Dienstag, 17. Mai 2022

Phraselogie in der Kirche: Gottes Nähe erfahren...in der Eucharistie

Phraselogie in der Kirche: Gottes Nähe erfahren...in der Eucharistie


Wie häufig ist gerade am Festtage der Erstkommunion dies zu hören: „Wir erfahren in der Eucharistie Gottes Gegenwart“. Meist wird dabei dann noch zitiert:“Wo zwei oder drei in meinem Namen beiander sind, da bin ich mitten unter ihnen“, in diversesten Variationen. Es geht also irgendwie um die Gegenwart Jesu, manchmal wird aber auch nur von der Präsenz Gottes gesprochen. Formelhaft und irgendwie dogmatisch gut klingend ist aber auch zu hören, daß Gott uns im Wort und im Sakrament begegne.

Nur, wer käme, wenn erstmal die Eucharistie als eine bestimmte Ausgestaltung der religiösen Praxis eines heiligen Essens verstanden wird, das Essen und Trinken als ein Begegnungsgeschehen? Wer würde nach einem Besuch in einer Restauration sagen, daß ihm da eine Currywurst mit Pommes Frites begegnet sei, wenn er die da verspeist hat? 2 verschiedene Arten des heiligen Essen werden in den Religionen praktiziert, a) daß mit den Göttern oder dem einen Gott zusammen etwas gegessen wird, und b) daß Heiliges, Göttliches selbst verzehrt wird. In beiden Fällen ist das Wesentliche die Vergemeinschaftung mit den Göttern oder mit Gott. Es geht eben nicht einfach um eine Präsenz sondern um eine gemeinschaftsstiftende Handlung.

Diese Vergemeinschaftung wirkt sich dann auch heilend, lebensstärkend für die Teilnehmer aus. Aber was bleibt davon übrig, wenn es nur noch um Jesu oder um Gottes Präsenz geht?

Ein drastisches Beispiel möge das so angezeigte Problem veranschaulichen. Einem Blinden begegnet Jesus. Jesus sagt zu ihm: „Ich bin bei Dir!“ und dann geht er fort. Der Blinde resümiert: „Jesus habe ich erfahren, er war bei mir...und das war es dann.“ Die Evangelien berichten uns stattdessen ein ganz anderes Geschehen: Den Blinden heilt Jesus und wenn er fortgeht ist der Blinde ein Sehender geworden. Jesus Christus beschränkt sich nicht darauf, da zu sein und dann wieder zu gehen und dem ihm Begegneten unverändert dann sich selbst wieder zu überlassen. Die empfangene Eucharistie verändert so auch den Empfangenden. Nur davon hört man am Festtage der Erstkommunion fast nie etwas.

Theologisch ist dann noch zu fragen, ob denn Jesu Christi Präsenz eine geglaubte oder eine erfahrene ist. Das Pathos, mit dem dann da von der Erfahrung gesprochen wird, erweckt zumindest den Eindruck, als wenn hier eine Erfahrung das Fundament für den Glauben an Jesu Realpräsenz legt.Unbestritten ereignen sich eucharistische Wunder, es sei an das zu Fatima erinnert, als die drei Kinder eine blutende Hostie sahen, aber im Regelfall wird doch „nur“ geglaubt, daß die empfangende Hostie der Leib und das Blut Christi ist und nicht wird dies schon erlebt und erfahren.

Ist so die Rede von der Erfahrung der Gegenwart Jesu nicht doch nur eine Phrase, die verdeckt, daß sie zu glauben ist, gerade weil sie noch nicht erfahren wird. Zur Probe: Wenn jemand in einem finsteren Raum neben mir steht, ich ihn aber ob der Dunkelheit nicht sehen kann, der aber zu mir spricht: „Neben Dir stehe ich!“, kann ich dann noch an seine Gegenwart glauben? Er hat mich doch direkt angesprochen, sodaß ich erkannt habe, daß er bei mir ist. Wenn Jesus sagt: „Das ist mein Leib, das ist mein Blut“, dann vertrauten die Apostel ihm, daß er die Wahrheit zu ihnen sagt und deshalb glaubten sie, daß sie nun seinen Leib und sein Blut am Gründonnerstag empfingen. Sie erlebten aber doch nicht, daß sie seinen Leib aßen und sein Blut tranken.

Will man hier erlebnispädagogisch motiviert mehr erleben lassen als im Empfang der hl.Kommunion real möglich ist? Präfiguriert dies dann nicht notwendigerweise die Enttäuschung, wenn die hl.Kommunion dann zum 2., zum x.mal empfangen keine solchen Erlebnisse evoziert? Ist es dann nicht nachvollziehbar, daß die Erstkommunikanten später dann einen Abend in einer Diskothek oder gar den ersten Kuß als erlebnisintensiver dem Empfang der hl. Kommunion vorziehen, wenn es hauptsächlich um das subjektive Erleben geht?

Im Hebräerbrief heißt glauben, auf das, was man nicht sieht, zu vertrauen. Stellt das Gerede vom Erleben und Erfahren in der Eucharistiefeier nicht den Versuch da, dieser Wahrheit aus dem Wege gehen zu wollen? Darüberhinaus wird dann, das, was von der Eucharistie zu glauben ist, rabiat verkürzt, der Reichtum dieses Sakramentes bleibt so völlig den Erstkommunikanten verborgen, daß die Eucharistie ein heiliges Opfer ist, Gott dargebracht, ihm zur Ehre, uns zum Heile, daß es uns eine Medizin zur Unsterblichkeit ist. Wie dürftig macht sich dagegen das Gerede von einer bloßen Gegenwart Jesu aus!

 

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