Sonntag, 31. Januar 2016

Lesefrüchte: Emanuel Hirsch/Luther über den Staat

Spätestens seit dem Kulturkampf Bismarcks wider die von ihm als ultramontanistisch verurteilte Katholische Kirche hat der deutsche Katholizismus ein etwas gestörrtes Verhältnis zum Staat, auch wenn die heutigen Bischöfe sich gern den jetzt staatstragenden Parteien anzubiedern versuchen. Die Staatslehre scheint so eher eine Stärke des Protstantismus zu sein, zumal er ob seiner schwachen Kirchenstruktur gerade auch dies kompensierend ein gutes Verständnis für die Notwendigkeit eines starken Staates entwickelt hat.    
In E. Hirsch Essay: "Deutschlands Schicksal. Staat, Volk und Menschheit im Lichte einer ethischen Geschichtsansicht", (3. Auflage 1925 S. 72 f) liest sich das so:
"Alles höhere sittliche Leben, alle Güte, alles Zarte und Edle, wird mithin im staats- und rechtlosen Zustand, kaum entstanden, dem Tode geweiht sein. Es würde gerade, weil es wehrlos ist, der Knechtung und Ausrottung durch das Rohe und Gemeine verfallen. Nur innerhalb der staatlichen Ornung ist eine Erhebung über die Tierheit möglich. Wie Luther wundervoll formuliert hat:
" Also ist des weltlichen Regiments Werk und Ehre, daß es aus wilden Tieren Menschen macht und Menschen erhält, daß sie nicht wilde Tiere werden....Meinst du nicht, wenn die Vögel und Tiere reden könnten und das weltliche Regiment unter den Menschen sehen sollten, sie würden sagen: O ihr lieben Menschen, ihr seid nicht Menschen sondern eitle Götter gegen uns. Wie gar sicher sitzt, lebt und habt ir alle Ding.Wir aber so gar keins von dem andern eine Stunde sicher sind,weder Lebens noch Hauses noch Nahrung Wehe eurer Undankbarkeit,daß ihr nicht sehet,wie ein herrlich Leben euch unser Gott vor uns Tieren gegeben hat."
Selbstredend hat E. Hirsch dies Lutherzitat auch oder gerade auch in kritischer Intention dem Weimeraner Staat gegenüber in Anschlag gebracht, daß er eben dem nicht gerecht wird. Im Lutherzitat vermengeln sich eben indikativische mit imperativischen Aussagen über den Staat. Für Luther und Hirsch stellt sich damit implizit die Frage nach der Möglichkeit einer Pervertierbarkeit des Staates zu einem Unstaat. Aber der Unstaat als perverieter Staat ist eben auch nur im Lichte des Wissens um das, was der Staat zu sein hat als göttliche Ordnung, erkennbar! 
Waum schafft das, was hier nach Luther und Hirsch der Staat schafft, bzw. zu schaffen hat, die Kirche nicht? Die Antwort ist einfach: Weil die Moralpredigt allein das nicht schafft, wenn ihr die staatliche Gewalt nicht zur Hilfe kommt und das erzwingt, was der wilde anarchische Mensch von sich aus nicht will!  Erst wo der Mensch durch das Gewaltmonopol vom Kriege aller gegen alle befreit ist (Hobbes,Leviathan) kann er eine Kultur entwickeln und so Geistiges hervorbringen. Geerade darum ist der Staat eine so gute Ordnung Gottes neben der Ordnung der Kirche.    

    

Samstag, 30. Januar 2016

Das Lob der Grenze

„Wir haben das Lob der Grenze nicht gelernt“, sagte Sloterdijk. In Deutschland glaube man immer noch, „eine Grenze sei nur dazu da, um sie zu überschreiten“. Innerhalb Europas schere Deutschland damit aus. „Die Europäer werden früher oder später eine effiziente gemeinsame Grenzpolitik entwickeln. Auf die Dauer setzt der territoriale Imperativ sich durch. Es gibt schließlich keine moralische Pflicht zur Selbstzerstörung.“ Peter Sloterdijk, in Cicero, Februarausgabe. Sloterdijk ist sicher einer der anregendsten Philosophen der Gegenwart, den immer der Mut zum selbstständigen Denken auszeichnet. Hier ist nun nicht der angemessene Ort, diesen Denker geziehmend zu würdigen, zumal die beste Würdigung darin besteht, ihn zu lesen und mit ihm zu denken.
In R. Musils Romanwerk: Der Mann ohne Eigenschaften im 7. Kapitel: "In einem Zustand von Schwäche zieht sich Ulrich eine neue Geliebte"  lesen wir, scheinbar den ganz und gar lapidar daherkommenden Satz: "Schließlich besteht ja das Ding nur durch seine Grenzen und damit durch einen gewissermaßen feindseligen Akt gegen seine Umgebung". Der Begriff des Dinges steht hier für alles Seiende, den auch die Farbe Rot ist ja nur durch seine Grenze zu allen Nichtrotfarben. Wo die Grenze aufgehoben würde, löste sich alles Seiende auf in ein graues Einerlei. Nur, spontan empfindet der freiheitsliebende Menschen Grenzen als ihn Begrenzendes und so werten ja selbt von Christen die Gebote Gottes und der Kirche als freiheitsbegrenzend empfunden, als etwas den Menschen Hemmendes. Und ist nicht die ganze menschliche Kultur etwas den ursprünglichen Menschen Begrenzendes und Domestizierendes? War die Freiheit des Menschen seine Ursprünglichkeit in einem unbegrenzten Leben? Wer so denkt, identifiziert Freiheit mit Willkür. Dann müßte aber auch im Sinne Marquise de Sade geurteilt werden, daß nur der wie ein Diktator Lebende ein freier Mensch ist, und das auch nur, weil er allen anderen ihre Freiheit raubt.   
Aber so "philosophisch" tiefschürfend  geht es im Leben nicht zu. Viel banaler: jede Grenze empfindet das Wirtschaftsleben als Begrenzung seines Ideales des unbegrenzten Freihandels, für den alles kauf- und verkaufbare Ware sein soll. Der Primat der Politik über die Wirtschaft fordert, wie Fichte es in seinem Konzept des "geschlossenen Handelsstaates" den Nationalstaat, der um seiner Freiheit als Selbstbestimmung des Volkes gedacht, den Außengrenzen setzenden Staat, der so Ein- und Ausfuhr regelt ausgerichtet an dem Gemeinwohl des Volkes. Lösen sich diese Grenzen, bestimmt nicht mehr die Politik das Wirtschaftsleben sondern das Wirtschaftsleben die Politik. 
Wo ein Volk auf seine Grenzen verzichtet, da beginnt es sich aufzulösen. Denn zum Volkssein gehört unbedingt die Unterscheidung von dazugehören und nichtdazugehören dazu. Gibt es diese nicht mehr,löst sich jedes bestimmte Volk auf in das Einerlei von bloßem Menschsein. So existiert ja die Katholische Kirche auch nur durch ihre Grenzziehung zu den anderen christlichen Dominationen; wird diese Grenze aufgelöst, entsteht ein diffuses unbestimmte Irgendwiechristentum.  
Das Lob der Grenze bedeutet so für den religiösen Raum die Bejahung der Katholischen Kirche, die ihre Grenze zu allen anderen christlichen  Kirchen und Gemeinschaften setzt und bewahrt, für den politischen Raum, daß der Nationalstaat  zur Bewahrung seines Volkes seine Grenzen setzt und bewahrt und im menschlich elementaren Bereich, daß Frauen und Männer sich jeweils wechselseitig begrenzen, damit sie sich erhalten. In all diesen drei Räumen gibt es aber nun starke dazu antithetisch sich verhaltende Bewegungen der Auflösung aller Grenzen. Die Globalisierung will alle Nationalstaaten abschaffen, die Ökumene und der interreligiöse Dialog alle bestimmten Religionen und der Genderismus die Grunddifferenz von Mann und Frau!         

Verlorene Identitäten

Ist die Katholische Kirche noch die Katholische Kirche, oder hat sie sich so gewandelt, daß sie nicht mehr ist, was sie einst war? So manches CDU-Parteimitglied frägt, vor Bundeskanzlerin Merkel schauend, die ja auch die Parteivorsitzende dieser C-Partei ist, ob die CDU noch eine CDU ist und was Merkels Politik noch von einer Rot-Grünen Politik unterschiede? Und Deutschland? Erleidet Deutschland nicht seit 1945 durch die Westintegration und Veramerikanisierung den Verlust seiner Identität und daß nun nach der Wiedervereinigung 1990 auch das einstige Ostdeutschland diesem Entfremdungsprozeß unterzogen wird. Ist es ein Signum unserer postmodernen Zeiten, daß Identitäten sich auflösen?
Identität bedeutet immer die Vorstellung der Herkunftsbestimmtheit. Die Französische Revolution setzte dagegen das Prinzip des Etwas-aus- Sichmachens. Was ich aus mir mache, das ist das Wesentliche, nicht das, was ich bin, weil ich es so ererbt habe. Der Idee des vererbten Adelstitels setze die Revolutinsideologie die Idee des Aus-sich-heraus-Machens:Ich bin, was ich aus mir mache. Dieser Vorstellung des Sich-selbst-Hervorbringens steht nun anfänglich die Idee der Selbstverwirklichung konträr gegenüber, auch wenn bei einer oberfläclichen Berachtung beide Konzepte miteinander verwechselt werden können. Die Idee der Selbstverwirklichung setzt nämlich die Normativität eines Selbstes voraus als Gabe und Aufgabe: Werde, was du bist und wozu du bist, das sagt dir dein selbst. Die Idee des Sich-selbst -zu -etwas- Machens negiert diese normative Vorgabe. Zur  Veranschaulichung: Die Frau, die sich als Frau vorfindet, sie ist das von Geburt an, und ihr ist ihre Weiblichkeit ihre Aufgabe, nun sich zur Frau zu entwickeln, das in ihr als Potentialität Innewonende zu entwickeln. Die Selbstverwirklichung bdeutet dann, das ganze Potential des Frauseins im eigenen Leben zu realisieren und sich nicht verkürzen zu lassen auf einige Aspekte des Fruseins.Ganz anders die postmoderne Genderideologie: Für sie ist das natürliche Geschlecht, das, was ich von Geburt an bin, nur eine Kontingente Veranlagung von mir, die ich aber auch verändern kann. So wie eine Frau ihre von Natur aus brauen Haare schwarz färben kann, so kann sie auch ihr Geschlecht umwandeln, wenn ihr ihr natürliches mißfällt. Jeder kann aus sich machen, was er aus sich machen will, lautet so das Credo der Postmoderne. Das, was ich bin, bestimmt mich nicht dazu, das zu bleiben, was ich bin. 
Warum soll also die Katholische Kirche das bleiben, was und wie sie war, wenn sie sich auch umfärben und so neu konzipieren kann? Das gilt auch für die politischen Parteien und die Identiät des Deutschen Volkes. Die Lust zur Auflösung entspringt der Vorstellung, daß eine natürliche Bestimmtheit als Unfreiheit empfunden wird. Die Natur, mein Zur-Welt-Gekommensein-als soll mich nicht mehr festlegen auf ein: Weiter so! Bewahre, was und wie du bist! Die Lust des Experimentes bestimmt uns Menschen seit der Französischen Revolution mit seiner Ideologie des Sich-zu-etwas- Machens. Der Mensch sieht seine Natur nur noch als einen Rohstoff an, den er beliebig gestalten und zu etwas machen kann. Das gilt nun ebenso für jede Tradition, die der Kirche und die des Deutschen Volkes. Um es in Anlehnung an Theodor Adorno zu sagen: Tradition verpflichtet zu nichts mehr. Einst galt die Natur als Gabe Gottes und als Tradition, was von Anfang an überliefert wurde und so übernatürlichen Ursprunges war- aber wenn Gott als der Grund von Natur und Tradition ausfällt, dann verlieren diese beiden Größen ihren normativen Charakter. Aber die Identität als etwas Zubewahrendes gründet sich gerade in diesem normativen Charakter von Natur und Tradition.

Corolarium 1

Lisson bringt es auf den Punkt, wenn er schreibt: „Warum sind Männer eigentlich Männer, Frauen eigentlich Frauen, Weiße weiß und Schwarze schwarz? Sie müssen es doch nun nicht mehr sein, nachdem ihre >Natur< als etwas technisch Variables verstanden wird, das nur der Zufall als Startbedingung so bestimmt hat, was aber nicht heißt, daß jeder sein Leben lang schicksalshaft an diese Bedingungen gebunden ist.“ (F.Lisson, HomoViator, 2013, S.60)
Corollarium 2
Identität bedeutet nämlich, daß etwas so ist, wie es sein soll, wenn also die Erscheinung von etwas mit seiner Idee ineinsfällt.  Das Bewußtsein der Identität konstituiert sich dann aber gerade in dem Wahrnehmen des Nichtidenischen und der Verneinung dieses Nichtidentischen: das bin ich so nicht.Einfacher gesagt: Der wahre Mensch erkennt sich erst im Spiegel des nichtwahren als wahrer. Gerade daß zur Identität dieser Akt der Negation dazugehört, macht das postmoderen Denken suspekt, steckt darin doch auch ein aggressives Moment der Selbstbejahung dem Anderen gegenüber statt eines diffusen Auflösens in einem Einerlei.                    

Freitag, 29. Januar 2016

Was wir in einem Gemeindepfarrbrief über die Fastenzeit und Ostern erfahren

Es gibt Gemeindebriefe, deren Geleitworte man bis in alle Ewigkeit aufbewahren sollte, um den Niedergang der nachkonziliaren Kirche in deutschen Landen zu dokumentieren. Der erste Satz treibt den Leser gleich in das geistliche Zentrum nicht nur der Fastenzeit sondern auch des Hochfestes der Auferstehung Jesu Christi von den Toten: "Unsere Krankenkassen müssten sie eigentlich lieben, die Fastenzeit. Immerhin sagte schon der alte Hippokrates: Wer stark, gesund und jung bleiben will, sei mäßig, übe den Körper, atme reine Luft und heile sein Weh eher durch Fasten als durch Medikamente." (Pfarrblatt der Stadtpfarrei Vilshofen, 30.Januar-19.März 2016, S.3)
Beim Fasten geht es primär um die Gesundheit! Es stellt sich dadurch ein mehr an Bewußtsein für den Körper ein!  Fasten aktiviere die "natürlichen Lebensenergien", sei wohltuend für den Körper und bewirke eine bewußtere "Gestaltung des Alltags".   
Auch soll das Fasten Streß und Hetze des Alltages reduzieren; die Autorin denkt wohl an den geringeren Aufwand für das Kochen in der Fastenzeit, wenn es Fastenmenüs zu Mittag gibt. 
Aber dies Fasten ist auf Ostern ausgerichtet, das soll dabei im Zentrum stehen! "Das Ziel  unseres
Fastens ist Ostern." Jetzt stehen wir vor dem Höhepunkt dieser vorösterlichen Betrachtung:"Nicht ein bestimmtes Gewicht, nicht eine Erleuchtung, sondern Befreiung hin zu einem neuen, bewussteren, gesünderen und erfüllteren Leben."
Ostern steht für ein gesünderes, bewußteres und erüllteres Leben! Jesus Christus kommt in dieser Betrachtung mit keinem Wort vor, wozu auch, wenn es um ein gesünderes und bewußteres Leben mit intensiveren Körpergefühlen geht! Aber Gott kommt dafür in Nebensätzen vor! Fasten wir so, ohne ein finsteres Gesicht dabei zu machen, dann spricht Gott auf "seine Art und Weise". "Vielleicht so, dass wir plötzlich etwas lange Übersehendes zum ersten Mal bewusst wahrnehmen, vielleicht auch so, dass wir uns mal auf etwas ganz anderes einlassen können." Banaler formuliert: ein Weniger-Achtgeben auf die Nahrungszubereitung schafft der Hausfrau eine freie Zeit, auf anderes sich zu konzentrieren, als auf die Bereitung von Speis und Trank! 
Geht es noch trivialer und banaler? Ostern als Verheißung von einem gesünderen Leben und das Fasten als Weg zu einem Mehr an Gesundheit?  Aber wenn es schon Reformhäuser und Biogeschäfte zu Hauf gibt, wozu dann noch die Kirche?           

Mittwoch, 27. Januar 2016

Der Gutprediger

Was macht einen Gutprediger aus?, frage ich mich angesichts der Qualifizierung von Kardinal Woelki als solchen. (Vgl: Kath net vom 25. Jänner 2016: "Die Welt" bezeichnet Woelki als Gutprediger.) Sicher ist damit nicht gemeint, daß der so Qualifizierte gut predigt. Nein, es geht um das "Gutmenschentum", um einen, der im Sinne des "Gutmenschen" predigt. Das Gute und das Böse, da stehen wir doch mitten in metaphysischer Theologie, insofern wir unter dem Guten und dem Bösen den letzten, wenn wir von Ereignissen in der Welt auf die erste Wirkursache schauen  oder den ersten Grund, wenn wir von der Erstursache her fragend Ereignisse beschauen, des Guten und Bösen verstehen: Gott und Teufel. Der Gutmensch steht tatsächlich in dieser metaphysischen Tradition, daß es das Gute und das Böse gibt. Nur: wenn das in der Religion den Widerstreit Gottes mit dem Teufel meint, so säkularisiert der Gutmensch diesen Widerstreit zu einem innerweltlichen: die guten Menschen im Widerstreit zu den bösen! Wenn in der Religion der Konflikt zwischen Menschen nur ein relativer ist, der der mehr oder weniger guten Menschen untereinander, weil es Menschen nicht gegeben ist, so gut wie Gott und so böse wie der Teufel zu sein, so transformiert der Gutmensch diesen relativen Gegensatz zu einem absoluten. Es gibt die nur guten Menschen und die nur bösen. Das ist die Verteufelung von Menschen, die so zu den Bösen schlechthin werden. Denen stehen dann die Nurguten gegennüber. 
Von den Guten gilt, daß, weil sie nur gut sind, immer auch nur Gutes zu denken und zu sagen ist.Und wenn es nun Ereignisse geben sollte, die mit dieser Bestimmung nicht in Einklang zu bringen sind, dann sind eben diese Ereignisse zu verschweigen, denn genau genommen können sie gar keine wirklichen Ereignisse sein. Der Gutmensch weiß so, (ohne jede Realitätsprüfung), daß die Aussage, ein Asylant habe eine deutsche Frau vergewaltigt, unwahr sein muß, weil Asylanten per Definition des Gutmenschentums gute Menschen sind und ein guter Mensch soetwas nicht getan haben kann. Dieser Zug macht den dogmatischen Gutmenschen bei sinnlich veranlagten Empiristen so unbeliebt, denn die insistieren einfach auf die Realität, daß das so sich ereignet hat, auch wenn es der Gutmenschideologie widerspricht. Der Gutmensch muß dagegen jedes mögliche und wirkliche Ereignis so deuten und uminterpretieren, daß es sich dann in Einklang mit der Ideologie des Gutmenschentums verträgt. 
Wenn also Josef Stalin feststellte, daß Leo Trotzki ein Verräter an der bolschewistischen Revolution ist, so kann er nicht vordem ein großartiger Organisator der Roten Armee gewesen sein, der die Konterrevolution besiegte, denn böse Menschen (wie auch der Teufel) sind von Anfang an nur böse Menschen. Deshalb mußte eben die Geschichte der Kommunistischen Partei Rußlands umgeschrieben werden, weil alle positiven Aussagen über Trotzki aus ihr zu eliminieren waren, denn es ist unmöglich, daß ein so böser Mensch wie Trotzki je etwas Gutes tat.
Der Gutmensch ist nur deshalb der Gutmensch, weil er weiß: ich bin nicht so, wie die Bösen es sind. Deshalb braucht der  Gutmensch seinen "bösen Feind", denn nur durch den ist er, was er ist. Für den Deutschen Gutmenschen ist der böse Mensch der Rechte/ der Rechtsradicale, DER NAZI...So bunt und vielfältig dann auch die Namensgebung für den Feind ausfällt, es ist immer der politisch Rechtsstehende. Darum sind alle Nichtrechten schon die Guten. 
Aber auch das in Mißkredit geratene Lehrstück von der Erbsünde säkularisiert der Deutsche Gutmensch: ihm ist der Deutsche das Sündervolk, weil wir als Deutsche alle irgendwie schuldig am Holocaust sind- die Tradition des Hitlers in uns allen Deutschen- und so kann man als Deutscher nur ein Gutmensch werden, wenn man ANTIDEUTSCH wird. Die antideutsche Gesinnung ersetzt das Taufsakrament und wäscht so rein von der deutschen Erbschuld. Alles, was Deutschland schadet, ist so gut und darum bejubeln die Deutschen Gutmenschen die Asylantenflut als Bereicherung
Was Gut und Böse ist, bestimmt so die Ideologie der politischen Korrektheit. Ein Gutmensch ist, sonst wäre er das nicht, immer ein enthusiasischer Anhänger dieser Ideologie, die ihm für alle Fragen des Lebens die rechte, ich meine natürlich die linke Orientierung gibt.
Zu beachten ist: Nicht glaubt der Gutmensch, daß alle Menschen gut wären. Wären es alle, gäbe es ja gar keinen guten Menschen. Den guten Menschen kann es nur als die Negation des nichtguten Menschen geben. Nein, der Gutmensch weiß eben genau, wer allein die Guten und wer so allein die Bösen sind.   
Ein Gutprediger ist also ein Mann der Kirche, der im Sinne dieser dualistischen Weltanschauung predigt. Der Weltkommentar besagt damit also auch, daß der hier so Qualifizierte eben statt der kirchlichen Verkündigung die Gutmenschideologie predigt.  Diese Ideologie ist nun selbst ein Säkularisierungsprodukt des Dualismus von Gott und Teufel. So gehört die Verteufelung der nicht guten Menschen gerade zum Gutmenschen dazu.Man lese daraufhin die Äußerungen von Gutmenschen zu PEGIDA, AfD und ähnlichem. Es bleibt dann auch nicht bei der Perorreszierung, der Verteufelung folgt die Gewaltanwendung gegen sie, vom In-Brand-Setzen von Autos von Anhängern der PEGIDA und der AfD bis zum Schußwaffengebrauch gegen einen AfD-Wahlhelfer. Und in einem in Berlin aufgeführten Theaterstück wird gar zur Erschießung von Frauen aus der Lebensschutzbewegung aufgerufen! 
Die Gutmenschen sind also mitnichten liebe blauäugige Vertreter einer: Wir haben uns doch alle lieb Weltanschauung, nein dominierend ist: ich bin gut, weil ich nicht zu den Bösen gehöre und je klarer ich mich von denen absetze, desto besser bin ich. So braucht der Deutsche Gutmensch, um gut sein zu können, viele, viele Rechtsradicale und getarnte Rechtsradicale, damit er gut sein kann.  
Zum Gutmenschen gehört dann auch der rechte, also der linke Umgang mit Andersdenkenden, den Nichtgutmenschen. A) redet man nicht mit solchen, so führende SPD-Politiker in ihrer Weigerung, mit AfD-Poliikern in Fernsehrunden aufzutreten, B), daß man die Nichtgutmenschen daran hindert, ihr Recht auf Versammlungsfreiheit zu realisieren, indem man sie per Sitzblokade daran hindert, so der SPD-Bundestagspräsident Thierse und C) indem man ihnen das Recht zur freien Meinungsäußerung nimmt, indem man poitisch unliebsame Internetauftritte verbietet, so der jetzge Bundesinneminister, der die Internetplatform "altermedia" heute verbot, weil sie gegen Merkels Asylpolitik polemisiere. 
Gutmenschen wollen eben eine (Medien)Welt, in der nur noch sie präsent sind.    
Nie war es so leicht, in den Augen der Weltmenschen in den Ruf zu kommen, ein guter Mensch zu sein, wenn man sich nur als Gutmensch inszeniert. Und dazu gehört unbedingt die Liebe zu allen Flüchlingen und Asyanten und die Praxis, daß über sie nur Gutes zu sagen ist. Um ein Heiliger im Sinne der chrislichen Religion zu werden, bedarf es viel und ohne eine besondere Gnade Gottes wird das keiner- ein Gutmensch dagegen zu werden, ist leicht: man muß nur die lieben, die man zu lieben hat und die  verachten, die man zu verachten hat.   

Was macht das Unangenehme dieser Gutmenschen und Gutprediger nun aus? Daß sie in einer Welt,  die ausgespannt ist zwischen Gott und Teufel relative menschliche Gegensätze zu absoluten machen, daß dadurch Menschen, die nun mal nie nur gut oder nur böse sind, Märchenmenschen werden.     
 
               

Dienstag, 26. Januar 2016

Zeitgeisttheologie oder die Relativierung von Jesus Christus

"Dr. Striet behauptet weiter, es sei “dringend geboten” (!),  Jesu Menschsein “theologisch neu zu akzentuieren”, nämlich dahingehend, “dass dieser ein Mann in den Kulturkontexten seiner Zeit mit den entsprechenden, durchaus kontingenten Vorstellungsmustern war.”  (Zitat nach:Christliches Forum, Fr. Küble, Vom Mißbrauch des Mißbrauchs zu theologischen Zwecken, 26.Jänner 2016)Das Anliegen dieses Freiburger Fundamentaltheologen ist offenkundig: das Thema den sexuellen Mißrauches in der Katholischen Kirche zum Anlaß zu nehmen, die Theologie und die Kirche radical zu modernisieren. Denn eine Modernisierung der Kirche wäre die beste Prävention. In der Anthropologie solle die Theologie Abschied nehmen von der Vorstellung, der Mensch sei Herr im eigenen Hause, daß er also ob seines freien Willens für sein Tuen und Unterlassen verantwortlich sei.Auch sei die Vorstellung eines Sündenfalles und die Kaprizierung der Lehre vom Menschen auf sein Sündersein als auch auf seine Erlösung durch das Kreuz Christi zu überwinden.Einen anderen Menschen soll so die Theologie in den Vordergrund stellen: den vor allem psychisch Schwachen und Kranken, den eben durch seine unbeherrschten Triebe bestimmten, gerade wenn seine Sozialistion und Entwicklung mißlang. Versimplifiziert: der Sünder von einst ist der zu therapisierende Mensch von heute.
Aber der zentrale Angriff auf die christliche Religion startet dieser Theologe nicht einfach mit diesem sattsam Bekannten.Er richtet seinen Angriff nun auf das Herz der christlichen Religion: 
Jesus war auch nur ein Mensch, ein Zeitgenosse seiner Zeit, eingebunden in die Gedanken- und Vorstellungswelt seiner Zeit. Wie man sich die Welt zu Zeiten Jesu vorstellte, das ist eben zeitbedingt und somit kontingent, also für uns nicht verbindlich. Jesus war nicht nur in seiner Zeit sondern eben auch ein Kind seiner Zeit.
Wie kann dann noch etwas von ihm für uns jetzt Verbindliches und Wahres sein? Auf diese Frage gibt der Modernismus eine simple Antwort: Nur daß, was vom Leben und der Lehre Jesu uns heuer noch akzptabel erscheint, ist für uns an ihm noch wahr. Selbst Jesus war nicht der ganz Andere in seiner Zeit, die ewige Wahrheit im Strome kontingenter Weltdeutungen, sondern wie alle Menschen ein Kind seiner Zeit. Und so ist es auch die höchste Tugend der Theologie und Kirche, ganz Kinder ihrer Zeit werden zu wollen, indem der Ballast der Tradition abgeworfen wird als das nicht mehr Zeitgemäße.
Nun könnte erwidert werden, ob es nicht zum Menschsein dazugehört, ein Kind seiner Zeit zu sein und daß deshalb auch Jesus vorzustellen ist als Produkt seiner Zeit.Hier wird dann aber eine wesentliche Distinktion übersehen: Jesus war der wahre Mensch, so wie es der göttlichen Idee des Menschen entspricht.Wir anderen Menschen sind dagegen von diesem wahren Menschsein entfremdet, und so ist gerade unser Leben bestimmt durch die Zeit eben selbst schon ein Moment der Entfremdung.Statt sich nach der Wahrheit auszurichten, der ewigen orientiert sich der entfremdete Mensch an den Zeitgeistströmungen, dem Wechsel der Vorstellungen und verliert so seine Orientierung, die ihm nur das ewig Wahre geben kann. Gerade weil Jesus als wahrer Mensch lebte, lebte er zwar in der Zeit aber außerhalb von ihr aus der Erkenntnis der Wahrheit heraus und nicht aus den Meinungen der Welt.
So bildet für den Theologen Striet die völlige Relativierung Jesu Christi die Grundlage dafür, nun auch die Lehre der Kirche völlig zu relativieren. Nichts ist mehr ewig wahr, alles eben ein Produkt der Zeit und der Moden des Zeigeistes. 

Corollarium 1
Es gilt, das Wahre von der Erscheinung zu unterscheiden, daß also der Mensch in der Wirklichkeit selbst schon eine Entfremdung vom wahren Menschsein ist, sodaß die Frage, was der Mensch ist, wir erst im Sehen des wahren, weil unentfremdeten Menschen, Jesus Christus den Menschen begreifen können. Man möge sich das so vorstellen: Der Lehrer läßt von Schülern an der Schultafel freihändig mit Kreide Kreise malen, und ein Beobachter sollte das, was ein Kreis ist, aus den Kreidekreiszeichnungen an der Tafel erkennen. Der Bobachter stieße nie vor zur Idee des Kreises,von der er nur notdürftige Realisierungen auf der Tafel wahrnehmen kann!                          

Sonntag, 24. Januar 2016

Ein Gott und viele Religionen und ein Appendix

Wenn es EINEN Gott gibt, warum gibt es dann nicht EINE sondern VIELE Religionen?
Die Pluralität der Religionen könnten wir uns in Entsprechung zu der Pluralität der Weltanschauungen denken: Es gibt zwar nur eine Welt, aber weil die Menschen verschieden sind, verschiedene Weltanschauungen. Dabei ist die Vorstellung gesetzt, daß die Welt als das Objekt der Weltanschauungen sich rein passiv zu den von Menschen produzierten Weltanschauungen verhält und daß die Verschiedenheit allein sich der Verschiedenheit der Menschen verdankt, wobei dann ähnliche Menschen ähnliche Weltanschauungen hervorbringen. Weltanschauungen sind so Kulturprodukte desMenschen und so wären auch Religionen Kulturprodukte. Sie zu verstehen, hieße dann, sie aus ihren Produktionsbedingungen her zu rekonstruieren. Es fällt uns heuer schwer, nachzuvollziehen, wie in den 70 und 80er Jahren solche "materialistischen" Ansätze linke Theologen geradezu begeisterte.
Man lese einmal: "Theorie und Praxis einer alternativen Bibellektüre"Christen für den Sozialismus Korrespondenz 20/21 1979 nach. Geblieben ist davon, daß die Religionen ihren Grund in der Kultur des Menschen haben und daraus sich auch die Vielheit der Religionen erklärt. Es muß aber auch das "Wesen" der Religion erkennbar sein, sodaß Religion von Nichtreligion unterscheidbar ist. Wüßte ich nicht, was überhaupt eine Religion ausmacht, könnte ich bestimmte Phänomene nicht dem Begriff der Religion subsumieren. Die Pluralität der Gottes- oder Göttervorstellungen besagt so wenig aus über Gott oder die Götter, aber sehr viel über die Kultur, die sie hervorgebracht hat. 
Aktuell verbindet sich dieses Verständnis der Religionen mit der Frage, wie in den Zeiten der Globalisierung die Religionen ihr Verhältnis zueinander so gestalten können, daß ein friedliches Miteinander der Religionen möglich ist. Im aufgeklärten Europa erweckt eben der militante Islam die verdrängte Erinnerung, daß gerade Religionen der Grund für Gewalt und Krieg sein kann.  
Es muß aber die Frage gestellt werden, ob die Religion adäquat gedacht wird, wenn sie nur als rein menschliches Produkt verstanden wird. Ist der Gott oder die Götter der Religionen nicht in erster Linie als Subjekt gedacht, daß selbst erst den Menschen zur Religion befähigt: Gott oder Götter erscheinen Menschen, "kommunizieren" mit ihnen, offenbaren sich, erleuchten...
Wenn es einen Gott gibt und er der Grund dafür ist, daß es menschliche Religionen gibt als Antwort des Menschen auf sein Erscheinen, warum gibt es dann viele Religionen, wenn es nur einen Gott gibt?
Es müßte einen Grund in Gott für die Vielfalt der Religionen geben, obwohl Gott als EINER doch die Vorstellung von EINER Religion nahelegt. 
Eine mögliche Antwort ist: daß die Reigionen selbst als verschieden hervorgebracht zu denken sind, und zwar so, daß dann die christliche Religion als allein von Gott durch seinen Sohn hervorgebracht vorgestellt wird, durch seine Selbstoffenbarung, wohingegen alle anderen ihren Grund und ihre Schwäche darin haben, daß sie sich nur auf die natürliche Erkennbarkeit Gottes gründen und die dann eben menschlich allzumenschlich inadäquat ausgelegt wurde. Sie gründen sich so auch auf ein Sichoffenbaren Gottes, auf sein Offenbarsein in der von ihm geschaffenen Welt, durch die der Schöpfer erkennbar ist, weil es sein eigenstes Werk ist. 
Dann verhalten sich die vielen Religionen zu der einen wahren, wie die natürliche Gotteserkenntnis zu der von Gott in Jesus Christus offenbarten Gotteserkenntnis. Die natürliche Gotteserkenntnis bereitet dann den Menschen auf die offenbarte Religion vor, sozusagen als Vorschule des Glaubens für den wahren Lehrer der Wahrheit. Wie die Verkündigung Jesu bei seinen jüdischen Hörern die Botschaft des Alten Testaments voraussetzte, so bei heidnischen Hörern seine Botschaft die heidnisch-natürliche Religion. 
Man kann aber auch diese Zuordnung kritisch befragen, ob es denn wahr sei, daß alle anderen Religionen sich nur der Erkenntnisquelle der natürlichen Gotteserkenntnis verdanken. Gibt es in ihnen doch auch Zeugnisse eines übernatürlichen Bewirktseins. Dies kann bejaht werden, wenn die Engel Gottes und ihr Wirken in der Welt mitbedacht werden. So verdankt sich der Islam offenkundig dem Einwirken eines Engels: Mohammed offenbarte ein Engel die Grundzüge der neuen Religion. Und Paulus erwähnt in seinem Galaterbrief die Möglichkeit, daß durch Engel ein neues und falsches Evangelium in die Welt kommen kann. Dann hätten wir drei Ursprünge von Religion: Gott als sich selbst offenbarender, damit die wahre Religion entsteht, Gott, der sich durch die Natur offenbart, damit so die Voraussetzung für die Aufnahme der wahren Religion gesetzt ist und die Möglichkeit, daß Religionen Engel als ihren Grund aufweisen. gute Engel oder auch abgefallene, wie der Apostelfürst Paulus betont. Das ergibt keine hierarchische Struktur für die Religionen:
die wahre, die die auf der natürlichen Gotteserkenntnis und auf ein übernatürliches Einwirken durch Engel sich gründen und die, die nur natürlich sind und die, die ihren Grund in gefallenen Engeln haben, also satanisch sind.        
Aber genau diese hierarchische Bestimmung des Verhältnisses der einen zu den vielen Religionen soll im interreligiösen Dialog außer Kraft gesetzt werden. Hier soll als Grundsatz für das Dialogsieren gelten: Jede Religion ist im Prinzip gleich wahr. Das Ziel des Dialogsierens ist so auch nicht die Überwindung der verschiedenen Vorstellungen von Gott und den Göttern zur Erkenntnis des wahren Gottes, sondern die wechselseitige Akzeptanz der unterschiedlichen religiösen Vorstellungen um des friedlichen Miteinanders.  Damit wird: aus der Natur, von Engeln, von Gott und vom Satan auf eine Stufe gestellt, als wäre das alles gleichgültig.   
Wenn der materialistische Ansatz recht hätte, daß sich alle Religionen der menschlichen Kultur allein verdankten und in keiner Weise einem übernatürlichem Grunde, und wenn der auch nur der der Erkennbarkeit Gottes in und durch seine Schöpfung, der natürlichen Welt also , dann könnte dieses Dialogkonzpt akzeptabel sein. Aber diese Theorie verkennt nun mal das Wesen des Religiösen, daß es immer direkt oder vermittelt eines Übernatürlichen ist und so kein reines Kuturprodukt ist. 

Appendix
Der Begriff der wahren Religion ist nur dann ein sinnvoller, wenn es auch unwahre Religion gibt, denn sonst gliche er der Aussage eines weißen Schimmels, eines runden Kreises oder eines nassen Wassers. "Wahr" fügte dem Begriff der Religion nichts hinzu, weil, wenn es nur die wahre Religion gäbe, das Wahrsein schon zum Wesen der Religion zugehörig wäre. 
Wie kann es nun eine unwahre Religion geben? Eine Religion, die nur aus der Quelle der natürlichen Gotteserkenntnis sich hervorgebracht hätte (plus Erweiterungen durch Engelbotschafen) wird zur unwahren, wenn sie sich in der Begegnung mit der wahren Religion selbst, so wie sie ist, beahren will, statt in der wahren Religion aufgehoben zu werden. (Aufheben im hegelschen Sinne). Zur Veranschaulichung: ein kleines Kind, das sich krabbelnd fortbewegte und sich weigerte, laufen zu lernen: das was für eine bestimmte Entwicklungsphase des Kindes die angemessene Fortbewegungsart war, wird zur unwahren, wenn es gilt, jetzt, die dem Kinde gemäß gewordene zu erlernen und sich anzueignen. 
Wenn es so unwahr(gewordene) Religionen gibt, kann erst die wahre Religion auch als wahre begriffen werden. Denn nun qualifziert das "wahr" diese Religion in seiner Differenz zu den unwahren Religionen. 
Davon zu unterscheiden ist eine unwahre Religion, insofern sie von ihrem Grunde her immer schon eine unwahre ist. Paulus spricht hier von einem falschen Evangelium, verkündet von gefallenen Engeln. Auch hier gilt: die unwahre Religion ist, wird von Gott zugelassen, damit in Differenz zu ihr die wahre als wahre Religion sein kann. In Anlehnung  an Armin Kreiners Theodizee (Gott und das Leid, Gott  im Leid) kann geurteilt werden, daß die Entscheidung eines Menschen für die wahre Religion nur dann eine moralisch qualifzerbare Entscheidung ist, wenn es auch die Möglichkeit zur unwahren Religion gibt. Einfach veranschaulicht: Eheliche Treue wäre keine Tugend, gäbe es nicht die lebbare Möglichkeit zum Ehebruch. Deshalb läßt Gott die Möglichkeit zum Bösen, daß es auch realisiert werden kann, zu, damit es die Möglichkeit zum Guten gibt.  
Anders gesagt: daß die wahre Religion sich als wahre weiß, setzt voraus, daß sie sich als die Negation der negativen Religion, das ist die unwahre, begreift. Die Katholische Kirche wurde sich ihrer Katholizität erst recht bewußt, als sie durch den Abfall von ihr sich als Verneinung dieses Abfalles, etwa der Reformation, bewußt wurde. Gerade das tridentinische Konzil als Negation der Negation des katholischen Glaubens durch die Reformation, ist nicht einfach ein conservatives Bewahren des immer schon so Geglaubten, sondern der Glaube der Kirche gewann erst durch die Negation der reformatorische Irrlehren die Klarheit des Katholischen Glaubens.