Freitag, 6. Juni 2025

Ein weiterer sehr populärer Irrtum in der Kirche – oder warum eine simple Verkaufsstrategie scheitert

 

Ein weiterer sehr populärer Irrtum in der Kirche – oder warum eine simple Verkaufsstrategie scheitert



Diese Marketingstrategie zeichnet sich durch ihre bestechende Simplizität aus, daß nämlich jeder Mensch sich danach sehne, geliebt zu werden. Nun würde aber das Geliebtwerden durch einen anderen Menschen stets auch als eine defizitäre erfahren, man würde gar nicht so geliebt, wie man wirklich sei sondern sie sei an Bedingungen geknüpft, etwa: „Wenn Du mich betrügst, liebe ich Dich nicht mehr!“und so manche Ehefrau muß die bittere Erfahrung machen, daß ihr Mann sie verläßt, weil er nun eine jüngere und attraktivere ehelichen möchte. Aber die Kirche habe in ihrer Angebotspalette die vollkommene Liebe, die Gottes zu Dir! „Gott liebt Dich, ER wird nie aufhören, Dich zu lieben und nur Gott liebt Dich bedingungslos!“ Das, wonach jeder sich sehne, daß könne nur die Kirche vermitteln, die einzig wahre, bedingungslose Liebe Gottes zu jedem Menschen.

Irritiert ob der scheinbaren Evidenz dieser Verkaufskonzeption frägt man sich aber, warum dann nur der Erfolg ausbliebe. Das Problem ist, daß die Sehnsucht, geliebt zu werden, hierbei unterkomplex verstanden wird, da sie die Frage, von wem möchte ich denn geliebt werden, ausblendet. Es soll nun ein einfacher Fall vorgeführt werden, um diese Unterkomplexität zu veranschaulichen. Man denke sich einen verheirateten Professor, zu der eine seiner Studentin sagt: „Dich liebe ich!“ und der Professor muß erkennen, daß das hier nicht einfach eine Mädchenschwärmerei ist, sondern daß diese erwachsene Frau ihn wirklich liebt.Es bedarf keiner großen Phantasieanstrengung, um sich klar zu machen, daß dieser Professor nun ein wirkliches und gravierendes Problem hat mit dieser Studentin, weil sie ihn wirklich liebt. Als Verheirateter möchte er von seiner Frau geliebt werden, er hofft, daß sie ihn auch wirklich noch liebt, aber von dieser Studentin möchte er nicht geliebt werden. Wie soll er sich ihr gegenüber verhalten, gar wenn er sie zu prüfen hat in ihrem Examen?Die Unterkomplexität besteht also in der Ausblendung der Frage des: Von wem geliebtwerden! 

Geliebt werden will ein Mensch nur von dem Menschen, den er auch liebt.Wird er nun von jemandem geliebt, den er selbst nicht liebt, schafft das größte Probleme, die Beziehung zwischen den Zweien wird höchst problematisch, weil der eine den Anderen liebt und deswegen auch von ihm geliebt werden will, und der Geliebte liebt den ihn Liebenden aber nicht.Wer daraufhin das reale Beziehungsleben der Menschen betrachtet, kann nicht die Augen davor verschließen, daß ein Mensch von den allermeisten Menschen nicht geliebt werden will! Denn zur Liebe gehört nun einmal konstitutiv, daß der Liebende von dem Geliebtwerdenden auch selbst geliebt werden will. Kein Mensch offenbart einem anderen: „Dich liebe ich!“, ohne daß er darauf hofft, daß ihm geantwortet wird: „Ich liebe Dich auch!“

Welcher Mensch möchte so von Gott überhaupt geliebt werden, zumal er lebensklug damit die Aufforderung Gottes verbindet, daß er nun auch von uns geliebt werden möchte. Außerdem evoziert dies noch eine weitere Frage: „Kann denn dies Wesen, Gott genannt, auch lieben?“ Daß Gott als ein lieben Könnender gedacht wird, ist keine Selbstverständlichkeit, gerade in religionskritischen Zeiten, in denen die Aussage, „Gott liebe“ als eine unzulässige Vermenschlichung Gottes kritisiert wird. Nicht alle, die der Aussage, Gott gibt es wirklich, stimmen zu, daß Gott als ein personales Wesen zu denken ist, dem auch oder gar nur das Prädikat des Liebens zugeschrieben werden kann.

Nun könnte man diese Marketingstrategie zu retten versuchen mit der Näherbestimmung, es ginge hier gar nicht um die Liebe, so wie ein Mann eine Frau liebe, sondern um ein Anerkennen, daß Gott den Menschen als Menschen anerkenne. Das ist aber so verheißungsvoll, als wenn jemand einem in winterlicher Kälte Frierenden ein Hemdlein zum Wärmen anböte. Eine solche Anerkennungsliebe wärmt nicht. Gravierender ist nun aber dabei, daß wir Menschen, wenn wir anerkannt werden wollen, wir für eine erbrachte Leistung anerkannt werden wollen. Ein Schüler, dem der Lehrer eine Eins für seinen Aufsatz bekommt, fühlt sich anerkannt, daß er etwas geleistet hat. Wenn nun aber der Lehrer jedem Schüler eine Eins gibt für seinen Aufsatz, dann ist dieser Einseranerkenntnis nichts mehr wert.Sagt ein Kavalier zu einer Frau, daß sie bezaubernd aussähe, erfreut sie das, aber nur solange, wie dieser Kavalier nicht jeder auf der Geburtstagsfeier anwesenden Frau dies gleiche Kompliment macht. Wenn Gott alle Menschen gleichermaßen anerkennt und nicht als eine Belohnung für etwas Besonderes, dann ist diese Anerkennung für den so Anerkannten nichts wert.

Es ist so kein Wunder, daß diese Verkaufsstrategie, daß Gott jeden liebe, nicht erfolgreich ist, zumal diese Aussage meistens denn doch nur als ein Nebensatz verwendet wird, um dann auszubuchstabieren, was wir als so von Gott Geliebte alles zu lassen und zu tuen hätten: Weil Gott jeden Menschen liebe, haben wir Christen für Afrika zu spenden, den Flüchlingen ein Asyl zu gewähren und isb die LGBTQ- Menschen hochzuschätzen. So viel Moralpredigt begeistert dann die Hörer nur, wenn das eine Einladung ist, auf die dann herabsehen zu dürfen, die nicht so es praktizieren: „Gott ich danke Dir, daß ich nicht so bin wie...!“ 

Darüberhinaus gilt, daß die Aussage, Gott liebt jemanden nur eine bedeutungsvolle Aussage sein kan, wenn es auch möglich wäre, daß Gott diesen nicht liebt. So ist ja auch die Aussage:"Du hast die Prüfung bestanden!" nur bedeutungsvoll, wenn sie auch nicht bstanden werden könnte.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen