Der Heilige Geist – etwas Conservatives? Elemente seines Mißbrauches
Die Geschichte des Mißrauches des Hl.Geistes zu schreiben,wäre eine eine solche Mammutaufgabe,daß jeder, vor ihr gestellt, nur aufgeben könnte. Dabei sagt der Sohn Gottes über diesen Geist in eindeutiger Klarheit: „Der Beistand aber, der Heilige Geist,den der Vater in meinem Namen senden wird,der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich gesagt habe.“ (Joh, 14,26). Dieser uns so verheißende Geist ist nun nicht etwas noch Ausstehendes und noch auf uns zu Kommendes, sondern er ist die Gabe Gottes und seines Sohnes, die der Kirche gegeben worden ist im Akt der Ausgießung des Heiligen Geistes zu Pfingsten und der als solcher das die Kirche am Leben Haltende und sie Belebende ist.
Der Herr der Kirche legt hier das Schwergewicht auf die Lehre und das meint etwas völlig anderes als daß da zeit(geist)bedingte Theorien oder gar nur Meinungen zu tradieren seien. Die Lehre ist sozusagen die Substanz der Verkündigung Jesu Christi, als Genitivus subjectivus, was er lehrte und als Genitivus objectivus, was er über sich selbst lehrte zu lesen. Die beliebte historisch kritische Destruktionsfrage: „Was sagte und tat dieser Jesus von Nazareth wirklich und was machten dann die Autoren der Evangelien und ihnen folgend die Kirchentheologen daraus,entzieht die Gabe des Heiligen Geistes ihre Legitimität. Der Heilige Geist selbst ist der Garant dafür, daß die Lehre der Kirche, jetzt als Genitivus subjectivus zu lesen, wahr ist, denn sie ist selbst aus dem Geist der Wahrheit entstanden. Allerdings ist hierbei die Methodik der Deduktion zu berücksichtigen, daß eben aus offenbarten Grundwahrheiten weitere abgeleitet und von denen wieder weitere deduziert werden, daß so eben auch gilt, daß die Wahrheitsgewißheit einer Lehraussage abnimmt, je weiter entfernt sie ist von der Grundwahrheit, von der sie durch eine Kette von Ableitungen entfernt ist.
Der Mißbrauch des Heiligen Geistes hebt nun immer mit der Behauptung an, daß die Kirche ab einem bestimmten oder nur sehr ungefähr bestimmbaren Augenblick an vom Heiligen Geist verlassen worden ist, sodaß das nun von ihr Gelehrte nur noch Meinungen einer bestimmten Zeit gewesen seien, und daß nun der Kairos gekommen sei, wo der aus der Kirche verbannte Heilige Geist sich wieder zu Worte melde. Dieser Geist wolle nun die Kirche neu begeistern, indem er Neues einführe, innovativ die verbureaukratisierte Amtskirche neu belebe. Charismatiker träten nun an die Stelle des Amtsgeistes der Priesterherrschaft.
Dieser Reformgeist widerspricht dann der Kirche, so wie sie geworden ist im Namen des ganz Neuen, das dieser Geist in der Kirche bewirken will. So unterschiedlich dann die Reform- und Deformprogramme auch ausfallen, sie legitimieren sich allein durch die These einer geistlosen Kirche, einer, der der Heilige Geist verlassen habe. Das Kirchenreformnarrativ, dessen Hauptsatz der der Geistlosigkeit der Kirche ist, verfährt dann formal bestechend simpel: Zuerst male ich mir ein Idealbild der Kirche oder der urchristlichen Gemeinden, um zu behaupten, so sei es auch anfänglich gewesen und daß dann ein großer Abfall vom Ursprünglichen sich ereignet hätte, der Heilige Geist habe die Kirche verlassen und nun gälte es, in der Kraft des Heiligen Geistes wider die korrumpierte Kirche dies Ursprüngliche zu restituieren.Das kann als das reformatorische Narrativ bezeichnet werden.
Davon muß aber das Fortschrittsnarrativ unterschieden werden, daß die ganze Menschheitsgeschichte eine einzige Weiter- und Höherentwickelung sei, und das gälte dann so auch für die Entwickelungsgeschichte der Kirche. Der Heilige Geist kann in diesem Fortschrittsnarrativ nur die Rolle des Fortschrittsgeistes einnehmen,der Kraft, die in der Geschichte das Fortschreiten evoziert.Dieser Geist negiert ununterbrochen das gestern von ihm Gewirkte als überholt im Namen der neuen Wahrheit, die aber schon ans Tageslicht gekommen zu ihrem Veralten verdammt ist: Nur das immer Neue ist nur wahr. Aber der Heilige Geist negiert nicht die offenbarten Wahrheiten, sondern conserviert sie in der Kirche, hält und erhält sie in der Wahrheit. Deshalb kann und darf es nichts Neues in der Kirche geben, sondern nur ein weiteres Explizieren des ihr schon Offenbartem! Was aus der offenbarten Wahrheit nicht deduzierbar ist, kann nicht als wahr gelten.Um der Präzisierung willen könnte dann so zwischen richtigen und wahren Aussagen unterschieden werden: Richtig ist die Aussage, daß Thomas Mann den „Zauberbeg“verfaßt hat, wahr ist die Aussage, daß Jesus der Sohn Gottes ist.
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