Sonntag, 7. November 2021

„Die herrschenden Gedanken sind die der Herrschenden“

Die herrschenden Gedanken sind die der Herrschenden“


Wohlvertraut ist dies Votum von Karl Marx, aber sein Gehalt gibt doch viel zu denken. Seit gefühlten Ewigkeiten wird Bayern von der CSU regiert, diese Partei könnte so als die Bayern beherrschende bezeichnet werden und trotzdem ist der Bayrische Rundfunk von seiner Tendenz her eindeutig Grün-Rot ausgerichtet; ja auf diese „Staatspartei“ färbt diese Grün-Rote Tendenz ab, die CSU vergrünt sich.Seit circa 2000 Jahren predigt die Kirche das Gebot der Nächstenliebe, in Europa lange aus einer herrschenden Position heraus, aber hat diese christliche Predigt wirklich gefruchtet? Trotz 2000 jähriger Predigt: Noch nie wurden in Europa so viele unschuldige Menschen getötet wie jetzt im Namen des „Menschenrechtes“ der Tötung von Kindern im Mutterleibe.

Im 2. Johannesbriefes des Theologen der Liebe lesen wir aber: Habe keine Gemeinschaft mit Irrlehren, „verweigere ihm den Gruß“. (V.10) Gehört es nicht zu jedem kultivierten Bürger, daß er genau weiß, wem man nicht zu grüßen habe, mit wem man keinen Kontakt zu pflegen habe? Man stelle sich das einmal vor: Ein Bischof gibt einem bekannten AfD-Politiker die Hand. Würde nicht sofort in den Medien lautstark sein Rücktritt gefordert?

Offensichtlich neigen wir als Hörer, uns Genehmes gern aufzunehmen: Es gibt Menschen, denen ich den Gruß verweigern darf!- und weniger Genehmes: Ich habe meine Mitmenschen zu lieben!, das dann auf wenig fruchtbaren Boden fällt.

Wenn also die Gedanken der Herrschenden unter den von ihnen Beherrschten auf fruchtbaren Boden fällt, sodaß diese Gedanken die der Beherrschten werden, warum werden sie so positiv rezipiert? Zu oberflächlich verstünden wir wohl dies Marxvotum, wenn wir es in der Vorstellung des Opportunismus deuteten, daß eben die Beherrschten gegen ihr eigenes besseres Wissen den herrschenden Ideen zustimmen aus Angst vor den Sanktionen, die Andersdenkenden drohen. Dann dächten die Beherrschen ja gar nicht die Gedanken der Herrschenden, sie äußerten sie nur als eine Simulation ihrer Zustimmung zu ihnen.

Wie werden also die Gedanken der Herrschenden zu denen der Beherrschten? Damit stehen wir vor einem der Kernprobleme jeder Ideologiekritik, bzw der Kritik des zeitgeistgemäßen Denkens. Dies zeigeistgemäße Denken ist das in den öffentlichen Diskursen präsente. Kann geurteilt werden, daß einfach schon durch eine Partizipation an diesen Diskursen der Mitkommunizierende ein Vertreter der herrschenden Ideologie wird. Das könnte so veranschaulicht werden: Wenn Fußball gespielt wird, muß jeder, der mitspielen will, auch Fußball spielen wollen. So kann er eben nicht mitten im Spiel wie ein Handballspieler ein Tor werfen. Um am öffentlichen Diskurs teilhaben zu können, müßte man sich so gesehen so an die Regeln dieses Diskurses halten wie der, der mitspielen will, in diesem Falle die Fußballspielregeln einzuhalten habe. Die Ideologie der Herrschenden wären dann als die Regeln der öffentlichen Diskurse zu verstehen, die jeder einzuhalten hat, wenn er auch an diesen Diskursen partizipieren möchte.

Nur außerhalb dieser öffentlichen Diskurse, unter den Steppenwolfexistenzen (Hermann Hesse) könnte es so ein abweichendes Denken geben. Das individuelle Denken, wenn es sich nicht von den öffentlichen Diskursen absondert und so absonderlich wird, ist eben nur eine Individuierung der öffentlichen Diskurse, so wie das Regelsystem des Schachspieles jedem individuellem Spielen vorausgeht und so auch erst individuelle Spielzüge ermöglicht, indem es aber auch nichtkonforme ausschließt. Das hieße, daß nicht zuerst ein individuelles Denken sich ereignet, das dann sekundär durch die herrschende Ideologie verformt und depraviert wird,sondern gerade wenn individuell eigenständig gedacht wird, dies Denken die Partizipation am öffentlichen Denken, den bestimmenden Diskursen ist.






 

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