Nachtgedanken: Monotheistische Religionen und die Gewaltbereitschaft..Eine Anmerkung

"Die Sun hatte Moslems nach den Attentaten von Paris gefragt: „Wie fühlen Sie sich angesichts junger Muslime, die das Königreich verlassen, um in die Kämpfe in Syrien einzugreifen?“ 71 Prozent der Befragten hatten geantwortet: „keine Sympathie“. Fünf Prozent hingegen hatten „eine Menge“ und weitere 14 Prozent „ein bißchen“ Sympathie gezeigt. In der Gruppe der 18- bis 34jährigen erreichten IS-Kämpfer sogar eine Zustimmungsrate von etwa 25 Prozent." So berichtet die Junge Freiheit am 27.11. 2015 unter der Überschrift: "Jeder fünfte Moslem sympathatisiert mit Islamischen Staat." Aber nun kommt das wirklich Überraschende: nicht wird die Tatsache, daß der Islamische Staat in England so viel Sympathie erweckt, wird kritisiert sondern es wird gegen die Tatsachenfesstellung polemisiert. Vgl.: dazu den JF-Bericht. Es gibt für unser Medienzeitalter keine schlechten Tatsachen sondern nur schlechte Berichte und wenn die wegzensiert werden, ist die damit gemeinte Realität auch verschwunden. Es ist, als wenn die Realität nur eines von vielen anschaubaren Fernsehprogrammen wäre, die man bei zu großem Mißfallen einfach wegklicken könne.
Verblüfft uns dies Umfrageergebnis? Nein, schon der Stifter der islamischen Religion wandte das Mittel der Gewalt für die Ausbreitung des Islam an und so existiert eine lebendige Traditionslinie vom Gründer bis zum Islamischen Staat. Selbstredend ist der Islam nicht militant um des Militantseins, sondern die Gewalt ist im ein Mittel seiner Religionspolitik. Gewalt im Namen Gottes, das ist blasphemisch, urteilt das heutige Christentum nach den großen innerchristlichen Religionskriegen des 17. Jahrhundertes infolge der Reformation, aber so urteilte man nicht immer. Zu leicht machen wir es uns, wenn wir die Frage des Verhältnisses von monotheistischen Religionen zur religiös legitimierten Gewalt nur so respondieren, daß alle monotheistischen Religionen jede Gewaltanwendung aufs entschiedenste verwerfen, nur der Islam nicht. Erinnern wir uns ein paar Geschichten aus dem AT! Mose empfing die 10 Gebote Gottes, als das aus Ägypten herausgeführte Volk sein Goldenes Kalb sich errichtete, um es als ihren Gott anbetete. (Exodus 32) Aber was überlesen wir da so gern?
"Mose trat an das Lagetor und sagte: Wer für den Herrn ist, her zu mir! Da sammelten sich alle Leviten um ihn. Er sagte zu ihnen: So spricht der Herr, der Gott Israels: Jeder lege sein Schwert an. Zieht durch das Lager von Tor zu Tor! Jeder erschlage seinen Bruder, seinen Freund, seinen Nächsten. Die Leviten taten, was Mose gesagt hatte. Vom Volke fielen an jenem Tage gegen 3000 Mann." ( Exodus, 32, 26-28)
Man muß konzedieren, daß es in jeder monotheistischen Religion eine Tradition der legitimen Gewaltanwendung im Namen Gottes gibt, daß aber das Christentum durch die innerchristlichen Religionskriege des 17. Jahrhndertes sich selbst pazifizierte (und daß eine der Folgen der Selbstdomestikation die ist, daß seitdem das Christentum in der Regel lau gelebt wird), und so eine Ausnahme bildet. Im militanten Islam begegnet uns so eine nicht pazifizierte und nicht domesierte Religion, die so natürlich auch die Möglichkeit zur Militanz in sich trägt.So kann einen Kenner der Religion diese latente Gewaltbereitschaft des Islam nicht verwundern- verwundern muß uns nur die Verweigerung Politisch Korrekter, diese Tatsache zu akzeptieren. Aber die Politische Korrektheit orientiert sich ja nicht an den Realien des Lebens, sondern ersetzt sie durch das, wie es sein müßte. Wir verfügen über einen sehr verharmlosten Begriff von der Religion, wenn wir urteilen, daß in jeder (monotheistischen) Religion jede Gewaltanwendung im Namen des einen Gottes nur ein Mißbrauch der Religion sein könne. Erst der pazifiziert domestiziert zensierte Gott schießt jede Gewaltanwendung in seinem Namen aus, aber diese Domestikation ist nicht einfach eine Selbstdomestikation, sondern ist dem Christentum durch die augekärte Philosophie aufgenötigt worden.

Corollarium 1

"Jan Assmann ist ein Protagonist der Dauerdebatte über das Verhältnis von Monotheismus und Gewalt. Eine seiner Thesen: Mit der Unterscheidung in wahr und falsch, in falsche Götter und den einen wahren Gott, kommt die Gewalt im Namen Gottes in die Welt. Das bedeutet nicht, dass es ohne Gott keine Gewalt gäbe. Es bedeutet aber, dass der Monotheismus der Treue eine brutale Kehrseite hat. Auch in seinem neuen Buch stellt Assmann diesen Zusammenhang her. Gott schließt den Bund mit seinem erwählten Volk aus Liebe, das betont der Autor mehrfach. Wer aber den Bund bricht, etwa Götzen wie das Goldene Kalb anbetet, den erwartet ein grausames Strafgericht. Mose befiehlt in Gottes Namen den Mord an Söhnen und Brüdern. Erst danach zeigt sich Gott gnädig. Assmann urteilt ungnädig über diesen beleidigten Gott:
"Die Vergebung, die Mose von JHWH erreicht, hat, bedeutet nicht Straffreiheit, sondern nur - das ist jedoch das Entscheidende - das Fortbestehen des Bundes. Innerhalb des Bundes aber gilt, dass die Sünde bestraft werden muss... Zur Treue gehört im Ernstfall ... das fanatische, mörderische Eifern für Gott. Die Verse Exodus 32, 27-29, bilden die Urszene des Gotteseifers, der nun einmal, das ist durch keine Apologetik zu beschönigen, zum Monotheismus."

zitiert nach: Deutschlandrundfunk, Die brutale Kehrseite des Monotheismus. Jan Assmann, Exodus