbar noch als unwahr  beweisbar seien- sondern daß Religionen eben ein Komplex von Aussagen sei, die sich jeder Verifikations- und Falsifikationsmöglickeit entzögen. So könne jeder seine Meinung über die christliche Religion publizieren, da nicht erkennbar sei, ob sie wahr oder unwahr sei. Es könne nur gesagt werden, daß sie ihren Wahrheitsanspruch nicht legitimieren könne. 
Meinungs- und Pressefreiheit gehören so zusammen in ihrer agnostizistischen Lehre von der Nichterkennbarkeit der Wahrheit. Die Meinungen ersetzen dann die Wahrheit als subjektive Gewißheiten: Das sehe ich so! Aber gibt es nicht einfache Tatsachen, die unbestritten wahr sind? Solche Aussagen gibt es, nicht nur daß 6 x 7 = 42 ist, auch das der Dreißigjährige Krieg 30 Jahre dauerte. Aber die einzelnen wahren Tatsachenaussagen werden dann in einen Kontext gestellt, durch den sie erst ihre Bedeutung bekommen: Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob dieser Krieg als innerchristlicher  Religionskrieg dargestellt wird, der zeigt, wie intolerant diese Religion ist, oder ob dieser Krieg zeigt, wie von der Politik die christliche Religion mißbraucht werden kann. 
Die Aussage, 6 x 7 = 42  ist eben nur wahr, weil sie in dem Raum  der Mathematik gebildet wird, die Aussage, Wölfe sind Raubtiere nur, weil diese Aussage eine im Raum der Biologie ist. Nun gibt es Vorstellungsäume, die von (fast) allen akzeptiert werden, wie etwa die Mathematik und die Biologie und andere, die nur als subjektive Vorstellungswelt toleriert werden. Und hier, und nur hier gilt die Meinungs- und Pressefreiheit: Jeder darf dazu schreiben, was er will.
Das hat aber zu Folge, daß alle gewichtigen Fragen des Menschen (nach Kant):
 1. Was kann ich wissen?
2. Was soll ich tun?
3. Was darf ich hoffen?
4. Was ist der Mensch?  

keine wahren Antworten zulassen, sodaß hier die Meinungsfreiheit herrscht. Daneben gibt es zwar unzählige als wahr akzeptierte Aussagen, daß heute Montag, der 25.3. 2019 ist, aber es drängt sich doch der unangenehme Eindruck auf, daß es  nur im Unwichtigen wahre Aussagen gibt, während alle für den Menschen wirklich Bedeutsame nur noch Meinungen zuläßt und keine Erkenntnis.
Ist so die Meinungs- und Pressefreiheit die notwendige Folge der Nichtbeantwortbarkeit der menschlichen Fragen nach dem Wahren, Guten und Schönen- das es hier  nur noch sujektivistische Meinungen geben kann? 
            

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