Donnerstag, 22. Mai 2025

Wandelt Papst Leo XIV etwa in den Spuren seines Vorgängers Papst Franziskus?

 

Wandelt Papst Leo XIV etwa in den Spuren seines Vorgängers Papst Franziskus?


Wer die tonangebenden Medien diesbezüglich durchforscht, stößt auf ein relativ einheitliches Bild des neuen Papstes, schwankend zwischen der Aussage, er wird den sog. Reformkurs prolongieren oder er möge ihn doch fortsetzen oder gar imperativisch, daß er ihn weiterzuentwickeln habe. An den Rändern des öffentlichen Diskurses kann man aber etwas ganz anderes lesen und eingedenk des Aufrufes des Vorgängerpapstes, raus aus der Komfortzone, hin zu den Rändern. könnte man solche extremen Randvoten ja auch mal zur Kenntnis nehmen. Auf der rechtsradicalen Internetseite „NS-heute“ wurde am 11.5.2025 eine Polemik wider Papst Leo XIV unter der Überschrift: „Der neue marxistische Papst“ publiziert. Dabei wird Bezug genommen auf eine ultraliberale Kritik in den USA an dem Sozialengagment Papst Leo XIII, der tatsächlich den Wirtschaftsliberalismus kritisierte und die nun eine Fortsetzung dieser Kritik am der wirtschaftsliberalen Richtung befürchtet.

Aber die Polemik kapriziert sich nun auf einen anderen Punkt: „US-Vizepräsident Vance gesagt: „Es gibt ein christliches Konzept, demzufolge man zuerst seine Familie liebt, dann seinen Nächsten, dann seine Gemeinschaft, dann seine Mitbürger – und erst danach den Rest der Welt. Ein großer Teil der radikalen Linken hat das völlig auf den Kopf gestellt.“ Er berief sich dabei auf die Aussage eines der bedeutendsten Kirchenlehrer der katholischen Kirche, dem Theologen und Philosophen Thomas von Aquin aus dem 12. Jahrhundert, wonach die Liebe zu anderen Menschen einer Ordnung folgen muss.“

Hier muß man dem amerikanischen Vizepräsidenten Anerkennung zollen, denn über so gute Theologiekenntnis verfügt kaum noch ein katholischer Moraltheologe und schon gar kein Bischof mehr. Prägnant und zutreffend erfaßt hier ein amerikanischer Politiker die katholische Lehre von der ordo amoris, daß die Liebe in einer vorgegebenen Ordnung zu praktizieren sei, die von der Nähe hin in die Ferne. So sündigt eine Mutter, wenn sie aus ihrer Liebe zu den Nachbarkindern ihre eigenen vernachlässigen würde, ja wenn sie keinen Unterschied machte zwischen ihrer Liebe zu ihren eigenen Kindern und den fremden Kindern.

Was erwiderte nun der jetzige Papst als er noch ein Kardinal war: Dazu hat der damalige Kardinal und heutige Papst geantwortet: „Vance irrt sich: Jesus fordert uns nicht dazu auf, unsere Liebe zu anderen zu bewerten oder zu gewichten.“ In einer anderen Übersetzung: „Vance irrt sich: Jesus verlangt nicht von uns, dass wir unsere Liebe für andere Menschen in eine Rangordnung bringen.“ Hier wird der ordo amoris außer Kraft gesetzt, um ihn durch einen universalistischen Humanitarismus zu ersetzen. Seit Donald Trump wieder der Präsident der USA ist, attackieren ihn amerikanische Bischöfe, daß er gegen die Ideologie dieses Humanitarismus verstoße. Daß dieser nun selbst nicht mit der Ordnung der Liebe, wie die Nächstenliebe zu praktizieren ist, vereinbar ist, wird dabei völlig ausgeblendet. Statt katholisch die Gnade, hier die Liebe als die Vollendung der Natur und somit der Naturordnung zu begreifen, wird sie als die schlichte Negation der Naturordnung propagiert. Für die mütterliche Liebe dürfe es so keinen Unterschied geben zwischen ihren eigenen Kindern und den fremden Kindern. Damit wird selbstredend die Ordnung der Familie zerstört und darüberhinausgehend auch die des Volkes.

So wird nun gegen den christlichen Glauben in diesem Artikel agitiert:„Rieger schreibt, dass die Juden ursprünglich im Alten Testament die Nächstenliebe als Liebe zum eigenen Volk verstanden, die Christen aber, mit weltweitem Anspruch, setzten sie der Fernstenliebe gleich, also das Erweisen von Wohltaten unabhängig von Verwandtschaft oder Volk, das ist der entscheidende Punkt.Deswegen werden inzwischen alle Missstände auf der ganzen Welt bekämpft, ohne Rücksicht auf eigene Interessen – ursprünglich nur von den Kirchen mit „Brot für die Welt“, Kirchenasyl und Ähnlichem, inzwischen auch von der herrschenden Politik mit ausufernder Entwicklungshilfe und der Einladung an alle, nach Deutschland zu kommen.

Diese Fortsetzung der christlichen Moral im linken und kommunistischen Denken ist immer wieder zu beobachten.“1

Hier hat der Polemiker schlicht die sachlich angemessene Darlegung der Ordnung der Liebe durch den amerikanischen Vizepräsidenten vergessen und kritisiert dann das politisch korrekt verformte Christentum als das einzig wahre, das er dann als völlig inakzeptabel verwirft. Daß dieses politisch korrekt verformte Liebesverständnis gar gegen das Gebot der Nächstenliebe verstößt, indem so amerikanische Bischöfe2 die Regierung zu einer das eigene Volk schädigenden Politik auffordern, muß dann auch noch gesagt werden. Aber noch ein Fehler unterläuft dieser Polemik: Der humanitaristische Universalismus ist nicht eine Neuversion des kommunistischen Zieles einer klassenlosen Gesellschaft sondern nur das ideologische Beiwerk des Projektes des globalisierten Kapitalismus, um es etwas altmodisch auszudrücken, daß die ganze Welt nur noch ein einziger Wirtschaftsraum sein soll mit einem unregulierten Kapital- Waren- und Arbeitsmarkt. So wenig Staat wie nur irgendwie notwendig und so viel Markt wie irgendwie möglich, ein Konzept, dem Papst Leo XIII selbst noch kritisch gegenüberstand. Daß dann der universalistische Eineweltstaat ein extrem repressiver sein muß3, um alle Menschen ihm zu subordinieren und jeden Widerstand gegen ihn zu bekämpfen, diese Einsicht unterscheidet dann den klassischen Liberalen vom sog. Neoliberalen. Zu diesem Konzept paßt dann aber vorzüglich das politisch korrekt verformte Christentum, wie es in dieser Polemik dargestellt wird, nur ist das nicht die Weiterentwicklung der Ordnung der Liebe im katholischen Verständnis.

Als Papst Leo XIV noch nicht Papst war, hat er sich so negativ zur Politik Trumps geäußert,aber es muß nun beobachtet werden, ob er weiterhin sich gegen die Ordnung der Liebe, wie sie die Katholische Kirche lehrt, stellt. Alle politisch Korrekten hoffen darauf!Dies politisch korrekt verformte Christentum hat aber mit den Anliegen des Freimaurertumes mehr Gemeinsamkeiten als mit der Ordnung der Nächstenliebe der katholischen Tradition.



1Hier wird der orthodoxe Marxismus mit dem „Kulturmarxismus“ der Zeit nach 1989 verwechselt, der den Kapitalismus bejaht, aber die bürgerliche Kultur revolutionieren will. Dazu paßt aber die ultraliberale Kritik an Papst Leo XIII, der eben schon zu sozial engagiert gewesen sein soll. Das Übel ist nun nicht mehr der Kapitalismus sondern die Herrschaft des“Weißen Mannes“,die marxistisch gefaßte Soziologie wird durch eine rassistisch gefaßte Biologie substiuiert. Die Rassen- und Geschlechtszugehörigkeit qualifiziert einen Menschen.

2Ich würde gern wissen, wie viele der amerikanischen Bischöfe wirklich im ethnischen Sinne Amerikaner sind.

3Vgl dazu: Emanuel Hirsch, Deutschlands Schicksal.

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