Montag, 16. Juni 2025

Der Fremde – stets nur eine Bereicherung? Oder ein populärer Irrtum auch in der Kirche

Der Fremde – stets nur eine Bereicherung? Oder ein populärer Irrtum auch in der Kirche



Ein politisch inkorrektes Bekenntnis einer Kastellanin könnte uns zu denken geben: „Ich – ich – ich habe mich bisher so sehr vor den Türken gefürchtet, weil sie so große Bärte und so krumme Säbel haben und an einen anderen Gott glauben.“ So läßt Karl May in seinem Roman:“Scepter und Hammer im 7.Kapitel: „Schachzüge“ eine besorgte Christin sprechen. Der Türke sähe eben fremdartig aus,er sei gar bewaffnet und er glaube an einen anderen Gott. Wenn man einen Menschen kennt, dann weiß man, welches Verhalten man so von ihm erwarten kann, wenn er dann noch an den Gott der christlichen Religion glaubt, kann man wohl auch erwarten, daß er sich christlich verhielte. Der Gottesglaube wird dabei präsumiert als der Grund des Wiesichverhaltens, man lebe als ein Gläubiger doch gemäß Gott, so wie man ihn glaube. Da der Türke nun einen anderen Gottglauben habe, da kann diese Christin nicht mehr wissen, wie der Türke sich verhalten wird.

Das Problem löst sich aber sofort, als der Besorgten offenbart wird, daß dieser Türke ein Christ sei, sodaß sie nun unbesorgt ihren Dienst bei ihm antreten kann. Aber es muß doch nun eingewandt werden, daß hier sich der sonst so christliche Autor,es sei an den sterbenden Winnetou erinnert, der sich kurz vor seinem Tode zum christlichen Glauben bekannte und sich ein Marieenlied wünschte1 recht unchristlich äußere,denn schließlich habe ein Christ jede andere Religion zu respektieren, vertrauend darauf, daß jede Religion ihre Gläubigen zu einem moralisch ordentlichen Leben anleite.

Aber so lange noch die hl. Schrift als die wichtigste Quelle des christlichen Glaubens angesehen wird,können da Bedenken angemeldet werden.Das Volk Israel wandert nach ihrer 40 jährigen Wüstenwanderzeit ein in das Land, das Gott ihm als seinen ewigen Besitz versprochen hat.Nur, da waren schon andere Völker, die dieses Land mit unbestreitbarem Recht als ihre Heimat ansahen.Die Bibel erzählt nun ohne zu beschönigen von den Kriegen, die da beheimateten Völker führten und wie diese vernichtet oder vertrieben wurden. (Josua, und das Richterbuch). Da lesen wir die immer wiederkehrende Formel: Gott gab sie in die Hand Israels und die vernichteten dann den Feind, das andere Volk! Aber Gott vernichtete so nicht alle Fremdvölker, um so seinem Volke seinen neuen Lebensraum zu verschaffen. So müssen wir im 23. Kapitel des Buches Josua (V 12f) lesen:

Wenn ihr aber den Irrthümern dieser Völker, die unter euch wohnen, euch anschließen, und Heirathen mit ihnen eingehen, und Freundschaft mit ihnen schließen wollt, so wisset schon jetzt, daß der Herr, euer Gott, sie alsdann vor euch nicht mehr vertreiben wird, sondern sie euch zur Grube und zum Fallstrick, zum Anstoß an eurer Seite, und zum Pfahl in euren Augen werden.bis er euch aus diesem guten Lande, das er euch gegeben hat, vertreibt und vertilgt.“

Mit der Vertreibung aus dem guten Lande ist die Exilierung Israels 586 v Chr gemeint, die Gott hier seinem Volke schon androht, wenn es ihn verläßt und die fremden Götter der Fremdvölker verehrt. Die Irrthümer sind die Fremdgötter. Die anderen Völker sind potentielle Fallstricke für das jüdische Volk, da sie mit ihnen zusammenlebend sie zur Abkehr von ihrem Gott zur Hinwendung zu deren Götter verleiten können. Gott vertriebe sonst deswegen die fremden Völker oder tötete sie gar, damit so das jüdische Volk nicht in die Gefahr geriete, sich zur Verehrung der Fremdgötter verleiten zu lassen. (Dabei darf hier nicht präsumiert werden, daß es nur einen Gott, den des Volkes Israels gäbe, sodaß die Fremdgötter gar keine Götter wären, sondern das jüdische Volk gleicht einer verheirateten Frau, die immer in der Gefahr existiert, sich in andere Männer zu verlieben oder von ihnen verführt zu werden. Das Gebot der Treue zu dem einen Gott setzt die Möglichkeit des Fremdgehens mit anderen Göttern voraus.) Jetzt aber läßt Gott es zu, daß Fremdvölker mit ihnen zusammenleben und setzt so sein Volk der Gefahr des so möglichen Fremdgehens aus.

Die fremden Völker mit ihren anderen Göttern2 werden in der hl.Schift immer nur als eine Gefährdung des Glaubenslebens Israels thematisiert.In der Nachexilszeit müssen gar alle Mischehen aufgelöst werden, da durch sie das jüdische Glaubensleben als gefährdet angesehen wurde. Der Fremde wird so eher als eine Bedrohung als als eine Bereicherung expliziert.Der Untergang Israels wird ja eingeleitet durch die Hinwendung des Königs Salomon zu den vielen Fremdgöttern, die seine zahlreichen Ehefrauen mit nach Jerusalem gebracht hatten,sodaß Gott sein Volk durch die Teilung des einen Staates in zwei, Israel und Juda bestrafte, die dann gar gegeneinander Krieg führten und so ihren Untergang erwirkten.Mit dem Zeugnis der hl. Schrift ist zumindest der Glaube an eine Bereicherung durch Fremde nicht legitimierbar.

Der Fremde, das Fremde wird aber in der Epoche der Marktwirtschaftsideologie primär als eine Erweiterung des Warenangebotes angesehen. 

Als eine Ergänzung sei hier auf den Artikel: "Schon feast jeder zweite Häftling ist Ausländer" der "Jungen Freiheit" vom 17.6.2025 verwiesen.


  

1Karl May, Winnetou Bd 3.

2Exegetisch wird davon ausgegangen, daß sich in Israel der Monotheismus erst im Exil entwickelt hat, davor glaubte man an viele Götter, aber daß Israel nur mit einem der Götter verehelicht war. Systematisch theologisch sind die anderen Götter als Engel anzusehen, als Gottes Engel, wenn die andere Religion ihre Gläubigen auf die christliche vorzubereiten haben und als daimonische, wenn sie die wahre Religion verhindern sollen.

 

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