Dienstag, 9. November 2021

Apokalypse und der Glaube an die Optimierbarkeit der Welt

Hat  Jesus nicht irgendwie etwas ganz anderes verkündigt als jetzt in der Kirche zu hören ist?


Den Kern der Verkündigung Jesu Christi (Genitivus subjektivus) könnte so veranschaulicht werden: Auf der „Titanic“ ruft ein Prophet aus, daß das Schiff sinken wird und dann nur die in einem Rettungsboot dann Sitzenden werden gerettet werden. Dieses Rettungsboot, die neue „Arche Noahs“ ist die Kirche,zu der die gehören, die Jesus als Sohn Gottes glauben und demgemäß leben. Die alte Welt wird Gott ob ihrer Sündhaftigkeit richten, aber er wird dann einen „neuen Himmel und eine neue Erde“ errichten, in der dann die Geretteten ewig leben werden. So steht nichts dagegen, daß die Johannesoffenbarung, auch wenn sie modernen Christen ein einziges Greuel ist, Jesu Vorstellung vom Ende der alten Welt entspricht. Jesus als Lehrer der Gerechtigkeit beantwortet so uns die Frage: Wie müssen wir sein und leben,damit wir als „Arche Noah“ Passagiere den Weltuntergang überleben, indem wir in sein Reich Gottes eingehen werden. Das kann als der Kern der Reich Gottes Verkündigung verstanden werden.

Verweilen wir nun im Bild der in ihren Untergang hineinfahrenden „Titanic“. Auf ihr wirkt nun die Kirche. Was sieht sie da als ihre Aufgabe an? Irritiert stellen wir fest: Sie engagiert sich für die 3.Klasse Passagiere, daß es ein Unrecht sei, sie von all dem Luxus des Schiffes auszuschließen, ja sie tritt für bessere Arbeitsbedingungen für das Schiffspersonal ein, nimmt sich der Sorgen und Nöte der Seekranken an. Sie ist diakonisch wirksam und verkündet dabei auch ein neues Evangelium: Gott liebt jeden Passagier so wie er ist.

Wir fahren auf dem Schiff „Titanic“, und sehen uns vor die Aufgabe gestellt, die Seereise schöner, humaner und besonders wichtig sozial gerechter zu gestalten. Ohne Bild formuliert: die Aufgabe, die Gesellschaft zu humanisieren. Nun muß dazu aber die gesamte Verkündigung Jesu transformiert werden in Lehrstücke eines Programmes zur Erreichung einer gerechten und „geschwisterlichen“Welt. So formuliert Papst Franziskus dies Programm als Aufruf an alle Gottgläubigen jeder Religion und den Menschen guten Willens:“von hier aus wollen wir uns gemeinsam für die Verwirklichung des Traumes Gottes einsetzen: dass die Menschheitsfamilie für alle ihre Kinder gastfreundlich und aufnahmebereit werde“. Papst Franziskus, Wir Nachkommen sind gerufen, in Frieden unseren Weg zu gehen, in: „Der Fels, April 2021, S.115. Die „Titanic“ soll also optimiert werden, damit alle Passagiere auf ihr besser als jetzt leben können.

Was bleibt dabei aber von Jesu Christi Reich Gottes Verkündigung übrig? Nichts außer dem Projekt der Lebensqualitätsoptimierung des Passagierlebens auf der „Titanic“. Ein Rettungsboot braucht keiner mehr, weil dies Schiff unsinkbar ist, sofern wir selbst es nicht durch gröbstes Fehlverhalten zum Versinken bringen. Aber gegen diese mögliche Katastrophe engagiert sich die Kirche ja schon vorbildlich unter der Flagge des Primates des Umweltschutzes.Die Seelen rettet die Kirche nicht mehr sondern die Wälder und Wiesen und die lieben Tiere in ihnen. Denn auch jedes Ungezieferlein ist ein erhaltenswertes Tierlein. Aus der Reich Gottes Umkehrpredigt wird so die Proklamation des Glaubens an die Menschenwürde, Gott liebe jeden Menschen, und der Auftrag,das gesellschaftliche Leben dem zu Folge zu humanisieren.

 

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