Samstag, 30. April 2022

Menschlich-Allzumenschliches: Über spontane Feindschaft

(oder über zu humanitaristische Vorstellungen über den Menschen)


Bevor er ging,warf Petrowskii noch einen Blick durch die offene Tür in das Empfangszimmer auf Afonka;ihre Augen trafen sich,und beide fühlten,daß sie Feinde seien.Vielleicht würden sie sich nie mehr wiedersehen,aber das Gefühl der gegenseitigen Feindseligkeit würde bleiben.“ Diese 2 Sätze,entnommen aus dem mehr als lesenswerten Roman: „Frauen und Mönche“, 2.Buch, 5.Kapitel von Josef Kallinikow sollen hier nun für sich allein, abstrahiert aus ihrem Kontext betrachtet werden.

Konfliktgeschichten zwischen zwei Menschen, die eskalieren bis daß es zu einer offenen Feindschaft wird, sind allseits bekannt. Eine wechselseitige Feindschaft fällt eben nicht vom Himmel, da muß schon allerlei vorgefallen sein, bis daß sich zwei als Feinde ansehen, denn es ist eben doch etwas Abnormes, wenn Menschen sich als Feinde ansehen. Eine solche Feindschaft ist so erklärungsbedürftig: „Was tate ich Dir, daß Du nun in mir Deinen Feind siehst?“ Wie entstand diese Feindschaft, läßt sich das rekonstruieren?

Aber diese 2 Sätze verweisen nun auf etwas ganz anderes: daß zwei sich auf Anhieb als Feinde ansehen. Der erste Eindruck, als das Resultat des Vermögens, einen Unbekannten ad hoc einschätzen zu können, ist hier der des Feindes: Der ist mir ein Feind. Nicht in Folge einer Interaktion zwischen zwei Personen entstand das Urteil: Der ist mein Feind, der ist mir zum Feinde geworden, sondern ein spontanes Urteil markiert hier jemanden als Feind.

Ein solches Spontanvermögen gehört wohl zur Grundausstattung des Menschen, a) zwischen Eß- und Nichteßbarem, b) zwischen Freund und Feind und c) zwischen zur Fortpflanzung Geeignetem und Nichtgeeignetem zu unterscheiden, denn dies Unter-scheidungsvermögen ist für das Überleben der Gattung Mensch notwendig. Es ist aber kein spezifisch menschliches Vermögen, aber trotzdem gilt, daß ohne es der Mensch wohl kaum im Kampf ums Überleben bestanden hätte. Eine Maus, die etwa nicht spontan erkennen könnte, daß eine Katze ihr Feind ist, würde nicht lange überleben und Raubkatzen, die nicht spontan ein mögliches Beutetier erkennen könnten, verhungerten in Bälde.

Ist also das spontane Urteil über einen Mitmenschen: Den mag ich nicht und dem bin ich unsympathisch, ein Resultat dieses Distinktionsvermögens, den Feind vom Freund ad hoc unter-scheiden zu können? Ursprünglich wäre dann die Erkenntnis eines anderen als Feind, ein gemäßigteres Urteil wäre dann das der Antipathie.

Moralische Einwände muß diese Vorstellung aber evozieren:Man dürfe eben keinen Anderen als unsympathisch oder gar als Feind wahrnehmen. Eine humanitäre Kultur erwartet eben von jedem, daß er Niemanden als seinen Feind ansieht oder auch nur als unsympathisch empfindet. Feindschaft wäre eben ein Atavismus in der modernen Gesellschaft.In archaischen Zeiten mag ein solches als Feind Wahrnehmen eine Berechtigung gehabt haben, heutzutage störe solch eine Einschätzung nur noch das Miteinander der Bürger.

Könnte nicht gar diese Neigung, einen Fremden spontan als Feind einzuschätzen, ein Phänomen der erbsündlichen Bestimmtheit des Menschen sein, daß hier der „Alte Adam“ sich in uns zu Worte meldet? Wenn die Welt eine wäre, in der alle Menschen in geschwisterlicher Liebe verbunden lebten, könnte es keine Feindschaft geben und somit wäre das Spontanvermögen einer Feinderkennung sinn- und zwecklos.

Aber für den Menschen nach dem Sündenfall sieht das ganz anders aus? Hätte Abel von seinem eigenen Bruder ermordet werden können, wenn er in seinem Bruder seinen Feind erkannt hätte? Die Frage klingt sehr befremdlich, insinuiert sie doch eine gewisse Mitschuld Abels, daß er eben zu blauäugig gewesen war und so seinen Bruder verkannte, vertrauend darauf, daß er wirklich sein leiblicher Bruder sei. Ist so gesehen tatsächlich dies Vermögen, spontan einen Fremden als Feind oder Freund(= Nichtfeind) zu erkennen, doch etwas Lebensrelevantes? Könnte es nicht so sein, daß hinter der Maskerade des humanitär sich verstehenden Menschen immer noch der Mensch lebt, der spontan den Feind vom Freund unterscheidet, die Personen des anderen Geschlechtes spontan als für die Fortpflanzung geeignet oder ungeeignet beurteilt? Vielleicht sind wir Menschen in unserem spontanen Verhalten doch ganz andere als wie wir uns sehen wollen?

Die bürgerliche Kultur kennt keine Feindschaft mehr, sie verwandelt Feindschaft in Konkurenzverhältnisse, aber verschwinden dadurch wirklich die realen zwischenmenschlichen Feindschaften? Irrt jeder, der spontan einen Fremden als ihm feindlich gesonnen wahrnimmt?Ist vielleicht der Humanitarismus nur ein schöner Optativ: O möge es doch so sein! Erleben wir nicht gerade jetzt, in der spontanen Bereitschaft, den Russen als den Feind anzusehen, wie stark die Willigkeit zur Feindschaft auch in den heutigen Bürgern lebendig ist, wenn sie massenmedial entzündet wird?

Anbei:

Kallinikows Roman ist auch ein Meisterwerk tiefgründiger Menschenkenntnis.

 

Freitag, 29. April 2022

Was tun angesichts des Synodalen Irrweges? Jesu guter Rat!

Was tun angesichts des Synodalen Irrweges? Jesu guter Rat!


Wer kennte nicht dies Votum Jesu: „Und wenn dich dein Auge zum Bösen verführt,dann reiße es aus und werfe es weg! Es ist besser für dich,einäugig in das Leben zu gelangen, als mit zwei Augen in das Feuer der Hölle geworfen zu werden.“ (Mt 18,99 nicht, aber wird es auch verstanden?

Eines ist klar: Da hier „das Leben“ als die Alternative zur „Hölle“ steht, ist damit das ewige Leben gemeint. Das „Böse“, zu dem verführt wird, führt dann zum Ausschluß von dem ewigen Leben, es bringt den Verführten in „das Feuer der Hölle“.

Was meint dann aber „das Auge“? Ein Mensch verfügt im Regelfalle über zwei Augen; wenn ihn ein Auge zum Sündigen verführte, dann würden das so seine zwei Augen bewirken und nicht nur eines von den Zweien. Zudem verführt nicht das Sehen zum Bösen, zum Sündigen, sondern unser Begehren, das durch etwas Gesehenes aktiviert wird. Nicht ein Portemonnaie,unbeobachtet auf einem Tisch liegend verführt zum Diebstahl sondern die Begierde, so zu mehr Geld zu kommen. Nicht das gesehene Portemonnaie verführt also, das böse Begehren im Inneren des Menschen verführt hier zum Diebstahl. Wenn ein Mensch Böses tut, wenn er sündigt, dann sündigt er als ganzer Mensch, nicht ein Teil von ihm. So kann es auch keinen Teil von dem Menschen geben, daß er amputieren könnte, um nicht mehr zu sündigen. Jesus lehrt ja deshalb, daß alles Böse aus dem Inneren des Menschen komme und nicht von Außen als ihn Verunreinigendes: „Denn von innen, aus dem Herzen der Menschen kommen die bösen Gedanken“. (Mk 7,21) Dies Herz kann kein Mensch aber aus sich herausamputieren!

Daß dieser Rat Jesu nicht wörtlich gemeint sein kann, ist so offenkundig. Wie könnte er dann verstanden werden? Nahe läge doch dann der Gedanke, daß die Kirche wie ein menschlicher Körper gedacht wird, in dem jedes Glied als ein Teil des Körpers seine besondere Aufgabe hat. (1.Korinther 12, und Kolosser 1,18: „Christus ist das Haupt des Leibes, der Leib aber ist die Kirche“.)

Dann hieße Jesu Rat hier: Besser ist es für die Kirche, einige oder ein Glied der Kirche aus ihr zu entfernen, als daß die Kirche durch Glieder von ihr zum Sündigen verführt in Gänze zu grundegeht. Seit der Coronaepidemie wissen wir von der Ansteckungsgefahr: Eine ganze Gemeinschaft kann durch bloß einen Infizierten erkranken.So mußten Einzelne isoliert werden, in Quarantäne gehalten werden, damit die Anderen vor ihnen geschützt werden.So empfielt Jesus hier der Kirche, Glieder auszuschließen um der Gesundheit der Kirche willen. Diese Aussage steht so in einer gewissen Spannung zu der, daß der gute Hirte seine 99 Schafe zurückläßt, um das eine verlorene zurückzuholen. (Mt 18,12-14) Das verlorene soll gerettet werden, aber wenn es in der Herde zu einer Gefahr für die ganze Herde wird, dann soll es aus der Herde entfernt werden. Denn ein Teil kann die ganze Herde kontaminieren.

Nun könnte eingewandt werden, daß die Kirche doch nicht in Gänze in der Hölle enden könne, da der Herr ihr verheißen hat, sie davor zu bewahren. Die einfachste Erklärung wäre dann die, daß hier nicht von der ganzen Kirche sondern von den Gemeinden gesprochen wird, daß eine Gemeinde die ganze Gemeinde zum Bösen Verführende ausschließen solle, bevor sie in Gänze sonst in der Hölle ende.

Für den guten Hirten der Kirche gäbe es so Grenzen der Zumutbarkeit: Wenn das Ganze gefährdet wird, dürfen Glieder des Ganzen ausgeschlossen werden um des Heiles des Ganzen willlen. So fände die Sorge um das einzelne verirrte Schaf (Mt 18,12-14) seine notwendige Korrektur in der Sorge um das Ganze, wenn ein Glied der Herde alle zu infizieren droht.

Das ist nun gerade die Gefahr des „Synodalen Irrweges“, daß wieder einmal von Deutschland ausgehend, ähnlich wie durch Luther ein großes Unheil über die ganze Kirche kommen kann: Die Kontaminierungsgefahr darf nicht unterschätzt werden.

 

Donnerstag, 28. April 2022

Wie man den Erlöser Jesus Christus überflüssig macht

(auch über Dekadenz, die Vernaturalisierng des Todes und über postmoderne Beliebigkeit=Toleranz)


Wer an den Sohn glaubt, hat das ewige Leben;wer aber dem Sohne nicht gehorcht,wird das Leben nicht sehen,sondern Gottes Zorn bleibt auf ihm.“ So belehrt uns Jesus selbst. (Joh, 3,36) Ewiges Leben oder nicht ewig leben, glauben oder nicht glauben=nicht gehorchen und dann der Zentralbegriff des Zornes Gottes, diese Begriffe bestimmen diese Aussage Jesu:

Der Zorn Gottes ist über den Menschen. Darum leben sie nicht ewig. Wenn sie aber an Jesus Christus glauben, dann sind sie nicht mehr unter dem Zorn Gottes sodaß sie dann ewiges Leben haben. Glauben sie aber nicht an ihn, verbleiben sie unter dem göttlichen Zorne. Zu beachten ist dabei, daß Gottes Zorn nicht Gottes Reaktion auf den menschlichen Unglauben ist, sondern der göttliche Zorn ist schon vor dem Unglauben auf ihnen seiender. Der Glaube an den Erlöser wendet so den Zorn Gottes ab. Das ist vergleichbar mit einer Medizin, die den Erkrankten vorfindet, aber nur den gesunden läßt, der sie auch einnimmt.

In dem Psalm 105,23 f steht geschrieben: „Da gedachte Gott, sie zu vertilgen, wenn nicht Moses, sein Auserwählter in den Riß vor ihm hingetreten wäre, um Gottes Zorn abzuwenden,daß er sie nicht vertilge.“ So furchtbar ist Gottes Zorn, daß er sein erwähltes Volk um dessen Sünde willen vertilgen wollte. Moses aber wendete diesen göttlichen Zorn ab. Die Existenz des Menschen wird so zu einem Drama, wenn der Mensch als ob seiner Sünde unter dem Zorne Gottes Stehender begriffen wird. Ihm droht seine Vertilgung durch seinen Tod, daß er das ihm eigentlich zugehörige ewige Leben nicht schauen wird, Erst durch Gottes Zorn wird er ja zu einem zum Sterbenmüssendem verurteilt. (So ist die volkstümliche Vorstellung vom Sensemann als dem Bringer des Todes theologisch nicht gänzlich falsch, unterstreicht sie doch in ihrer Bildhaftigkeit doch den richtigen Gedanken, daß das Sterbenmüssen und der Tod des Menschen etwas Widernatürliches ist: Er wird getötet durch den Sensemann.)

Wer rettet wie den Menschen aus diesem Todesverhängnis?Jesus gibt darauf eine klare Antwort: Er selbst, wenn man an ihn glaubt. Was geschieht dann aber, wenn der Mensch meint, daß sein Sterbenmüssen und sein Todseinwerden etwas ganz Natürliches sei, daß es so auch von diesem Geschick keiner Erlösung bedürfe? Er wird sich für gesund haltend zum göttlichen Arzt sagen: „Dich brauche ich nicht!“

Vielleicht fügt er dann noch eingedenk des Erfolgsliedes von Freddy Mercury hinzu: „Wer will denn schon ewig leben!“ Irgendwie sei es doch auch gut, wenn es mal zu Ende geht, das Leben. Die Dekadenz unserer Zeit, diese Schwächung des Lebenswillens ist so eine der größten Hindernisse zum Glauben an Jesus Christus. Die Vernaturaliserung der Todesgeschickes ist dabei als eine Konsequenz des geschwächten Lebenswillens zu begreifen.

Aber der Heiland Jesus Christus kann auch in einer anderen Weise überflüssig gemacht werden. Die Ausgangsthese lautet dabei, daß Gott gar kein zorniger Gott sein könne, da er ja als die Liebe jeden Menschen liebe. Zu dieser göttlichen Liebe gehöre es dann dazu, daß dieser Gott auch jedem ein ewiges Leben schenken werde. Jeder wird also ewig leben, zu glauben heißt dann nur noch, darauf zu vertrauen, daß Gott jedem dieses Leben schenken wird. Deshalb bedürfte es gar keinen Erlöser, sondern nur eines, der die Menschheit über diesen Sachverhalt aufkläre, daß Gott als uns alle Liebender uns alles gewähren wird, was für uns wirklich gut sei. Somit ist genau genommen nicht nur der Glaube an Jesus Christus überflüssig sondern er selbst auch, denn er lehrt uns ja nur etwas, was auch ohne diese Aufklärung für uns wahr ist. Es gliche einem Arzt, dessen Aufgabe darin bestünde, Gesunden zu sagen, daß sie gesund seien. Dies Aufgabe ist so die Aufgabe des Arztberufes.

Daß dann in den Zeiten postmodernistischer Toleranz Jesu Christi Lehre, daß nur der wahre Glaube, der an ihn, Menschen vom Todesschicksal erlösen könne, nicht auf Zustimmung rechnen kann, ist eine Selbstverständlichkeit: Jeden religiösen Glauben belohne Gott mit dem ewigen Leben und wer Atheist sei, aber anständig lebe, dem wird Gott auch nicht das ewige Leben vorenthalten. Damit ist dann Jesus auch überflüssig geworden.

Es könnte einem so vorkommen, als wolle man in den nachkonziliaren Zeiten nur noch eines beweisen, daß dieser Jesus genau genommen überflüssig sei: Wir bräuchten eben keinen Erlöser mehr!


 

Mittwoch, 27. April 2022

"Kölner Katholiken fordern in Papst Umfrage radikale Reformen“ Ein Beitrag zur Selbstzerstörungslust der Katholischen Kirche

(oder nur eines tut not: Sex für alle)


Unter dieser Kath de Überschrift vom 26.4.2022 ist dann zu lesen:“Danach plädieren Teilnehmende für eine "Gewaltenteilung wie in Demokratien" statt für "Priesterzentrierung". Zudem müssten sich Menschen jeglicher sexueller Orientierung sowie mehrmals Verheiratete in der Glaubensgemeinschaft vollumfänglich angenommen fühlen. Gleichgeschlechtliche Paare müssten sich in der Kirche trauen lassen können und geschiedene Katholiken wieder heiraten dürfen. Gefordert wird ein Schuldeingeständnis der Kirche für die Diskriminierung und persönliche Verletzung von nicht-heterosexuellen Menschen. Ämter sollten unabhängig von Geschlecht und sexueller Orientierung besetzt werden, heißt es weiter. "Frauen sowie Transmenschen sollen in ihrer Berufung alle Weiheämter bekleiden können." Der Zölibat für Amtsträger solle freiwillig und nicht verpflichtend sein.“

An der Befragungsaktion nahmen 1728 Katholiken dieses Bistumes teil und die Forderungen seien die der Mehrheit der Teilnehmer, Da es in diesem Bistum circa 1,9 Millionen Katholiken gibt, sind das circa 0,1 Prozent, von denen dann mehrheitlich dies gefordert wird. Das hindert aber Kath de nicht, euphorisch von „Kölner Katholiken“ zu sprechen, als sprächen hier die Kölner Katholiken. In welcher demokratisch strukturierten Vereinigung hat wohl das Votum von 0,1 Prozent ihrer Mitglieder ein Gewicht?

Der Fundamentaltheologe M. Striet (Nehme Brief zu Synodalen Weg intellektuell nicht allzu ernst, Kath de am 25.4. 2022) sagt zur Lage der Kirche in Deutschland:


Immer wieder ist von einem drohenden Schisma zu hören. Unverblümt spielen die Kritiker auf die schließlich zum Schisma führende Reformbewegung an, die Luther mit seiner heftigen Kritik an den Zuständen und der Theologie in der Kirche seiner Zeit übte. Sich sorgen, dass ein Schisma kommen könnte, müssen die Kritiker sich aber nicht. Es gibt das Schisma längst. Ob es institutionell vollzogen wird, ist eine nachrangige Frage. Die innere Distanz zu dem, was angeblich als verbindlich zu glauben vom Lehramt der römisch-katholischen Kirche vorgegeben wird, ist in vielen katholischen Milieus so ausgeprägt, dass hier auch nichts mehr zu kitten ist.“


Dieser Theologieprofessor nimmt eben nur noch linksliberale Voten intellektuell ernst, Kritiken an den Forderungen des Synodalen Irrweges so selbstverständlich nicht und darin ist er sicher eins mit der Mehrheit dieser 0,1 Prozentkatholiken. Der Professor hat wirklich recht, wenn er so urteilt, daß es in der Katholischen Kirche Milieus gibt, die sich so weit von der Kirche entfernt haben, daß sie nicht mehr in die Kirche integrierbar sind. Das Thema „Sex“ ist in diesem Milieu, das sich in diesem Umfrageergebnis artikuliert, das Wesentliche: Sex für alle und so auch für Priester! So ist wohl Gott Mensch geworden, um das Menschenrecht auf Sex für und mit allen zu verkünden? Es bleibt dann zwar völlig unverständlich, warum dann gerade er selbst enthaltsam zölibatär lebte, statt einen Mann zu ehelichen, oder mit mehreren Frauen zusammenlebte aber vielleicht werden uns ja progressive Exegeten bald aufklären, daß Jesus ein Homosexueller mit Transgenderneigungen war.

Nur, was tuen? Nähme die Kirche ihre eigene Lehre noch ernst, müßte sie diese Votanten aus der Kirche exkommunizieren ob ihres völligen Abfalles vom Katholischen Glauben. Stattdessen wird dies Votum von 0,1 Prozentkatholiken dazu benutzt werden, ernsthaft über die Selbstabschaffung der Katholischen Kirche in diesem Bistum nachzudenken, indem man sie zu Tode reformiert.



 

Dienstag, 26. April 2022

Hört Gott auf den Weltkirchenrat, daß der ihm vorschreiben kann, was Gott will und was nicht? Auch über den Ukrainekrieg!

Hört Gott auf den Weltkirchenrat, daß der ihm vorschreiben kann, was Gott will und was nicht? Auch über den Ukrainekrieg!


Angesichts des Krieges in der Ukraine heißt es am 26.4.2022 auf Kath de, daß dieser Krieg ein schwerer Rückschlag für die Ökumene sei. Denn: „1948 verständigte sich der Weltkirchenrat auf den Satz: "Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein." Mehr als 70 Jahre später ist der Krieg in der Ukraine ein schwerer Rückschlag für die Ökumene“.

Haben nun die Beschlüsse des Weltkirchenrates einen verbindlichen Charakter für Gott, sodaß er, wie ein konstitutionell regierender Monarch jetzt ob dieses Beschlusses Kriege nicht mehr will? Sollte für dies Gremium die hl. Schrift noch von Relevanz sein, hätte doch bemerkt werden müssen, daß das Volk Israel bei der Eroberung des ihm von Gott verheißenden Landes sehr wohl Kriege führte, die von Gott bejaht wurden. Als 586 v. Christus Jerusalem militärisch besiegt und erobert wurde und dann das jüdische Volk exiliert wurde, beurteilt die hl. Schrift diesen Krieg als das Strafgericht Gottes über die Sünden seines Volkes und somit als einen von Gott gewollten Krieg. Jesus selbst prophezeite die Vernichtung Jerusalems durch das römische Militär als Strafgericht für ihren Unglauben. (Lk 19,41-44) Wie kann da ein Weltkirchenrat urteilen, daß Gott keinen Krieg wolle, wenn er selbst seinem Volke bei den Eroberungskriegen bei Seite stand, damit dies Volk das ihm verheißende Land auch in Besitz nehmen kann und wenn Gott das Mittel des Krieges nutzt, um seine Strafgerichte zu vollziehen, so 586 v Christus?

Außerdem: Da Gott notwendig als allmächtig zu denken ist, wie könnte dann überhaupt auf Erden irgendetwas sich gegen seinen Willen ereignen? Es muß deshalb geurteilt werden, daß Gott zumindest die Kriege, die stattgefundenen zugelassen haben und dies Zulassen ist auch ein willentlicher Akt Gottes. Oder soll das jetzt alles nicht mehr gelten, daß nun Gott so ohnmächtig geworden sei, daß gegen seinen Willen nun Kriege sich ereignen könnten?

Zum Lieblingshaßobjekt ist nun ja der Moskauer Patriarch Kyrill avanciert, den uns die Medien gern als kriegslüsternen Putinverehrer vorstellen. Er segne ja den russischen Überfallkrieg ab in seiner Devotheit dem Diktator Putin gegenüber. Nur zeigen uns diese 2 Videos ein ganz anderes Bild von diesem so geschmähten Patriarchen, daß er niemals diesen russischen Krieg theologisch gutgeheißen hätte:

https://youtu.be/ipsvHqprUZU https://youtu.be/OAYSC1qg7XA!

(Den Verweis darauf sandte ich auch an Kath net, wo dieser aber nicht als Kommentar veröffentlicht wurde, da man auch dort ganz verliebt ist in dies neue Feindbild). Aber eines müßte doch auch Irritationen hervorrufen: Warum verursachte die Nichtverurteilung der Angriffskriege der USA und seiner westlichen Verbündeten gegen Afghanistan und Jugoslawien durch die Kirchen Europas keinen Rückschlag für die Ökumene? Warum nahm dieser Weltkirchenrat nicht gegen das Schweigen der Kirchen gegen diese 2 Angriffskriege Stellung? Dürfte da der Verdacht nicht geäußert werden, daß man eben nur gegen russische Kriege Stellung nimmt, nicht aber gegen amerikanisch-westliche? Zieht vielleicht doch Gott mit den Amerikanern in ihre Kriege ob seiner Liebe zu diesem Lande?

Das Feindbild „Rußland“ kommt an. Vor ein paar Tagen wurde ein junges Mädchen auf dem Grundschulhof in Niedersachsen verprügelt von ihren Mitschülern. Warum: Weil ihre Mutter Russin ist. Wäre ihre Mutter eine Türkin und wäre sie deshalb geschlagen worden, die Medien überstürzten sich ob so gewaltsamer Ausländerfeindlichkeit: Vorwärts im Kampf gegen Rechts. Aber wenn eine russische Schülerin verprügelt wird, weil sie eine Russin ist....Und so darf auch auf den Patriarchen Kyrill eingeschlagen werden, ohne zuvor zu prüfen, ob die Vorwürfe ihm gegenüber rechtens sind. Er ist eben neben Putin das zweite Lieblingshaßobjekt aller Gutmenschen geworden.

Ob Gott so nur gegen Kriege Rußlands und der der Deutschen ist, aber die Amerikas und seiner Verbündeten gutheißt? Hört Gott so auf den Weltkirchenrat?


 

Montag, 25. April 2022

Was dürfen wir erhoffen – auch eine leere Hölle?

(auch über die Kraft des Gebetes und des Meßopfers)


Die Hölle existiert,doch niemand kann sagen,wer und wir viele dort sind – sie könnte auch leer sein.“ Mit dieser Äußerung provozierte der Theologe Hans Urs von Balthasar eine heftige theologische Kontroverse. (J.Rothkranz, Die Kardinalfehler des Hans Urs von Balthasar, S.13-16)

Auch wenn heutzutage diese Äußerung nur noch kritisiert werden würde, weil hier mit der Möglichkeit einer nichtleeren Hölle gerechnet wird, soll doch die These kurz erörtert werden.

Erstens: Gewiß ist, daß die Hölle nicht leer sein kann, weil sie der Bestimmungsort des Teufels und seiner Daimonen (=der gefallenen Engel) ist.


Zweitens: Da Gott gerecht urteilt und er nicht auf die Liebe reduzierbar ist, als wenn die Aussage, Gott sei die Liebe, meine, er sei nur die Liebe, ist damit zu rechnen, daß Menschen ob ihrer Sünden verdammt werden. Jesus Christus lehrt selbst (Mk 16,16):“Wer nicht glaubt, wird verdammt.“


Drittens: Wie Gott über bestimmte Menschen urteilt, weiß nur Gott, es sei denn, daß er durch Gebetserhöhungen bestimmte Personen, die um ihre Fürbitte gebeten wurden, als Heilige ausweist. So wissen wir gewiß nur von Maria, von allen Heiligen, auf deren Fürsprache wir vertrauen und von Henoch und dem Propheten Elia, daß sie im Himmel sind. Wir wissen wohl, welche Sünden Todsünden sind und so die Hölle verdienen, wir wissen aber nicht, ob Gott jeden Todsünder auch zur Hölle verurteilt.


Viertens: Die Gottesmutter Maria lehrte uns in ihrer 3.Erscheinung zu Fatima so zu beten: „Wenn ihr den Rosenkranz betet, sagt nach jedem Gesätz: O mein Jesus, verzeih uns unsere Sünden.Bewahre uns vor dem Feuer der Hölle.Führe alle Seelen in den Himmel,besonders jene, die deiner Barmherzigkeit am meisten bedürfen.“ Wenn Jesus dieses Gebet erhörte, müßte die Hölle menschenleer sein, denn wer bedürfte wohl mehr Jesu Barmherzigkeit als der, der von Gott zu recht zur Hölle verurteilt würde, erbarmte sich seiner nicht der Heiland. Nun darf das Beten nicht als eine magische Praxis mißverstanden werden, sodaß Jesus Christus gar nicht anders könnte, als daß er jedes richtig gebetete Gebet erhören müßte. Als Herr auch über unsere Gebete kann er sie auch nicht erhören. So wurde ja das Gebet des Königs David: „Gott, verschone mein Kind, töte es nicht“, von Gott nicht erhört.

Prinzipieller formuliert: Wie nur der schweigen kann, der auch reden kann, „schweigende Steine“ sind so genau genommen ein sinnloser Ausdruck, so kann auch nur der Gott Gebete erhören, der sie auch nicht erhören könnte. Sonst erhörte Gott nicht sondern er würde nur funktionieren, wenn zu ihm richtig gebetet würde. Gott gliche so einem Limonadenautomat, der das gewünschte Getränk hergibt, wenn er richtig bedient worden ist.

Aber wenn wir so beten, wie es uns hier Maria lehrt, dann dürfen wir darauf hoffen, daß dies Gebet erhört wird, auch wenn wir es nicht wissen können. Wir dürfen also auf eine menschenleere Hölle hoffen, nicht weil wir Menschen alle nur kleine Sünderlein sind (wie es Willy Millowitsch meinte), nicht weil Gott ob seiner Menschenliebe nicht anders könnte, als alle Menschen vor der Hölle zu bewahren,sondern deshalb, weil wir auf Jesu Christi Barmherzigkeit und die Fürsprache aller Heiligen, isb der Mutter Gottes hoffen dürfen. Aber es wäre eine Anmaßung, daraus ein Wissen zu machen, daß die Hölle menschenleer sein werde.Es darf hier zur Veranschaulichung der Barmherzigkeit Gottes an das Sühnopfer erinnert werden, das die Priester im Jerusalemer Tempel für die Soldaten dargebracht hatten, die Gott selbst in einer Schlacht sterben ließ, sie mit dem Tode bestrafte, weil sie auf Götzenbilder vertrauend in die Schlacht gezogen waren. Gott verurteilte sie so, aber ob des ihm dargebrachten Sühnopfers verzieh er ihnen ihre Todsünde, sodaß sie auch zum ewigen Leben auferstehen werden. (2.Makkabäer 12, 32-45) Gott kann sogar Todsündern vergeben ob eines für sie dargebrachten Opfers. Die Kraft des Meßopfers darf so auf keinen Fall unterschätzt werden: Wie viele wären wohl in der Hölle, wären nicht für sie Meßopfer dargebracht worden.


 

Samstag, 23. April 2022

Seit dem Ukraine Krieg ist da alles anders geworden? Eine notwendige Desillusionierung

Seit dem Ukraine Krieg ist da alles anders geworden? Eine notwendige Desillusionierung



Das Gerede von einem Epochenbruch, daß seit dem Kriege in der Ukraine die Politik neu vermessen werden müsse, daß die gesamte deutsche Außenpolitik seit der Entspannungspolitik Brandts wohl ein Irrweg gewesen sei, daß alles neu zu kalibrieren sei, ist nun in aller Munde, nur deshalb noch lange nicht wahr.

Wahr ist aber, daß der politische Diskurs gerade in Deutschland, aber nicht nur dort beherrscht wurde von allerlei Mythen, die nun wie Seifenblasen platzen und so aber nur die Realität freilegen,die diese bisher verschleierten.


Einer dieser Mythen ist der vom kulturellen oder auch zivilisatorischen Fortschritt, daß früher (in aller Unbestimmtheit, aber irgendwie: einst aber jetzt nicht mehr)der Krieg ein Mittel der Politik gewesen sei, Clausewitz verfaßte gar ein Werk über den Primat der Politik im Kriegsfalle, aber das soll jetzt keine Bedeutung mehr haben. Alle Konflikte seien prinzipiell ohne eine Anwendung von Gewalt, isb der militärischen lösbar und die Gewalt sei nie eine Lösung sondern immer nur ein Element des zu schlichtenden Konfliktes. Nach sei verlorenen Weltkriegen fiel dieser Mythos insbesondere in Deutschland auf fruchtbaren Boden.

Damit amalgamierte sich die abstruse Vorstellung, als wenn die Waffen die Kriege führten und nicht die Regierenden, sodaß die populäre Parole aufkam, daß durch ein Weniger an Kriegswaffen es ein Mehr an Frieden gäbe. So protestieren bis zum jetzigen Kriege litaneienhaft Friedensbewegte auch gegen deutsche Rüstungsexporte , als verursachten die die Krididege. Daß nach dem 2.Weltkrieg überall die Politik weiterhin den Krieg als ein Mittel der Politik einsetzte, konnte dann in der Blase dieser Mythendichtung leicht verdrängt werden und das obzwar Deutschland selbst unter Rot-Grünen Regierungen an zwei Angriffskriegen sich beteiligte, gegen Afghanistan und direkt in Europa im Jugoslawienkrieg. Wäre es nach dem Exaußenminister der „Grünen“ Herrn Fischer gegangen, hätte die deutsche Luftwaffe auch Libyen mitbombardieren sollen.


Augenfällig ist nun aber, daß nur die sowjetischen bzw russischen Kriege einhellig verdammt werden, der in Afghanistan und der jetzige. So wurde die Militärhilfe der Sowjetunion für die damalige Regierung Afghanistans, die durch den Kampf islamistischer Oppositionsgruppen in arge Bedrängnis gekommen war, als illegitimer Angriff verurteilt, die Krieg der USA gegen die Talibanregierung Afghanistans aber gutgeheißen, obgleich die Legitimierungsformel, diese Regierung hätte Bin Ladens islamische Terrororganisation unterstützt, sehr schwach fundiert war.


Der zweite große Mythos ist der von dem rein defensiven Charakter der NATO. Daß die Sowjetunion universalistisch expansiv ausgerichtet war, kann nicht bestritten werden, gehörte doch das Endziel einer kommunistischen Welt zu dem Kernbestand der kommunistischen Ideologie.

Aber genauso klar war die Namensgebung der „Europäischen Wirtschafts-gemeinschaft“, später umfirmiert zur „Europäischen Union“ ein Angriff auf ganz Osteuropa, daß diese Staaten, die jetzt noch dem sozialistischen Lager zugehörten, rekapitalisiert und integriert werden sollten: Die Zurückdrängung Rußlands und die Befreiung der Ostblockstaaten vom Sozialismus war da schon von der Namensgebung her proklamiert. Nach der Auflösung des „Warschauer Paktes“ und des sozialistischen Lagers betrieb die NATO dann ja auch energisch ihre Ostausdehnung, um so so dicht wie möglich ihre Truppen an der russischen Grenze zu stationieren. Die Ukraine sollte und wollte so mit ihrer antirussisch prowestlichen Regierung in die Nato und die EU aufgenommen werden als direktes Aufmarschgebiet gegen Rußland.

So wäre der Nato/EU die optimalste Ostausdehnung gelungen und alle östlichen Gebiete wieder reintegriert, nachdem sie in der Folge der bolschewistischen Oktoberrevolution für den kapitalistischen Westen ein gesperrtes Gebiet wurden. Diesen Ostausdehnungsdrang beurteilte nun die russische Regierung als eine Bedrohung für ihre eigene Sicherheit. Nach der sowjetischen Lesart des 2.Weltkrieges, daß sie von Nazideutschland „überfallen“ worden seien, befürchtete man, wieder ein Opfer eines westlichen Überfalles zu werden. Man kann nicht umhin, zu konstatieren, daß diese Ostausdehnungspolitik eben auch eine klare antirussische Stoßrichtung enthielt und nicht völlig unbegründet als eine antirussische Aggression wahrgenommen wurde und wird. Dies so wahrzunehmen verhindert aber der Mythos des rein defensiven Charakters der NATO und der EU.


Der dritte Mythos ist der, daß wir Deutschen so zum Westen, dem angloamerikanisch dominierten Westeuropa dazugehören, daß die Interessen des Westens auch unsere deutschen Interessen wären, wobei ganz vergessen wird, daß Westdeutschland nur in der Folge des verlorenen Krieges westlich wurde und jetzt Ostdeutschland auch in den Westen integriert wird, auch wenn diese Westeinbindung Ostdeutschlandes noch aus der Sicht des Westens zu wünschen übrig läßt. Aber die Rückkehr zum „Kalten Krieg“ soll eben die Westeinbindung aller osteuropäischen Staaten aber auch Ostdeutschlands forcieren: Alle gemeinsam gegen Rußland! Mit dieser jetzigen Rückkehr zum „Kalten Krieg“ wird aber auch dies überdeutlich: Zumindest der „Kalte Krieg“ ist wieder ein Instrument auch der innereuropäischen Politik geworden. Die westeuropäisch-amerikanische Außenpolitik ist eben nicht notwendigerweise eine „friedliche“, denn das große Ziel der Weltbeherrschung läßt sich wohl schwerlich ohne das Mittel des Krieges realisieren.



 

Eine Kritik: Erfahrung statt Erkenntnis in der christlichen Religion? Oder eine Falschübersetzung!

Eine Kritik: Erfahrung statt Erkenntnis in der christlichen Religion? Oder eine Falschübersetzung!


Im Benedictus heißt es: „ad dandam scientiam salutis plebi ejus“, das grichische Wort: „Gnosis“ wird so mit „scientia“ wiedergegeben= um sein Volk zur Erkenntnis des Heiles zu führen“. Lk,1,77.Die Einheitsübersetzung liest aber: „Du wirst sein Volk mit der Erfahrung des Heiles beschenken“ Das Futur irritiert, vom griechischen wie vom lateinischen Text gibt es dafür keinen Grund, auch daß das Verb „geben“ mit „beschenken“, ist fragwürdig, aber inakzeptabel ist die Wiedergabe von „Gnosis“ (=scientia) mit „Erfahrung“. Warum wird aus der „Erkenntnis des Heiles“ die zukünftige Erfahrung des Heiles?


Eine eigentümliche Assoziation: Es ist doch noch nicht lange her, daß als das Zentrum des Alten Testamentes die Befreiungserfahrung des Exodus proklamiert wurde. Seltsam und befremdlich ist es nun aber, daß von dieser kurzweiligen Epoche der nachkonziliaren Theologie nichts mehr präsent ist, als hätte es sie nie gegeben. Worum ging es dabei? Das Zentrum der Religion des jüdischen Volkes soll ihre Erfahrung der Befreiung aus der ägyptischen Knechtschaft gewesen sein. Die „Auszugsgemeinde“, die „Exodusgemeinde“ sei so auch der Urtypus der christlichen Gemeinde, die nun aus der „ägyptischen Gefangenschaft“ der bürgerlichen Gesellschaft sich befreien könne und solle, um dann in sich schon avantgardistissich das neue nachbürgerliche Leben vorleben solle. Ernst Blochs Philosophie der Hoffnung, sollte so, wie es auch J. Moltmann versuchte in seiner „Theologie der Hoffnung“ in das Christentum incorperiert werden. Das Fundament sollte dabei dann nicht etwas rein Utopisches sein, sondern eine reale Befreiungserfahrung. Aus dieser Erfahrung können und sollen dann die „Basisgemeinden“ am Rande der Kirche den wahren christlichen Glauben leben, ausstrahlend auf ihre noch bürgerlich lebende Umwelt. „Politische Theologien“, „Theologien der Befreiung“ und ähnlich geartetes füllten dann ganze Bibliotheken mit ihren Elaboraten bis diese Geisterstunde plötzlich ihr endgültiges Ende fand, als nämlich der „Real existierende Sozialismus“ 1989f implodierte. Jetzt gab es als politischen Horizont nur noch die bürgerliche Gesellschaft, die kein Jenseits von ihr mehr als Denkbares zuließ in ihrer absoluten Alternativlosigkeit.

Ein Punkt rettete sich vielleicht dennoch aus diesem Utopiedesaster, daß der christliche Glaube sein Fundament in (persönlichen) Erfahrungen habe und nicht in theoretischen Erkenntnissen. Zu dem Begriff der „Erkenntnis“ gesellt sich doch schnell der Begriff des Dogmas, daß da der Glaube verintellektualisiert und so seines Eigentlichen beraubt würde. Die Erfahrung soll das Persönliche sein, das, wie etwas von uns wirklich erlebt wurde, wohingegen das Durchdenken des Erlebten es schon verfälsche, es nicht mehr bewahren könne in der einzigartigen Singularität des Erlebten. Soll also die Theologie auf das Streben nach „Erkenntnis“ verzichten, um sich ganz auf die Erfahrungen zu kaprizieren, die dem Glauben zu Grunde liegen?


Ein Stammtisch: Man sitzt gemütlich behaglich beim Biere zusammen und fände dieser Stammtisch noch vor den Antirauchergesetzen statt, rauchte man auch dazu. Ein Mann ergreift das Wort: „Meine (Lebens)Erfahrung. Irren ist menschlich!“ Da fuhr doch bei Rot ein Auto auf die Kreuzung, es krachte gewaltig, als das Auto mit einem anderen zusammenstieß und der Fahrer dann, unverletzt aus seinem Auto entstieg...Irren ist eben menschlich.

Ein paar Runden Bier später: „Meine (Lebens)Erfahrung. Frauen können nicht Autofahren. Da fuhr doch bei Rot ein Auto auf die Kreuzung, es krachte gewaltig,als das Auto mit einem anderen zusammenstieß und die Fahrerin dann, unverletzt aus ihrem Auto entstieg....Frauen können nicht Autofahren.“

Bei jedem möglichen Autounfall fuhr entweder ein Mann oder eine Frau das Auto. Jeder mögliche Verkehrsunfall kann so entweder durch die Aussage: „Irren ist menschlich“ oder durch die Aussage: „Frauen können nicht Autofahren“ interpretiert werden. So bestätigt jeder Autounfall die Wahrheit einer dieser 2 Erfahrungen! Das, was hier unser Stammgast als seine „Lebenserfahrung“ proklamiert, ist nämlich wie jede Erfahrung immer ein Produkt eines Ereignisses und der Vorstellungen, durch die das Ereignis interpretiert wird. Erfahrungen sind so nichts Unmittelbares; sie können uns nur als so etwas erscheinen ob der Spontanität unserer Deutung des Ereignisses. Erkenntnisse entstehen dann eben erst durch eine denkerische Bearbeitung der Erfahrungen. Die Erfahrung muß eben entsubjektiviert werden.


Man sieht nur, was man kennt!“ las ich einmal als Werbeparole auf einen zum Ankauf angebotenen Reiseführer. Da ist mehr Wahrheit dran, als einem lieb sein kann. Da die erste Quelle der Erfahrungen oft unser Sehen ist, muß diese sehkritische Einsicht beherzigt werden, zumal in unseren postmodernen Zeiten mit ihrer überschäumenden Bilderflut. „Was man kennt“ ist eben im Regelfall das ideologische Interpreationsmuster, durch das wir spontan die gesehenen Bilder interpretieren und so als unsere Erfahrung ansehen.


Die „Gnosis“, die „Erkenntnis“ galt so gesehen in der abendländischen Tradition als das, wodurch eine Befreiung aus solchen Verblendungszusammenhängen möglich wurde. Seine Ersetzung durch den Begriff der Erfahrung zeigt so eben auch an, wie weit wir heute von der abendländischen Kultur uns entfernt haben.


 

Freitag, 22. April 2022

Eine kleine Anmerkung zu Anselms Werk: Warum Gott Mensch wurde?

Anselm von Canterbury: Doctor Magnificus – Deus est id quo maior cogitari nequit“



So betitelt widmet Kath net diesem großen Theologen einen sehr lesenswerten Artikel. (Kath net am 21.4.2022) Das ist umso erfreulicher, als seine bedeutsamste Schrift, warum Gott Mensch wurde heutzutage zu den meist verworfenen Werken der vorkonziliaren Kirche gehört. Für die Theologie ist aber sein Gottesbeweis, der sogenannte „ontologischer“ genauso bedeutsam.

Seine Ausgangsthese ist: Gott ist das, worüber nichts größeres gedacht werden kann.

Es gilt auch: Das, was nur als in unserem Denken seiend gedacht wird wird als geringer seiend gedacht, als das, das auch als außerhalb unseres Denkens als seiend gedacht wird. Die Bestimmung, daß etwas auch als außerhalb unseres Denkens als seiend gedacht wird, dem in unserem Denken nur als in ihm seiend Gedachten etwas hinzufügt, ist ad hoc einsichtig.

Untote“ gibt es eben nur in der Horrorkultur, und sie erscheinen uns so als weniger seiend als ein realer Mörder. Das vulgäre Urteil, das sei ja nur erdacht, ersponnen, über Romane verdeutlicht das- wenn das ein Tatsachenroman wäre, dann läste ich den vielleicht, aber warum sollte man etwas nur von einem Romanautoren Ersonnenes lesen.

So trifft sich hier das philosophische Denken Anselms mit dem „gesunden Menschenverstand“, dem etwas Reales mehr ist als etwas nur Fiktionales. Für das philosophische Denken muß dann aber diese Präzisierung eingeführt werden: Was wir „die Realität“ nennen, das „was außerhalb unseres Denkens real sei“, ist kritisch reflektiert auch nur ein Gedanke, der, daß wir etwas als außerhalb unseres Denkens als seiend denken. Tatsächlich werten wir dabei dann etwas, was wir als nur in unserem Denken als seiend denken, als „geringer“ als das, dem wir eine Objektivität zusprechen. Daß etwas nur zu etwas Objektiven wird, indem wir als Subjekte uns auf es beziehen: Wir denken es!, vergißt dabei ein oberflächliches Denken (trotz A. Schopenhauer).

So ist es einsichtig, daß das Höchste, über das hinaus nichts Höheres gedacht werden kann, notwendigerweise auch als außerhalb unseres Denken Seiendes zu denken ist.Aber wie ist zu beweisen, daß das Höchste, über das nichts Höheres denkbar ist, Gott ist? Seit dem Religionskritiker L. Feuerbach wird ja gerade diese Identifikation Gottes mit dem Höchsten, über das nichts Höheres gedacht werden kann bestritten. Für Lenin und alle ihm folgenden philosophischen Materialisten wäre die Materie das Höchste, weil allein objektiv seiend, über das nichts Höheres gedacht werden kann.



Eine kleine Anmerkung zu Anselms Werk: Warum Gott Mensch wurde?

Der geniale Grundgedanke ist, daß durch das vernünftige Denken konstruierbar ist,daß Gott Mensch werden mußte und den Sühnetod sterben mußte, weil so nur Gottes Gerechtigkeit in Hinsicht auf die Sünde der Menschen Genüge geleistet werden kann. Dies rein vernünftig konstruierte Ereignis findet sich dann in dem scheinbar kontingent sich ereignet habenden Ereignis von Weihnachten und Karfreitag wieder. Daß das Konstruierte in dem geschichtlichen Ereignissen von der Geburt und der Kreuzigung des Gottmenschen Jesu wiederzuerkennen ist, das beweist die Wahrheit dieser Ereignisse in der Geschichte.

Wenn wir davon ausgehen, daß diese Konstruktion Anselm gelungen ist,dann bleibt aber doch noch eine gravierende Frage übrig: Ist Gott wirklich adäquat gedacht, wenn von ihm ausgesagt wird: Er mußte so handeln, wie er handelte? Wo bleibt da Gottes Freiheit; wird sie so nicht negiert? Mit Wilhelm von Ockham nuß hier wohl ein Fragezeichen gesetzt werden!

 

Donnerstag, 21. April 2022

Eine Zensur Gottes – so darf Gott eben nicht handeln

(oder was, wenn Gott nicht unser Gott ist, wie wir ihn uns erwünschen)


Als wenn Gottes Königsherrschaft die einer konstitutionellen Monarchie wäre, und so der Gott trotz seiner Allmacht einer Verfassung unterworfen wäre, die auch Gott selbst vorschriebe, was er dürfe und was nicht, so zensieren Theologen Gott, wenn die hl. Schrift etwas über ihn aussagt, was nicht mit dieser Verfassung in Einklang zu bringen ist.

In dem Psalm 105, in einer Betrachtung zum Geschick des Volkes Israels in Ägypten heißt es: „Convertit cor eorum ut odirent populus ejus= Er wandelte deren Herzen, daß sie sein Volk haßten“. (105,25) Das ist eine an sich klare Aussage, die keinem Leser Verstehensprobleme bereitet würde, hätte er nicht in einer dogmatischen Gotteslehre gelernt, daß Gott ob seiner moralischen Vollkommenheit so etwas nie tuen könne, menschliche Herzen zum Haß zu bewegen.

A.Arndt fügt dann auch in seiner Vulgataausgabe, 2.Band, 1903, 2.Auflage diesen Kommentar dazu bei: „Gott stößte den Egyptern nicht Haß und Arglist gegen die Hebräer ein; aber da er sein Volk vermehrte und segnete, nahmen sie daraus Veranlassung,die Israeliten zu beneiden und zu verfolgen. Es war nicht Gott, sagt der heil Augustin, der Haß ihren Herzen einflößte;aber er sah diesen Haß vor, und ließ ihn zu, seine Absichten und Gerichte zu vollziehen.“

Aus dem: Gott wandelte die Herz der Ägypter wird so ein: Gott ließ es zu. Das findet seine Entsprechung, wenn der jetzige Papst die Vaterunserbitte: Und führe uns nicht in Versuchung – wörtlicher übersetzt: und trage uns nicht in die Versuchung hinein- so oder ähnlich übersetzt sehen möchte: Lasse nicht zu, daß wir in Versuchung geraten! Der Mensch maßt sich so an, Gott vorschreiben zu dürfen, wie er sich uns Menschen gegenüber zu verhalten habe und was so Gott auf keinen Fall erlaubt werden dürfe. Dabei sind beide Aussagen in sich klar und evozieren nur da Probleme, wo ein Bibelleser ein bestimmtes Gottesbild vor Augen habend dieses in dieser biblischen Aussage nicht recognizieren kann.

Prinzipiell gilt das, was der Apostelfürst Paulus über das Verhältnis von Gottes Wirken und dem menschlichen Wirken so aussagt: „nicht ich, sondern die Gnade Gottes zusammen mit mir“ (1.Kor 15, 10) Gott negiert nicht einfach die menschliche Freiheit, indem er durch ihn ohne sein freiwilliges Mitwirken etwas wirken würde. Das ist der fundamentale Irrtum der reformatorischen Theologie, die das zusammen mit mir ersetzt durch ein: durch mich, wobei das Ich sich dann rein passivisch verhielte. Wenn also Gottes Einwirken auf einen Menschen seinen freien Willen nicht einfach zum Verschwinden bringt, dann besagt die Aussage: „Convertit cor eorum ut odirent populus ejus“ daß die Menschen, in die Gott so eingewirkt hat, auch selbst Hassende werden wollten. Sie sagten ihr Ja zu dem in ihrem Herzen aufsteigenden Haß gegen das jüdische Volk. Der Psalmist sagt hier klar aus, daß dieser Haß von Gott selbst gewirkt ist, ergänzt werden muß nun aber, damit es auch wirklich der Haß dieser Menschen wird und damit nicht einfach Gott durch sie haßt, daß diese Menschen in diesen Haß freiwillig eingestimmt haben: Sie wollten hassen!


Aber Gott so zu bejahen, wie er wirklich ist und nicht ihn uns so zusammen zu konstruieren, wie er uns gefallen würde, das ist wohl die größte und schwerste Zumutung an unser theologisches Denken. Wie viel leichter fällt der Glaube an einen Gott, den wir uns per Zensierung kommod gemacht haben!


 

Mittwoch, 20. April 2022

Befremdliches der christlichen Gefangenenseelsorge angesichts der päpstlichen Vorliebe für Gefängnisauftritte oder eine Motivationshilfe zur Krimnalität

Befremdliches der christlichen Gefangenenseelsorge angesichts der päpstlichen Vorliebe für Gefängnisauftritte oder eine Motivationshilfe zur Krimnalität


Die Vorlesung: Einführung in die Pastoraltheologie zur Thematik der Gefangenen-seelsorge enthält so viel Absonderliches, aber für das heutige christliche Verständnis Spezifisches, daß sie eine kleine Betrachtung erheischt.(Einführung in die Pastoraltheologie 10.Sitzung, 17.6. 2015 – im Internet auffindbar):

Was ist ein Gefängnis? Mit dieser Frage beginnt die Erörterung der Gefangenen-selsorg. „Gefängnis: gesicherter Ort, wo Personen aufgrund obrigkeitlicher Anordnung zwangsweise festgehalten werden; das Gewaltprivileg des Staates wird genutzt, um weiteren Schaden zu verhindern.“

Die Wortwahl sagt schon viel aus: „obrigkeitliche Anordnung“ dazu fällt wohl jedem spontan die Vorstellung des Obrigkeitsstaates ein, etwas, das es in vormodernen Zeiten noch gegeben hatte, aber jetzt nur noch als etwas erscheint, was nicht sein soll. Das „Gewaltprivileg“ des Staates, statt vom Gewaltmonopol des Staates zu sprechen, verdüstert das hier mit wenigen Worten gemalte Szenario noch mehr: Privilegien sind doch etwas,was es seit der Französischen Revolution nicht mehr geben darf. Die Ideologie des Egalitarismus verbietet geradezu Privilegien. Der Zweck der Inhaftierung soll dann darin bestehen, „weiteren Schaden zu verhindern“. Die jetzt Inhaftierten haben also irgendwie einen Schaden angerichtet und sie werden eingesperrt, damit sie keinen weiteren Schäden anrichten.

Also, wenn ein Ehemann seine Ehefrau ermordet hat, wird dieser „zwangsweise festgehalten“,damit er nicht noch einmal eine (Ehe)Frau ermordet. Das kann nur als eine Persiflage auf den Rechtsstaat angesehen werden. Es fehlt jegliches Verständnis für die Gerechtigkeit, die eine Bestrafung von Verbrechern verlangt. Dem korrespondiert die völlige Verharmlosung der Kriminalität, daß hier nur von erwirkten „Schäden“ die Rede ist. Dieser Pastoral“theologe“ würde also zu einer vergewaltigten Frau sagen:“Sie haben einen Schaden erlitten!“

So sehr dieser „Pastoraltheologie“ jegliches Mitgefühl für die Opfer von kriminellen Taten fehlt, so empfindsam mitfühlend verhält sie sich zu den inhaftierten Tätern:

Alles Persönliche bis zu den Kleidern wird den Gefangenen genommen, alles wird überwacht, der Tagesablauf wird durch andere bestimmt, soziale Kontakte werden kontrolliert - starken Persönlichkeiten bleibt einzig die psychische Freiheit.“

Dann heißt es lapidar: „Für die Bewältigung von Schuld spielt die Haft meist keine große Rolle.“ Eine Schuld sei also zu bewältigen. Meint das, daß der Gefangene erkennen sollte, daß er gar nicht schuldig ist an den „Schäden“ die er bewirkt hat? Wie wäre es da mit dem sozialromantischen Narrativ von einer traurigen Kindheit, die dazu führte, daß er als Erwachsener zum Mörder wurde und so nicht er, sondern die Gesellschaft mit ihrem Obrigkeitstaat verantwortlich für die begangenen Verbrechen ist?

Tat und Strafe als Ausgleich In einer Sichtweise , die die Umstände einer Tat unberücksichtigt lässt, wird nur die kriminelle Motivation gesehen; das Strafmaß müsste dann dem Schuldmaß entsprechen“. Daß eine kriminelle Tat eine Strafe verlangt, wird so diskreditiert. Diese Ausgleichsvorstellung verkenne nämlich die Umstände einer Tat. Beachtenswert ist hierbei, daß nicht von einer kriminellen Tat, einem Verbrechen geschrieben wird. Befremdlich ist auch der so insinuierte Eindruck, daß im Geiste eines Gesinnuungsstaates die Gesinnung des Täters und nicht seine Tat bestraft würde und dann unterließe man es gar noch, zu eruieren, wie denn diese „kriminelle Gesinnung“ in dem Täter entstanden sei, ob er denn für diese überhaupt eigenverantwortlich sei, ist wohl zu ergänzen.

Faktisch wird so jeder Strafcharakter einer Gefängnishaft abgelehnt und so soll die Haft nur noch der Verhinderung weiterer Schäden und der Therapie des Täters dienen.

Darum heißt es resümierend: „Dritte Ausgangsfrage ist heute ausschlaggebend: Wie ist der Mensch so geworden? Von der Psychoanalyse geprägtes Denken fragt nach Einflüssen, die das Rechtsempfinden gemindert haben, nach Schuldfähigkeit; so wird das Verhalten des Täters verstehbar; die Zeit im Gefängnis dient der Vorbereitung auf ein künftiges Leben ohne Straftaten. zwei Ziele von Freiheitsstrafen: Erziehung zu sozialem Verhalten und Schutz der Allgemeinheit vor weiteren Straftaten.“


Damit wird das Strafmaß völlig entkoppelt von der Schwere eines Verbrechens: So könnte ein Mann, der seine Ehefrau ermordete, relativ bald aus dem Gefängnis entlassen werden, da es unwahrscheinlich ist, daß er noch mal seine Ehefrau, eine zukünftige umbringen wird und er durch eine Psychoanalyse über die Hintergründe seiner Tat aufgeklärt wurde und seine Schuld bewältigt hat, während dagegen die Therapie eines Berufseinbrechers sehr langwierig sich gestalten könnte.


Aber wie soll nun ein Seelsorger sich zu den „Gefangenen“ theologisch fundiert verhalten? „Gefangenenseelsorge heute Motivation und Zielsetzung
Vor Gott sind alle schuldig, diese Erkenntnis ist Basis der Gefängnisseelsorge; ein
Urteil über Gefangene steht allein Gott zu, der Seelsorger hat mit dem Gedangenen
solidarisch zu sein, da beide als Sünder vor Gott stehen.“

Die Solidarität mit den Gefangenen hat also im Vordergrund zu stehen! Ein einfacher Trick wird dazu angewandt, die Gleichsetzung von Sünde und Verbrechen. Weil jeder Mensch ein Sünder sei vor Gott sei jeder vor Gott auch ein Verbrecher. Verbrecher sollen dann zusammenstehen gemeinsam vor Gott. Mit der These, daß Gott allein ein Urteil über den Verbrecher= Sünder zustehe, soll dann der Rechtsstaat delegitimiert werden. Ihm stünde so kein Verurteilen von Verbrechern zu, sondern er müsse sich faktisch darauf beschränken, Täter zu inhaftieren, um weitere Schäden durch sie zu verhindern und die wichtigste Aufgabe ist dann das Therapieren der Täter.

Was darf also die Seelsorge nicht? „Ziel der Gefängnisseelsorge ist nicht, dem Verurteilten ein Gefühl für sein Versagen zu vermitteln (vgl. Erweckungsbewegung im 19. Jhd.“ Mit dem „Gefühl für sein Versagen“ ist die Einsicht in den Schuldcharakter und die Reue über die kriminelle Tat gemeint. Schuldgefühle sollen nicht erweckt werden. Eine Psychoanalyse soll wohl stattdessen helfen, die wahren Ursachen der Tat zu erkennen und den Analysierten dazu verhelfen, jetzt nicht mehr kriminelle Taten zu vollbringen. Statt der Erweckung von Schuldgefühlen muß „der Gefangene spüren können, dass der Seelsorger solidarisch mit ihm ist“.

Würden jetzt also Mißbrauchstäter der Kirche zu Gefängnisstrafen verurteilt, dürfen sie auf die Solidarität ihrer Gefängnisseelsorger rechnen, vertrauend darauf, daß sie da als Menschen wahrgenommen werden, die zwar Schäden angerichtet hätten, die aber dafür gar nicht verantwortlich seien, sondern ihr soziales Umfeld, die Kirche mit ihrer abstrusen Sexualmorallehre! Die Solidarität mit den Tätern ist so pastoraltheologisch das Gebot der Stunde. Darf nun vermutet werden, daß solch eine Pastoraltheologie Christen zum Sündigen und zu kriminellen Taten motiviert: Ich darf tuen, was ich will, immer wird man solidarisch zu mir halten?



 

Dienstag, 19. April 2022

Eine Kritik der Vorliebe des Papstes Franziskus, Gründonnerstag in Gefängnissen zu feiern.

Eine Kritik der Vorliebe des Papstes Franziskus, Gründonnerstag in Gefängnissen zu feiern.


Auch im Jahre 2022 setzte Papst Franziskus seine Praxis fort, den Gründonnerstag in einem Gefängnis im Geheimen zu zelebrieren. Statt des Schwerpunktes der Ein-setzung des Sakramentes der Eucharistie und des der Priesterweihe kaprinziert sich der Papst auf das Fußwaschungsritual, um seine sozial - caritative Ausrichtung medienwirksam zu inszenieren. Das erreicht er gerade durch die Geheimhaltung des Ortes und der so erwirkten Aura des im Verborgenen Wirkens.Die theologische Problematik ist offenkundig, wird hier doch um eines sozial – caritativen Spektakels willen das Eigentliche der Gründonnerstages verdrängt.

Es drängt sich dann auch noch die Frage auf, mit welchem theologischen Recht auch Nichtchristen die Füße so gewaschen werden obgleich doch Jesus Christus dies Ritual an den Aposteln vollzog mit der Begründung, daß sie schon rein seien, daß nur noch ihnen die Füße zu waschen seien wie ein frisch Gebadeter eben nur noch unsaubere Füße hat, wenn er das Bad verlassen hat. Sind nun alle Menschen plötzlich so rein wie die Apostel, auch wenn sie ungetauft sind? Genauso gravierend ist die Frage, ob der Papst gar allen Gefangenen dann die hl. Kommunion austeilt, gleichgültig, ob sie Christen oder Nichtchristen sind. Auf Kath info am 19.4.2022 ist zu dieser Causa dann zu lesen:“Die Frage der Kommunionspendung an Nicht-Katholiken, ja sogar an Nicht-Christen steht unvermindert im Raum. Ihre Nicht-Beantwortung läßt die Mutmaßung fast zur Gewißheit werden. Damit wäre es Papst Franziskus selbst, der die Tür nicht nur zur Interkommunion, sondern zur „Kommunion für alle“ aufgestoßen hätte.“ (Papst Franziskus und die systematische Unsichtbarkeit des Gründonnerstags)


Aber jetzt soll noch ein anderer Aspekt dieser eigentümlichen Papstpraxis beleuchtet werden. Jesus sagt in seiner großen Gerichtspredigt (Mt 25, 31-46): ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen.“(36) Im Hebräerbrief heißt es zu dieser Causa:“Denkt an die Gefangenen, als wäret ihr mitgefangen“. (13,3)

Wer sind nun diese Gefangenen? In der Vulgataausgabe von A.Arndt, 3.Band 1903 steht dazu geschrieben: „Alle Gläubigen sind Glieder Christi (1.Kor 16,15),seine Brüder und Schwestern.“ Jesus sagt dazu: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ (40) Es ist klar, daß hier um ihres Glaubens willen inhaftierte Christen gemeint sind. Nirgends bezeichnet nämlich Jesus jeden Menschen als seinen Bruder oder seine Schwester. Er bezeichnet nämlich selbst nur die als seine Brüder und Schwestern, die den Willen Gottes erfüllen! (Mk 3,31-35) An die Verhaftung des Apostels Petrus (Apg 12,1-18) und Paulus Haft in Rom ist hier zu denken, daß es Christen um ihres Glaubens willen inhaftiert wurden. Die Sorge um so gefangen genommene Mitchristen bewertet Jesus also so: Was ihr ihnen tut, das habt ihr mir getan. Jesus ruft ja Saulus zu: „Warum verfolgst du mich?“ (Apg 9,4) Auch hier identifiziert sich Jesus so mit den an ihn Glaubenden, daß er urteilt: Wer die verfolgt, verfolgt mich! Das gilt so auch für inhaftierte Christen: Wer für sie sorgt, sorgt so für Christus.

Es gibt keinen theologisch legitimen Grund, in dieser Aussage Jesu einen Aufruf zu einer generellen humanitaristischen Gefangenenfürsorge zu erblicken!

Die heutige kirchliche Gefangenenseelsorge hat sich aber sehr weit von Jesu ureigensten Anliegens entfernt. So heißt es etwa in einer pastoraltheologischen Vorlesung zum Thema: Gefangenseelsorge (Einführung in die Pastoraltheologie 10.Sitzung, 17.6. 2015 – im Internet auffindbar):


Gefangenenseelsorge heute
a) Motivation und Zielsetzung
 Vor Gott sind alle schuldig, diese Erkenntnis ist Basis der Gefängnisseelsorge; ein
Urteil über Gefangene steht allein Gott zu, der Seelsorger hat mit dem Gefangenen
solidarisch zu sein, da beide als Sünder vor Gott stehen.
 Ziel der Gefängnisseelsorge ist nicht, dem Verurteilten ein Gefühl für sein Versagen
zu vermitteln (vgl. Erweckungsbewegung im 19. Jhd.); vielmehr soll der Seelsorger
durch Gottesdienst und Verkündigung Hoffnung vermitteln, mit der die Strafe
getragen werden kann.
 Der Gefangene muss spüren können, dass der Seelsorger solidarisch mit ihm ist, dass der Seelsorger konkret ihn meint, dass er ihm hilft, Spannungen zu lösen.“


Die Solidarität mit dem Kriminellen steht also im Vordergrund. Die Behauptung, nur Gott stünde ein Urteil über Gefangene zu, setzt den Rechtsstaat in ein Zwielicht, als stünde es ihm nicht zu, Straftäter zu verurteilen. Die weiteren Ausführungen stellen dann auch klar, daß ein Straftäter in erster Linie als einen zu therapierenden und zu erziehenden angesehen wird. So heißt es da:


Dritte Ausgangsfrage ist heute ausschlaggebend: Wie ist der Mensch so geworden?
Von der Psychoanalyse geprägtes Denken fragt nach Einflüssen, die das
Rechtsempfinden gemindert haben, nach Schuldfähigkeit; so wird das Verhalten des
Täters verstehbar; die Zeit im Gefängnis dient der Vorbereitung auf ein künftiges
Leben ohne Straftaten.
 zwei Ziele von Freiheitsstrafen: Erziehung zu sozialem Verhalten und Schutz der
Allgemeinheit vor weiteren Straftaten.“


Die Schuld und das zu bestrafen der Schuld spielt so denn gar keine Rolle mehr, es wird bei Straftätern pauschal von einem vermindertem Rechtsempfinden und so einer verminderten Schuldfähigkeit ausgegangen. Von seiner Natur aus sind halt alle Menschen gute und wenn sie dann doch mal straffällig werden, sind eben widrige Umstände , Sozialisationsdefizite oder einfach schlechte Einflüsse schuld und nicht der Täter. So bedarf es auch keiner Reue oder gar der Beichte und der sakramentalen Sündenvergebung- nein die praktische Solidarität ist stattdessen gefordert.Das heißt für kirchliche Mitarbeiter und auch für Priester, wenn sie wegen Vergewaltigung von Kindern und Jugendlichen inhaftiert werden, daß sie auf mit ihnen solidarische Seelsorger hoffen dürfen! Denn die Solidarität mit den Tätern ist dieser Seelsorge das Allerwichtigste. Für die Opfer Krimineller hat diese Seelsorge kein Wort übrig!

Das ist der „moraltheologische“ Hintergrund dieser eigentümlichen Praxis des Papstes, in Gefängnissen den Gründonnerstag zu feiern.Ein linkshumanitaristisches Spektakel ersetzt so die Feier der Einsetzung der zwei Sakramente, das der Eucharistie und das der Priesterweihe. Das ist zeitgeistgemäß aber eine Praxis, die sich Lichtjahre von Jesu Christi Anliegen entfernt hat. Und es ist ein Unterfangen, daß die Fundamente jeder Morallehre auflöst, indem sie den Unrechtstäter, den Sünder nicht mehr als für sein Tuen Verantwortlichen kennt und leichtfertig von einer Generalamnestie Gottes zugunsten aller Sünder ausgeht. 

 

Montag, 18. April 2022

Enttäuschte Jesus Christus seine Schüler, seine Anhänger und uns? Ist die christliche Religion gar ein großer Irrtum?

Enttäuschte Jesus Christus seine Schüler, seine Anhänger und uns? Ist die christliche Religion gar ein großer Irrtum?


Seine Schüler frugen den Auferstandenen beim gemeinsamen Mal mit ihm: „Herr stellst du in dieser Zeit das Reich für Israel wieder her?“ (Apg 1,6). Jetzt, wo Jesus Christus von den Toten auferstanden war, wo er so demonstriert hatte, daß er sogar mächtiger als der Tod ist, jetzt wäre doch der rechte Augenblick gekommen, daß er nun sein Volk von der Römischen Fremdbeherrschung befreie und neu das Jüdische Reich errichte, vielleicht mit ihm als sein Volk ewiglich regierender König. War das nicht das, was das jüdische Volk von dem ihm verheißenden Messias erwartete?


Ein jüdischer Witz: „Rabbi, Rabbi, der Messias ist gekommen, ruft ein Schüler. Der Lehrer schaut aus dem Fenster, er sieht ein weinendes Kind: „Du irrst dich!“Die Tränen eines einzigen Kindes sollen so die christliche Religion widerlegen. Wie viele Kinder weinten nun in den letzten 2000 Jahren, nicht nur in den vielen Kriegen....auch als Opfer sexueller Vergewaltigungen!


Ist die Welt denn seit Weihnachten und Ostern besser geworden, wenigstens ein wenig besser? Jeder Blick in ein beliebiges Geschichtsbuch widerlegt einen solchen Optimismus, daß es nun seit 2000 Jahren kontinuierlich besser geworden wäre. Nicht nur die Schüler Jesu enttäuschte Jesus, als er nicht, vom Tode auferstanden, ein neues jüdisches Reich oder gar eine neue Welt erschuf.


Unser Glaubensbekenntnis gibt aber auf diese einstige Schülerfrage die angemessene Antwort, wenn es da heißt: „Et iterum venturus est cum gloria,judicare vivos et mortuos, cujus regnion non erit finis“ = Und wiederum wird er kommen mit Herrlichkeit, zu richten die Lebenden und die Toten, seiner Herrschaft wird nicht ein Ende sein.

Das Urchristentum erwartete vom vom Himmel herab wiederkommenden Jesus Christus das Heil. Mit seinem Erlösungswerk seiner ersten Ankunft auf Erden erschuf er die Voraussetzungen dafür, daß die nun durch ihn Erlösten im Endgericht bestehen können. Aber weder befreite er das jüdische Volk noch erschuf er nach seiner Auferstehung den neuen Himmel und die neue Erde. Das will er erst bei seiner zukünftigen Wiederkehr erwirken.


Zu einer Widerlegung der christlichen Religion kann und muß sogar die Wirklichkeit der letzten 2000 Jahre werden, wenn die christliche Hoffnung auf diese futurische, noch ausstehende zweite Ankunft Christi verblaßt, gar als mythologisches Beiwerk abgetan wird. Gerade das Buch der Johannesoffenbarung zeigt ja überdeutlich, wie wenig das zukünftige Reich Jesu, das kein Ende mehr haben wird, und das eingeleitet wird durch das göttliche Endgericht, ein Produkt einer evolutionären Entwickelung von einem dunklen Anfange zu immer lichteren Zuständen ist, daß wir sozusagen sanft in das Reich Gottes auf Erden hineinwachsen und uns hineinentwickeln werden.


Jesu Christi Schüler, vor fast 2000 Jahren frugen sie ihn, wann denn sein Reich auf Erden er errichten wird und auch sie mußten bis jetzt auf diese Erfüllung warten, auch wenn sie jetzt schon bei ihrem Lehrer im Himmel sind.Hat das postmoderne Christentum dagegen dies Warten auf die Wiederkehr Jesu Christi als ein vergebliches Warten auf Godot aufgegeben, indem es sich limitiert auf den Glauben an einen Gott, der nur noch sein Ja sagt zu  jedem Menschen, so wie er nun mal ist? 


 

Sonntag, 17. April 2022

Eine verdrängte Wahrheit in der heutigen Kirche über den Tod und das ewige Leben

Eine verdrängte Wahrheit in der heutigen Kirche über den Tod und das ewige Leben


Ostern feiert die Kirche Jesu Auferstehung von den Toten, nachdem er in das Reich des Todes hinabgestiegen war. Eingedenk der Tatsache, daß sich uns etwas nur durch sein Gegenteil erschließt, nur wer einmal hungerte, weiß, was das Sattsein ist, müßte doch gefolgert werden, daß sich das ewige Leben in seiner Bedeutsamkeit uns nur aus seiner Antithese, dem Todsein im Reiche des Todes erschließt. Wo war also Jesus wie zwischen seinem Kreuzestod und seiner österlichen Auferstehung?

Die banalste Antwort lautet: Er war halt tot, aber genau diese Antwort ist eben eine nichtssagende, wenn nicht klar wird, was den das Todsein eines Menschen ist. Spontan wird man heutzutage wohl das Todsein interpretieren als ein Nichtmehrsein, der Tote ist nicht mehr. Aber den Leichnam identifizieren wir doch mit dem Verstorbenen, gerade wenn er beerdigt wird. Er ist dann doch nicht einfach nichts, denn es wird sja der Verstorbene zu Grabe getragen und nicht etwas, was nichts mehr mit dem einst gelebt Habenden noch gemein hätte. Wo ist der Verstorbene, wenn er verstorben ist? Wie könnte er zu Grabe getragen werden, wenn er gar nicht mehr wäre?

Der 1.Petrusbrief klärt uns nun über das Geschick des am Kreuze verstorbenen Jesus auf und er belehrt uns damit auch über das Geschick jedes Verstorbenen, indem da über ihn geschrieben steht:

So ist auch er zu den Geistern gegangen, die im Gefängnis waren, und hat ihnen gepredigt.Diese waren einst ungehorsam,als Gott in den Tagen Noachs geduldig wartete, während die Arche gebaut wurde, in ihr wurden nur wenige, nämlich acht Menschen durch das Wasser gerettet.“ (1.Petrus, 3,19f)

Das „auch“ zeigt hier an, daß Jesu Hinabgang in das Reich des Todes kein singuläres Ereignis ist, sondern das Geschick von? Ja, von den Ungehorsamen zu Zeiten des Baues der Arche. Das ist aber hier nicht exclusiv u verstehen sondern inclusiv: alle Ungehorsamen, selbst die, die der Rettung so nahe waren wie die in der Nähe der Rettungsarche waren in diesem Gefängnis. Das Totenreich ist wie ein Gefängnis, in dem Menschen eingekerkert sind, sodaß sie dieser Verhaftungsort nicht selbst verlassen können. Selbstredend darf hier das Gefängnis nicht mit den modernen heutigen Strafvollzugsanstalten gleich gesetzt werden, es ist eher an in eiserne Ketten Gelegte zu denken. Als Geister darben sie in diesem Kerker. Der Begriff des Geistes bedeutet hier die Seele. Der Körper der Verstorbenen „ruht“ in seinem Grabe, aber die Seele, sie ist als tote eingekerkert in diesem Gefängnis. Diese Seele ist das Identitätsstiftende des Menschen: Als das Ich, das einst auf Erden lebte, ist es nun in diesem Gefängnis, aus dem es für dies Ich keine Fluchtmöglichkeit gibt.

Nun sind nicht alle Seelen aller Verstorbenen in diesem Geistergefängnis. Mose und der Prophet Elia hätten ja gar nicht auf dem Berge der Verklärung Jesu erscheinen können, wären sie in diesem Gefängnis eingekerkert gewesen! Sie waren nicht in diesem Gefängnis, weil sie Gott gehorsam waren. Auch konnte die Totenbeschwörerin die Seele des Propheten Samuel herbeirufen, damit sie dem König sein Geschick offenbare. Aber die Sünder, alle Ungehorsamen sind als Seelen in diesem Gefängnis inhaftiert. Der Begriff des Gefängnisses steht hier somit auch für das Bestraftwordensein der Verstorbenen für ihre Sünden. Das Gefängnis ist so nicht der natürliche Ort der Existenz der Seele nach ihrem Versterben, sondern ihr Bestrafungsort, den sie sich ob ihrer Sünden selbst verdient haben.

Jesus selbst mußte als der, der Sünde der ganzen Welt auf sich genommen hatte und der so zum Sünder geworden ist (2.Kor 5,21)zu diesem Gefängnisort selbst hinabsteigen, wie jeder Sünder.

Nun ereignet sich aber ein Wunder: Dort im Todesgefängnis predigt der Heiland den Seelen das Evangelium, sodaß es auch für sie so noch eine Chance der Befreiung aus dieser Kerkerhaft gibt. Um der Universalität des Heilswillen Gottes predigt Jesus hier im Seelengefängnis, damit es auch für all die da noch eine Rettung geben kann. Dies impliziert aber auch, daß die dortigen Seelen hörfähige sind, daß sie auch noch in der Lage sind, das gehörte Evangelium gläubig anzunehmen. So wenig hat diese postmortale Existenzweise der Seele mit dem zu tuen, was man vulgärmaterialistisch unter dem Todsein eines Menschen sich vorstellt.

Die Verheißung des ewigen Lebens heißt so, daß einem Menschen, verstorben dies Geschick einer ewigen Kerkerhaft erspart bleibt. Davor will uns der Heiland bewahren! Das ist etwas völlig anderes als stellte man sich das Todsein als ein einfaches Nichtmehrsein vor, als ein ewiges Schlafen, aus dem dann kein Morgenwecker den Schlafenden mehr herausreißt! Der Tod wird in so einer Vorstellung vernaturalisiert und so als Strafe für den Ungehorsam des Menschen völlig verkannt.



 

Samstag, 16. April 2022

Was, wenn der Katechismus der Kirche Jesu Lehre widerspricht?

Was, wenn der Katechismus der Kirche Jesu Lehre widerspricht?

Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt“ (Joh 15,13) lehrt Jesus Christus. Er deutet damit zuvörderst seinen eigenen Kreuzestod, er starb, er wollte sterben, damit wir leben können. Der Herr erlitt diesen Tod nicht einfach passivisch, sondern Gott gehorchend wollte er auch am Kreuze für uns, die er liebte und die wir so seine Freunde sind, sterben: Dies Sichselbstopfern ist vielmehr ein Akt höchster Aktivität Jesu Christi.

Aber Jesus lehrt auch die Christen damit, daß auch für sie dies gilt, daß der Opfertod der Akt der größten Liebe ist. Der Opfertod des heilig gesprochenen Maximilian Kolbe veranschaulicht dies: „Tötet mich und verschont dafür den Anderen, den ihr zum Tode verurteilt habt.“

Aber was lehrt nun der Katechismus zu dieser Frage?

2280.   Jeder ist vor Gott für sein Leben verantwortlich. Gott hat es ihm geschenkt. Gott ist und bleibt der höchste Herr des Lebens. Wir sind verpflichtet, es dankbar entgegenzunehmen und es zu seiner Ehre und zum Heil unserer Seele zu bewahren. Wir sind nur Verwalter, nicht Eigentümer des Lebens, das Gott uns anvertraut hat. Wir dürfen darüber nicht verfügen.“

Die Antwort ist bekannt: Der Freitod ist immer eine Sünde. Gott hat uns Menschen das Leben geliehen, es gehört nicht uns und darum dürfen wir darüber nicht verfügen. Wenn ein Vater zu seinem Sohne sagt: „Ich leihe Dir über das Wochenende meinen Mercedes aus“, dann darf dieser Sohn dies Auto nicht verkaufen, um dann seine Schulden zu begleichen, denn dies Auto gehört ihm nicht. So darf auch kein Mensch „sein“ Leben opfern, um so anderen das Leben zu retten, denn „sein“ Leben gehört ihm nicht und deshalb darf er es nicht aufopfern. Auch der allerheiligste Zweck erlaubt nämlich nicht eine Selbsttötung oder eine Tötung auf Verlangen: Töte mich und verschone dann den Anderen! Mit diesem Grundsatz, daß kein noch so guter Zweck eine Sünde rechtfertige will die Morallehre der Kirche sich deutlich absetzen von einer Moral, deren Grundsatz: „Der Zweck heiligt die Mittel“ lautet.

So stehen wir nun aber vor dem Dilemma, daß entweder Jesus mit seiner Lehre vom Opfertod recht hat und daß dann auch Kolbe rechtens heilig gesprochen wurde oder der Katechismus, der eindeutig Kolbes Tat als Sünde qualifiziert. (Von einem jesuitischen Theologen habe ich sogar mal gelesen, daß die Kirche nicht mehr lehren dürfe, daß Jesus für unsere Sünden gestorben sei, denn wenn er freiwillig den Kreuzestod auf sich genommen hätte, hätte er selbst damit gesündigt.)

Nun könnte geurteilt werden, daß Christi Opfertod, auch wenn er abstrakt betrachtet, eine Sünde gewesen wäre, keine gewesen wäre, weil er nur Gott gehorchend dieses Tod auf sich genommen hatte. Dann hätte aber Gott selbst von seinem Sohne eine Sünde verlangt, die aber nur deshalb keine wäre, weil, was immer Gott will, nie sündig sein könne. Aber es bliebe dann die Absurdität, daß der Sohn Gottes mit dieser Aussage Christen zu einer sündigen Tat, dem Lebensopfer aufriefe,

Nun enthält der Katechismustext aber in sich selbst einen unauflösbaren Widerspruch: Einerseits heißt es, daß Gott uns das Leben geschenkt hat und andererseits heißt es, daß wir nicht darüber verfügen dürfen. Zur Veranschaulichung: Wenn der Vater zu seinem Sohne sagt: „Ich schenke Dir meinen Mercedes“, dann darf er dies Auto verkaufen, um dann seine Schulden zu begleichen, weil es ihm als Geschenktes gehört. Nun darf zwar der Beschenkte mit dem Geschenk nicht alles machen, was er will, etwa einen anderen absichtlich überfahren, aber als Besitzer kann er über dies Auto verfügen.

Wenn also dem Menschen das Leben von Gott geschenkt worden ist, dann ist es seines geworden, über das er selbst auch verfügen darf. Dann darf er es auch zum Heile anderer aufopfern, wie etwa der hl. Kolbe es tat. Aber genau das verwirft nun der Katechismus, indem er nun dem Geschenktsein des Lebens widersprechend lehrt, daß der Mensch nicht über das ihm Geschenkte verfügen darf. Er widerspricht so aber auch Jesus Christus selbst, denn die Hingabe seines Lebens zum Heile der Freunde bedeutet nun mal sein eigenes Leben zu opfern und das ist ein, vielleicht sogar der Akt der Verfügung über sein eigenes Leben.



 

Freitag, 15. April 2022

Daß wir Menschen nicht leiden sollen …oder was sagt uns das Leiden Christi?

(oder wie die Ideologie des Humanitarismus die christliche Religion diffundiert)


Daß der Mensch nicht leiden soll, das gehört zu den Grundüberzeugungen des Humanitarismus: Leidet er, so geschähe ihm ein Unrecht; ja es scheint gar ein Recht auf ein leidloses Leben zu geben, so unklar es dann auch ist, wie dieses Recht sich gründet und legitimiert. Es scheint ein, vielleicht gar das Menschenrecht per se zu sein. Oder soll Gott der Grund dafür sein, daß seinen Geschöpfen das Versprechen der Leidlosigkeit gilt? Dann muß Jesu Christi Passion ja geradezu als der schlimmste Exzeß des Leidenmüssens, des Unrechtes jedes Leidens erscheinen.

So wäre es dann auch sehr verständlich, daß Mel Gibsons Meisterwerk des Filmschaffens, die „Passion“ Christi auf so viel Ablehnung stieß, betont dieser Film doch gerade die Heilsnotwendigkeit dieses Leidens, verzeichnet es nicht zu einer gräßlichen Folge eines römischen Justizirrtumes. Nein,jedes Leiden ist ein erlittendes Unrecht. Konsequent zu Ende gedacht hieße dies, daß auch kein Verbrecher mehr bestraft werden dürfte, denn jedes Bestrafen verursache ja wieder nur neues Leiden; Täter seien also zu therapieren, statt daß sie bestraft würden.


Der Völkerengel Portugals sagt zu den drei Hirtenkindern Lucia,Francisco und Jacinta: „Vor allem nehmt die Leiden,die euch der Herr senden wird, mit Ergebung an und erträgt sie geduldig.“ (1. Tag der Fatimanovene) Die Bedeutung dieses geduldigen Ertragens lehrt der Engel ihnen auch, indem er ihnen sagt:“Bringt dem Herrn immerwährende Gebete und Opfer dar als Sühne für die vielen Sünden, durch die er beleidigt wird“. Die von Gott gesandten und von ihnen ertragenen Leiden sind also Sühnopfer für die vielen Sünden. Damit stehen wir vor dem, was der Apostelfürst Paulus uns so lehrt: „Jetzt freue ich mich in den Leiden, die ich für euch ertrage.Für den Leib Christi,die Kirche ergänze ich in meinem irdischen Leben, was an den Leiden Christi noch fehlt.“ (Kol 1,24)


Hier werden wir in eine ganz andere Welt als die des Humanitarismus hineingestellt. Es soll gelitten werden. Nicht wird dabei das menschliche Leiden reduziert auf ein weltimmanentes Ereignis, daß das Sündigen Menschen Leid zufügt, wenn etwa einer einen anderen mordet, nein Gott läßt Menschen leiden, will gar, daß Menschen leiden! Das ist nun eine mehr als skandalöse Vorstellung. Gott als der Gerechte straft unsere Sünden auch schon zu unseren Lebzeiten auf Erden und nicht nur postmortal jenseitig. So betet der hl. Thomas von Aquin: „Laß mich, o Herr,deine Strafen hienieden tragen im Geiste der Buße“. Dies Gebet stand noch im „Gotteslob“des Jahres 1988 in der Rubrik: „Umkehr und Buße“ Nr 6.


Ist also jedes Leiden, das Menschen auf Erden erleiden, eine von Gott verhängte Strafe für ein Sündigen dieses Leidtragenden? Oder ist jedes Leiden eines, das der Christ im Sinne des Apostels Paulus als Ergänzung des Leidens Christi zu begreifen hat? Der Engel Portugals klärt uns hierzu auf, indem er sagt: „die euch der Herr senden wird“. Nur das Leid, das Gott uns selbst gesendet hat, ist entweder eine Strafe für unser Sündigen oder es ist uns gesandt worden, damit wir es als die Ermöglichung eines Sühneleidens annehmen, daß wir so wie der Apostel Paulus am Kreuzesleiden Jesu ergänzen, was an diesem Leiden zum Heile der Kirche fehlt. Das inkludiert so, daß es auch Leiden gibt, die nicht von Gott gesandt worden sind; solche läßt Gott als der Allmächtige nur zu, wirkt sie aber nicht selbst.


Der Begriff des Leidens ist nicht reduzierbar auf, das, was nicht sein soll und so immer ein Unrecht ist, wenn gelitten wird. Gottes eigenste Gerechtigkeit straft eben der Menschen Sünde und auch dieses göttliche Strafen verursacht menschliches Leiden, das ein reales Leiden ist. Das hervorgehoben zu haben, ist der große Verdienst des Passionsfilmes von Mel Gibson, daß der Sohn Gottes wirklich gelitten hat.Eine sehr problematische Seite der traditionellen Christologie urteilt nämlich, daß Jesus als wahrer Gott gar nicht hätte leiden können, sondern nur nach seiner menschlichen Natur, sodaß er als wahrer Gott ganz unberührt geblieben wäre vom Kreuzesleiden – sodaß sich die Anfrage aufdrängt, ob Jesus denn überhaupt gelitten habe am Kreuze, wenn er auch hier in der innigsten Verbundenheit mit dem ihn liebenden Vater am Kreuze „gelitten“ hätte, er nie von Gott verlassen gewesen wäre.


Hedwig Courths Mahlers Glaube: „Durch Liebe erlöst“, so der Titel eines ihrer wirklich meisterlich geschriebenem Roman, findet heutzutage eben mehr Glauben als die Botschaft des Kreuzes: Durch Jesu Leiden erlöst. Das zeitigt dann auch die Folge, daß Paulus Aussage über sein Leiden im Kolosserbrief auch völlig unverständlich werden muß, ganz zu schweigen von der Offenbarung des Engels an die Hirtenkinder zu Fatima! Für den Humanitarismus sind das alles nur unzumutbare Absurditäten, aber der Humanitarismus ersetzt zusehens in der Kirche selbst die christliche Religion mit ihrem Zentrum: dem Kreuzaltaropfer. (Vgl A.Gehlen,Moral und Hypermoral)