Mittwoch, 7. Mai 2025

Ein Klassiker: Wie politisch oder unpolitisch soll die Kirche sein - aktuell wieder debattiert

 

Ein Klassiker: Wie politisch oder unpolitisch soll die Kirche sein - aktuell wieder debattiert


Aus der Sicht der politischen Parteien wird diese Frage mit einer geradezu wohl-tuenden Klarheit beantwortet: Gefallen die kirchlichen Äußerungen zu den aktuellen politischen Fragen, erklärt eine Partei, sie begrüße diese Kirchenvoten, mißfallen sie und muß davon ausgegangen werden, daß die Kirche in der angesprochenen Causa weiterhin eine Position beziehen wird, die einer Partei mißfällt, genau dann wird sie erklären, die Kirche möge sich doch auf ihre Aufgaben konzentrieren und limitieren, statt in die tagespolitische Debatte einzugreifen. Im politischen Diskurs, in denen nun auch zahlreiche nichtparteipolitisch Gebundene sich äußern, wiederholt sich diese Art der Stellungnahme: Gefallen die kirchlichen Voten, werden sie goutiert, mißfallen sie, wird eine unpolitische Kirche gefordert.

So wurde von allen demokratischen Blockparteien die kirchliche Verurteilung der AfD begrüßt und deren harter Antirechtskurs der Ausgrenzung in allen Medien bejubelt außer in den wenigen oppositionell ausgerichteten. Aber die mißbrauchen ja, wie wir als gute Demokraten wissen die Meinungsfreiheit. Die Regierung ist dann aber leider bei dem Versuch, eines dieser Mißbrauchsmedien zu verbieten, Compact durch ein Gerichtsurteil gestoppt worden, aber von der Kirche wird in dieser Causa erwartet, daß sie den Kampf gegen den Mißbrauch der Meinungsfreiheit unterstützt durch tatkräftige Antirechtskampagnen.

Aber wenn man nun diese Ebene der Versuche, die Kirche für parteipolitische Interessen zu vereinnahmen oder zumindest zu verhindern, daß andere Parteien die Kirche für sich zu instrumentalisieren versucht, wie wäre denn prinzipiell theologisch das Verhältnis der Kirche zur Politik zu bestimmen? Theologisch bedeutet dann nicht, daß die Kirchenmitglieder repräsentativ befragt werden, um das Wunschprogramm: „Wie politisch möchten Sie denn Ihre Kirche haben?“ zu erforschen als die Norm für das Verhalten der Kirche zum und im politischen Diskurs.

Im politischen Diskurs steht im Zentrum immer die Frage, wie der Staat bzw die Regierung ein bestimmtes Problem lösen solle.Die Diskutierer erhoffen sich dabei, daß ihre Voten von der Regierung beachtet und im Idealfalle gar umgesetzt werden. Dabei hätte jeder das Recht, seine Meinungen in den Diskurs einzubringen und darauf zu insistieren, daß sie beachtet werden. Zur Ordnung des Diskurses gehört nun, wie es der Diskursanalytiker M. Foucault herausgearbeitet hat, konstitutiv ein Regelsystem, welche Beitrage von wem wie zum Diskurs dazugehören und welche nicht. So urteilt nicht nur der Kommunikationstheoretiker Habermas, daß explizit theologische Argumente nicht ein Bestandteil des politischen Diskurses sein können, sie müßten erst in eine säkulare nachmetaphysische und nachtheologische Sprache übersetzt werden. Die Kirche müßte sich also einer Fremdsprache bedienen, da nur so das ihr Eigentliche in den politischen Diskurs einfließen dürfe. Das praktiziert heute die Kirche auch schon, indem sie all ihre Gehalte umformt zu Stellungnahmen, deren Fundament die „Würde des Menschen“ oder die „Menschenrechte“ sind. Gott kann dann dabei implizite als die Letztbegründungsinstanz der „Menschenwürde“ bzw der „Menschenrechte“ mitgedacht werden, aber diese Begründungsinstanz gehört dann nicht mehr zur publizierten kirchlichen Stellungnahme im politischen Diskurs. So agiert faktisch die nachkonziliare Kirche nach dem endgültigen Ende der Konstantinischen Epoche. Das Ende des Thron-und Altarbündnisses sei eben auch das Ende der Theologie und der Metaphysik, wie es die Regulierer des politischen Diskurses festlegen.

Nun entsteht daraus aber selbst ein gravierendes Problem für den politischen Diskurs:Dieser Diskurs weiß selbst nicht und kann nicht wissen, was den eigentlich der Staat ist und kann somit auch das Wozu er ist, nicht begreifen.Denn dies ist eine Frage, die nur eine metaphysische Lehre vom Staat und eine theologische Lehre des Staates erfassen kann. Der politische Diskurs verbleibt so im Oberflächlichen, im Bereich des Meinens und Dafürhaltens, ohne daß er einen Zugang zum Wesen des Staates finden könnte. Die Kirche müßte so dem Staat das sagen, was er aus sich selbst in dieser Zeit nicht mehr wissen kann, in denen der politische Diskurs sich nicht nur vom theologischen völlig entfremdet hat sondern auch sich vom metaphysischen Denken des Staates (von Platon bis Hegel) entfernt hat, So verliert der politische Diskurs die Schöpfungsordnungen Gottes, die Ausrichtung des Staates auf das Ziel der Gerechtigkeit außer Augen aber auch seine Hinordnung auf die Schöpfungsordnungen der Ehe und des Volkes. Daß Gott die Ordnung des Staates als die Schwertgewalt eingesetzt hat neben der Kirche als dem geistlichen Schwert, da Gott durch diese 2 Schwerter die Welt mittelbar regieren will neben seinem unmittelbarem Regieren, das ist eine Wahrheit, die dem säkularisierten politischen Diskurs als böhmische Dörfer erscheinen müssen. Aber wo der politische Diskurs von diesen Wahrheiten abstrahierend geführt wird, verkennt er das Substantielle des Politischen.

Wenn die Kirche aber in den politischen Diskurs das nicht mehr einbringt, was sie als die Kirche da zu sagen hätte, was der politische Diskurs nicht an Erkenntnissen aus sich heraus hervorbringen kann, da er auch das metaphysische Denken als nicht mehr zeitgemäß verwirft, dann reproduziert die Kirche nur noch das politische Gerede und verkauft das als ihr Eigentliches! 

Zusatz:

Der Einluß der Philosophie des Personalismus, durch den Papst Johannes Paul II gefördert, führt dazu, daß die Kirche sich mit dem Liberalismus verbandelt und somit das Wesentliche des sozialen Lebens und des Staates aus den Augen verliert ob der Fixierung auf den Menschen als eine Einzelperson. Sie verbundet sich damit mit einer Weltanschauung,dem Liberalismus, den sie vor dem Konzil noch verurteilt hatte. 

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