Dienstag, 10. Juni 2025

Wenn Bürger hassen dürfen – oder daß die Theologie doch besser als die anderen Wissenschaften über den Menschen Bescheid weiß!

 

Wenn Bürger hassen dürfen – oder daß die Theologie doch besser als die anderen Wissenschaften über den Menschen Bescheid weiß!



Je heterogener und multi“kultureller“ eine Gesellschaft wird, desto stärker muß eine Regierung sie durch Indoktrinierung und Repression zusammenhalten“. Diese Einsicht steht in dem auch sonst sehr lesenswerten Artikel von Klaus Koch: „Die gelenkte Gesellschaft“1. Homogen und dadurch zusammenhaltend ist eine Gesellschaft, wenn sie ethnisch homogen ist, hier gilt die Lebensweisheit, daß Blut halt dicker ist als Wasser, oder indem sie kulturell homogen ist, wofür das chrstliche Abendland2 aber auch das Osmanische Reich3 steht.

Die Alternative dazu ist die Erschaffung einer politischen Homogenität. Eingedenk der These Carl Schmitts über die Bedeutung des „Feindes“ für den politischen Diskurs heißt das: Durch die Deklaration des einen „Feindes“ wird die Homogenität einer Gesellschaft erwirkt, in der es sonst keine Gemeinsamkeit mehr gibt, da all die vorherigen aufgelöst worden sind, die ethnische und die kulturelle. Eine Grundlage aller Herrschaftspolitik ist die Maxime: „Teile und herrsche“. Die Bevölkerung wird so aufgeteilt in die Gutmenschbürger und den „Feind“, der aus dem politischen wie bürgerlichen Leben auszugrenzen ist. „Spiele nicht mit Schmuddelkindern“ lautet dabei die Ausgrenzungsformel. Der gemeinsame Feind konstituiert so die Gemeinschaft der Gutmenschbürger, die rein bzw gut sind, da sie jeden kontaminierenden Kontakt mit dem „Feind“ vermeiden. Der Kampf des Gutmenschbürgers gegen Rechts ist nun die Praxis der Feinderklärung, daß jeder, der rechts von der Politik der Bundeskanzlerin Merkel sich positoniert ein Feind des Gutmenschbürgers ist.

Dieser innergesellschaftlichen Feind- und Ausgrenzungsstrategie korreliert nun die Widerkehr des äußeren Feindes: Rußland und dann auch China. Dem inneren Feind wird dann eine Beziehung zu dem äußeren Feind zugeschrieben, daß der innere Feind doch nur eine Hilfstruppe Moskaus sei.Die einstige Entspannungspolitik sei eben ein Fehler gewesen, jetzt gälte, zur Politik des „Kalten Krieges“ zurückzukehren4.

Wie inszenieren sich dann nun die Gutmenschbürger in ihrem Kampf gegen den „Feind“, gegen Rechts? Die obrigkeitstreue Diederich Heßling, den Heinrich Mann so polemisch charakterisierte,5 tritt doch recht biedermännisch auf, ganz anders der Gutmenschbürger: Auf den Antirechtsdemonstrationen trägt er stolz sein Plakat: „Ganz München haßt die AfD“, oder eben einen anderen Stadtnamen. Er „haßt“ und das tut er mit einem guten Gewissen. Norbert Elias rekonstruiert in seinem Werk: „Der Prozeß der Zivilisation“ die Domestikatio des Bürgers, daß er lernt, sich selbst zu beherrschen und das heißt immer auch, seine Leidenschaften und Affekte zu beherrschen. Paulus kann zwar noch von Gott aussagen: „Mein ist die Rache“, (Röm 12,19), die hl. Schrift weiß sehr beredt vom Zorne Gottes zu erzählen, aber wie Gott in immer lieblichen Farben gemalt wurde, bis er nur noch: „Der ich hab Euch alle lieb Gott“ war, so sollte auch der Bürger ein all seiner Leidenschaften beraubter werden, der nur noch störungsfrei funktioniert.

Aber wo bleiben dann die wegerzogenen Leidenschaften des Menschen, daß er eben nicht nur zum Lieben sondern auch zum Hassen stets geneigt ist? Der „Alte Adam“ wurde so mit einer Maskerade des zivilisierten Menschseins überkleidet, aber eine Maskierung, unter der der „Alte Adam“, dessen Herz zum Bösen von Natur aus geneigt ist, weiter existierte. Ruft nun die Regierung dazu auf: „Hasset den!“- „Den darfst Du hassen!“ fällt das so auf einen stets fruchtbaren Boden. Den Menschen zur Nächstenliebe zu erziehen ist eine pädagogische Mamutaufgabe, denn hier streitet die Pädagogik wider den erbsündlichen Menschen und die Macht des Teufels, den zum Bösen Geneigten zu verführen, den Menschen aufzufordern: „Hasse Deinen Feind!“ ist dagegen für den postlapsarischen Menschen ein pures Evangelium!Das Vergessen und Verdrängen dieser Wahrheit über den Menschen nacht den politischen Diskurs dann so oft realitätsfern.

Die Parole: „Ganz XY haßt die AfD“ ist dabei besonders klug formuliert, denn sie suggeriert jedem Hasser, daß er nicht mit seinem Haß alleine stünde, sondern daß alle, jeder wie er die AfD hasse. Hiermit wird der Herdentrieb des Menschen direkt angesprochen: Was alle tuen ist in Ordnung, ist gut getan, weil es alle tuen! Falsch ist immer nur das vom Herdentuen Abweichende. Die Abweichenden gehören somit auch gar nicht zur Stadt, zur Gemeinschaft sondern sind Exkommunizierte, die man deshalb auch hassen darf. Der Gipfel dieses Hasses kumuliert dann in der Parole: „AfDler töten“. Dies ist tatsächlich imperativisch gemeint, nicht als eine indikativische Aussage, daß AfDler andere Menschen töten würden, nein: Man soll sie töten! Gegen diese Parole sind Anzeigen erhoben worden, daß hier zu einer Straftat aufgerufen würde, die des Mordes, aber ein Gericht erlaubte diese Parole, ein politisch korrektes Gerichtsurteil. Seit dem dürfte auf keiner Antirechtsdemonstration diese Aufforderungsparole fehlen. Der Haß steigert sich hier gar zu Ermordungsphantasien! Endlich darf der zivilisierte Bürger wider leidenschaftlich hassen und gar von Ermordungen träumen! So tobt sich unter der Maskerade des Gutmenschen der „Alte Adam“ aus. Es bedarf dazu gar keiner überschäumenden Propagandatätigkeit, es ist eher vergleichbar mit einem Feuerfunken, der in eine Scheune voller getrocknetem Heu geworfen wird: Lichterloh brennt der von Zorn und Haß erfüllte Gutmensch in seinem heiligen Kreuzzug gegen Rechts.





1Klaus Koch, Klaus Koch Blogg: Die gelenkte Gesellschaft, 3.6.2025.

2Vgl: Novalis, Christentum oder Europa, das Beste, was je über diese Epoche verfaßt wurde.

3Man unterschätze die jetzige türlische Politik nicht. So ist zwar Mussolinis Versuch, aus Italienern wieder Römer zu machen, ein neues Römisches Reich zu gründen gescheitert, aber das garantiert nicht, daß Erdogans Versuch einer Restitution des Osmanischen Reiches notwendig zum Scheitern verurteilt ist.

4Die Partei der „Grünen“, die sich einst als die Partei der Friedensbewegung und Neinsager zur Natoaufrüstung verstand, fordert nun nicht nur am lautesten einen Kriegskurs gegen Rußland sondern genauso lautstark das Verbot der AfD, der sie auch ihrer Rußlandnähe vorwirft, daß sie für eine diplomatische Lösung des Ukrainekrieges wirbt.

5Heinrich Mann: Der Untertan.

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