Wie chismatisch ist die Katholische Kirche Deutschlands? Spurensuche
Professor M. Striet gebührt der Dank dafür, daß er das, was viele wahrnehmen und doch nicht wahrhaben wollen, auf den Punkt brachte: In der Kirche haben sich viele verabschiedet von dem Glauben der Kirche, ist die Lehre der Kirche bedeutungslos geworden. Das Schisma als der Absonderung von der Lehre und den Dogmen der Kirche sei zu einer unübersehbaren Realität geworden. Darin manifestiere sich das Freiheitsbewußtsein des modernen Menschen, nur noch das zu glauben, was er glauben wolle und so könne es keine eine Katholische Kirche mehr geben, denn jede Einheit destruiere die Unhintergehbarkeit der Pluralität der Individualität der Gläubigen.
„Was Rom sagt,das ist uns gleichgültig, wir glauben nur noch, was uns gefällt“, das könnte dann als die Formel des Chismas unter den Bedingungen der Postmoderne angesehen werden. Bischof Bätzing reichte auf dem jetzigen Katholikenkirchentag dem Präsidenten des Evangelischen „Kirchentages“ 2023 die hl. Kommunion: ein Musterbeispiel dafür, wie weit sich selbst katholische Bishöfe von dem katholischen Glauben entfernt haben und selbst das geltende Kirchenrecht mißachten, die diesen Kommunionempfang selbstverständlich verbietet.
Aber auch auf anderen Gebieten zeigt sich erschreckend, wie weit der Abfall vom katholischen Glauben schon progressiert ist. Unbestreitbar gehört die Marienfrömmigkeit zu den Herzenstücken des katholischen Glaubens und deshalb wird es erstmal nicht irritieren, daß um der Verprotestantisierung der Kirche willen, auch diese Marienfrömmigkeit ins Visier der „Kirchenreformer“ gerät.Auf Kath de wird so ein rabiater Angriff auf dies Charakteristische der Kirche geführt. Die Überschrift bildet dabei schon gleich den Höhepunkt der Polemik: „Maria muß endlich wieder menschlicher werden“ (28.5.2022) Der damit erhobene Vorwurf ist klar: Die Kirche habe und vergöttliche Maria wohl immer noch, damit müsse nun Schluß sein. Sachlich muß hier widersprochen werden, denn nie hat die Kirche in ihrer Lehre oder ihrer Frömmigkeitspraxis Maria vergöttlicht. Die Aussage: „Maria ist die Mutter Gottes, sie ist die Gottesgebärerin“ sind Aussagen, die nur die notwendigen Konsequenz aus der Inkarnation des göttlichen Logos ziehen, setzen aber die Gottheit Jesu Christi voraus.
Der Artikel arbeitet dann sehr plump mit der Antithetik von: „einst“ und „jetzt“, um die traditionellen Mariologie und die Marienfrömmigkeit als nicht mehr zeitgemäß zu verurteilen. Vom Rosenkranzgebet bis zum sehr populären Marienlied: „Segne mich, Dein Kind...“ fällt alles unter das Verdikt der Unzeitgemäßheit. Als eine Skurilität sondergleichen wird dann noch das Rosenkranzgebet für die Armen Seelen im Fegefeuer zitiert und als Abzählfrömmigkeit lächerlich gemacht, als käme es darauf an,möglicht viel zu beten.
Was soll dann von Maria übrigbleiben? Nur dies, daß sie eine Frau war, die ganz auf Gott vertraute und der so ihr Leben gelang. Das ist der völlige Ausverkauf der Mariologie, denn das sie allein Auszeichnende, daß sie und nur sie Gottes Sohn zur Welt gebracht hat, wird hier wegmodernisiert und dann auch das Faktum, daß Jesus Christus seine eigene Mutter uns allen als unsere Mutter gab, bevor er am Kreuze starb. Er vermachte sie uns sozusagen testamentarisch als unsere Mutter. Aber von all dem will dieser Modernist nichts mehr wissen, all dies als nicht mehr zeitgemäß abschaffen.Das ist aber nur möglich, wenn auch die Gottheit Jesu Christi wegmodernisiert wird, denn nur so könnte Maria ihrer Mutterschaft Gottes beraubt werden, um sie zu einem simplen Vorbild des Gottvertrauens herabzustufen.
Ach ja, da gibt es ja noch das Ärgernis von Maria als unserer Himmelskönigin, daß ihr Sohn sie nach ihrer leiblichen Aufnahme in den Himmel zur Himmelskönigin gekrönt hat. Nein, Maria thront nicht mehr im Himmel, sie war und bleibt eine rein irdische Frau, die eben auf Gott vertraute. Anbei: Ist dies Gottvertrauen etwas spezifisch Christliches, oder vertrauen Muslime und Juden nicht auch auf Gott und vertrauten unsere germanischen Vorfahren nicht auch auf ihre Götter und auf ein jenseitiges Leben in Wallhala? Wird so sie, indem ganz von ihrer Mutterschaft, daß sie die Mutter Gottes ist, abstrahiert wird, nicht ihrer spezifisch Christlichkeit und ihrer Einzigartigkeit beraubt und so vulgarisiert? Aber diese Vulgarisierung ist eben doch nur die Rückseite der Herabwürdigung von der Einzigartigkeit ihrer Berufung, die Mutter Gottes zu sein, zu einer Jedermanberufung, eben auf Gott zu vertrauen.
Genau genommen führt so dieser mariologischer Minimalismus, Maria sei nur eine Frau, die auf Gott vertraute, so auch zu einer Entchristlichung der Kirche, wenn sie nur noch auf ein Gottvertrauen reduziert wird.
In den aktuellen innerkirchlichen Kontroversen spielt die Mariologie und die Marienfrömmigkeit keine besondere Rolle, aber dieser kleine Beitrag auf Kath de demonstriert doch aufs eindrücklichste, wie weit sich nicht nur diese Internetseite sondern auch viele Maßgeblichen in der Kirche schon von dem katholischen Glauben abgewandt haben. Für sie ist das Katholische eben nur noch etwas Früheres, für uns Heutige Unzumutbares. Ist so gesehen nicht tatsächlich die Kirche Deutschlands chismatisch, weil sie nur noch eine katholische Fassade ist, die ihre Substanzlosigkeit nur noch mühsam zu verhüllen weiß?