Montag, 5. Mai 2025

Der Katholische Katechismus – ein Ärgernis den Progressiven, aber ein Fels des Bewahrens des katholischen Glaubens: ein Vorurteil?

 

Der Katholische Katechismus – ein Ärgernis den Progressiven, aber ein Fels des Bewahrens des katholischen Glaubens: ein Vorurteil?


In katholischen Fakultäten wird unter Priesteramtskandidaten das Gerücht kolportiert, daß man besser nicht aus dem Katechismus zitieren möge, weil der als völlig inakzeptbel, reaktionär und ewig gestrig unter der Professorenschaft verurteilt wird. Zitiert wird höchstens noch aus den Katechismustexten zur Causa der Homosexualität und der Sexuallehre, um dann die Revision dieser Texte als nicht mehr zeit(geist)gemäß zu fordern.Daraus könnte nun der Schluß gezogen werden, daß der Katechismus eben deswegen so angefeindet wird von der linksliberalen Universitätstheologie, weil er so gut katholisch sei. Man könnte dann sogar dem liberalen Narrativ von dem angeblichen progressiven Charakter der verabschiedeten Texte des 2. Vaticanumes und der darauf folgenden reaktionären Interpretation dieses Reformkonziles etwas Positives abgewinnen, wenn man dies Narrativ so umdeutet: Die polyinterpretablen Texte des 2.Vaticnumes erlangten durch seine Interpretation durch diesen nachkonziliaren Katechismus eine eindeutige katholische Auslegung.

Aber stimmt das auch? Es soll nun diese Frage untersucht werden, indem die vom Katechismus unternommene Auslegung der apostolischen Glaubens-aussage: „zu richten die Lebenden und die Toten“ Nr 678 und 679 diskutiert wird. Auf diese Kernaussage der Wiederkunft Jesu Christi, um die Welt zu richten, wird sich hier kapriziert, weil sie wohl zu den jetzt am meisten verurteilten und nicht mehr gelehrten Gehalten der christlichen Religion gehört.


Im Text 678 heißt es, daß Jesus das „Gericht der letzten Tage“ ankündigte1. Das „Verhalten“ und der „geheimste Herzensgrund“ jedes Menschen würde aufgedeckt werden und Menschen werden ob ihrer Sünden willen verurteilt. Dann heißt es weiter: „Die Haltung gegenüber dem Nächsten wird zeigen, ob man die Gnade und Liebe Gottes angenommen oder zurückgewiesen hat.Jesus wird sagen: „Was ihr einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Mt 25,40)“.

Hier wird nun allerlei durcheinander geworfen: Die Aussage Mt 25,40 bezieht sich auf das Verhalten anderen Christen gegenüber. Jesus bezeichnet nämlich nicht alle Menschen als seine Brüder und Schwestern sondern nur die Mitchristen. Es muß der Bruderbegriff Jesu von dem der Französischen Revolution unterschieden werden.

Der Begriff des „Nächsten“ ist nur ein sinnvoller, wenn er eingedenk der Einsicht, daß alles Bestimmen ein Negieren ist verstanden wird als die Negation des Nichtnächsten. Es gibt so Nächste und Nichtnächste, etwa den Fernen oder den Fremden. Es gehört aber heutigen Tages zum guten Ton, diese Bestimmung dieses Begriffes zu reprobieren, um aus ihm eine universalistische: Alle-Menschen-Liebe abzuleiten.2 Faktisch läuft die gegenwärtig übliche Interpretation der Nächstenliebe darauf hinaus, die Fremden- und Fernenliebe zu fordern, die zu den Nächsten, der eigenen Familie und dem eigenen Volk aber zu verurteilen als patriachalistisch und nationalistisch.

Problematischer ist nun aber die Reduktion des Anzeichens, daß Gottes Gnade und Liebe angenommen wurde auf das der praktizierten Nächstenliebe. Der christliche Glaube als das Annehmen der Gnade und Liebe Gottes wird hier nicht erwähnt: Sollte das dann heißen, daß etwa ein Anhänger irgendeiner Religion oder auch ein Atheist die Gnade und Liebe Gottes angenommen hätte, wenn er im Rahmen seiner Möglichkeiten die Menschenliebe praktiziert habe? Jesus selbst lehrt: „glaubt und getauft wird, wird gerettet werden!“ (Mk 16,16). Jeder modernistische Theologe dürfte dieser Aussage zustimmen, da sie so gedeutet ein menschenrechtskompatibles Verständnis des Endgerichtes Gottes aufwiese,daß auch Gott der Glaube, die Religion bei der Beurteilung eines Menschen gleichgültig sei, es allein auf sein Tuen im Sinne der Respektierung der Menschenwürde aller ankäme.

Aber der Text 679 verwirrt nun alles vollends. Hier heißt es nun, daß Jesus nicht gekommen sei, um die Welt zu richten sondern um zu retten. Daß diese Aussage auf das erste Kommen Jesu bezogen gilt und nicht auf seine zweite zukünftige, wenn er wiederkommen wird in Herrlichkeit, um zu richten, wird hier völlig verschwiegen. Also kommt Jesus gar nicht wieder, um zu richten? Jetzt heißt es tatsächlich: „Wer in diesem Leben die Gnade zurückweist, richtet sich schon jetzt selbst.“ Das will besagen, daß der Sünder sich selbst richtet und so nicht mehr von Gott bzw Jesus Christus gerichtet werden würde! „er kann sich selbst sogar für die Ewigkeit verurteilen.“ Daß Gott bzw sein Sohn uns Menschen richten wird, wird hier völlig zum Verschwinden gebracht, weil stattdessen eine Art Tun- und Ergehenszustand gelehrt wird, daß der Sünder durch sein eigenes Tuen sich selbst schädige und das wäre dann seine Strafe.

Es wird dann aber konträr dazu ausgesagt: „Jeder erhält Lohn“ „nach seinen Werken“und das bedeutet hier, daß damit nicht die immanente Folge des Gutestuen gemeint ist, aber es soll für den, der nichtgute Werke vollbracht hat, gelten, daß er Verlust erleidet. Meint das nun eine dem Bösetuen immanente Folge oder eine Bestrafung durch den ihn richtenden Sohn Gottes? Heißt das etwa, daß Gott zwar die guten Werke belohnt, aber den Sündern, denen er nicht seine Sünden vergeben hat, die immanenten Folgen seines Sündigen erleiden läßt, so als wenn ein Arzt zu einem Alkoholiker sagte: „Wenn Sie weiterhin so viel trinken, werden Sie an Ihrer kaputten Leber sterben!“ und der dann konstatieren muß, daß dieser Patient ein paar Jahre später tatsächlich an seiner Lebererkrankung gestorben ist. Der Arzt hat den so gestorbenen Patienten nicht zu Tode verurteilt, sondern ihn nur vor den Folgeschäden des zu hohen Alkoholkonsumes gewarnt.

Die zwei Texte scheinen so ambivalent: Einerseits enthält es Aussagen, die die traditionelle Lehre vom Endgericht Jesu Christi zu bestätigen und andererseits ist auch eine Tendenz einer modernistischen Umdeutung erkennbar: daß es nur noch auf die guten Werke im Geiste eines universalistischen Humanismus ankäme3 und daß auch die Aussage, daß der Sohn Gottes verdunkelt wird zu der Vorstellung, der Sünde richte sich selbst, daß also aus der gerichtlichen Verurteilung das Eintreten der selbstschädigenden Folgen des Gesündigthabens eintritt.Gott nicht mehr als Richter zu denken gehört zur deistischen Gottesvorstellung, daß Gott eine vollkommen von ihm geschaffene Welt nun sich selbst überlassen könnte,ohne noch in ihr einzuwirken.

1In dem Nachtgebet der Kirche liest man jeden Dienstag: „Gott hat uns nicht für das Gericht seines Zornes bestimmt“ (1.Thess 5,9), aber nie taucht der Begriff des Zornes Gottes im Katechismus auf. Gott ist eben nur noch die Liebe, die dem Sünder nicht zürnen kann! Das ist purer nachkonziliarer Modernismus.

2Zuletzt wurde das so auf dem evangelischen Kirchentag 2025 so praktiziert. In dem Jubelbericht von Kath de am 4.5.2025 liest sich das so:“Beim Abschlussgottesdienst vor der schlossartigen Kulisse des Neuen Rathauses predigte die in Princeton (USA) lehrende Theologin Hanna Reichel. Sie kritisierte die von US-Vizepräsident J.D. Vance vertretene Verständnis von christlicher Nächstenliebe, wonach man zuerst seine Familie, dann sein Volk und dann vielleicht andere Menschen liebe. "Gottes Liebe macht nicht an deinem Gartenzaun halt. Gottes Liebe ist weiter als dein Social Network und deine Tea-Party, und ganz bestimmt größer als dein erbärmlicher kleiner Rassismus", sagte Reichel.“Zutiert nach: "Evangelischer Kirchentag endet mit politischen Tönen".

3Im Hintergrund dütfte wohl die Vorstellung stehen, daß jeder in jeder Religion das Heil erlangen könne und daß der Atheist es auch erlangen könne, wenn er nur seinem Gewissen folge. Das ist nun unter Papst Franziskus die neue Evangeliumsverkündigung der Kirche geworden!

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