Ein Rettungsplan für die Kirche: Dialog, Synodaliät und Beratungs- und Entscheidungsgremien
Das Hauptproblem scheint, nimmt man diese Therapievorschläge ernst und denkt nicht gleich, hierbei handele es sich nur um mehr oder weniger gut ausgefeilte Strategien eines innerkirchlichen Machtkampfes: „Wer bestimmt wie über was in der Kirche?“eine defizitäre Kommunikationskultur zu sein. Um eine Kommunikationskultur geht es dabei da die Kommunikation reguliert: „Wer mit wem wie über was?, also institutionalisiert werden soll.
Es soll nun eine grobe Übersichtsskizze versucht werden. Mit: „ Über den Dialog“ wird angefangen.Auszuschließen sind hierbei von vornherein fiktive künstlerisch gestaltete,man denke an die sokratischen Dialoge und die sich spontan ergebenden Unterhaltungen,in denen man halt miteinander plaudert.Es ist an den christlich - jüdischen Dialog zu denken, den interreligiösen oder jetzt aktueller an den mit LGBTQ-Vertretern. Diesen Dialogen gemein ist, daß sie von einer Höflichkeitskultur geprägt sind. Die ursprüngliche Bedeutung der Höflichkeit war selbstredend die,sich so zu benehmen wissen, daß man am Hofe auftreten konnte.Jetzt stellt die Höflichkeitskultur einen Ausgleich dar zwischen der Pflicht zur Wahrheit, daß man zumindest nicht lügen dürfe und dem Gebot der Nächstenliebe. So sagt man eben nicht zu dem Gastgeber, daß die Qualität des ausgeschenkten Weines miserabel ist, daß der Wein nicht trinkbar sei. Da der Dialog durch diese Art der Höflichkeit bestimmt ist, ist diese Kommunikationsform nicht förderlich für ein Miteinanderreden, das auf eine Wahrheitsfindung ausgerichtet ist.
Nun gibt es Dialoge, die durch eine Asymmetrie bestimmt ist. Das bekannteste asymmetrische Kommunikationsverhältnis wird treffend durch diesen Witz veranschaulicht: Paragraph 1 Der Chef hat immer recht. Paragraph 2: Hat der Chef nicht recht, tritt automatisch der 1.Paragraph in Geltung.Eine besondere Gestalt einer asymmetrischen Kommunikation ist die,in der die eine Partei die Position des Angeklagten,die andere die des Anklagenden einnimmt. Das ist die Struktur des christlich- jüdischen Dialoges, in der die christliche Seite stets auf die Anklagebank gesetzt sich sieht, irgendwie für den Holocaust mitverantwortlich zu sein und aus dieser Position heraus nur noch reden kann.Das gilt ebenso für den Dialog mit Vertretern der Homosexlobby und denen der LGBTQ : Die Kirche habe diese diskriminiert und muß sich im Dialog dieser Anklage stellen. Da in diesen Dialog die Position des Richters unbesetzt ist, müssen alle sich untereinander miteinander arrangieren, wobei der Angeklagte stets in der schwächeren Position sich vorfindet. Einer Wahrheitsfindung ist ein so strukturierter Dialog nicht günstig, ja sie vereitelt eigentlich eine Wahrheitsfiindung.
Wenn man nun aber eine Wahrheitsfindungsorientierung von vornherein ausschließt, sondern als das Ziel des Dialogisierens nur ein Besser- miteinader- Auskommen anvisiert, dann ist das ein gutes Ziel für eine bürgerliche Kultur, aber widerspricht dem Wesen der Kirche, die auf die Wahrheit auferbaut ist.
Das Schlagwort der jetzigen innerkirchlichen Reformdebatte ist der Begriff der Synodalität. Der wird dabei so unbestimmt verwendet, daß man ohne Probleme mehrere Dissertationen über die jetzige Verwendung verfassen könnte, ohne auch nur ein Wort darüber zu verlieren, was denn normativ unter diesem Begriff zu verstehen ist!Man kann sich aber nicht des Eindruckes erwehren, daß diese Vokabel primär gebraucht wird, um eigene Machtinteressen durchzusetzen, daß Gruppen behaupten,bisher gar nicht bzw zu wenig an den Kirchenentscheidungen beteiligt gewesen zu sein und daß sie deswegen eine Machtbeteiligung verlangen.Implizit wird dabei präsumiert, daß die Kirche ein leerer Raum gewesen sei, der nun im Laufe der Kirchengeschichte möbiliert worden sei durch die vielfältigsten Beschlüsse der Kirche,aber die jetzigen Bewohner die Kirche renovieren möchten und deswegen sei nun vorrangig darüber zu entscheiden, wer nun wie die Entscheidungen über die durchzuführende Renovierung zu treffen habe. Als der Gegenpol der Synodalisierung ist dabei die hierarchische Struktur der Kirche gesetzt, die irgendwie aufgeweicht oder gar gänzlich aufgelöst werden soll.
Völlig ungeklärt ist dabei die Frage der Sachkompetenz der Beratungs- und Entscheidugsgremien. Unreflektiert wird dabei der Parlamentarismus des liberal- demokratischen Rechtsstaates zugrunde gelegt, daß sich die Kirche die Struktur des heutigen Staates mehr oder weniger zu eigen machen sollte, als gäbe es eine Struktur, die für jede Institution gleichermaßen gut wäre. Gewählte Synodale haben als kompetent zu gelten, weil sie demokratisch in ein Entscheidungsgremium hineingewählt worden sind. Für gewählte Parlamentarier gilt, daß die Sachkompetenz der Parlamentsfraktion, der sie angehören und die der Partei, der sie angehören,die Eigenkompetenz ersetzt: Sie stimmen gemäß der Fraktions- und der Parteidisziplin ab. Abweichendes Verhalten wird dann sanktioniert, da es als unerwünscht und dysfunktional gilt. Ein Synodaler dürfte angesichts des heutigen Zustandes der Kirche in der Regel über fast keine Kompetenz in theologischen Fragen besitzen und müßte die dann durch seine liberalere oder conserativere Gesinnung kompensieren.
Solange sich in den kirchlichen Gremien noch keine Parteienbildung ereignet hat,erscheinen Lager von mehr oder weniger Gleichgesinnten, die ihr Profil gewinnen in ihrer gemeinsamen Ablehnung von bestimmten Positionen´: Zu uns gehört nicht, wer etwa die praktizierte Homosexualität als eine Sünde beurteilt und der für den Zölibat ist.
Irritierend ist nun,mit welcher Vehemenz neue Beratungs- und Entscheidugsgremien eingefordert werden angesichts der wenigen zu treffenden Entscheidungen in der Kirche.Für die meisten kirchlichen Handlungen gilt ja die Devise: „So wie letztes Jahr oder wie immer!“ Die jetzt strittigen Fragen, die der Abschaffung des Zölibates, die der Einführung des Frauenpriestertumes und die der Erlaubnis des Sexes für alle ,können und dürfen in Deutschland gar nicht gefällt werden, sondern wenn, dann nur in Rom.Es stellt sich dabei aber die Frage: „Warum soll die Katholische Kirche denn nun in mühsamster Kleinarbeit verprotestantisiert werden, steht doch in Deutschland die evangelische „Kirche“ und würde gern all diese „katholischen“ Reformer in sich aufnehmen.
Warum nun aber durch eine Angleichung der Strukturen der Kirche an die der EKD die Kirchenkrise abgemildert werden kann,ist aber für jeden Mitdenkenden völlig uneinsichtig und verstärkt so den Verdacht, daß es hier nur um die Interessen von Gremienchristen geht, daß sie durch ihre Gremien und Räte zu Macht in der Kirche kommen wollen. Der reine Formalismus dieser Reformdebatte zeigt aber auch überdeutlich das Desinteresse an den Gehalten der christlichen Religion. Die Gehalte degradiert diese Reformdiskussion eben zum bloßen Spielmaterial für Entscheidungsgremien.
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