Mittwoch, 25. Mai 2022

Die Lust am Falschübersetzen oder wenn ein Bibeltext nicht kommod ist

Die Lust am Falschübersetzen oder wenn ein Bibeltext nicht kommod ist


So spricht Jesus Christus selbst: „Weh euch,ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,ihr Heuchler! Ihr gebt den Zehnten von Minze,Dill und Kümmel,und laßt das Wichtigste im Gesetz außer Acht: Gerechtigkeit,Barmherzigkeit und Treue.“ (Mt 23,23) „Daß Wichtigste“ des Gesetzes außer Acht zu lassen, so lautet also Jesu Kritik an den Schriftgelehrten und Pharisäern. Sie, die Experten der Geetzeskenntnis versteifen sich auf Nebensächliches, um das Wesentliche nicht beachten zu müssen. Was ist nun das Wesentliche: „Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Treue“.

A.Arndt übersetzt in seiner Vulgataausgabe (1903,2.Auflage) genauso.So wird das dann von ihm erläutert: Gerechtigkeit meine: „Daß man Jedem das Seine gibt“, Barmherzigkeit meine: „Daß man auch da,wo man sein Recht sucht,die Liebe bewahrt und den Armen gern zu Hilfe kommt“. Die Treue wird nicht eigens erklärt.

Nur, was steht dann im lateinischen Text, der eine angemessene Übersetzung des Griechischen bietet? „judicum, et misericirdiam ,et fidem“. Fidem bedeutet in theologischen und biblischen Texten: Glaube und judicum bedeutet: Gericht. Das griechische Wort Krisis bedeutet auf keinen Fall: Gerechtigkeit und wird mit judicum= Gericht gut wiedergegeben.

Das Wichtigste des Gesetzes ist also das Gericht: das Unterscheiden, das Diskriminieren von Geboten und Verboten und die Androhung des Gerichtes dem Geetzesübertreter gegenüber. Nicht erst die ökumenische Einheitsübersetzung, schon die vorkonziliare Übersetzung streicht hier das Gericht. Aber genau das macht das Gewicht der Gebote und Verbote des Gesetzes Gottes aus. Das Gesetz offenbart, nach welchen Maßstäben Gott in seinem Gericht urteilen wird.

Warum wird nun gar fides= der Glaube mit „Treue“ übersetzt? Selbstredend ist hier nicht irgendein Glaube gemeint, sondern der christliche. Arndt möchte unter dem Wichtigen des Gesetzes verstehen, das uns im Sittengesetz Gebotene. Dieses Sittengesetz ist nun jedem Menschen in seinem Gewissen präsent. Wird nun der Glaube durch die Tugend der Treue ersetzt, ergibt das: Der Mensch soll gemäß seinem Gewissen handeln- das sei das wahrhaft von Gott Geforderte. Der christliche Glaube sei so nicht wichtig. Das Sittengesetz ist auch nicht die Antwort auf die Frage: „Wie muß ich leben, damit ich vor Gott bestehen und das ewige Leben so erlangen kann, sondern gibt eine Antwort auf die Frage: Wie sollen wir alle um des Allgemeinwohles und des individuellen Wolles willen leben? Da paßt der Gedanke des Gerichtes Gottes nicht, also wird er wegübersetzt.

Wie kritisierte Jesus die damaligen Schriftgelehrten? Sie lassen das Wesentliche verschwinden, um sich auf Nebensächliches zu kaprizieren. So darf auch über solche „Übersetzer“ geurteilt werden!



 

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