Dienstag, 30. November 2021

Zum Kampf wider die katholische Frömmigkeit

 

Zum Kampf wider die katholische Frömmigkeit


Geistliche Gemeinschaften“stehen im Fadenkreuz der Kritik der quasi offiziellen Internetseite der deutschen Bischofskonferenz. Unter der Überschrift „Sind Geistliche Gemeinschaften anfälliger für geistlichen Missbrauch?“ am 29.11. erklärt die Pastoraltheologin Frau Widl diesen Gemeinschaften den Krieg, beflügelt durch die bischöflich angeordnete Auflösung der Gemeinschaft „Totus tuus“.Die Zauberformel dazu lautet „geistlicher Mißbrauch“, die an den sexuellen Mißbrauch erinnern soll, um die moralische Verwerflichkeit dieser geistlichen Praxis zu unterstreichen.

Die Pastoraltheologin erklärt:


Wo besonders Spiritualität, die eigene Geistigkeit und die Gottesbeziehung im Zentrum stehen, kann das natürlich missbraucht werden. Gerade geistliche Gemeinschaften wie "Totus tuus" zeichnen sich durch eine ziemlich traditionale Gläubigkeit aus. Die Art, wie dort der Glaube verstanden wird, ist dem nicht so unähnlich, wie der Glaube vor 50 oder 70 Jahren noch gepredigt worden ist: nämlich als eine ziemlich klare und eindeutige Vorgabe, wie man sich zu verhalten hat und an welchen Ecken die Strafe Gottes droht. Das heißt, die ganze Erneuerung, die sich die Kirche durch das Konzil gegeben hat, war auch eine Distanzierung vom dem, was heutzutage als geistlicher Missbrauch verstanden wird. Es kam in der Folge zu einer ganz anderen Form der Freiheitlichkeit und des Ernstnehmens von Individualität und Personenwürde in der Kirche. In manchen Gemeinschaften ist dieses Traditionale, das früher das "Normale" der Kirche war und viele heute nicht mehr ertragen können, noch da, weil es auch Leute gibt, die genau das suchen.“

Der „geistliche Mißbrauch“ besteht also in dem Nichternstnehmen der „Individualität und der Personenwürde“.Der Norm der „Freiheitlichkeit“ würde nicht Rechnung getragen. Die in „geistlichen Gemeinschaften“ gelebte Frömmigkeit ähnle so der in der Kirche üblichen von vor 50 oder 70 Jahren, sei also eine „ziemlich traditionale“-einfacher: sie sei vorkonziliar und lehne so „die ganze Erneuerung, die sich die Kirche durch das Konzil gegeben hat“ ab. Die Kirche habe sich nämlich von der vorkonziliaren Frömmigkeit distanziert, die aus jetziger Sicht als „geistliche Mißbrauchspraxis“ zu verurteilen ist.Das Unfreie sei eben,daß es „ziemlich klare und eindeutige Vorgaben, wie man sich zu verhalten hat und an welchen Ecken die Strafe Gottes droht“ gegeben habe. Das habe nun das 2. Vaticanum hinter sich gelassen! Der Respekt vor der Individualität und Personenwürde verböte eben solche klaren und eindeutigen Vorgaben. Es liegt nahe, hierin einen Verweis auf das individuelle Gewissen zu vermuten als die letztendlich einzig verbindliche Instanz des Entscheidens, was mir erlaubt und was mir nicht erlaubt sei.

In Geistlichen Gemeinschaften würde dies nicht anerkannt durch die Proklamation eindeutiger Verbindlichkeiten. So gilt jetzt das in der Kirche vorkonziliar Übliche als etwas nicht mehr Hinnehmbares. Ob dieses in solchen Gemeinschaften vertretenden Objektivismuses neigen sie zu sektenähnlichen Strukturen; im Regelfall reicht der Vorwurf, daß die Leitung einer solchen Gemeinschaft zugleich die Seelsorge an ihren Mitgliedern ausübt, um den Vorwurf des Mißbrauches zu erhärten.

Eigentlich hätte es diese Pastoraltheologin ihrer Leserschaft auch einfacher machen können: So wie der Papst gegen die vorkonziliare Messe kämpft, so sollen nun auch die Bischöfe den Kampf gegen durch vorkonziliare Frömmigkeit geprägte Gemeinschaften führen unter dem populären Banner des Vorwurfes des „geistlichen Mißbrauches“.

Diese Theologin verharrt aber nicht nur einfach bei der Verneinung der vorkonziliaren katholischen Frömmigkeit sondern weist auch eine positive Alternative auf: den „Paradigmenwechsel zur modernen freiheitlich-biblischen Gemeindekirche“! Das „freiheitlich“ soll dann anzeigen, wie die Bibel auszulegen sei, also liberal. Modernität sei zu erstreben. Das meint, daß die Einpassung in den heutigen Zeitgeist einzufordern sei, fundiert in dem Glauben, daß die Menschheitsgeschichte ein einziger Progress sei, sodaß nur das jeweils Moderne das Wahre sei, das so alles Alte und Traditionelle als veraltet und so entwertet hinter sich läßt. Der Begriff der Gemeindekirche soll dann die Antithese zur hierarisch aufgebauten Katholischen Kirche symbolisieren. Es wird so eine Kirchengestalt eingefordert, die sich an der Norm des bürgerlichen Vereinslebens orientiert.

Gemeinschaften, denen dies Alternativmodell zur Katholischen Kirche mißfällt, das sind dann nicht mehr akzeptable „geistliche Gemeinschaften“.

Montag, 29. November 2021

Notizen zur Verprivatisierung der christlichen Religionen

Notizen zur Verprivatisierung der christlichen Religionen


Die unendliche Zersplitterung der Religion in Nordamerika zum Beispiel gibt ihr schon äußerlich die Form einer rein individuellen Angelegenheit. Sie ist unter die Zahl der Privatinteressen hinabgestoßen und aus dem Gemeinwesen als Gemeinwesen exiliert.“ So urteilt Karl Marx in seiner Schrift: „Zur Judenfrage“, zitiert nach: Karl Marx: Zur Judenfrage, Rowohlt Verlag Berlin 1919, S.20 die Lage der christlichen Religion in dem demokratischen Staat. Ursprünglich sei die Religion „das Wesen der Gemeinschaft“(S.19), aus der sie nun exkommuniziert ist.

Beachtenswert ist dabei die These, daß die Religion nicht primär eine Frömmigkeit Einzelner ist, die sich dann vergemeinschaften ob des menschlichen Verlangens nach einer Geselligkeit,sondern ähnlich wie die Sprache ein soziales Faktum ist, daß soziale Gemeinschaften ihr Gemeinschaftsleben in ihrer Religion haben.

Die prinzipielle Alternative zur verprivatisierten christlichen Religion präsentiert die Bulle: „Unam sanctam“ Bonifatius VIII, die theologisch das Verhältnis der Katholischen Kirche zum Staate klärt.Sie ist dem liberal gesonnenen Herausgeber des „Kompendiums der Glaubensbekenntnisse und kirchlichen Lehrentscheidungen“ so peinlich, daß er nur Fragmente daraus wiedergibt, lehrt hier die Kirche doch eindeutig die Notwendigkeit der Subordination des Staates unter die Kirche.Da die offenbarten Wahrheiten die durch die Vernunft erkennbaren übersteigen und das Ziel des Seelenheiles gewichtiger ist als die weltliche Wohlfahrt, habe die Kirche den Staat in dies Übergeordnete einzufügen.

Der „Christliche Staat“,den Marx hier in dieser Schrift so energisch bekämpft ist nun gerade ein Versuch der Realisierung des in dieser Bulle Grundgelegten.

Für Marx ist der „christliche Staat“ noch kein richtiger Staat, weil er sich noch heteronom von einer Religion bestimmen lasse. Darum könne es in ihm auch keine Emanzipation des Juden geben, weil dieser Staat sich nicht politisch sondern religiös zur jüdischen Religion verhielte. Erst wenn der Staat sich politisch von jeder Religion emanzipiere,könne es eine politische Emanzipation des Juden geben.Die Deklaration der Menschenrechte als die Grundlage des demokratischen Staates wird dann als die Konstitution des politischen Staates interpretiert, indem nun aus Sicht des Staates die Religion als gleichgültig beurteilt wird.Nun lebe der Mensch zweifach, als Privatmensch in der bürgerlichen Gesellschaft, „der Sphäre des Egoismus, des bellum omnium contra omnes“ (S.19) und der Staatssphäre, in der er sein Gemeinschaftsleben habe. Dabei ist dem Bürger sein Gemeinschaftsleben nur ein Mittel für den Zweck seines Privatlebens, er sei so von seinem Gattungsleben entfremdet, da er dies nur in einer von seinem eigentlichen Leben, dem egozentrischen der bürgerlichen Gesellschaft abgesonderten, Lebenssphäre der Staatssphäre habe. Deutlich manifestiert sich hier ein zutiefst romantisches Menschenbild, dessen Ideal der mit sich eins Seiende ist, der nicht als Zersplitterter in diversen Sphären zerteilt lebt. Der Bürger sei so ein dezentrierter.

Marx skizziert dann seine Utopie der menschlichen Emanzipation von der Religion und vom politischen Staat durch die Aufhebung dieser Zweisphärenexistenz, indem der nachbürgerliche Mensch sein Gattungsleben wieder in seiner Privatsphäre lebt und so seine uneigentliche negiert.Als verfehlte Aufhebung beurteilt er dabei das Konzept des totalitären Staates, das bürgerliche Privatleben des „bellum omnium contra omnes“ (S.19) durch eine Verstaatlichung nichten zu wollen.(S.20f).

Die politische Emanzipation befreie so den Staat von der Religion, aber erst die menschliche emanzipiere dann den Bürger wirklich von seiner zur Privatreligion herabgestuften Religion. Es gehöre so zum Wesen des Staates, damit er wirklich zum Staate wird, sich politisch von der Religion zu trennen, das leisten die Menschenrechte und die menschliche Emanzipation hebe dann nicht nur den Staat auf, (später von Lenin in seiner Schrift über Staat und Revolution expliziert) sondern auch die schon verprivatisierte Religion.

Unverkennbar ist, daß nach dem endgültigen Niedergang des christlichen Abendlandes, der Epoche des Thron- und Altarbündnisses mit der Nichtung der letzten großen Monarchien Europas nach dem 1. Weltkrieg,die Rußlands,Deutschlands und Österreichs die Katholische Kirche der Selbstprivatisierung der christlichen Religion zugestimmt hat im 2. Vaticanum. Wenn der Philosoph Zizek über das Menschenrecht der freien Religionsausübung urteilt: „Und zu guter Letzt, die >Freiheit des religiösen Glaubens< ist das Recht, falsche Götter zu verehren“. (Zizek, Lacan. Eine Einführung,2008,S.61), dann demonstriert dies, wie sehr die Kirche durch ihr Ja zur Menschenrechtsideologie die Selbstverprivatisierung der christlichen Religion zugestimmt hat.Aber nun drohte Marx gar noch mit seiner Utopie der gänzlichen Emanzipation des Menschen von der nun nur noch privat gelebten Religion. Erleben und erleiden wir das nun jetzt im Anfang des 21. Jahrhundertes? Manifestiert sich ein Verschwinden der christlichen Religion nicht gerade in der Katholischen Kirche selbst, die fast nur noch wie eine Sozialdiakonieanstalt agiert?

 

Sonntag, 28. November 2021

Irritierendes zur Adventszeit – Gott wurde Mensch, um uns zu erlösen, nur uns?


Der Sternenhimmel über uns, denken wir über ihn nach,kann uns mehr als irritieren, ja gar verwirren. Es ist keine Übertreibung, wenn geschätzt wird, daß es mehr um eine Sonne kreisende Planeten im ganzen Universum gibt als Sandkörner in der Saharawüste. Daß sich dann nur auf einem einzigen dieser Sandkornplaneten intelligentes Leben entwickelt haben soll, ist rein naturwissenschaftlich geurteilt nicht vorstellbar. Ergo, wir Menschen sind nicht die einzigen Intelligenzwesen des Universums. Daß der Mensch sich im Laufe der Menschheitsgeschichte dann oft eher dumm als intelligent verhält, sei hier unberücksichtigt.

Gewichtiger ist nun aber doch ein theologisches Argument: Warum sollte Gott mehr Planeten als Sandkörner in der Wüste erschaffen, um dann nur auf einem einzigen dieser Sandkörner des Weltraumes intelligentes Leben sich entwickeln lassen? Eine solche Ressourcenverschwendung widerspräche doch der Weisheit Gottes.

Es ist also davon auszugehen, daß es neben den Engeln und uns Menschen in der Schöpfung Gottes, dem ganzen Universum weitere Intelligenzwesen existieren. Auch für sie müßte also gelten, daß Gott ihr Schöpfer und ihr Gott ist.

Hat nun Jesus Christus auch für diese Intelligenzler eine Bedeutung? Oder ist zu urteilen, daß er ob seines wahren Menschseins nur eine Bedeutung hat für die Gattung des Menschen? Der göttliche Logos wurde Mensch, ohne damit aufzuhören, Gottes Sohn zu sein. Könnte dieser göttliche Logos sich auch in nichtmenschliche Intelligenzler inkarnieren, um so auch für diese ihr Erlöser zu werden? Oder soll die These vertreten werden, daß vielleicht nur wir Menschen der Erlösung bedürfen, die anderen aber nicht?

Als Alternative böte sich vielleicht diese Idee an, daß Jesus Christus der Erlöser aller von Gott erschaffenen Vernunftwesen des Universums sei, sodaß er von dem Planeten Erde aus allen anderen zu verkünden sei.Das setzte aber voraus, daß die gigantischen Entfernungen zwischen den einzelnen von Intelligenzwesen bewohnten Planeten überwindbar seien, daß eben eine interstellare Raumfahrt möglich wäre, wie sie uns in Zukunftsromanen und Filmen vorgestellt wird. Nicht nur Erich von Däniken vertritt ja die Position, daß unser Planet schon längst von Extraterristen besucht worden sei und viele meinen, UFOs gesichtet zu haben. Als reine Unmöglichkeit ist das wohl nicht abtubar, es könnte doch etwas Wahres dran sein.

Wenn es nun im ganzen Universum mehr Intelligenzwesen als den Menschen gibt, dann wäre, da Gott auch der Schöpfer von all diesen wäre, es nicht unplausibel, daß er sich auch ihnen als der Dreieinige offenbaren möchte. So gesehen liegt es doch näher, zu vermuten, daß sich der göttliche Logos auch unter ihnen inkarniert hätte, dann aber wäre er da aber nicht die menschliche Natur angenommen sondern die der Dortigen. 

Zusatz:

Angesichts der unermeßlichen Weiten des Universumes sollte die Theologie nicht so terrazentristisch provinzialistisch denken. Auf die geradezu hybride Allmachtsphantasie, es wäre unsere Aufgabe, Gottes Schöpfung zu bewahren, das ist das  ganze Universum mit seinen dort beheimateten Intelligenzlern, sollte wirklich so verzichtet werden.

 

 

Samstag, 27. November 2021

Anthropozentrismus in der nachkonziliaren Kirche?

Anthropozentrismus in der nachkonziliaren Kirche?


Wenn das Konzil alle Religionen gleichstellt,wertet es sie alle ab.Aufgewertet aber wird der Mensch,der jetzt frei unter ihnen wählen darf.Jetzt heißt es wieder:>Jeder soll nach seiner Fasson selig werden<.“W.J.Mertensacker, Die Treue. Deutschlands Wesen und Ehre.Ein Plädoyer für Deutschland, S.100.

Wenn alle Religionen gleich wahr sind, dann sind sie auch gleichgültig. Der Wille zur Vergleichgültigung aller Religion motiviert sich durch die Vorstellung, daß konkurrierender Wahrheitsansprüche konfliktträchtig sind, wenn eine behauptet, wahrer zu sein als die andere. Also resultiert diese Gleichstellung der Religionen nicht etwa einer vertieften Erkenntnisse der Religionen sondern stellt einen Antwortversuch dar auf die Frage, wie das Verhältnis der Religionen zueinander zu denken sei, damit sie möglichst konfliktfrei miteinander leben können. Um eines innerweltlichen Friedens willen sollen so alle Religionen vergleichgültigt werden. Eine Alternative dazu präsentiert ja John Lennon in seinem Lied: „Imagine“, das um des Friedens willen die Abschaffung aller Religionen ersehnt.

Mertensacker schreibt auf S.99: „Kardinal Bea traf sich in New York mit B`nai B´rith“ im Vorfeld des 2. Vaticanums, um hier anzudeuten, daß diese Freimaurerloge wohl einen maßgeblichen Einfluß auf das Konzil und seine Aussagen über die Religionen ausgeübt habe.Sachlich stimmt zumindest, daß die Vergleichgültigung aller Religionen als ein Zentralanliegen der Freimaurerei anzusehen ist, soweit von einer im Geheimen wirkenden Organisation eine zutreffende Erkenntnis möglich ist.

Die neue Lehre von der Heilswirkung aller Religionen“ (S.99) verführt nun aber auch zu einem Synkretismus in den Religionen. Wie ein Konsument in einem Supermarkt kreierten nun Gläubige ihre eigene Spiritualität als einen Mix aus Elementen der verschiedenen Religionen. „Ein bißchen christliche Nächstenliebe,ein bißchen buddhistische Meditation, ein bißchen Yoga, ein bißchen schamanische Magie usw. Sie alle wollen Christen sein,aber jeder auf seine Art, nicht mehr nach Art der alten Kirche.“ (S.99)

Das ist eine Kurzskisse des Menschen, wie ihn die Marktwirtschaftsideologie als Konsumenten sieht.Es ist die eine Seite des homo oeconomicus in der Rolle des Konsumenten. Ganz frei könne der auf dem freien Markt das ihm Gefällige sich aneignen. So kann und darf er sich nun auch auf dem Angebotsmarkt der Religionen verhalten. Denken wir uns einen Konsumenten in einem Verbrauchermarkt. Aus einem großen Angebot an Waren kann er das ihm Gefällige kaufen, das ist seine Freiheit, die nur limitiert wird durch seine Kaufkraft. Aber dieser Freiheit korreliert eine eigentümliche Gleichgültigkeit seiner Kaufentscheidungen. Aus Sicht der Geschäftsführung ist es nämlich gleichgültig, was ein Kunde kauft, denn es kommt nur darauf an, daß am Jahresabschluß so viel verkauft worden ist, daß der Supermarkt „Schwarze Zahlen“ schreibt. Der Kunde gilt zwar als König und doch sind seine Kaufentscheidungen gleichgültig, sofern nur am Ende genug verkauft wird.

So gerät die These, daß der Mensch nun aber aufgewertet wird, wenn die Religionen vergleichgültigt werden, in ein fragliches Licht. Wo frei entschieden werden darf und gleichzeitig die Entscheidung als gleichgültig gewertet wird, wird der Mensch in seiner Funktion als Konsument nicht aufgewertet. Nur in der Ideologie der Marktwirtschaft wird der Mensch zum „König-Kunde“ aufgewertet, um ihn faktisch als Funktionselement der Ökonomie zu konstituieren. So ist die Konsequenz der Vergleichgültigung der Religionen auch die Entwertung der Kaufentscheidunen der Konsumenten auf dem freien Religionsmarkt.

So kann geurteilt werden, daß gerade diese zweifache Vergleichgültigung, die der Religionen und die des freien Wählers auf dem Markt der Religionen die Religion und die persönliche Spiritualität als Produkt eines freien Erwählens die christliche Religion devitalisiert: In Fragen der Religion sei doch alles letztlich gleichgülig!So könnte die Kritik eines Anthropozentrismus in der nachkonziliaren Kirche ein Fehlurteil sein, denn nicht der Mensch steht dann im Mittelpunkt der Kirche, sondern daß die Kirche sich neu gestaltet, indem sie sich dem Ordnungsprinzip des freien Marktes unterordnet mit der dazugehörigen Ideologie des Kunden als Königs.

 

Freitag, 26. November 2021

Zum Verhältnis der Demokratie zu den Menschenrechten – eine Problematisierung

Zum Verhältnis der Demokratie zu den Menschenrechten – eine Problematisierung


Spontan würde man wohl meinen,daß die Demokratie und die Menschenrechte auf das innigste miteinander verbunden seien, wie andererseits zu einer Diktatur die Mißachtung dieser Grundrechte gehöre. Aber ein allseits bekannter Witz trübt dann doch dies anscheinend so harmonische Verhältnis zwischen der Regierungsform der Demokratie und den Menschenrechten:

Zwei Wölfe und ein Schaf entscheiden ganz demokratisch,was es am Sonntag zum Mittagessen geben soll. Das Schaf hat da keine Überlebensschance. Das ist jetzt aber nicht nur ein Witz, sondern eine bittere politische Realität, denn in allen westlichen Demokratien wird das Menschenrecht auf das Leben den Kindern im Mutterleibe aberkannt,ganz demokratisch. Die polnische Regierung, die dies Recht auf die Kindestötung auf drei Fälle limitieren will:wenn ein Inzest vorliegt oder eine Vergewaltigung oder das Leben der Mutter durch die Schwangerschaft gefährdet wird,wird deshalb ja vom „Europaparlament“ aufs heftigste angegriffen: Das sei undemokratisch.Wenn dann noch daran erinnert wird, daß der Diktator Joseph Stalin, nachdem sein Vorgänger Lenin als erster Staatsmann die Kindestötungen im Mutterleibe legalisierte, diese staatliche Erlaubnis revozierte,dann verkomplifiziert sich das scheinbar so klare Verhältnis von der Demokratie im Kontrast zur Diktatur zu den Menschenrechten.


Ein Klärungsversuch: Die Demokratie stellt eine Herrschaftsform da, die sich selbst indifferent zu allen Inhalten verhält. Alles, was formal demokratisch entschieden worden ist,gilt dann als gültig.So verhalten sich die zwei Wölfe demokratisch korrekt, wenn sie mit dem Schaf zusammen entscheiden, daß das Schaf am Sonntag verspeist wird. So kann ganz demokratisch diesem Lebewesen das Recht auf sein Leben abgesprochen werden.

Wie verhält es sich aber nun, wenn in einem demokratisch verfaßten Staatswesen die Menschenrechte anerkannt werden? Es muß dann konstatiert werden, daß erst durch die staatliche Anerkennung der Menschenrechte diese zur Grundlage dieses Staates werden, denn sonst verfügen die Menschenrechte nur den Status einer moralischen Forderung: O mögen die Menschenrechte doch vom Staate anerkannt werden! In einem demokratischen Rechtsstaat,der auf der staatlichen Anerkennung dieser Menschenrechte sich aufbaut, ist nun die Geltung dieser Menschenrechte dem demokratischen Selbstbestimmungsrecht entzogen,das heißt, daß über ihre Geltung,nachdem sie einmal staatlich anerkannt worden sind, nicht mehr demokratisch entschieden werden darf.Die Demokratie limitiert sich also selbst, indem es die Menschenrechte als nicht mehr demokratisch verhandelbar fixiert.

So entsteht hier ein der Demokratie immanenter Widerspruch:Um der Anerkennung der Menschenrechte willen, die als das Fundament der Demokratie gelten, muß sich die Demokratie selbst beschränken, indem es diesen Gehalt tabuisiert und dem demokratischen Diskurs so entzieht. Diese Limitierung ist nun ein undemokratisches Element von fundamentaler Bedeutung in der Demokratie und provoziert so den demokratischen Willen,diese Begrenzung der Demokratie nicht zu akzeptieren.Es ist so kein Zufall, daß unter der Parole des Selbstbestimmungsrechtes der Frau der Feminismus fast in der ganzen Welt so das Menschenrecht auf Leben der Kinder im Mutterleibe faktisch abgeschafft hat.Denn dies Selbstbestimmungsrecht gilt ja als das Fundament der Demokratie,daß jedes Volk selbst selbstbestimmt sein Leben führen darf. In einer Demokratie können so die Menschenrechte demokratisch limitiert werden,wo die Menschenrechte nicht mehr der demokratischen Verfügungsgewalt entzogen sind. Die heutige Tendenz in den demokratischen Staaten kann so als die einer Verdemokratisierung verstanden werden, in der die Selbstbegrenzung der Demokratie aufgehoben wird und alles den demokratischen Entscheidungen unterworfen wird,so auch das Menschenrecht auf Leben.


Ein spezifisches Narrativ in der Gründungsphase der BRD bereitete dieser Tendenz den Boden. Weimar sei gescheitert, weil diese Demokratie zu wenig Abwehrrechte dem Staat gegenüber demokratiefeindlichen Kräften zubilligte, sodaß am Ende diese Demokratie demokratisch liquidiert werden konnte, als die zwei antidemokratischen Parteien, die der NSDAP und die der KPD im Parlament durch demokratische Wahlen die Mehrheit der Parlamentssitze erlangten, sodaß keine Regierung demokratischer Parteien mehr möglich war. Eine „wehrhafte Demokratie“, die der BRD müsse davor geschützt werden: Ein solcher Mißbrauch demokratischer Wahlen, daß mehrheitlich antidemokratische Parteien gewählt werden können, muß verunmöglicht werden. Darum müssen eben die Grundrechte nur vorbehaltlich in Geltung stehen, sodaß sie auch einschränkbar und abschaffbar sind.So können Parteien verboten werden, wenn sie eine Gefahr für die Demokratie bilden, damit das Volk sie dann nicht mehr wählen kann. So lange das Wahlvolk sein Wahlrecht nicht mißbraucht,darf es auch in kleinen Mengen nichtdemokratische Parteien wählen,werden solche von zu vielen gewählt, können sie aber verboten werden.Das gilt so im Prinzip für alle Menschen- und Grundrechte, die die Verfassung dem Staatsbürger zuerkennt: Alle können auch relativiert und aberkannt werden, wenn Freiheitsrechte mißbraucht werden.

So wird jetzt einem AfD- Parlamentarier die Immunität aberkannt,um prüfen zu lassen, ob er durch die Äußerung: „Alles für Deutschland“ sich strafbar gemacht habe.Eigentlich dürften in einem Rechtsstaat Meinungsäußerungen keine strafbaren Handlungen sein,aber ganz demokratisch hat der Gesetzgeber bestimmte Meinungsäußerungen zu strafbaren erklärt.So wird eben ganz demokratisch das Menschenrecht auf Meinungsfreiheit limitiert durch die Qualifizierung bestimmter als zu bestrafende Handlungen.

Diese Verdemokratisierung schafft so Grundrechte ab oder begrenzt sie und macht damit klar,daß die Selbstbegrenzung der Demokratie durch die Anerkennung von Menschenrechten nicht mehr vollständig bejaht wird: Rechte können auch demokratisch aufgehoben werden,wie eben zwei Wölfe entscheiden können, daß es Schafsbraten zum Sonntag geben wird.


Zusatz

Faktisch wird heutzutage unter der Demokratie verstanden, daß das Wahlvolk aus untereinander konkurrierender demokratischen Parteien wählen darf, sodaß demokratische Regierungen durch die Parlamente dann gewählt werden. Die Vorherrschaft der demokratischen Parteien sei dann die Demokratie, die diese Vorherrschaft dann gegen die nichtdemokratischen Kräfte zu verteidigen haben. Dazu ist es dann auch erlaubt, demokratische Rechte einzuschränken zum Erhalt dieser Parteienherrschaft. Denn die demokratischen Parteien seien die Repräsentanz  des Wahlvolkes.


 

 

 

 


 

Donnerstag, 25. November 2021

Gott regiert, aber wie oder hat er aufgehört,zu regieren?

Gott regiert, aber wie oder hat er aufgehört,zu regieren?


In schweren Zeiten fällt die Aussage,Gott regiert, schwer, denn wie sollte das unzählige Elend dann mit der Vorstellung eines göttlichen Regierens in einen Einklang bringbar sein. Wer so frägt, scheint aber zumindest implizite eine Vorstellung von dem Wie des Regierens Gottes vorauszusetzen mit der dann die Welt,so wie sie uns erscheint,kompatibel zu sein.


Diverse Vorstellungsmodelle des Wieregierens Gottes

a) das reformatorische: Luther,Zwingli und Calvin explizierten ihr Konzept eines theozentrischen Determinismus,Luther in seiner Schrift „Vom geknechteten Willen“,Zwingli in „Über die Vorsehung“ und Calvin in seinem „Unterricht über die christliche Religion“. Der Kerngedanke:Gott als der Allmächtige determiniert alles und jedes Einzelgeschehen sowohl in der Natur wie auch in der Geschichte,versimplifziert ausgedrückt: Nach einem in der Ewigkeit von Gott gesetzten Programmes läuft alles in Gottes Schöpfung ab,es kann so keine kontingenten Ereignisse und keinen freien Willen geben.In diesem Konzept kann es so genau genommen kein für sein Tuen und Unterlassen verantwortlich machbares Subjekt mehr geben, also keinen Menschen.


b) das deistische Modell hauptsächlich in England beheimatet.(Untersuchenswert wäre die Frage, ob es einen Zusammenhang gibt zwischen England als dem Land der Marktwirtschaft und diesem Modell. Vgl O. Spengler,Preußentum und Sozialismus)

Gott erschuf die Welt mit einer perfekten Ordnung ausgestattet und braucht so nicht mehr in ihr zu intervenieren,da alles in ihr von selbst richtig läuft. Eine zeitgeistgemäßere Version des Deismus könnte dann so aussehen: Gott als die Liebe bejaht die Welt und weil er die Freiheit seiner Geschöpfe will, läßt er es zu,daß diese ihre Freiheit auch mißbrauchen. Gott limitiert sich auf ein liebesvolles Zuschauen, denn er hat seine Welt in die Hände der Menschen gelegt. Faktisch heißt das,daß Gott nicht regiert,sondern ähnlich wie im Liberalismus der Staat dem freien Markt die Steuerung der Wirtschaft überläßt, alles der Freiheit des Menschen anvertraut.


c) Das interventionistische Modell, das wohl populärste:Gott steht beobachtend der Welt gegenüber,wie eine Mutter,die ihren Kindern beim Spielen zuschaut, ereignet sich aber ein Malheur, greift sie ein. Um der Freiheit seiner Geschöpfe willen,regiert Gott nicht, aber er interveniert, wenn Gott es für nötig hält.


Faktisch regiert Gott aber im deistischen wie im intervenistischen Modell nicht und dem deterministischen löscht der theozentrische Determinismus das Objekt aus, das Gott regiert,weil es keinen Subjektstatus hat.Es kann in diesem Konzept keinen Menschen mehr geben,Gott als Alleinwirker löscht alles andere als anderes.


Könnte der Begriff des Schicksales ein Ausweg für dieses Problem bieten, daß Gott als Regierender gedacht werden kann und zugleich der Mensch als (endliche) Freiheit? Eine stoische Vorstellung:Die Welt ist ein Theater, in dem Gott jedem seine Rolle zuweist,aber jeder ist dafür verantwortlich,wie er sie spielt,gut oder schlecht.Hier wird die menschliche Freiheit als endliche konstruiert,da die Rolle dem jeweiligen Menschen wie in einem Theaterstück -schicksalhaft – vorgegeben ist,er aber frei ist, wie er sie interpretierend spielt.

Das Ganze als Theaterstück ist dann das Sinnvolle und Gute, aber aus der Perspektive des Einzelschauspielers so nicht erkennbar,denn im Welttheater spielt er nur einen Akt, den seinigen mit in Unkenntnis des Gesamtstückes. So kann er nur Teile des Ganzen wahrnehmen,die er abstrakt betrachtend, herausabstrahiert von der Konkretheit des Ganzen nicht immer so erkennen kann, wie sie wirklich als Teil des Ganzen sind. Aber nur das Ganze ist das Gute. Das wäre dann der Ertrag dieses Konzeptes für das Theodizeeproblem.

Es kann so die Wahrheitsmomente der anderen Modelle in sich aufnehmen,a) daß Gott wirklich regiert,b) daß es in der Welt auch Freiheit gibt,die Gott zuläßt, wie die Menschen ihre jeweilige Rolle spielen und c) daß Gott auch immer wieder in das Theaterstück intervenieren kann, etwa indem er Gebete erhört. Der Begriff des Schicksales kann dabei die Einheit von Gottes Regieren und der menschlichen endlichen Freiheit ausdrücken.

 

Mittwoch, 24. November 2021

Confusionen: Impfpflicht und der neue Sündenbock,der Ungeimpfte

Confusionen: Impfpflicht und der neue Sündenbock,der Ungeimpfte


Für die etablierten Medien ist die Sache klar:Irgendwie sind an allem Elend jetzt die Impfverweigerer schuld.Wäre dem so,dann müßte jetzt wirklich jeder sich sofort impfen lassen. Aber einiges irritiert doch einen aufmerksamen Leser. Anfänglich wurde der Eindruck evoziert,daß wer zweimal geimpft sei,aus dem Schneider sei,er könne weder andere infizieren noch infiziert werden.Jetzt weiß man aber, daß der Impfschutz nur zeitlich befristet erwirkt wird,zwischen 3 bis 6 Monaten,dann müsse nachgeimpft werden. Das seien aber nur Durchschnittswerte.Um das Dogma, daß ein Geimpfter sich nicht mehr infizieren könne, aufrecht zu erhalten,muß nun von jedem doch Infizierten ausgesagt werden,daß bei ihm der Impfschutz schon verloschen sei.

Undogmatischer aber realistischer ist dagegen wohl die These, daß auch Geimpfte sich wieder infizieren können und auch andere mit dem Coronavirus infizieren können, nur ereigne sich das bei Geimpften seltener als bei Ungeimpften. Selbst Fälle von Schwersterkrankungen und Todesfällen unter Geimpften werden publiziert. Je länger und je mehr geimpft wird,desto mehr kriselt der Mythos von:Laß Dich impfen und Du bist aus dem Schneider!

Aber kontrafaktisch dazu wird in den „seriösen“ Medien propagiert, daß eigentlich nur die Ungeimpften schuld an den hohen Ansteckungsfällen und somit an den jetzt wieder verordneten Einschränkungen des Lebens hätten. Die regierungstreuen Medien kanalisieren so die Unzufriedenheit mit dieser Regierungspolitik um auf den Sündenbock der Ungeimpften.Wer dagegen auf Veranstaltungen und Orte schaut,die der G 2 Regel unterworfen sind,kann sich nicht des Verdachtes erwehren, daß da,weil kaum noch ein Abstand gehalten wird und keine Schutzmasken getragen werden, es zu vielen Ansteckungen kommen müßte.

Dann gibt es einen noch viel dunkleren Punkt: die unerwünschten Nebenwirkungen dieser Impfung. Wo ich auch hinhöre, überall weiß man von Fällen zu erzählen, wie schlimm krank Menschen durch die Impfung wurden. Ja, es sollen gar Geimpfte an der Impfung gestorben seien. Man braucht kein dezidierter Verschwörungstheoretiker zu sein,um argzuwöhnen, daß in den Medien diese Nebenwirkungen nicht publiziert werden, verstehen sich die etablierten Medien doch als Volkserzieher,die ihren Lesern nur das mitteilen,was sie für pädagogisch sinnvoll erachten.Denn Berichte über solche Kollateralschäden der Impfungen könnten ja Bürger vom Sichimpfen abhalten und darum verschwinden sie in den Papierkörben der Redaktionen.

Wenn aber die zweifache Impfung nicht ausreicht,weil sie nur zeitlich limitiert schützt, und so immer wieder geimpft werden muß addiert jede weitere Impfung das Risiko von fatalen Kollateralschäden. Der Nutzen der Impfungen relativiert sich dadurch aber auch noch, denn wenn man auch einen Durchschnittswert der Wirksamkeit angeben kann, besagt dies eben nicht, daß jeder Geimpfte so lange wirklich geschützt sei.

So steht man vor der Frage,ob um eines geringeren Risikos der Ansteckbarkeit durch den Virus man das Risiko möglicher Kollateralschäden der Impfung in Kauf nehmen bereit ist.

M.E.sollte diese Frage jeder Bürger für sich selbst entscheiden dürfen seit klar ist, daß eine Impfung kein Garant dafür ist, andere nicht doch anstecken zu können.

Effektiver wäre ein Insistieren auf das Einhalten der Abstands- , Hygiene - und Maskenregeln von allen Bürgern statt nun das Allheilmittel in den Impfungen zu sehen. Populärer scheint aber die Agitation:“An allem sind die Ungeimpften schuld“ zu sein. Diese postmoderne Gesellschaft braucht eben ihre Feindbilder, die Ausgrenzung des inneren Feindes,um dadurch ihren eigenen Zusammenhalt zu produzieren und deshalb wird auf dies Feindbild nicht verzichtet.

Ein Staat,der aber die Zwangsimpfung von seinen Bürgern forderte,müßte so als ein Zuviel an Staat beurteilt werden.Von einer moralischen Pflicht zur Impfung könnte nur dann gesprochen werden,wenn es einerseits nicht dies Risiko der Kollateralschäden gäbe und wenn andererseits die Impfung das Risiko einer Infizierung anderer ausschlösse.  

Zusatz: 

Kath de am 24.11.2021 Wie die Kirche mit 2G und 2G Regeln in Gottesdiensten umgeht:

Doch immer mehr Diözesen ermöglichen es den Gemeinden, vor Ort auch 2G- oder 3G-Gottesdienste zu feiern. Unter anderem die (Erz-)Bistümer Hildesheim, Hamburg, Osnabrück, Rottenburg-Stuttgart, Aachen, Essen, Köln, Münster und Paderborn tun das. Bei solchen Feiern dürfen die Kirchen dann wieder voll besetzt werden und es muss zum Teil auch keine Maske mehr getragen werden.

Hier wird völlig die Gefahr der Ansteckung bei Geimpften verkannt, da man sich auf das "Feindbild" des Ungeimpften kapriziert

 

 

Dienstag, 23. November 2021

Anmerkungen zu einer gespaltenen Gesellschaft und über Feindbilder

Anmerkungen zu einer gespaltenen Gesellschaft und über Feindbilder



Corona spalte die Gesellschaft- diese abbreviaturhafte Aussage meint, daß in der Gesellschaft unterschiedliche Einschätzung über die Coronaepidemie und den Maßnahmen zur Eindämmung dieser Epidemie gäbe,daß sich 2 Positionen dabei so diametral gegen-überstünden, daß eine Verständigung zwischen ihnen nicht mehr möglich sei.Die einen sähen in den Coronaschutzmaßnahmen notwendige Einschränkungen der bürgerlichen Freiheiten, die angesichts der Gefährlichkeit des Virus angemessen sind, und die Anderen eine unzumutbare Einschränkung, die in keinem Verhältnis zur wirklichen Gefährlichkeit des Virus stünde.

Staatlicherseits wie auch in den etablierten Medien werden nun die Kritiker der Regierungspolitik systematisch verteufelt und da man nicht mehr glaubt, die Kritiker argumentativ überzeugen zu können, sollen sie per Sanktionen zum Impfen gezwungen werden: An allem seien die Ungeimpften schuld! In einer Sonntagspredigt schwang sich gar ein Theologieprofessor zu der Behauptung auf, jeder Nichtgeimpfte befände sich im Stande der Todsünde und dürfe so auf keinen Fall die Eucharistie empfangen.

Ich gestatte mir hier, ein paar völlig unzeitgemäße Gedanken zu dieser Causa zu Papier zu bringen.Friedrich Nietzsche schrieb einmal: Nicht weil es Gründe für einen Krieg gäbe,gäbe es Kriege, sondern weil es den Willen zum Kriege gäbe, fände der zu seiner Rechtfertigung auch Kriegsgründe. Hier spricht ein Psychologe, ein Menschenkenner. Im öffentlichen Diskurs wird über die Ursachen,politische Motive und Absichten debattiert, über legitime und nicht legitime Gründe für einen Krieg- (War der Krieg Deutschlands 1941 gegen die Sowjetunion ein illegitimer Eroberungskrieg oder ein billigbarer Präventivkrieg?)aber Nietzsche verweist nun auf eine diesem Diskurs subkutan zugeordnete ganz andere Ebene des Willens zum Kriege.

Zur Verständlichmachung des Verhältnisses dieser zwei Ebenen zueinander sei ein einfacheres Phänomen dargestellt. Wir denken uns ein Paar, seit 5 Jahren zusammenlebend, unverheiratet, aber miteinander intim. Plötzlich sieht die Frau in ihrem festen Freund immer mehr sie Störendes und Nichtakzeptables, ja es entsteht in ihr der Verdacht, daß sie eigentlich nicht zusammen paßten. Nähme sie nun eine professionelle Beratung in Anspruch oder beräte sich mit Freundin, gut und vernünftig könnte sie die Differenzen zwischen ihr und ihrem bisherigen Lebensgefährten explizieren. Damit partizipierte sie an dem allgemeinen Diskurs, warum können Beziehungen scheitern teil, was kann man zur Rettung der Beziehung unternehmen und was, wenn man sich doch trennen muß. Der allgemeine Diskurs verhält sich dabei zu dem von dieser Frau dann wirklich Gesagtem wie das Schachregelsystem zu einer konkret gespielten Partie.

Aber im Sinne Nietzsches könnte jetzt eine ganz andere Ebene, eine subkutane vermutet werden, in diesem Falle soll es als ein Fortpflanzungsprogramm, abgespeichert auf unserer inner-menschlichen Festplatte bezeichnet werden. Dies Festplattenprogramm konstatiert, daß trotz regelmäßigen Geschlechtsverkehres es zu keiner Schwangerschaft kam, die Information, daß Verhütungsmittel benutzt werden kann dies Programm nicht aufnehmen und so kommt es selbst zu dem Ergebnis: ein falscher Partner. Darauf wirkt dies Programm so auf das die Wahrnehmung der Frau ein, daß sie ihren Freund immer negativer sieht, bis sie ihn verläßt, um sich einen neuen Mann zu suchen. In ihrer Selbstwahrnehmung erkennt sie vernünftige Gründe zur Beendigung dieser einstigen Liebesbeziehung, aber die Quelle diese vernünftigen Trennungsgründe könnte dies in uns Menschen festplattenähnlich gespeicherte Fortpflanzungspogramm sein.

Jede Ichidentität generiert sich aus dem Gegensatz zu einem Nichtich, ich bin ich nur in meiner Differenz zu allen anderen. Ohne den Anderen bin ich nicht ich. Wenn nun Gesellschaften eine Ichidentität herausbilden, dann bedürfen sie dazu anderer Gesellschaften, von denen sie sich so unterscheiden, daß sie ein Wir sind. So funktioniert die ethnische Identität:Wir sind ein Volk, weil wir anders sind als die anderen Völker.Die Homogenität des eigenen Volkes in ihrer Differenz zu den anderen Völkern konstituiert so die eigene Identität.Eine andere Möglichkeit ist eine kulturelle Homogenität: Verschiedene Ethnien können eine Wirgemeinschaft bilden eine gemeinsame Religion,die in Differenz zu anderen Religionen steht. Eine Weltgemeinschaft kann es so nicht geben, weil es kein anderes mehr geben kann, das ausgeschlossen werden könnte, sodaß durch einen Ausschluß sich eine Ichidentität konstituieren könnte.

Nun lösen sich aber in der jetzigen Postmoderne sowohl die ethnischen wie die religiösen Homogenitäten auf. Das Projekt der Multiethnisierung und der Multikultivierung dient ja gerade dieser Auflösung von allen Nationalkulturen. Deshalb werden ja auch bevorzugt Muslime in dem einst christlichen Europa als „Flüchtlinge“ aufgenommen.

Wie können dann noch postmoderne Gesellschaften in sich eine Identität erwirken? Es muß etwas konstruiert werden, das als Auszuschließendes die Identität der Gesellschaft konstituiert. Es bedarf eines inneren Feindes, der auszuschließen ist, damit die Gemeinschaft der Dazugehörigen sich bilden kann.Die so Auszuschließenden übernehmen dann neben der Funktion der Ermöglichung der Identitätsbildung die nützliche Funktion des Sündenbockes. Postmoderne Gesellschaften brauchen also um ihrer Identitätsgewinnung willen den inneren Feind.

Das ist die subkutane Ebene. Im öffentlichen Diskurs wird dann nach „vernünftigen“ Gründen gesucht, Bestimmte zum „inneren Feind“ zu erklären. Dieser öffentliche Diskurs verdunkelt dann das Faktum,daß der Wille zum „inneren Feind“ dem politischen Diskurs der Feindbestimmung zu Grunde liegt. Dieser Feind ist so selbst das Konstrukt des politischen Diskurses, jetzt aktuell der „Impfverweigerer“, der auch ein „Rechter“, „Rechtsradicaler“ ist, denn all diese Bezeichnungen sind ja nur Namen für den für postmoderne Gesellschaften notwendigen „inneren Feind“, womit wir auch vor einer erstaunlichen Neuinterpretation von Carl Schmitts Lehre von der Bedeutung des Feind für die Politik stehen.






 

Montag, 22. November 2021

Der Glaube an den letzten Feind – oder warum die Welt so im Argen liegt!

(Oder was wird aus dem Teufel, wenn er zu einem Politikum wird)


Jedes Narrativ, das eine Antwort auf die Frage geben will, warum die Welt so im Argen liegt und wie eine Erlösung möglich sein kann, bedarf des Glaubens an den letzten Feind,der die Primärursache allen Erdenelendes ist und dessen endgültige Besiegung die Erlösung der Welt erbringt. In der großen Erzählung der christlichen Religion (zu dem Begriff der großen Erzählung verweise ich auf Lyotard, Das postmoderne Wissen)spielt diese Rolle der Satan, der am Anfang Adam und Eva zum Sündigen verführte und dessen Macht auf Erden erst am Ende der Zeiten endgültig besiegt werden wird, wie es uns die Johannesoffenbarung prophezeit.

Die Aufklärung und die Französische Revolution als praktizierte Aufklärung säkularisierte dies christliche Narrativ, indem nun die Aufgabe der Welterlösung als eine politische begriffen wurde und so dies neue Narrativ auch einen neuen letzten Feind konstruieren mußte, um so eine praktisch-politische Erlösbarkeit der Welt vorstellbar zu machen. Man muß dann konzedieren, daß der Marxismus für einige Zeit das überzeugendste Narrativ als säkularisierte Erlösungserzählung erbrachte.

Seit der Französischen Revolution gibt es so auch einen emphatischen Begriff der Politik. Politik war dann nicht mehr einfach die Regierungskunst als die allen anderen übergeordnete Kunst, vielleicht vergleichbar mit der Aufgabe eines Dirigenten eines Orchesters, der alle Einzeltätigkeiten des Orchesters auf das Kunstgesamtwerk hinordnet, sondern die Welterlösung, eine Welt des ewigen Friedens und der Gerechtigkeit, eine vernünftige Weltrepublik (Kant) war das eigentliche Ziel der Politik im emphatischen Sinne. Es wäre prüfenswert ob Carl Schmitts Votum, daß die Politik die Unterscheidung von Feind und Freund sei, von daher seine Plausibilität bekam. Denn seine Zeit, der Anfang des 20. Jahrhundertes war geprägt durch den Kampf der Ideologien, die alle mehr oder weniger ausgefeilte politische Narrative waren mit einer ihnen je eigenen Feinderklärung. Mit einer Wahl eines Feindbildes, wer ist an allem schuld, erwählte man somit das Narrativ, dem man darauf anhängen wollte. Denn der letzte Feind ist nicht einfach eine Realität sondern ein Konstrukt in einer Ideologie, die diese Funktion erfüllen soll. Adolf Hitler schrieb einmal (m.W in „Mein Kampf“), daß die politische Propaganda dem Volke nur einen Feind präsentieren dürfe, weil mehrere sie von einem effektiven Kampf abhalte: Gegen wen solle man denn dann streiten?

Nach dem Endsieg der liberalen Ideologie nach dem Zusammenbruch des realen Sozialismus verschwand nun auch dieser emphatische Begriff der Politik.Gibt es denn nun keinen letzten Feind mehr ? Kann der Liberalismus ohne ihn auskommen?

Meine These lautet nun, daß der Vorstellung vom letzten Feind in der jetzigen Postmoderne eine andere Funktion zukommt als in der Moderne mit ihrem emphatischen Politikverständnis. Postmodern strukturierte Gesellschaften zeichnen sich durch eine Enthomo-genisierung aus, die Pluralisierung wird zu ihrem Schicksal. Weder existieren noch ethnische noch kulturelle, etwa durch eine gemeinsame Religion homogene Gesellschaften. Die Multi-ethnisierung und Multikultivierung löst alles Gemeinschaftliche auf. Wie kann dann noch ein Zusammenhalt erwirkt werden, wenn alle Gemeinsamkeiten sich auflösen? Darauf gibt nun die Vorstellung vom letzten Feind eine Antwort: Im Nein zu diesem Feind konstituiert sich eine neue Homogenität als eine der notwendigen Voraussetzungen gesellschaftlichen Lebens. Erst durch die Ausgrenzung des Feindes konstituieren sich so postmoderne Gesellschaften als lebensfähige. Der neue Feind muß so konkret sein, aber auch unbestimmt genug, um Vielfältiges unter ihm subsumieren zu können. Der neue Feind ist so der politisch Inkorrekte, der als Nazi, als Rechter, als Populist oder Traditionalist und Fundamentalist, jetzt aber auch als Impfgegner oder Coronaleugner verteufelt wird. Ein Gutmensch, ein anerkanntes Mitglied einer postmodernen Gesellschaft ist so nur der, der sich an die Kontaktverbote diesem Feinde gegenüber hält. Die so Ausgegrenzten erwirken so erst die Bindungskräfte einer sonst pluralistisch sich auflösenden Gesellschaft.

Der letzte Feind ist so nicht mehr ein konstitutives Element eines Erlösungsnarratives sondern ein konstitutives Element zur ideologischen Aufrechterhaltung postmoderner inhomogener Gesellschaften.



 

Sonntag, 21. November 2021

Die Kirche hat dazugelernt im Umgang mit den Mächtigen der Welt


Einst erklärte Johannes, der Täufer, daß der König Herodes eine illegitime Ehe führe, das führte zu seiner Verhaftung und Enthauptung: Er wird zwar nun als Märtyrer geehrt, aber unklug war sein Verhalten doch, denn er hätte doch, ein wenig „sensibler“ für die Liebe des Königs auf diese Verurteilung dieser Ehe verzichtend länger als Umkehrprediger wirken können.

Warum gibt es die Anglikanische Kirche als einer Abspaltung von der Katholischen? Weil die Kirche in Folge einer conservativen Ehelehre dem König Eheschließungen untersagen wollte. Da gründete er seine eigene Kirche, die dann all sein Tuen absegnete: Gott sei immer mit ihm.

Nun bahnte sich ein vergleichbarer Konflikt an: Der neue Präsident der USA will nun Schritt für Schritt alle von seinem Vorgänger erlassenen Maßnahmen zur Eindämmung der Tötung von Kindern im Mutterleibe zurücknehmen. Bischöfe Amerikas erwogen nun ernsthaft die Frage, ob diesem Präsidenten so die Kommunion noch gespendet werden dürfe, da er öffentlich so engagiert in Wort und Tat für das vermeintliche Menschenrecht auf eine Kindestötung im Mutterleibe sich einsetzt. Rom setzte klare Zeichen. Spätestens nachdem Papst Franziskus in einer Privataudienz dem amerikanischen Präsidenten sagte, daß er ein guter Katholik sei und die hl Kommunion so empfangen durfte, war das Thema, darf dieser Präsident die Kommunion empfangen, vom Tisch.

Aber Papst Franziskus hatte doch vor dem sich energisch gegen den US-Präsidenten Trump ausgesprochen? Widerspricht das nicht dem Eindruck, daß die Kirche sich stets nach den Mächtigen der Welt ausrichte? Auf den ersten Blick schon, aber Trump war eben ein nichtakzeptabler Präsident, einer der nur durch eine Fehlwahl der amerikanischen Bürger Präsident werden konnte und der so von allen Etablierten nicht nur der USA bekämpft wurde.

Kath de, die quasi offizielle Stimme der Deutschen Bischöfe jubelierte angesichts dieser Verbeugung vor der Macht des jetzigen richtigen US- Präsidenten in den höchsten Tönen: „Die Bischöfe, Joe Biden und die heilige Kommunion“ (20.11. 2021):

Dessen mussten sich auch die Bischöfe in den USA klargeworden sein. Hätten sie sich in diesem Dokument regulativ gegenüber Politikern geäußert, hätten sie sich politisch in eine Sackgasse manövriert – und letztlich ihrer eigenen Stellung und Autorität geschadet. Mit dem Ausschluss von Joe Biden wäre zudem womöglich einer breiteren religionspolitischen "Denunziation" Tür und Tor geöffnet worden. Sprich: Wenn ein katholischer Politiker nicht vollends die Linie Roms vertritt, braucht er nur vor seinem Bischof angeprangert werden und mit seiner Karriere ist es aus.

Die Kirche dürfe sich nicht in eine Sackgasse manövrieren. Das täte sie aber, wenn sie so energisch die „liberale“ Abtreibungspolitik der jetzigen Regierung kritisieren würde. Zudem müsse die Kirche katholische Politiker, die nicht im Einklang mit der Kirche in politischen Fragen sich befänden,vor „Denunziationen“ schützen. Ein Bischof habe nicht das Recht, von einem katholischen Politiker eine Übereinstimmung seiner Politik mit der Lehre der Kirche einzufordern.

Aber warum durfte dann Papst Franziskus so eindeutig sich gegen den vorherigen US-Präsidenten positionieren? Hat sich denn damit auch die Kirche ins Abseits manövriert? Mitnichten, damit positionierte sie sich um im Bilde des Fußballes zu verbleiben, nicht ins Abseits sondern in die Sturmspitze der politisch korrekten Kampagne wider diesen Falschpräsidenten. Abstrakter formuliert: Es ist mehr als akzeptabel, ja sogar gut, wenn ein katholischer Politiker, wenn er politisch Korrektes vertritt, was nicht mit der Lehre der Kirche übereinstimmt, dann am politisch Korrektem festhält und katholische Bischöfe dürfen ihn deshalb nicht kritisieren. Kritisiert werden muß dagegen jeder katholische Politiker,wenn er politisch Inkorrektes vertritt.

Ins politische Abseits bewegt sich so gesehen nur dann die Kirche, wenn sie politisch inkorrekt sich äußert. Die Kirche hat so gelernt: Sie hätte Herodes nicht seine illegitime Ehe zum Vorwurf gemacht, sie hätte dem englischen König so viel Ehen mit wem auch immer, erlaubt.Der Erfolg hätte ihr doch Recht gegeben.



 

Samstag, 20. November 2021

Kunst- nur noch Unterhaltung? Ein Fragment

Kunst- nur noch Unterhaltung?


Kunstwerke begeben sich hinaus aus der empirischen Welt und bringen eine dieser entgegengesetzte eigenen Wesens hervor, so als ob auch dieses ein Seiendes wäre.“ Darauf wird kritisch geurteilt:“Damit tendieren sie a priori, mögen sie noch so tragisch sich aufführen, zur Affirmation.“ So Theodor Adorno in seiner „Ästhetischen Theorie“, stw S.10.

Diese affirmative Tendenz soll nicht sein -ein Urteil eines der bedeutendsten Vertreter der „Kritischen Theorie“, das nicht verwundert aber doch die Frage ihrer Begründung aufwirft. Damit ist aber auch schon ein wesentliches Problem dieser Theoriekonzeption angesprochen. Nahe läge nun ein Versuch, diese Kritik in einen Beziehung zu setzen mit der marxistischen Religionskritik, daß der Opiumcharakter der Religion, indem sie die Gläubigen zu einem imaginären Glück verhilft, sie davon abhalte, das real mögliche revolutionär, zu erwirken und sich stattdessen mit der Tristesse der Wirklichkeit, in der es kein Glück geben kann, zufrieden geben.

Aber jetzt soll das Augenmerk auf das Vorherige kapriziert werden. Das Kunstwerk sei eine künstliche der Wirklichkeit entgegen-gesetzte Welt. Diese soll aber nun nicht selbst ein „Seiendes“ sein,sondern nur etwas... ja was denn? Es könnte nun leicht dieser Einwand erhoben werden: Ein Landschaftsgemälde gäbe doch eine Landschaft wieder, und ein so realistischer Roman wie „Verlorene Illusionen“ von Balzac das Leben seiner Zeit. Es gäbe zugegebenermaßen auch ungegenständliche Malerei und Romane wie die von Lovecraft, die nichts Wirkliches wiedergäben, das sei aber doch so nicht die Regel. Diesem recht plausibel klingenden Argument könnte aber (das ist ein Konjunktiv des Zweifels“)entgegengesetzt werden, daß in Kunstwerken, die etwas Wirkliches widerspiegeln, dies Wirkliche nur der Rohstoff ist, der dann zu einem Kunstwerk verarbeitet wird, sodaß das Produkt der künstlerischen Arbeit tatsächlich etwas dem Wirklichen Entgegengesetztes ist. Ein Maler malt nicht etwas einfach ab, sondern er produziert etwas. So sind die Portraits junger Frauen von Renoir nicht realistische Wiedergaben der ihm Modell gestanden habenden Frauen, sondern Meditationen über die Vergänglichkeit der Schönheit, die diesen Bildern ihre so melancholische Ausstrahlung verleihen.

Ist das Kunstwerk nun in seiner reinen Objektivität schon eine solche Kunstwelt, der wirklichen gegenüber stehend oder wird es erst durch den Kunst Rezipierenden dazu? Eine schwer zu respondiernde Frage, auch wenn es nahe liegt zu urteilen, daß erst durch den Gebrauch ein Kunstwerk verlebendigt wird und so erst zu einer Kunstwelt etwa dem Leser wird. So ist ein Rom erstmal nur ein Gebilde bestehend aus vielen ein Ganzes bildender Sätze, aber erst im Lesen wird daraus eine Geschichte, weil das Lesen ein Verarbeiten des Textes ist.

Eine wesentliche Frage wird Adorno nun gleich am Anfang seiner „Ästhetik“ auf, die nach der Funktion der Kunst. Er konstatiert, daß sich die Kunst emanzipiert habe von einem Sein für etwas. Sie hat ihr Wesen nicht mehr in ihrer Funktion für einen religiösen Kult, auch wenn das wohl ihr Ursprung war und sie fungiert auch nicht mehr als Medium der Aufklärung: Sie ist autonom geworden. Das sei „irrevokabel“. (S.9) Aber dafür zahlt sie nun auch ihren Preis: “Zur Selbstverständlichkeit wurde, daß nichts, was die Kunst betrifft, mehr selbstverständlich ist, weder in ihr noch in ihrem Verhältnis zum Ganzen, nicht einmal ihr Existenzrecht.“ So präludiert Adorno seine Ästhetik, und evoziert dabei die Befürchtung, daß das auch das Resümee dieser Ästhetik sein dürfte.

Ein banaler Ausweg scheint der der Subsumierung der Kunst unter den Begriff der Unterhaltung zu bieten. Kunst sei eben doch nur ein Medium zur Unterhaltung, wobei dann eben die Geschmäcker verschieden seien, sodaß einige mehr die Popmusik lieben, andere die Klassik, aber das seien alles nur Binnendifferenzierungen im Raume der Unterhaltungskultur. Daß Kunst etwas anderes sei als ein Mittel zur Unterhaltung, darauf insistiert Adornos Ästhetik, aber gelingt ihm das auch oder manifestiert sich in dieser Ästhetik denn doch nur die tiefe Abneigung gegen alle populäre Kunst im Namen einer wahren, über die nur noch letztlich gesagt werden kann, daß sie nichtkommerziell sein darf.


 

Freitag, 19. November 2021

„Theologie wird Anthropologie“- oder zur anthropozentristischen Wende der Kirche

Theologie wird Anthropologie“- oder zur anthropozentristischen Wende der Kirche


Seit dem Konzil steht auch in der Kirche der Mensch im Mittel-punkt, nicht mehr Gott. Das zeigt auch die neue Messe: Wo früher der Tabernakel stand, steht heute der Gemeinde-Vorsteher.“ So urteilt W.J. Mertensacker, Treue. Deutschlands Wesen und Ehre. Ein Plädoyer für Deutschland, S.98. Als weitere Konsequenz dieses Stellungswechsel heißt es dann, daß aus der Theologie eine Anthropologie wird. (S.98)

In dem Tabernakel knüpft die katholische Liturgie an die Tradition des Begegnungszeltes des „Alten Bundes“ an, dem Ort der Gegenwart Gottes, wo Mose sich mit Gott besprach. Wie im „Alten Bund“ Gott seinen Namen im Jerusalemer Tempel wohnen ließ, damit er da ansprechbar und kultisch verehrbar war, so nimmt im „Neuen Bund“ diese Rolle der Tabernakel ein.

Der Priester ist nun als Pontifax der Brückenbauer zwischen dem im Tabernakel gegenwärtigen Gott und der Gemeinde. Vom Tabenakel hin zur Gemeinde wendet er sich, wenn er von Gott her zur Gemeinde hin vermittelt, wenn er aber von der Gemeinde her sich zum Tabernakel wendet, dann vermittelt er zu Gott hin. Das Meßopfer bringt er Gott dar, deshalb wendet er sich gerade bei der Elevation zum Tabernakel, aber wenn er dann sich zum Volke hinwendet, dann teilt er das Sakrament des Altares den Gläubigen aus. So steht der Priester in der „Alten Messe“ nie im Zentrum, sondern er fungiert immer nur als Vermittler zwischen Oben und Unten. Diese Horizontalität manifestiert sich dann auch im inneren Aufbau der Kirche. Der Hochaltar steht auf einem erhöhten Boden, von dem der Versammlungsraum der Kirche, niedriger gelegt durch eine Chor- und Kommunionbank abgetrennt ist. Der Priester steigt empor zum präsenten Gott im Tabernakel des Hochaltares und steigt hinab von dort,wenn er sich dem Volke zuwendet. So gliedert sich auch der Innenraum der Kirche auf in den allerheiligsten Raum,dem vor dem Hochaltar und dem heiligen der sich da versammelnden Gemeinde. So konstituiert sich der heilige Raum der Kirche nicht nur durch seine Differenz zur profanen Welt, dem Außerhalb der Kirchenmauern sondern auch intern durch diese Differenzierung. Die ganze Ordnung der hl. Messe ist so theozentrisch durchgestaltet.

Diese vorkonziliare Ordnung wird nun konfundiert durch die „Neue Messe“. In ihr steht nun wirklich der Pfarrer im Zentrum, der stets zur Gemeinde hin gewandt agiert. Er sagt, daß er zu Gott bete, aber seine Körperhaltung dementiert dies, da er die theoretisch an Gott gesprochenen Gebete praktisch zu seinen Zuhörern spricht. Das eingeschaltete Mikrophon sagt alles, denn in ihm manifestiert sich die Sorge der Kirche, daß auch jeder der Gemeinde das Gebet gut hören kann. Beim Reformator Calvin findet sich schon als Begründung für die Nutzung der Volkssprache für die Gebete in dem Gottesdienst, daß sonst die Gemeinde das Gebete ja nicht verstünde. Es ist dann keine überspitzte Polemik, wenn geschlußfolgert wird, daß der faktische Hörer des Gebetes, die Gemeinde dann auch zum Erhörer der Gebete werden soll. Aus dem Gebet, Gott stehe den Kranken bei, wird so der Appell: Kümmert Euch um Eure Kranken!

Aber diese Anthropologisierung erwirkt auch weitere Folgen für die Theologie im engeren Sinne, für die Gotteslehre. Aus dem Gott, wie ihn die hl. Schrift bezeugt und die Kirche lehrt wird ein Gott nach Menschengeschmack. Hierfür ist Papst Franziskus selbst der beste Beleg.Jesus Christus lehrte uns im „Vaterunser“ wörtlicher als gewohnt übersetzt: Und trage uns nicht in Versuchungen“, aber dem Papst mißfällt die darin enthaltende Gottesvorstellung, daß Gott uns in Versuchungen führen könnte und er will so dies Gebet ändern, meinend, daß es wohl vielen Menschen mißfalle. Gott habe eben so zu sein,wie wir Menschen ihn uns wünschen. Darum widerspricht dieser Papst auch Gott, der die Todesstrafe für schwere Verbrechen einfordert um der Gerechtigkeit willen. Einem humanistischem Anthropologismus ist eben die Todesstrafe etwas Inhumanes .Selbst Gott muß so veranthropologisert werden, er darf nicht mehr so sein, wie er ist, er muß eben unseren menschlichen Wünschen unterworfen werden.

Nach Mertensacker sind die heutigen Predigten nur noch unendliche Variationen des: „Seid nett zueinander und haltet Frieden.“ (S.989 Als Begründung dafür kann dann wohl noch die Aussage: „Weil Gott uns alle liebt“, herangezogen werden, aber auf sie könnte auch verzichtet werden, wenn doch nur noch ein Humanismus gepredigt wird. Dem entspricht es dann auch, daß nicht mehr von der Predigtkanzel herab, also von Oben gepredigt wird zum Volke nach unten, sondern daß dies horizontale Gefälle ersetzt wird durch ein vertikales auf (fast) gleicher Höhe. Der Pfarrer als einer aus der Gemeinde spricht zu den Anderen der Gemeinde. Alle sind Gott eben gleich nahe (oder auch gleich fern) und so vermittelt die Predigt auch nicht mehr zwischen Oben und Unten, zwischen Himmel und Erde, sondern ist eben die Darlegung des persönlichen Glaubens des Pfarrers zur Anregung des Glaubens seiner Hörer.

So wird auch Papst Franziskus Kampf wider die „Alte Messe“ verständlich, denn für ihn ist dieser Anthropozentrismus der nachkonziliaren Kirche irrevokabel und darf so nicht durch eine weitere Zelebration der theozentrischen „Alten Messe“ in Frage gestellt werden .



 

Donnerstag, 18. November 2021

Treue und Partnerschaft – eine Qualität, die homosexuelle eine Partnerschaft legitimiert?

Treue und Partnerschaft – eine Qualität, die homosexuelle eine Partnerschaft legitimiert?


Im Diskurs zur Causa der Bewertung und des Umganges mit in homosexuellen Partnerschaften Lebender wird oft das Argument eingebracht, daß solche Partnerschaften, wenn in ihnen Treue und Partnerschaft gelebt würde, sie dadurch moralisch legitimiert würden und sie auch zu segnen seien durch die Kirche. So würden da zwar Menschen nicht wie in einer Ehe zusammenleben, aber doch eheänlich ob dieser darin gelebten Tugenden und das legitimiere die Segnung ihrer Beziehung. Es muß hierbei klar distinguiert werden zwischen der Segnung eines Homosexuellen und der Segnung einer homosexuellen Beziehung. In der aktuellen Debatte geht es um Letzteres, sodaß das Argument, eine Verweigerung der Segnung einer so gearteten Beziehung sei eine Mißachtung der homosexuellen Person, nicht zutrifft, denn nur die Beziehung wird nicht gesegnet, so die jetzige kirchliche Praxis, was aber eine Segnung eines Homosexuellen nicht ausschließt.

Ist also die gelebte Treue eine Tugend, durch die eine homosexuelle Partnerschaft zu einer durch die Kirche zu segnenden Partnerschaft qualifiziert wird?

Diese Frage verweist auf die Problematik der sogenannten Sekundärtugenden. Wenn Mut eine Tugend ist, ist dann der mutig vorgehende Einbrecher, der sich von einem Wachhund nicht von seinem Einbruchsvorhaben abhalten läßt, ein tugendhaft Handelnder, und ein klug und besonnen seine Ehefrau Tötender etwa tugendhaft im Vergleich zu einem Ehemann, der seine Frau beim Ehebruch erwischend im Affekt tötet?

Stellen wir uns diese Situation vor: Ein Mafiamitglied wírd beerdigt und in einer Ansprache am Grabe hieße es: „Stets hat er treu unserer „Familie“ gedient, alle Aufträge gewissenhaft ausgeführt, er war stets kollegial und verläßlich.“ Ist er also ein moralisch guter Mensch gewesen angesichts so vieler praktizierter Tugenden?

Mitnichten, muß hier geurteilt werden. Wenn das Ganze nicht etwas moralisch Legitimes ist, dann kann ein „tugendhaftes“ Verhalten in ihm auch nichts Tugendhaftes sein. In einer Räuberbande ist die praktizierte Kammerradschaft eben nichts Positives. Wenn das Ganze aber etwas Gutes ist, wie etwa die Ordnung der Ehe, dann ist auch die in ihr gelebte Treue etwas Gutes und Tugendhaftes. Wer täglich seine „Treue“ zur Schnapsflasche lebt, indem er täglich mehrere austrinkt, lebt treu aber nicht gut.

Kann nun eine homosexuelle Partnerschaft etwas moralisch Gutes sein, sodaß die in ihr praktizierte Treue etwas Gutes ist. Jetzt kommt es auf die Näherbestimmung der Partnerschaft an. Stellen wir uns zwei homosexuelle Rechtsanwälte vor, die eine Bureaugemeinschaft bilden wollen und die Segnung ihres gemeinsamen Bureaus und ihrer Rechtsanwaltskanzlei wünschen. Gegen eine solche Segnung spräche nichts eingedenk des Glaubens, daß kein menschliches Arbeiten ohne Gottes Segen Frucht bringt. Anders sieht es aber aus, wenn eine sexuelle Partnerschaft zweier Homosexueller gesegnet werden soll. Die kann nicht gesegnet werden, weil eine Fruchtbarkeit dieser Beziehung ausgeschlossen ist, sie können keine Kinder bekommen, und weil die praktizierte Homosexualität als Sünde von der Kirche beurteilt wird. Eine Partnerschaft, die in sich also nicht moralisch legitim ist, kann eben nicht ob der in ihr gelebten Tugenden doch gesegnet werden. Einfach veranschaulicht: Ein mutig vorgehender Einbrecher ist kein tugendhaft Handelnder, auch wenn der Mut eine Tugend ist.


 

Mittwoch, 17. November 2021

Eine – Welt- Konzepte oder der Wille zur Weltbeherrschung

(Es gibt nichts Neues unter der Sonne- Globalisten gestern und heute)


Der König Antiochus wußte, was er wollte: „Damals schrieb der König seinem ganzen Reich vor, alle sollten zu einem einzigen Volke werden und jeder soll seine Eigenart aufgeben.“ (1. Makkabäer, 1,41f) Er war erfolgreich, denn es heißt dann, daß alle Völker sich so ihm unterwarfen (V 42), aber doch nicht alle: Die jüdischen Freiheitskämpfer, die Makkabäer unterwarfen sich nicht. Die 2 Makkabäerbücher, von dem Reformator Luther aus dem Kanon exkommuniziert, erzählen dann von diesem heroischen Freiheitskampf dieser frommen Juden.

Der König ließ Jerusalem erobern: Die Städter flohen „und Ausländer zogen in die Stadt hinein.Ihren eigenen Kindern wurde die Stadt fremd und ihre Söhne verließen sie.“ (V 38) Das Konzept der Auflösung ethnisch homogener Bevölkerungen durch die Ansiedlung von Fremden, war schon diesem König vertraut, um so eine Masse von Beherrschten zu erschaffen. Die Entindividualisierung der von ihm beherrschten Völker sollte so erwirkt werden:“Der König schickte Boten nach Jerusalem und in die Städte Judäas mit der schriftlichen Anordnung, man solle eine Lebensform übernehmen, die dem Lande fremd war.“ (V.44)

Diese Anweisung fiel auf einen fruchtbaren Boden, denn es gab in dem israelischen Volke viele, die ihre eigene Identität aufgeben wollten: „Zu dieser Zeit traten Verräter am Gesetz in Israel auf, die viele zum Abfall überredeten. Sie sagten: Wir wollen einen Bund mit den fremden Völkern schließen, die rings um uns herum leben, denn seit wir uns von ihnen abgesondert haben, geht es uns schlecht.“ Das „Gesetz“ steht hier für die völkische Identität des jüdischen Volkes, das indem es daran festhielt, sich von allen anderen Völkern mit ihrer jeweiligen Identität abgrenzten. (W. Stapel versuchte durch seine Konzeption des Volksnomos die Identität der Völker zu begreifen, daß jedem Volke ein eigenes göttlichen Gesetz gegeben sei, das es zu verwirklichen habe, eine Aktualisierung findet sich in: Werner J. Mertensacker: „Die Treue. Deutschlands Wesen und Ehre.“ )

Wir wollen doch auch dazugehören und uns so nicht abgrenzen von den Anderen – die Stimme des Herdentriebes spricht hier, denn Dazugehören, nicht außerhalb der Herde leben, hat sich evolutionär als effektives Überlebenskonzept erwiesen.

Jedes Bewahren der eigenen Identität setzt eben auch eine Grenze zu den anderen Volkstümern: Wir sind nicht wie ihr und ihr nicht wie wir! Genau das wollte dieser König überwinden: Alle sollten nach einem Gesetz uniformiert leben.

Deshalb galt es, ethnische Homogenitäten aufzulösen durch die Ansiedlung von Fremden und durch die Unterwerfung aller Völker unter ein Gesetz. Ein in sich stringentes Konzept, das aber scheiterte an der Willenskraft der Getreuen, die nach ihrem Gesetz und nicht nach dem allen Völkern aufdoktriertem.

Der Wille zu einem Reich, in dem alle Völker entindividualisiert unter einem Gesetz leben, findet nun eine Neuauflage in dem Projekt der einen neuen Weltordnung, daß nun alle unter das Gesetz der freien Marktwirtschaft zu stellen seien, sodaß so alle völkischen Identitäten aufzulösen sind. Die Auflösung ethnischer Homogenitäten durch massenweise Einwanderung und die Unterwerfung aller Bereiche des Lebens unter das Gesetz des freien Marktes soll so diese Einheitswelt hervorbringen.

Aber solcher Machtwille provoziert wie einst zu den Zeiten der Makkabäer Widerstände. Momentan scheint das aufblühende China die stärkste Widerstandskraft wider diese Globalisierung zu sein, aber auch in Afghanistan erlitt dies Konzept eine Niederlage. Solche Weltberrschungsprojekte sind nun einmal nur politische Vorhaben, von denen nicht zu sagen ist, daß sie auch wie geplant gelingen.

Aber eines kann dabei nicht übersehen werden: Unter Papst Franziskus ist die Katholische Kirche zu einem der energischten Befürwortern dieses neuen Weltbeherrschungsvorhabens geworden, wofür auch die Identität des Katholischen aufgeopfert werden soll.



 

Dienstag, 16. November 2021

Zur Ökohysterie – ein paar Anmerkungen

Zur Ökohysterie – ein paar Anmerkungen


Nachrichten werden als Waren produziert, das heißt, daß ihr Verkaufswert bestimmend ist. Naiv ist die Vorstellung, daß die Nachrichten eben Wirklichkeiten so wiedergäben, wie sie sind. Zur Veranschaulichung: Auf dem Flughafen X landen und starten jährlich circa 25.000 Passagierflugzeuge. Das ist keine Nachricht, höchstens interessiert das Statistiker. Dann stürzt ein Flugzeug ab, alle Insassen verbrennen in ihm. Das ist eine Nachricht,die, wenn dies Unglück sich in Deutschland ereignet hätte, in allen unseren Medien auf Seite 1 stünde.

Warum? Weil nur schlechte Nachrichten „gute“ sind, das heißt, Nachrichten die massenhaft gelesen werden. Wenn Verschiedene Nachrichten anbieten, untereinander konkurrierend, gilt es, schlechtere Nachrichten als die Mitbewerber auf den Markt zu bringen. Nehmen wir an, in der Zeitung A stünde: Viele Postboten werden von Hunden gebissen, wer läste diesen Bericht noch, stünde wo anders: „Postbote biß Schäferhund tot“? Ein alarmistischer Tonfall: Kurz vor dem Weltuntergang!, ist so eben die Auflage oder die Einschaltquoten steigernd. Die bestimmen aber, wie viel Kunden für Werbeinserate in dem Medium zu zahlen haben.

Nachrichten werden also so produziert, daß sie bei den Empfängern gut ankommen. Da ist die Tendenz eindeutig: Nur schlechte Nachrichten sind gute.

Christen unterhalten sich über ihre Gemeindepfarrer. Einer lobt den Pfarrer X, daß er so gut predige und die Liturgie so schön zelebriere. Wie lange wird aufmerksam dieser Laudatio zugehört? Aber wenn dann diese Lobrede drastisch unterbrochen wird durch die Bemerkung, der Pfarrer habe eine Geliebte, dann sind alle wieder voll dabei: Was, wie,mit wem? Nichts langweilt so wie eine Laudatio, nichts begeistert so wie Tratsch! Hat Prinzessin X und der Star Y neue Liebschaften, entzückt Heerscharen von Lesern.

Dies allgemeine Produktionsgesetz für Nachrichten gilt somit auch für alle Nachrichten über die „Klimakatastrophe“und sonstige Ökohorrormeldungen. Die heutige Katastrophenmeldung muß immer die gestrige noch überbieten, um noch Interesse an ihr zu erwecken. Der „Wachturm“ der Zeugen Jehovas verkennt dies Gesetz der Steigerung und so langweilt seine ewig gleich tönende Weltuntergangsverkündigung. Ökokatastrophenmedien sind da eben kreativer.

Die Welt, in der wir leben, ist nicht (mehr) die Realwelt sondern das Bild von ihr in den Medien. Die Realwelt verschwindet in dem Meer der medialen Weltkonstruktionen. Ein einfacher unmittelbarer Zugang zum Realen wird so faktisch verunmöglicht, weil das Selbsterlebte durch die durch die Medien vorgegebenen Deutungsmuster erst zu einer Erfahrung, zu einer Wahrnehmung des Subjektes wird. Denn jede Erfahrung, jede Wahrnehmung ist ein Produkt der Verarbeitung von den eigenen Sinneswahrnehmungen und nichts Unmittelbares.

Auch produzieren die Wissenschaften ihre Erkenntnisse nach den Gesetzen des freien Marktes. Nicht mehr wird so der wissen-schaftliche Diskurs durch die Unterscheidung von „wahr“ und „falsch“ reguliert, sondern der Marktwert einer Erkenntnis macht sie zu einer „wahren“= gute Ware. So würde jede Biologe gesteinigt, erklärte er, so wie nicht sehen könnende Augen etwas Naturwidriges sind, so sei auch eine angeborene Homosexualität naturwidrig, da der Zweck der Sexualität die Fortpflanzung sei. Da diese Erkenntnis politisch korrekt mit Sanktionen geahndet wird, sagt das kein Biologe mehr:Diese Erkenntnis hat eben einen Negativwert, auch wenn sie wahr ist.

Wenn also wissenschaftliche Erkenntnisse nach den Gesetzen des Marktes produziert werden, darf an ihrem Wahrheitsgehalt gezweifelt werden. So hatte die Geschichtswissenschaft der DDR nachzuweisen,daß die Partei, die Partei immer Recht hatte- so wurde es auch gesungen- während die westliche nachzuweisen hat, daß die denkbar beste aller Staatsformen die der westlichen Demokratie sei. Im Prinzip gilt das so auch für den naturwissenschaftlichen Diskurs.

Was ist dann aber wahr? Genau das ist nun das Problem. So klar auch die Produktionsbedingungen von Nachrichten und wissenschaftlichen Erkenntnissen rekonstruiert werden können, damit ist noch lange nicht geklärt, was denn nun wahr sei. Ein naiver Subjektivismus: „Die Welt ist, so wie ich sie sehe!“ ist selbstredend kein Ausweg.

Es darf aber der Verdacht geäußert werden, daß die Klimakatastrophenhysterie mehr ein Produkt der Medien und der daran Verdienenden ist als ein reales Ereignis.

 

Montag, 15. November 2021

Bedenkliches – antiliberale Gedanken

Bedenkliches – antiliberale Gedanken


Ein Dialog aus einem Zukunftsroman:

Dann werde ich nicht mehr leben.“

Das ist wahr, aber es ist auch bedeutungslos, denn jedes Wesen lebt in seinem Volk fort.“

Im Jahre 1972 konnte das W.Voltz in dem Roman: „Ein Mutant verschwindet“, Perry Rhodan Nr. 576, S.49 schreiben – wäre dieser Dialog noch in einem Roman des Jahres 2021 schreibbar? Diese Antwort gibt nun dem Leser zu denken, denn wie ist sie zu verstehen. Die Frage, ob diese Aussage wahr sei, soll erstmal ausgeklammert werden, denn wie sollte eine Aussage auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft werden können, wenn sie nicht zuvor verstanden worden ist.

Wahr soll einerseits die Aussage sein, daß er nicht mehr lebt und zugleich soll wahr sein, daß er in seinem Volke fortlebt. Wie ist es denkbar, daß beide Aussagen wahr sein könnten, unabhängig davon, ob sie wirklich wahr sind? Zwischen dem Leben vor dem Tode und dem Fortleben nach dem Tode im eigenen Volke muß also irgendeine Differenz bestehen. Die simpelste Erklärung wäre wohl diese, daß dies Fortleben als ein Erinnertwerden im Volke interpretiert würde. „In meinem Herzen wohnt mein verstorbener Mann weiter“, kann etwa eine Witwe sagen. Es ist aber fraglich ob ein Erinnertwerden, wer denkt an mich auch nach meinem Tode, als ein Fortleben von mir zu qualifizieren ist. Diese Skepsis gilt auch gegenüber Äußerungen in Beerdigungsansprachen, wenn es da heißt, daß der Verstorbene in Gott, in Gottes Erinnern weiterlebt.

Für jedes liberale Denken ist so die Vorstellung eines Fortlebens von Verstorbenen in dem eigenen Volke unvorstellbar, wenn diese Vorstellung nicht als ein bloßes, daß man sich an den Verstorbenen weiter erinnert, gedacht wird. Denn es gibt in dieser Ideologie nur den Einzelmenschen, der zwar soziale Kontakte unterhält, am liebsten Kaufverträge, aber keine Kollektiventitäten, wie etwa ein Volk. Wenn aber ein Volk mehr ist oder etwas ganz anderes als die Summe der Einzelbeziehungen, dann könnte es in diesem Subjekt Volk auch ein Weiterleben des einzelnen Verstorbenen geben.

Man spricht gern von einem Mannschaftsgeist, einer Stimmung in einem Betrieb. Zur Veranschaulichung: Ein Fußballspielreporter: Die Mannschaft hat sich aufgegeben, jetzt wo sie 0:3 zurückliegt, sie glaubt nicht mehr an eine Wende, daß das Spiel noch umdrehbar ist. Einen neuen Spieler bringt der Trainer, aber kaum auf dem Spielfelde, bewegt er sich genauso wie die von Anfang an spielten: Die Stimmung der Mannschaft steckte ihn an, er wurde hineingenommen in diese resignative Mannschaftsstimmung. So eine Stimmung ist nun nicht einfach die Summe aller Einzelgestimmtheiten der Spieler, sondern etwas Transindividuelles, das doch nur in den Einzelspielern existiert als doch vom Einzelnen Verschiedenes.

Könnte es dann soetwas wie einen Volksgeist geben, der zwar nur in den Volkszugehörigen existiert, aber doch etwas von unserer individuellen Seele Verschiedenes? Lebte ein Verstorbener in so einem Volksgeist weiter, wäre er wirklich zwar verstorben, wäre aber als Seele eben doch noch in seinem Volke lebendig. Könnte es also ähnlich wie einen Mannschaftsgeist auch einen Volksgeist geben? Herder wird der Ausspruch zugeschrieben, daß die Völker Gedanken Gottes seien. Wäre es denkbar, daß ein Volk so auch mit einem Volksgeist ausgestattet erschaffen worden ist als einer Kollektividentität, aus der kein verstorbener Volkszugehöriger herausfällt?

Diese scheinbar so einfache Aussage stellt doch, wenn verstanden werden will, was da gelesen worden ist, uns vor beachtliche Denkprobleme. Es gibt keinen zwingenden Grund, hierbei der Ideologie des Liberalismus, fussend in dem Nominalismus zu folgen. Ein realistisches Denken wird stattdessen dem Begriff des Volkes ein reales Sein zusprechen und es nicht einfach entsubstantialiseren mit der These, so ein Begriff wäre nur ein Gedankending, das sich einer Abstraktion von vielen Menschen mit Ähnlichkeiten verdanke. Wenn aber das Volk eine Realie ist, die sein Begriff adäquat ausdrückt, dann ist auch ein Volksgeist denkbar, der sich vielleicht in den Gliedern eines Volkes individuiert, aber doch dabei ein Geist bleibt, in dem alle Glieder eines Volkes, auch die verstorbenen sind.

Das ist nun ein recht spekulativ daherkommender Gedankengang, aber ohne einen solchen scheint mir das in diesem Roman Ausgesagte nicht verstehbar zu sein. Ob er aber auch wahr ist, das steht und fällt wohl mit der Frage, ob trotz der Vormachtstellung eines nominalistischen Denkens einem begriffsrealistischen noch ein Wahrheitsgehalt zuschreibbar ist.