Montag, 12. Mai 2025

5 Thesen zur Transformation der christlichen Erlösungsreligion zu einer humanisten Ideologie

 

5 Thesen zur Transformation der christlichen Erlösungsreligion zu einer humanisten Ideologie



Erstens: Nicht jede Religion ist eine Erlösungsreligion und die christliche ist nicht die einzige, aber die christliche Religion ist von ihrer Substanz her eine Erlösungsreligion: Im Zentrum stehen so zwei Aussagen, daß der Mensch erlösungsbedürftig ist und daß Gott ihn nur erlösen kann. Die große Erzählung der christlichen Religion über die Schöpfung, den Sündenfall und das Erlösungswerk Jesu Christi und über die Heilsvermittelung durch die Kirche bis zur endgültigen Erlösung im Reich Gottes bildet so den Rahmen dieser Religion, in das dann alles Einzelne als ein Element dieser Erzählung eingezeichnet wird.a

Zweitens: Die humanistische Ideologie ist etwas von jeder Erlösungsreligion Grundverschiedenes. Ihr Fundament bildet den Glauben an den Menschen, seine Würde und an die davon abgeleiteten Menschenrechte. Die Aufgabe, die damit mitgesetzte ist es nun, die Welt so zu gestalten, daß der Mensch gemäß seiner Würde überall leben kann. Dies Konzept versteht sich selbst als die Alternative zur Konstantinischen Epoche, die Welt auf dem Fundament der christlichen Religion zu erbauen. Die pure Vernunft, losgelöst von den Wahrheiten der christlichen Religion sollte nun das Fundament der neu zu konzipierenden Welt sein. Der erste Versuch der praktischen Umsetzung war die Französische Revolution.

Drittens: Nach dem die Katholische Kirche anfänglich die Menschenrechtsideologie reprobierte, integrierte sie diese in der Folge des 2.Vaticanumes. Integrierbar wurde das Nichtintegrierbare, indem nun der Glaube an den Gott als den Schöpfer aller Menschen in das Zentrum gerückt wurde, daß Gott jeden Menschen liebe, bejahe ob seines Menschseins. Daraus wird dann seine Menschenwürde und die Menschenrechte deduziert.Die spezifisch christliche Gotteserkenntnis, seine Dreieinigkeit, sein Sichoffenbaren in Jesus Christus und die von ihm gegründete Kirche kann nun als Nebensächliches entwertet werden und es wird stattdessen die Gemeinsamkeit aller monotheistischen Religionen betont, daß sie alle an die eine von Gott geliebte Menschheit glaubten. Das führe als Orthopraxie zum praktizierten Humanismus aller Religionen. Gott reduziert sich dabei auf eine kontingente Letztbegründungsinstanz des Glaubens an die Würde jedes Menschen. Aber dieser Glaube an die Menschenwürde kann auch ohne solch eine Letztbegründung auskommen, indem er sich selbst als ein in sich evidentes Fundament versteht. Die Praxis der christlichen Religion wird so der zu praktizierende Humanismus.

Viertens: Der Mensch bedarf so keiner Erlösung durch Gott sondern es reiche aus, daß die Menschen ihr Leben vernünftig gestalten im Sinne der universalistischen Anerkennung der Menschenrechte. Dazu gehört dann auch das Engagement für die Demokratie als die bestmögliche Staatsform. Zu den Menschenrechten gehört nun konstitutiv, daß die Religion nur noch in der Privatsphäre zu leben ist und daß deshalb eine religiöse Position, wenn sie in den allgemeinen öffentlichen Diskurs eingebracht werden soll, im Sinne des Menschenrechtsglaubens umzuformen ist.

Fünftens: Die christliche Religion hat so genau genommen nur noch einen Gehalt, den Glauben an die Würde des Menschen. Die ist ihm unverlierbar. Dafür habe sich die Kirche nun zu engagieren. Alle Lehren der Kirche und ihre Praxis sei nun daraufhin umzuformen: Das ist die Modernisierung der Kirche, daß sie nun die Substanz der Französischen Revolution als ihr Eigenstes annimmt und sich als eine Erlösungsreligion aufgibt.





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